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Dieses Thema hat 115 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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Serpel Online




Beiträge: 48.168

07.12.2012 13:45
#31 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Zitat von Falcone im Beitrag #30
In Gyulaháza kommen wir an einer Schule vorbei, auf deren Schulhof ein Düsenjäger als Denkmal steht. Seltsam. Leider habe ich weder vor Ort noch im Internet herausgefunden, welche Bewandtnis es damit hat.


Seltsames Denkmal vor einer Schule

Es geht dabei im Wesentlichen um Bertalan Farkas, der angeblich der erste und letzte ungarische Kosmonaut war, der mit dieser Art von Jagdflugzeugen unterwegs war. Und da Gyulaháza der Geburtsort von Farkas ist, hat man ihm zu Ehren dort diese MIG-21 aufgestellt.



Gruß
Serpel

Brundi Offline



Beiträge: 33.310

08.12.2012 16:22
#32 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Kein Reisebericht heute? Falcone noch betrunken, dass er heute nicht in die Gänge kommt?

Grüße
Monika

Brundi Offline



Beiträge: 33.310

09.12.2012 08:50
#33 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Martin noch krank?

Grüße
Monika

Serpel Online




Beiträge: 48.168

09.12.2012 08:59
#34 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Eierlikör ...

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

09.12.2012 09:09
#35 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Leute mit Smartphone nerven!

Danke an Serpel für die Düsenjäger-Aufklärung. Insgeheim hab ich ja ein bisschen gehofft, dass so Licht ins Dunkel kommen wird

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

09.12.2012 09:20
#36 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

8. Tag, Dienstag, der 10.7.2012

Ostkarpaten, Maramuresch-Gebirge, Rodnei-Gebirge


Als PDF unten im Anhang

Die Sonne scheint wieder und lockt mich früh raus. Die Hunde schlafen noch vor der Türe.


Der Tag beginnt gerade erst.

Ich schaue erst mal um das Haus. Die Motorräder stehen noch nass vom Gewitter an der Wand, der Holzschuppen daneben ist gut gefüllt und ich mache die Ursache für den abendlichen Gestank aus. Direkt im Keller unter unserem Zimmer ist die zentrale Warmwasserversorgung des Hauses professionell installiert, und die leitet ihre Abgase durch ein Stück waagrechtes Rohr einfach nach draußen, just in unser Zimmer aufsteigend. Zum Glück war man der Meinung, dass man nachts ja kein warmes Wasser braucht und hat die Heizung ausgehen lassen. So war uns der doch etwas lästige Geruch über die Nacht erspart geblieben. Gut, dass wir abends noch schnell geduscht hatten.
Im Hausflur hängt ein Gemälde, das ein Maramuresch-Dorf zeigt. Ich bin gespannt, ob es dort wirklich so aussieht bzw. noch so aussieht. Die Chancen stehen gut.


Der Holzschuppen ist gut gefüllt und …


… versorgt die das häusliche Heizkraftwerk (der Name Atmos ist bezeichnend)


Maramuresch


Ich mache einen Spaziergang ein Stück die Straße hinunter, komme an einem kleinen Teich vorbei und biege dann ab in den gegenüberliegenden Wald. Hier fallen mir alsbald rot-weiße Pfosten auf, die entlang einer in den Wald geschlagenen Schneise stehen. Auf der anderen Seite der Schneise verliert sich der Pfad im Wald. Ich ahne es und prüfe es auch später auf der Karte nach: Ich bin in der Ukraine.


Unsere Pension


Der Hausteich, die Flugenten sind schon wach.


Waldbrandgefahr besteht derzeit eher nicht.


Kurzbesuch in der Ukraine

Als ich wieder zurückkomme, ist die Hundeschaar munter und bewacht das Haus, auch Henny ist wach. Die Wirtin hingegen hat verschlafen, vermutlich war es beim Schnaps gestern Abend doch noch etwas später geworden


Die Hundeschar bewacht das Haus


Henny schaut nach der Uhrzeit


Warten auf das Frühstück, das …


… dann recht kräftig ausfällt.

Nach einer freundlichen Verabschiedung fahren wir weiter ostwärts durch teilweise noch aufsteigenden Nebel und durch ein ruhiges, dörfliches Land. Nahe der Grenze sind die Ortsschilder außer in Rumänisch und Ungarisch auch in Ukrainisch gehalten So kommen nach Săpânța, das wir uns auch wegen des weit über die Grenzen bekannten „Fröhlichen Friedhofs“ ( Cimitirul Vesel) anschauen wollen.


Morgens ist noch alles ruhig auf den Feldern und Wiesen.


Dreisprachiges Ortsschild


Die ersten Fuhrwerke sind schon unterwegs


Der „Fröhliche Friedhof“ von Săpânța

Wir sind noch früh und der Friedhof hat um diese Zeit noch etwas friedliches. Dicht an dicht stehen die Gräber, Wege zwischen den Grabstellen sind nur spärlich vorhanden, man muss zum Teil auf den Einfassungen hindurchbalancieren. Es überwiegt die Farbe Blau, die Grundfarbe der dicht an dicht stehenden Gedenktafeln, die von überdachten Holzkreuzen gekrönt sind.
Der Künstler Stan Ioan Pătraș hat die Grabtafeln bis zu seinem Tod Ende der 70er Jahre mit handgemalten Relief-Bildern der Verstorbenen und mit Versen zu ihrem Leben gestaltet. Diese Tradition wird erfreulicherweise heute noch weiter geführt und die Grabmale werden gepflegt und auch inzwischen schon restauriert.
Auch wenn man wie wir der rumänischen Sprache nicht mächtig ist, so hinterlassen die schlichten Darstellungen der Toten einen oftmals drastisch deutlichen Eindruck von ihrem Leben oder Sterben. Patras hat das Leben der Toten der Nachwelt erhalten, wahr, unanfechtbar und unerbittlich, aber humorvoll und sicher auch mit einem kräftigen Schuss Ironie. So lässt es sich auch für die Hinterbliebenen gut ertragen, dass der Säufer nun mal ein Säufer war, der Dieb ein Dieb und der Hurenbock ein Hurenbock.
Wir erahnen, dass der Notar auch gerne zu seinem Vorteil arbeitete, dass wir es mit einem Ehebrecher zu tun haben, sehen den Traktoristen, den verunglückten Autofahrer und den Kriegsgefallenen. Die Unfallszene mit dem nur drei Jahre alt gewordenen Kind geht nahe.

So schlendern und kraxeln wir durch das Friedhofsgelände zwischen den Grabmalen hindurch und nehmen uns viel Zeit, denn die Tafeln sind meist beidseitig bemalt und beschriftet. Manchmal bedauern wir es schon, dass wir nicht verstehen können, was geschrieben steht.

Ein paar Impressionen vom Fröhlichen Friedhof:


Vom Baum erschlagen?


Er litt wohl unter der Schwiegermutter



Diese Begegnung ging wohl nicht gut aus


Im Garten erschossen und den Kopf vergraben – was mag die Geschichte dahinter sein?


Er hatte das erste Fahrrad im Dorf


Die Flinte im Mund war wohl seine letzte Tat


Die gestrenge Lehrerein …


… und ihre beliebte Kollegin


Unter die Räder gekommen


War sie ein engelsgleiches Wesen?


Nur drei Jahre alt geworden …

Die Kirche des Friedhofs wird gerade renoviert, auch sie ist reich geschmückt.
Nebenan ist ein Sägewerk. Vermutlich stammt das Holz der Kreuze von hier. Mit Kaltblütern wird Holz gerückt oder ein Wagen gezogen.


Ein Teil der Kirchenfassade


Im Inneren der Kirche


Ausgelagerte Glocken


Am Sägewerk

Wir gehen wieder zum Ausgang, inzwischen ist es auch recht voll auf dem Friedhof geworden. Wir hören um uns herum Deutsch, ein Reisebus aus Bayern steht direkt vor dem Eingang. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben ein paar Verkaufsstände und Läden aufgemacht, die Souvenirs feilbieten. Henny kann einem hübschen Schmuck zu einem erstaunlich kleinen Preis nicht widerstehen.
Wir schlendern die Straße hinunter ins Dorf und kehren in einem kleinen Gemischtwarenladen ein, der auch ein paar Bänke unter einem Vordach aufgestellt hat.


Reisebus und Verkaufsstände.


Im Dorf …


… kaufen wir ein wenig ein und …


… verzehren etwas davon auch gleich als zweites Frühstück.


Die Feuerwehr

Wir fahren weiter ostwärts durch das Tal der Romania, immer dicht an der Ukrainischen Grenze entlang. Die beschaulichen Ortschaften der Maramuresch sind entlang der Straßen angeordnet und ziehen sich manchmal recht lang hin. Auch hier gibt es schon zunehmend moderne Häuser, aber sie sind noch in der Minderzahl. Die Abstände zwischen den Dörfern sind groß. Neben Feldern findet man immer wieder Bereiche unbewirtschafteten Landes. Die Parzellen sind auffallend klein. Es wird Weidewirtschaft, aber auch Ackerbau betrieben. Die Häuser sind verziert, egal, ob es sich um prächtige Neubauten oder um die noch zahlreichen alten Häuser handelt, die sich durch tief gezogene Dächer und farbenfrohes Schnitzwerk oder anderen Fassadenschmuck auszeichnen. Viele der Höfe erreicht man nur durch reich verzierte und geschnitzte Holztore. Herausragend sind die Spitztürme der überwiegend aus Holz gebauten Kirchen.


Moderne Kirche in der Maramuresch


Die Eisenbahnlinie nach Sighetu. Dass die Masten so schräg stehen, scheint Absicht zu sein.


Inzwischen fast typisch: Modernes, großes Haus mitten in den Feldern.


Auf jeden Fall typisch: Ein Heuschober auf der Wiese

Schon bald erreichen mir Sighetu Marmatiei, zu deutsch: Marmaroschsiget, eine Kleinstadt an der ukrainischen Grenze mit etwa 40.000 Einwohnern. Der Ort hat eine durchaus bewegte Vergangenheit, er war mal Residenzstadt des Königreiches Marmaros, später der Sitz der Fürsten zu Siebenbürgen, dann fiel es an Ungarn, später an Rumänien und im 2. Weltkrieg wieder an die Ungarn, die von hier aus 20.000 Juden deportierten.
Schon im Vorfeld fielen uns Hinweistafeln auf, die auf ein Memorial hinweisen, welches wir uns ansehen wollen.
Es gelingt uns erst im zweiten Anlauf durch die Einbahnstraßen zum Memorial zu kommen. Aber dann finden wir direkt vor dieser Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstandes in den Gebäuden des ehemaligen politischen Gefängnisses, welches durch seine extremen Haftbedingungen besonders gefürchtet war, einen Parkplatz für unsere Motorräder.


Memorial Victimelor Comunismului si al Rezistentei

Das innere dieses Gefängnisses bedrückt uns sehr. Kaum vorstellbar, welcher Kraft es allein dazu bedarf, in diesen kargen, unbeheizten Zellen zu überleben, ausgesetzt den Schikanen der Wärter und schlecht ernährt. Die Sterbequote lag bei 25%.

Einige Zellen vermitteln den unveränderten Eindruck der Haftbedingungen, andere sind wiederum zu Museumsräumen um funktioniert und behandeln verschieden Themen, die alle im Zusammenhang mit dem unmenschlichen kommunistischen System unter Ciaucesku stehen, so die Haftbedingungen, die Umsiedlungen im Land, die Vertreibungen usw.
Wer sich weiter informieren möchte, hier ist ein deutschsprachiger Link: www.memorialsighet.ro/index.php?lang=de


Eine Zelle mit dem Foto ihres Insassen


Raum zur Geschichte des Museum


Zellentrakt

Betroffen verlassen wir das Gebäude und treten wieder in den Sonnenschein, den viele der Insassen bis zu ihrem Tod nie mehr sehen konnten.
Auf unserer Suche nach dem Museum hatten wir notgedrungen schon eine Sightseeing-Tour durch die kleine Stadt gemacht, so dass wir jetzt gerne weiterfahren wollen. Wir wollen wieder raus aufs Land, frische und freie Luft atmen.


Das Land hat uns wieder


Auch typisch für die Maramuresch: Die reich verzierten und geschmückten Bildstöcke am Wegrand.


Und auch wieder modern neben alt


Die Straßenzustände sind nicht immer die Besten, aber wir haben Zeit und Verkehr gibt es kaum.


Immer wieder beeindruckend: Holztore und Bildstöcke


Und noch solch ein Eingang zu einem kleinen Hof.

Wir fahren durch das Tal der Iza, parallel zum Viseu-Tal, durch welches die Touristen normalerweise geleitet werden. Die Straßen sind nahezu verkehrsfrei. Wir sehen ältere Frauen mit Kopftüchern und Männer mit Sensen, wettergegerbte Haut und meist nicht sehr groß. Es gibt eindeutig mehr Pferdefuhrwerke als Autos.
Traktoren gibt es überhaupt nicht. Wozu auch? Einen Traktor anzuschaffen, um die kleinen Parzellen zu bearbeiten, die die Familie ernähren, wäre völlig übertrieben.


Durch das Tal der Iza


Auch neue Häuser werden durchaus im alten Stil gebaut.


Neues Haus und klassische Heuernte


Auch das Gebäude der Bank hält die Tradition aufrecht, das Angebot ist modern


Eine Brücke über die Iza – ich bin ganz froh, dass wir da nicht mit dem Motorrad rüber müssen.

So kommen wir nach Barsana und halten an einer Klosteranlage, deren von der Straße aus sichtbaren Türme uns anlocken. Trotz der starken Hitze machen wir uns auf den Weg, die Klamotten lassen wir auf den Motorrädern. Wir haben schnell gemerkt: Diebstahl ist hier kein Thema.


Auf dem Weg ins Kloster


In frischem Holz glänzt die neu gebaute Kirche


Eines der Klostergebäude und …


… die gesamte Klosteranlage

Hinter Barsana erleben wir schnell wieder eine ländliche Idylle. Bei Stramtura wollen wir abzweigen und über eine kleine Bergkette nach Norden in das Viseu-Tal überwechseln.
Gerade als wir anhalten, weil das Navi uns in eine extrem steinigen Feldweg lotsen will, hält auch ein Pärchen neben uns, er auf BMW GS, sie auf einer Suzuki Bandit. Auch sie wollen ins andere Tal und trauen dem Weg nicht. Als der BMW-Fahrer einen Bauern in der Nähe sieht, gibt er flugs Gas und braust hin. Kurze Zeit später ist er wieder da und weiß, dass der Weg aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage unpassierbar geworden ist.
Es stellt sich heraus, dass er Deutscher rumänischer Abstammung ist – und den Vorteil hat, sich gut verständigen zu können. Sie sind auf dem Weg nach Moldau.
Wir fahren also weiter nach Bogdan Voda und finden kurz hinter dem Ort eine kleine Straße, die uns hinüber ins Viseu-Tal bringt



Rechts und links der Straße …


... ist die Zeit stehen geblieben. Erinnerungen an unsere Jugendzeit.


Denkmal in Bogdan Voda


Traumhaft schlängelt sich der bessere Weg kurvenreich über die kleine Bergkette


Auf der Passhöhe


Fleißig wird Heu gemacht, wobei …


… die ganze Familie im Einsatz ist.


Wir queren die Viseu und …


… fahren ihr Tal entlang nach Südosten

Unser Ziel ist Viseu de Sus (Oberwischau), wo wir mal nach der bekannten Wassertalbahn Ausschau halten wollen. Dort halten wir erst mal an eine kleinen Bar, vor der auch gerade die BMW GS und die Suzuki anhalten. Auf der Terrasse werden wir schnell von einen ortsansässigen Schweizer in Beschlag genommen, der uns wortreich die Welt im Allgemeinen und die rumänische im Besonderen erklärt: Rumänen sind alle faul, wollen nur das Geld, lernen schon in der Schule nix und sind auch ziemlich dumm und unfähig. Als ober er einen Spiegel vor sich hätte. Ein grauseliger Kerl. Er scheint etwas mit dem Betrieb der Wasserbahn zu tun zu haben, falls er nicht auch da Blödsinn schwätzt. Auch über die Touristen zieht er her, die so blöd sind, dafür auch noch Geld zu zahlen, das sie mit eine klapperigen Eisenbahn, die zudem auch öfters mal entgleist, mitfahren zu dürfen.


Kleine Bar in Viseu de Sus


Dem unsäglichen Schweizer geht ob seinem dummen Geschwätz sogar der eigene Hut schon hoch.

Wir fahren über eine kleine, schlaglochübersäte Straße zum Bahnhof von Viseu, wo wir gleich von einem der typischen, bösartigen Wachhunde überfallen und fast zerfleischt werden:


Killerhund

Henny nimmt ihn auf den Schoß während ich etwas den Bahnhof erkunde; auch das GS/Suzuki-Pärchen ist inzwischen eingetroffen. Im Hintergrund steht eine schöne Lokomotive, die aber nur noch als Ausstellungsstück dient. Die Wassertalbahn ist eine Schmalspurbahn, die in die Karpatenwälder hineinfährt, um von dort Holz heraus zu transportieren. Auch das Gerät und die Arbeiter kommen mangels Straßen so an ihre Arbeitsstellen. Für diese Züge werden inzwischen Dieselloks eingesetzt.
Aber auch alte Dampfloks sind noch in Betrieb und ziehen im Sommer fast täglich Touristenzüge durch das Tal. Durch die alten und einfach gebauten Gleise beträgt die Höchstgeschwindigkeit nur 10 km/h, so dass man für die 30 Kilometer lange Strecke hin und zurück inklusive Picknickpause einen ganzen Tag einplanen muss. Das hatten wir aber nicht vor gehabt, obwohl es durchaus lohnend sein könnte.
Leider ist der Touristenzug mit der Dampflok auch noch auf der Strecke, nur ein Arbeiterzug fährt gerade ein. Als ich auf dem Bahngelände etwas nach Fotomotiven suchen will, werde ich von den Arbeitern des Sägewerks verscheucht. So kehre ich zu Henny zurück, die mit den jungen Hunden spielt, deren Zahl inzwischen auf sechs angewachsen ist.


Baumtransport aus dem Vasertal


Lokomotive, ausgestellt auf dem Sägewerksgelände


Holz- und Touristentransportwagen der Wassertal-Schmalspurbahn


Die Motorräder vor dem Sägewerksgelände


Die Draisine des Sägewerkschef.


Ein Versorgungszug fährt ein.

Auf der Fahrt weiter nach Osten kommen wir in den Rodna Nationalpark. Es wird bergig und wir verlassen die Maramuresch. Am Himmel über den Bergen ziehen sich Wolken zusammen, vermutlich werden wir wieder in den Genuss des allabendlichen Gewitters kommen. Wir nehmen dennoch den Prislop-Pass (1413m) in Angriff und hoffen auf eine Übernachtungsmöglichkeit. Damit sieht es aber schlecht aus, in Moisel und Borsa fällt uns keine Übernachtung ins Auge und auf einmal sind wir raus aus der Zivilisation. Einsam windet sich die Straße durch den Wald. Doch wir haben Glück, oben an einem Waldrand sehen wir ein rotes Haus stehen und das Schild mit einem Bett am Straßenrand. Ein steiler, stark ausgewaschener Schotterweg führt hinauf, so dass Henny mich bittet, auch ihre W hinaufzufahren. Ja, ein Zimmer können wir bekommen, die junge Tochter des Hauses spricht ein paar Worte englisch. Vor dem Haus wird gebaut, ein alter Tatra-Laster und ein Bagger stehen herum. Platz und Auffahrt sollen befestigt werden, unten an der Straße entsteht ein Neubau. Es scheint sich zu lohnen, hier zu investieren, jedoch, wie sich bald herausstellt, sind wir die einzigen Gäste des an sich gar nicht so kleinen Hotels. Entsprechend wird mal wieder gegessen, was die Küche so hergibt, in unserem Fall ein Stück Schweinenacken, Pommes und Salat. Dazu ein gutes Bier und Pfannkuchen zum Nachtisch. Es beginnt zu regnen und unsere Motorräder werden einfach in den Gastraum geschoben.
Nach dem Essen spielen wir eine Runde Billard, was aber gar nicht so einfach ist, weil den Queues die Spitzen fehlen. Spaß haben wir trotzdem.


Aufziehende Gewitterwolken


Unsere Unterkunft am Prislop-Pass


Das Essen ist schlicht, aber ok.


Eine Runde Billard mit Handicap


Blick aus dem Zimmer auf den Pietrosul (2303m). Der Himmel klart schon wieder auf.
Morgen wird es erneut einen schönen Reisetag geben.


Karte 8. Tag. 212 Kilometer



Erläuterung: An der orangen Markierung ist die Straße in der Software nicht erfasst, deswegen diese Schleife, die wir nicht gefahren sind. Interessanterweise gab es diesen Bug sowohl im Navi als auch im RouteConverter. Es war aber kein Problem, die Strecke zu „erzwingen“.

Grüße
Falcone

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Tag 8 - Seite 93-121.pdf
Brundi Offline



Beiträge: 33.310

09.12.2012 16:09
#37 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Zitat von Serpel im Beitrag #34
Eierlikör ...


Den hätte er mal trinken sollen, dann wäre es ihm vielleicht besser ergangen!

Zitat von Falcone im Beitrag #35
Leute mit Smartphone nerven!

Finde ich auch, deshalb hab ich auch den PC der Familie Dötsch genutzt!

Grüße
Monika

SR-Junkie Offline




Beiträge: 5.135

09.12.2012 16:25
#38 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

....boah eyh.

Ein super-schöner Tagesbericht mit tollen Erlebnissen / Beobachtungen auch "neben der Straße". Und dann die Anzahl der Bilder ....
Kein Wunder, dass der Falcone da eine easy-going-Methode zum Hochladen gesucht hat.

thx.

dabbel-U Grüße
Hans-Peter

SR-Junkie - 1 kick only
heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

10.12.2012 08:18
#39 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

9. Tag, Mittwoch, der 11.7.2012

Karpaten, Rodnaer Gebirge, Muntenische Karpaten, Ceahlău-Massiv, Bistrita-Gebirge


Als PDF unten im Anhang

Wie jeden Tag bisher scheint am Morgen die Sonne. Vom Balkon unseres Zimmers bietet sich uns der Blick über das Rodnaer Gebirge in den Ostkarpaten, die heute Morgen viel freundlicher aussehen als gestern Abend.
Das Frühstück ist sehr schlicht, etwas Käse, Schinken und Weißbrot.
Bald brechen wir auf zum nahe gelegenen Prislop-Pass (1413m), dem höchsten Verkehrspass Rumäniens. Auf der Nordseite windet sich die Straße steil den Berg hinauf und bietet einen schönen Ausblick zurück in die Täler der Maramuresch. Auf dem Pass wird gebaut, ein Haus, das nach Hotel aussieht und ein Haus mit vielen Türmchen, dessen Bedeutung sich uns nicht erschließt. Auch eine Art Denkmal ist auf der Passhöhe zu sehen. Es ist menschenleer und wir fahren bald weiter.


Blick über das Rodnaer Gebirge


Frühstück und Tagebuch


Blick zurück auf unser Hotel – es ist das rote Dach im Wald.


Es geht des Prislop-Pass hinauf


Blick zurück in die Maramuresch


Neue Gebäude auf der Passhöhe


Denkmal oder Wahrzeichen? Auf der Passhöhe.

Wir kommen wieder ins Tal, weiter auf unserem Weg nach Osten und in die Bukowina. Die Straße ist auch auf dieser Seite im mäßigem Zustand, stellenweise wird gebaut. Bald wird sie sich sicher in einwandfreiem Zustand den Berg hinauf schlängeln, bis dahin muss man auf die Schlaglöcher achten. Schnell kann man hier nicht fahren, wen auch die Kurven eher sanft sind. Aber nicht nur der Straßenbelag verlangt Beachtung, auch diverse Huftiere nutzen die Straße für ihre Zwecke. Um etwas von der Landschaft zu haben und trotzdem nicht ein Ungemach zu erleiden, empfiehlt sich eine gemäßigte Geschwindigkeit.



Es geht abwärts, die Straße …


… schlängelt sich ins Tal, aber …


… ihr Zustand ist eher mäßig.


Ein kleiner Hof und Schafe und …


… ein Bächlein im Tal


Ein Pferd im Wald …


… veranlasst uns zu einem kleinen Stopp bevor …


… es über eine kleine Brücke weitergeht


Auch anderes Getier läuft frei herum.


Die ersten Ansiedlungen kommen in Sicht, erst noch ziemlich ärmlich, dann …


… aber bald wieder mit den schönen Holzbauwerken, deren …


… Anblick einen …


… immer wieder erfreut.

Nun wäre mal wieder Zeit für eine Kaffeepause. Ich sehe eine kleine Bar, erkennbar daran, dass ein Nutzfahrzeug davor steht. Aber leider haben die im Moment keinen Strom, was uns die Wirtin zu verstehen gibt, indem sie den Stecker der betagten Kaffeemaschine in die Luft hält und bedauernd den Kopf schüttelt.


Fuhrwerk + Bar = Kaffee


Aber leider gibt’s ohne Strom auch keinen Kaffee.

Wir fahren also weiter. Die Gegend ist sichtbar ärmlich, aber die Häuser sind in aller Regel gepflegt und hübsch verziert. Auch auf Zäune legt man viel wert.


Auf vielfältige Weise …


… hübsch verzierte Häuser.

Bald finden wir einen Minimarkt mit Kaffeebar und kleiner Veranda. Natürlich auch hier ein Fuhrwerk vor der Türe. Im kleinen Laden kaufen wir etwas Gebäck und - bekommen auch keinen Kaffee, der Stromausfall reicht bis hierher. Wir nehmen nun stattdessen zwei Cola und setzen uns auf die blumengeschmückte Veranda und schauen einem Landwirt zu, der sich mit ruhigen und gleichmäßigen Bewegungen um den Grasschnitt kümmert. Wie im Lehrbuch legt er Zug um Zug das Gras in ordentlichen Bahnen ab.

Als wir die Bar verlassen, kommen gerade zwei Wagen der E-ON ins Dorf, um den Stromausfall zu beheben. Geht doch.


Fuhrwerk + Bar = Kaffee – aber auch diesmal macht uns der Strom einen Strich durch die Rechnung


Kleiner Laden im Haus, …


… hübsche Veranda und ...,


… jemandem bei der Arbeit zusehen, was will man mehr?


Blick durch ein doch recht typisches Dorf in der Bukovina, hier Botos.
An der Stelle muss ich doch mal sagen, dass all die schönen Bilder, die man – egal von welchem Land – in den Reiseführern und Reiseberichten sieht, natürlich immer besonders hübsche Motive ablichten. Tatsächlich ist es dann doch etwas nüchterner, deswegen zeige ich auch ganz gerne mal Fotos, für die ich nicht besondere Motive ausgewählt habe.



Neues Haus in Vollholzbauweise


Hübsche Gebäude, deren Bedeutung ich leider nicht weiß, aber …


… das hier ist eindeutig eine Bushaltestelle.


Und noch mal ein typisches Dörfchen im Tal der Bistrita


Manche Brücken über diesen Fluss erfordern auch etwas Mut.

Im Bistrita-Tal begegnet uns manchmal über längere Zeit kein Auto, die Dörfchen sind klein, aber die Häuser meist blumengeschmückt, haben oft schöne Eingangstüren und Dächlein darüber. Die Menschen treffen sich auf der Straße, plaudern miteinander, überall gibt es Sitzgelegenheiten vor den Häusern, alles ist sehr beschaulich


Im Bistrita-Tal


Und wieder eine Holzbrücke, die wir aber nicht überqueren müssen, dafür …


… schauen wir uns den Fluss …


… von dieser Brücke aus an.


Lattenzäune sieht man überall, aber sie dienen wohl mehr dazu, um Tiere eher draußen als drin zu halten.


Aber auch bauliche Übrigbleibsel des Sozialismus sieht man hin und wieder, hier auf dem abgelegenen Lande aber eher selten

In Brosteni machen wir Rast. Der Himmel hat sich etwas zugezogen. Es ist inzwischen 16 Uhr und wir sind schon daran gewöhnt, dass sich abends Wolken bilden. Die Bar hat einen modernen Kaffeeautomat. Bei einem Cappucino beobachten wir einen alten Mann, der seine Pferde im Fluss tränkt und überlegen, ob wir nicht noch ein wenig in der Bukovina (deutsch: Buchenland) bleiben sollen, die wir nämlich sonst bald verlassen würden, die Kreisgrenze nach Neamt in der Moldau liegt vor uns. Die Bukovina hat uns bisher mit ihrer ruhigen, freundlichen Beschaulichkeit noch besser gefallen als die Maramuresch. In Brosteni, so zeigt uns die Karte, geht eine kleine Straße über einen Pass nach Norden ab, die uns in abgelegene Berggegenden der nördlichen Bukovina führen würde.
Wir beschließen, das zu tun und fahren ein kurzes Stück zurück, um dann nordwärts abzubiegen. In dem engen vor uns liegenden Tal hängen jedoch dicke, schwarze Wolken. Das sieht nach heftigem Regen aus. In der ursprünglich geplanten Richtung jedoch scheint die Sonne. Also schnell wieder alles umschmeißen und die alte Tour aufnehmen. Schade, aber es war einen Versuch wert. Bald kommen wir an einem kleinen Zigeunerlager vorbei, die hier noch mit Pferd und Planwagen unterwegs sind. Oft sind es Kesselflicker und die Messerschleifer, welche ihre Dienstleistungen anbieten. Es ist erstaunlich, wie diese Menschen selbst im Winter mit ihren Zelten oder Plastikplanen campieren. Und trotz dieses "niederen" Lebensniveaus zeichnet diese Menschen Stolz und Würde aus. Wie sonst kann man in Europa noch nach so uralten Traditionen leben?


Rast in Brosteni


Tränke am Fluss


Zigeuner mit Pferd und Planwagen

Schon mehrere Male in den letzten Tagen sind wir zwei weißen französischen Geländewagen begegnet. Touristen sind zumindest hier in dieser Region selbst in der Hochsaison äußerst selten. Als wir kurze Zeit später gerade eine Rast am größten rumänischen Stausee Izvorul Muntelui machen wollen, kommen die beiden Wagen um die Ecke und bremsen sofort, als sie unsere Motorräder stehen sehen. Wir waren ihnen genauso aufgefallen, wie sie uns.
Wir tauschen uns eine wenig aus und erfahren, dass die beiden noch über Moldavien nach Odessa wollen. Zuvor wollen sie aber noch in der Nähe eine Schlucht besuchen. An einem dem Parkplatz gegenüberliegenden Hang mit Blick über den See machen wir eine Pause und essen ein Baguette, das wir zuvor an einer Tankstelle gekauft hatten.


Treffen mit den Franzosen, Christophe freut sich.


Picknick mit Seeblick


Der Stausee Izvorul Muntelui, mit Blick auf den fast 2000 Meter hohen Oculasul Mare im Ceahlău-Massiv der Ostkarpaten

Da es inzwischen schon kurz vor sechs ist, wollen wir uns am Ostufer des Sees eine Übernachtung suchen und hoffen auf ein schönes Zimmer mit Abendsonne und Blick über den See.

Die erste Pension, die wir sehen, gefällt uns nicht so recht, aber dann kommt leider nichts mehr. Schade. Zurück wollen wir auch nicht. Nicht mehr weit von der Staumauer, also kurz vor dem Ende des Sees, liegt noch ein Campingplatz mit Hütten und auch einem Gästehaus, in dem noch etwas frei ist. Eine etwas unfreundliche Frau führt uns zu einem Zimmer, das düster in einem Keller liegt. 90 Lei soll das Zimmer kosten. Zudem fahren gerade noch zwei Busse auf den Hof, die Massen an Kindern „ausschütten“, die auch gleich lärmend über das Gelände toben. Nein, da wollen wir dann doch nicht bleiben. Wir bedanken uns und fahren weiter. Ein kurzer Stopp noch an der Staumauer und der See liegt hinter uns. Eigentlich ein bisschen schade.


Blick von der Staumauer über den See und …


ins Tal vor der Mauer

In der von Industrie geprägten Kleinstadt Bicaz, wo wir nicht bleiben wollen, biegen wir nach Südwesten ab und fahren in die Berge hinein. Gleich hinter Bicaz beeindrucken uns riesige Zementwerke, die wohl durch das Kalkgestein versorgt werden. Die Landschaft ist von Kalksteinfelsen geprägt und das Tal, durch das wir fahren, wird immer enger. In Bicaz Chei erwischt uns urplötzlich ein letzter Ausläufer eines heftigen Gewitters, das aber auch so schnell wieder vorbei ist, wie es kam. Eigentlich sind wir kaum nass geworden.



Ein kleiner Ausschnitt der sich über hunderte von Metern erstreckenden Zementwerke.


Kalksteinfelsen prägen hier die Landschaft und uns…


… überrascht nun doch noch ein Gewitter.

Ohne davon gewusst zu haben und so auch entsprechend überrascht, fahren wir auf noch nasser Straße in eine wildromantische Schlucht hinein, die Bicaz-Klamm oder Cheile Bicazului. Eng und düster dräuen die Felsen über uns.



Die Straße wird schmaler, die Felsen …


. .. kommen immer dichter an sie heran und …


… das Sonnenlicht kommt nicht mehr bis zum Boden


Neben uns ein Gebirgsbach, ansonsten …


… so gut wie kein Verkehr bis auf …


… das obligatorische Pferdefuhrwerk.


Weiter oben in der Klamm kommt dann die Sonne wieder zum Vorschein und …


… die Straße windet sich in Serpentinen aufwärts, an denen …


… gerade gebaut wird.


Ein beeindruckender Fels von der einen und …


… von der anderen Seite.

Inzwischen sind wir über 1000 Meter hoch. Kaum sind wir aus der Schlucht heraus, sehen wir einen Wegweiser zum „Hotel Tourist“ Na, das passt doch. Tatsächlich ist es ein Haus, das seine sozialistische Vergangenheit noch aus allen Fugen atmet, was aber auch seinen Reiz hat. Das Zimmer kostet 22 Euro. Es gibt auch Hütten vor dem Haus, die für 20 Lei pro Person zu haben sind, also für etwa 4,50 Euro, aber die machen einen wenig komfortablen Eindruck und haben keine Toilette.


Das Turist-Hotel in der Nähe Roten See (Lacul Rosu) und …


… die preisgünstigen Hütten davor.

Wir wandern zum nahegelegenen Lacul Roso, dem Roten See, der erst im 19. Jahrhundert durch einen Erdrutsch entstanden ist. Dort haben wir auch eine kleine Auswahl an Gasthäusern und wir wählen eines, wo wir noch auf der Terrasse in der Abendsonne sitzen können.


Der Weg zum Lacul Rosu


Ein Abendbier in der Abendsonne vor dem Abendessen

Die Speisekarte stellt uns natürlich vor unlösbare Aufgaben. Wir versuchen, aus manchen Worten etwas zu schließen und lassen uns letztendlich überraschen. Die Wahl war gar nicht schlecht: Henny bekam gebratene Wurst und Fleisch mit Erbsen und Dillsoße und ich ebenfalls gebratene Wurst und Fleisch, darauf ein Spiegelei, dazu Polenta und noch irgendetwas weißes Undefinierbares, aber gut schmeckendes. Zum Nachtisch Omeletts mit Aprikosenmarmelade und Nutella. Alles prima.


Essen gut, alles gut.


Auch das geht noch rein – nur die Sonne ist inzwischen untergegangen.



Karte 9. Tag , 240 km

Grüße
Falcone

Dateianlage:
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Tag 9 - Seite 122-147.pdf
twobig Offline



Beiträge: 1.051

10.12.2012 09:48
#40 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

DANKE!!, Falcone!!

So geht der Winter leichter und schneller ´rum!

http://www.youtube.com/watch?v=Q1FtTzeZIoU&feature=related (2011)

https://www.youtube.com/watch?v=PmOK1mUTOXc (2012)

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

11.12.2012 08:24
#41 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

10. Tag, Donnerstag, der 12.7.2012

Ostkarpaten: Giurge-Gebirge, Gurghiul-Gebirge, Harghiter Gebirge , Transsilvanien


Als PDF unten im Anhang

Wir haben in der Bergluft gut geschlafen und hatten eine Übernachtung ohne Frühstück, trotzdem sind wir erst um 10 Uhr wieder auf der Straße.
Weil sie uns gut gefallen hat und wir sie aber am Abend und bei nasser Straße nicht richtig genossen haben, fahren wir die Bicaz-Klamm noch einmal runter und wieder rauf.
Es ist offensichtlich die Schlucht, die auch die Franzosen besuchen wollten, denn die beiden Geländewagen begegnen uns bei der Auffahrt schon wieder. Scheinbar haben sie auch irgendwo am Roten See übernachtet.


Da müssen wir noch mal hin!


Die Motorräder waren gut bewacht


Und es geht noch mal runter zu Bicaz-Schlucht mit …


… schönen Serpentinen, …


… wilder Klamm, …


… und Verkaufsständen, die …


… alle nahezu das gleiche Angebot hatten, z.B. Schachfiguren.

Aufkleber, wie ich sie gerne mal für meine Koffer kaufe, sind jedoch leider im gesamten Osten so gut wie unbekannt. Die amerikanische Mode der Magnetbilder findet man aber überall und zahlreich.
Wir fahren die Serpentinen wieder hinauf, wo an der Baustelle inzwischen auch gearbeitet wird, und kommen am Roten See vorbei, weiter westwärts in der Kreis Harghita, über den Thiuta-Pass mit 1260 Metern durch das Giurge-Gebirge hinein nach Siebenbürgen oder auch Transsilvanien


Wieder aufwärts zum Roten See


Die neue Straße ersetzt den Tunnel.


Roter See


Gurghiul-Gebirge, Beginn von Siebenbürgen


Moderne LED-Ampel: Rot und Grün in einer Leuchte.


Keine Versorgungsengpässe: Auch in Transilvanien gibt es Frau Louise.

In Gheorgheni (Niklasmarkt, ung. Gyergyószentmiklós) finden wir einen netten kleinen Imbiss-Stand, der uns gerade recht kommt. Da noch ohne Frühstück haben wir inzwischen einen guten Kaffee-Durst und etwas zu essen darf es auch ruhig sein. Es ist schon wieder ziemlich heiß. Der Kaffee ist stark und klein, die Hamburger sind groß und richtig lecker. Gegen den Durst gibt es noch einen Eistee.
Gheorgheni ist eine typisch rumänische Stadt mit zahlreichen Plattenbauten aus den 60er und 70er Jahren, die inzwischen reichlich heruntergekommen sind. Zu unserem Erstaunen wird hier ungarisch gesprochen, 90% der Einwohner sind ungarischer Abstammung, sogenannte Szekler. Auch die meisten Schilder sind zweisprachig ungarisch und rumänisch.


Kleiner Imbiss mit …


… mit großen Hamburgern


Gheorgheni/Niklasmarkt/Gyergyószentmiklós

Von Gheorgheni aus fahren wir weiter in Richtung Töplitz (Toplita) hinein nach Siebenbürgen. Schon wenige Minuten hinter Gheorgheni wird es extrem ländlich und einsam, obwohl wir uns auf einer gut ausgebauten Hauptverkehrsstraße befinden, der E578. Wir kommen über eine Hochebene mit Blick zurück in die Ostkarpaten und fahren dann in weit geschwungenen Kurven hinab ins Tal des Mureș (dt. Mieresch).


Verkehr auf der Europastraße 578


Blick in das Tal des Mieresch


Im Mieresch-Tal kurz vor Töplitz

Töplitz (Toplita) ist eine Kleinstadt mit eine rumänischen Bevölkerungsmehrheit. Wir fahren einfach durch. In Stânceni werden wir von einem Regenschauer gestoppt, den wir in einer Bushaltestelle abwarten. Henny schreibt Tagebuch und ein paar Postkarten. Kaum ist der Regen vorbei, folgen wir weiter dem Mieresch, der hier einen Bogen nach Süden schlägt und das Gurghiul-Gebirge in den Ostkarpaten durchschneidet


Regenschauer


Im Mieresch-Tal, immer noch …


… auf der gut ausgebauten Europastraße.

In Rastolita, inzwischen schon wieder bei trockener Straße, halten wir kurz an einer Post, um Briefmarken für die eben geschriebenen Karten zu kaufen.


Briefmarkenkauf in Rastolita

Wir sind immer noch am Mieresch, aber das Gurghiul-Gebirge liegt hinter uns, das Land ist offen geworden. Wir sind im Reener Ländchen angekommen. Historisch insofern bedeutend, weil es das älteste von deutschen besiedelte Gebiet in Siebenbürgen ist, schon im 12. Jahrhundert begann hier die Ansiedlung. Nach dem Krieg flüchteten die dortigen Siebenbürgener Sachsen, so dass das Gebiet lange Zeit unbewohnt war. Rumänen rückten dann in die leer stehenden Gehöfte nach. Die letzten deutschstämmigen siedelten mit der Welle 1989 aus. Lediglich in Sächsisch Regen (Reghin) gibt es noch eine kleine deutsche Gemeinde. Im Reener Ländchern herrscht der Obstanbau vor.
Es ist inzwischen schon 15 Uhr und wir machen eine Pause am flachen Ufer des Mieresch und schlafen sogar fest ein, bis wir von Kindern geweckt werden, die mit großem Hallo am gegenüberliegenden Ufer ins Wasser springen und baden. Wo sieht man so was bei uns noch?
Die Kinder gehören zu einer Familie, die unweit von uns am Ufer Camping-Urlaub macht.


Rast am Ufer des Mieresch und …


… ein kleines Schläfchen, das …


… dann durch Kinder gestört wird, die ...


… lustvoll kreischend …


… ins Wasser springen.


Dreisprachiges Ortsschild in Regen.

In Sächsich Regen weichen wir von der ursprünglich geplanten Tour nach Westen ab, die uns im Bogen über Klausenburg (Cluj Napoca) und weiter nach Schäßburg (Sighisoara) führen sollte. Im Westen brauten sich dunkle Wolken zusammen und wir weichen aus nach Südosten. Ich gebe Odorheiu Secuiesc (Oderhellen / Székelyudvarhely) ins Navi ein und wir werden über kleine und kleinste Straßen und durch abgelegene Dörfer wieder mitten hinein in das Szeklerland, den ungarisch-sprachigen Teil von Transilvanien, geführt.


Ungarisch geprägte Häuschen mit „Puszta-Brunnen“ im Szeklerland


Beschauliche Dörfchen, aber der Baustil hat sich geändert und die Häuser sind nicht mehr so reich verziert.


Blick über das Szeklerland, dünn …


… besiedelt und absolut verkehrsarm.


Rumänische Höfe erkennt man an der typischen Holztoren, die in manchen Gemeinden öfters zu sehen sind, in anderen wieder gar nicht vorkommen – je nach Besiedelung.

Wir halten an einer Bar, in der wir die einzigen Gäste sind und kommen uns ein bisschen vor wie an High Noon im wilden Westen. Die Tochter des Hauses bedient uns, kann ein klitzekleinwenig englisch, aber schon für die Bestellung „Coffee with milk“ reicht es nicht mehr. Trotzdem bekommen wir einen Kaffee zum muntermachen und eine kalte Cola dazu.

Wenn wir eines der hier seltenen Autos zu Gesicht bekommen, ist es meist ein sehr teures, in der Regel ein Geländewage, der mit weit überhöhter Geschwindigkeit vorbeibrettet.


Bar an einer Landstraße im Szeklerland


Durst stillen in der Mittagshitze, es hat was von …


… High Noon.

Hinter dem Kurort Sovata (Szováta) wird es wieder etwas bergiger. Wir lassen uns treiben, die Reisegschwindigkeit beträgt meist nur zwischen 30 und 40 km/h. In den Dörfern fällt uns auf, dass es oftmals mehrere Händler gibt, die an der Straße die gleiche Ware feilbieten: In einem Dorf sind vier Gebrauchtfahrradhändler, im nächsten werden Käfige mit lebenden Hühnern vor einigen Häusern angeboten und dann gibt es wieder etliche Anbieter von Aluminiumtöpfen, die an großen Gestellen hängen. Wir lassen das auf uns einwirken und vergessen leider, ein paar Fotos zu machen.
Hunde begegnen wir in Mengen, aber sie sind völlig desinteressiert an uns. Autos sind nach wie vor selten. Entweder ist es mal ein teurer Geländewagen oder ein alter Dacia (R12), meist jedoch bestimmen Pferdefuhrwerke das Straßenbild. Da sitzt dann mal ein alter, pfeiferauchender dunkelhäutig-runzeliger Opa mit baumelnden Beinen auf dem Bock des mit Heu hoch beladenen Wagens, das Pferdchen trabt flott dahin und hinten auf dem Wagen ist eine großer Motor-Balkenmäher befestigt. Ein wenig hat die Moderne doch schon Einzug gehalten, was man auch daran sieht, dass schon mal ein junges Mädchen im Minirock und mit einem Handy am Ohr den Pferdewagen kutschiert.
Wir kommen über drei Hochebenen und durch drei Täler, dann wird es hinter Odorheiu Secuiesc (Oderhellen) bergig, wir sind im Harghiter Gebirge angekommen. Wir sehen Honighändler, auch Himbeeren und Blaubeeren werden am Straßenrand angeboten. Die Landschaft erinnert uns ein wenig an die Hochrhön. Wir legen auf einem Bergzug eine Pause ein und befinden uns auf etwa 900 Meter Höhe. In der Nähe wird mit den vereinten Kräften einer ganzen Familie gerade ein Heuwagen beladen, die Stimmen schallen bis zu uns, ansonsten ist absolute Ruhe.


Im Szeklerland zwischen Sovata und Corund


Hoftor mit ungarischer Inschrift


Pause im Harghiter Gebirge


Das Heu ist verladen

Weit wollen wir nicht mehr fahren, es ist bereist 18.00 Uhr. So queren wir noch den Vlahita-Pass (Wlachendorfer Pass, 985m) und kommen an den Rand des das Olt-Tales. Vor uns sehen wir die Stadt Szeklerburg (Miercurea Ciuc / Csíkszereda) liegen, in der wir bestimmt eine Übernachtung finden. Doch da kommen wir an einem Restaurant mit wunderschöner Aussicht über das Tal vorbei, an dem wir ein Schild mit einem Bett sehen. Schnell wenden wir und fahren dort hin. Wir bekommen ein winzig kleines, aber gemütliches Dachzimmer mit Balkon, sitzen noch ein wenig in der Abendsonne und schauen Hund, Katzen und Hühnern zu, die sich im Hof tummeln. Dann wird es Zeit zum Abendessen.
Im Restaurant sind wir noch recht früh und wählen einen schönen Platz mit wunderbarer Aussicht. Gut gelaunt bestellen wir einfach das teuerste Gericht. Während wir auf das Essen warten, sehen wir vor der Terrasse aus einer Meute Hunde zu, die durch die Wiesen auf das Restaurant zuläuft, sich dabei kabbelt und rauft, um dann allesamt auf der Hauptstraße weiterzuwandern. Das Essen ist eine große Grillplatte für zwei Personen, die zwar einfach zubereitet ist, aber gut schmeckt und uns richtig satt macht.


Faul in der Abendsonne, bevor …


… es auf die Restaurant-Terrasse geht, von wo …


… wir den Blick auf Miercurea Ciuc und ins …


… Tal des Olt genießen und dabei …


… Spaß an einem Hunderudel haben, das …


… an der Terrasse vorbei zur nahegelegenen Straße läuft.


Es ist angerichtet!

Die Wirtin spricht etwas englisch und erzählt uns, dass das hier ein recht gut besuchtes Ausflugslokal ist, vor allem Abends kommen viele den Weg aus Miercurea Ciuc herauf, um den Ausblick zu genießen. Langsam wird es auch voller auf der Terrasse. Wir beschließen dann, ins Bett zu gehen und fragen nach der Rechnung. Umgerechnet 27 Euro haben wir für Übernachtung und Abendessen zu bezahlen.

Karte 10. Tag, 279 km

Grüße
Falcone

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Tag 10 - Seite 148-164.pdf
decet Offline




Beiträge: 7.690

11.12.2012 09:35
#42 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Zitat von Falcone im Beitrag #26

Zitat
lässt in etwa erahnen, wie akkurat Du / Ihr das Ganze plant!!

Eher weniger!
Lediglich die Strecke wird geplant und in Etappen ins Navi eingegeben, aber sie dient nur zur Orientierung und wird oft verlassen oder auch ganz über den Haufen geschmissen, wie dieses Jahr auch.

Nun mal keine falsche Bescheidenheit, Herr Falcone. Diese Fülle von Detailinformationen über Land und Leute kannst Du nicht erst unterwegs gelernt haben. Es sei denn, Du hättest einen großen Teil Deiner Zeit damit verbracht, mit irgendeinem unsäglichen Mobilgerät das Wissen vor Ort aus dem Weltnetz zu saugen, anstatt die Wirklichkeit zu erleben und zu genießen. Und das traue ich Dir beim besten Willen nicht zu.

Dieter (voller Bewunderung - ein bißchen Neid ist auch dabei )

Serpel Online




Beiträge: 48.168

11.12.2012 12:28
#43 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Zitat
Es sei denn, Du hättest einen großen Teil Deiner Zeit damit verbracht, mit irgendeinem unsäglichen Mobilgerät das Wissen vor Ort aus dem Weltnetz zu saugen, anstatt die Wirklichkeit zu erleben und zu genießen. Und das traue ich Dir beim besten Willen nicht zu.


Ich auch nicht. Das macht Falconette, die kann das. Die ist Lehrerin ...

Gruß
Serpel

keulemaster Offline



Beiträge: 5.132

11.12.2012 13:43
#44 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Von der Schlucht habe ich auch Fotos von 2006.




Korrektur:
die Tore sind typisch ungarisch, wo diese Tore zu sehen sind, wohnen Szekler.

PS: hast du vielleicht mehr Fotos, gleich nach Gheorghenie? so die nächsten 30km?

PS2: mein Rumänien-Bericht: http://www.w650.eu/?p=171 Zugangspassword gibts über PN, für Leute die ich persönlich kenne.

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MEINE SEITE: http://www.w650.eu

Falcone Offline




Beiträge: 113.625

11.12.2012 13:59
#45 RE: Falcones Reisen: Südosteuropäische Gebirgstour Antworten

Zitat
PS: hast du vielleicht mehr Fotos, gleich nach Gheorghenie? so die nächsten 30km?



Leider nicht. Ich habe extra wegen dir schon alle Fotos verarbeitet.

Grüße
Falcone

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