Ursprünglich war geplant, in einem weiten „S“ durch Siebenbürgen hindurch zu fahren, über Klausenburg (Cluj Napoca) weiter ostwärts bis Schäßburg (Shigisoara) und wieder nach Westen bis Hermannstadt (Sibiu). Das hatten wir gestern wetterbedingt umgeschmissen und waren im Grunde schon auf dem Weg nach Osten. Dann haben wir uns aber noch mal umentschieden, zum einen, weil wir doch noch mal wenigstens eine der alten Städte von Siebenbürgen besuchen wollten, nämlich Schäßburg, und weil es sonst ziemlich schwierig gewesen wäre, den Fograrasch (Făgăraș) zu fahren. Außerdem sind wir inzwischen mehrfach davor gewarnt worden, wie geplant bis zum Donaudelta zu fahren, da es dort bei der derzeitigen Wetterlage unerträglich heiß sei. Wir gehen deswegen erst mal den Făgăraș an und sehen dann weiter. Also fahren wir wieder in Richtung Westen über den Vlahita-Pass und durch Odorheiu Secuiesc bis nach Schäßburg
Am Vlahita-Pass
Kurz vor Schäßburg, die Dörfer sind ziemlich ärmlich
Wir kommen nach Schäßburg. Wie in vielen größeren rumänischen Orten steht auch hier wieder eine Beton-Stehle mit dem Ortsnamen aus den Zeiten des Sozialismus. Oft sind diese verfallen, hier ist sie gepflegt und weiß gestrichen, dennoch sieht Schäßburg erst mal aus , wie jede andere Stadt auch, ist von Kleinindustie, Handel und Plattenbauten geprägt. Aber schnell erreichen wir den Stadtkern, die Häuser werden älter. Wir fahren zu einem kleinen, bewachten Parkplatz, entrichten einen geringen Obulus und bekommen noch den Tipp, die Jacken und die Helme nicht am Motorrad zu lassen. Wir stellen die beiden Motorräder an die Spitze des Parkplatzes, gut einsehbar. Mit den Klamotten wollen wir uns aber nicht belasten und so schließen wir Jacken und Helme mit Drahtschlössern am Motorrad an, verriegeln die Koffer und schließen die Tankrucksäcke ab. Das erste Mal übrigens auf unserer Reise. Danach machen wir uns auf, den steilen Weg hinauf in die Oberstadt. Es geht durch enge Gassen und Tordurchgänge und bald können wir schon über die Dächer schauen. Auf dem Marktplatz finden wir Tische und Stühle aufgestellt und bestellen uns ein Frühstück. In der Nachbarschaft üben Kinder mit einer Englischlehrerin einen Tanz ein. Während die Mädchen einigermaßen begeistert dabei sind, ödet es die Jungens offensichtlich sehr an. Bedient werden wir von einem jungen Mann, der deutsch spricht. Wir lassen uns … und … schmecken und suchen bald schon den Schatten - es wird sehr warm.
Orstbeginn Sighisoara/Schäßburg
Die Motorräder sind geparkt und …
… wir wandern bergan durch …
… kleine Gassen und über …
… viele Treppen, bis …
… wir die Dächer unter uns und den …
. ... den Stundturm über uns haben.
Durch diesen hindurch und über die Piața Muzeului (Museumsplatz) …
… wo wir gegenüber dem berühmten Patrizierhaus mit dem Hirschgeweih frühstücken …
… und den unfreiwilligen Tanzdarbietungen der Kinder zuschauen, bis …
… es mir in der Sonne zu heiß wird.
Dann machen wir uns auf und erklimmen die 400 Jahre alte, überdachte Treppe hinauf zum Schulberg. Der Schatten unter dem alten Holzdach lässt den Aufstieg einigermaßen erträglich werden. Oben hält der alte Baumbestand die Sonne etwas ab. Auf dem Schulberg ist das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, in dem sogar ein deutschsprachiges und in Deutschland anerkanntes Abitur abgelegt werden kann. Ursprünglich war Schäßburg eine fast rein deutsche Stadt, in den 30er Jahren überwogen dann die Rumänen und in den 70er Jahren begann die erste große Auswanderungswelle und nach dem Fall des Kommunismus begann 1992 die zweite große Auswanderungswelle, so dass jetzt nur noch 600 Deutsche in der Stadt wohnen. Die Bergkirche auf dem Schulberg war verschlossen, das Schulmuseum war aber zugänglich. Überrascht waren wir, dort eine alte Wandtafel von der Elwertschen Verlagsbuchhandlung zu finden, die es heute noch in Marburg gibt.
Die sogenannte Schülertreppe mit über 100 Stufen zum Schulberg
Blick über Schäßburg
Das Schulmuseum
Das Professorenkollegium und …
… eine Lehrtafel der Elwertschen Verlagsbuchhandlng Marburg
Im Schulmuseum
Auf dem Rückweg zum Marktplatz kommen wir am Dracula-Haus vorbei, in dem Vlad Tepe angeblich geboren worden sein soll. Es ist übrigens das einzige Mal, dass wir in Transsilvanien auf Dracula stoßen. Nun ja, hierher kommen ja auch die Touristen. Wir schlendern noch ein wenig durch die Oberstadt und schauen hinab auf Schäßburg und kommen so auf unserem Rundgang wieder zum Stundturm.
Die Schülertreppe wieder hinab, …
… und noch ein paar Stufen.
Dracula-Restaurant …
… und Dracula-Geburtshaus sowie …
... Dracula-Büste
Noch ein Blick über Schäßburg
Der Stundturm
Wir beschließen, den Stundturm zu besichtigen und bezahlen dafür jeder 20 Lei, etwa 4,50 Euro, was hier eine Menge Geld ist. Aber der Turm, das Wahrzeichen Schäßburgs, ist schon sehr beeindruckend. Er ist Bestandteil einer Ringmauer um die befestigte Oberstadt und wurde bereits im 14. Jahrhundert gebaut. Seine Wände sind etwa zweieinhalb Meter dick. Weithin auffällig sind die vielfarbigen glasierten Dachziegel, die im Sonnenlicht schillern. Im Stundturm ist ein Museum untergebracht. Als ich dort ein paar Fotos machen will, werde ich streng darauf hingewiesen, dass ich für das Fotografieren nochmals 30 Lei zu bezahlen hätte. Ich mag nicht bezahlen und bin fortan unter Bewachung. Trotzdem gelingen mir ein paar Fotos, man hat ja auch seinen Ehrgeiz. Leider kann ich nicht das wunderbare alte Uhrwerk fotografieren
Modell der Schäßburger Oberstadt im Stundturm
Für Maggi: Das freut das Herz des Apothekers und ...
… des Arztes (für Albert!)
Und noch mal Blicke über Schäßburg vom Stundturm aus.
Unterstadt:
Oberstadt:
Schulberg
Wohnhaus des Raketenpioniers Hermann Oberth
Genau um 12 Uhr noch mal einen Blick auf den Stundturm – nun kann man die bunten Ziegeln schön in der Sonne leuchten sehen.
Wieder in der Unterstadt angekommen, essen wir noch ein Eis und holen uns Geld am Bankautomat der Raiffeisenbank. Zurück bei den Motorrädern stelle ich fest, dass ich wohl versehentlich mein Zahlenschloss verstellt habe, mit dem die Helme befestigt sind. Blöd. Es bleibt mir nach etlichen nutzlosen Versuchen, es zu öffnen nichts übrig, als das Drahtseil mit dem Schweizermesser durchzufeilen. Niemand stört sich an meinem Tun.
Wir fahren in südlicher Richtung aus Schäßburg raus, schneiden kurz den Kreis Sibiu und biegen am Bradeni-See auf eine kleine Straße ab, die laut Karte direkt nach Făgăraș führen soll. Eigentlich wollten wir in Făgăraș noch tanken, doch stadtauswärts kamen wir an keiner Tankstelle mehr vorbei. Das Benzin wird knapp, aber bis Făgăraș sind es nur etwa 50 Kilometer – es sollte also noch reichen. Auf Reserve sind wir noch nicht. Es ist das erste Mal, dass das Navi eine Straße nicht kennt. Bald hört der Asphalt auf und wir kommen auf eine Schotterpiste – und schalten auf Reserve. Hätten wir nicht noch zwei Ersatzkanister dabei, würde ich jetzt unruhig werden. Andere Verkehrsteilnehmer haben wir schon lange nicht mehr gesehen, nur ein Pferd mit Fußfesseln begegnet und auf einer Brücke.
Im Kreis Hermannstadt
Die Straße wird schlechter, die Dörfer immer ärmlicher
Im Kreis Kronstadt (Brasov), noch in Transilvanien
Begegnung in der Einsamkeit
Noch ist der Schotterweg recht gut befestigt, aber …
… dann wird es immer staubiger
Schafe dösen im Schatten und wundern sich über uns. Menschen treffen wir keine.
Nach etwa 30 Kilometern endlich wieder ein Dorf, es liegt allerdings wie ausgestorben in der Hitze.
Die obligatorischen Störche haben die Schnäbel geöffnet und wenden den Rücken genau der Sonne zu, damit die weißen Federn die Hitze reflektieren.
Hier in Barcut versuche ich mittels Kompass den weiteren Weg zu finden, denn der Weg gabelt sich. Prompt stimmt zwar die Himmelsrichtung, aber die Straße geht hinter dem Dorf in einen Saumpfad entlang eines Baches über. Henny fragt eine alte Frau: „Fagarasch?“ „Da“, nickt sie und zeigt in die andere Richtung. Also schlagen wir die andere Richtung ein und werden am Ende des Dorfes mit einem Wegweiser belohnt. Wir sind richtig.
Oh je, es liegt noch ein ganzes Stück vor uns.
Henny fährt unverdrossen …
… die nun wieder etwas bessere Straße. Unser Tempo steigt auf über 40 km/h.
Wenige Kilometer vor Făgăraș dann endlich wieder Asphalt. Im Hintergrund das Fogarasch-Gebirge, der höchste Teil der Karpaten
Aus dem Persani-Gebirge kommend ein Blick über das Tal des Olt hin zum Făgăraș-Gebirge in den Südkarpaten
Wir sind diesmal ganz froh, wieder in zivilisierte Gebiete zu kommen, vor allem im Hinblick auf den Benzinrest in unseren Tanks. In Făgăraș (dt. Fogarasch) fahren wir erst mal auf der Europastraße 68 nach Osten. Wir kommen bis zum Stadtrand und finden keine Tankstelle. Wir drehen um und fahren in die für uns auch richtige Richtung nach Westen. Wir passieren eine Kirche mit goldenem Dach, haben aber kein rechtes Auge dafür. Tankstellenschilder sind angesagt. Am Ortsende gibt es dann eine Tanke. 310 km zeigt der Tageskilometerzähler – das war knapp.
Kirche mit goldenem Dach.
Wir folgen der E68 nach Westen. Dafür, dass es die Nationalstraße Nr. 1 ist, ist der Verkehr eigentlich nicht zu stark. Klar, es gibt jetzt einige Autos und auch etliche LKW, aber das wüste und rücksichtlose Verhalten der rumänischen Trucker, vor dem immer in schillerndsten Farben gewarnt wird, ist nicht feststellbar. Im Gegenteil, man hält Abstand und hupt auch schon mal freundlich. In freier Landschaft geht die Straße zum berühmten Fogarasch-Pass, genauer Transfogarascher Hochstraße (Drumul Transfăgărășan), nach links ab. Am Abzweig gibt es eine kleine Bar, in der wir uns stärken wollen, bevor wir den höchsten Pass der gesamten Karpaten und angeblich auch einen der Schönsten überhaupt angehen wollen. Wir freuen uns schon bei Cola, Omelette und Salat.
Der Pass überquert als hochalpine Gebirgsstraße das Făgăraș-Gebirge in den Transsilvanischen Alpen und führt nach Süden in die Walachei. Mit 2042 Metern bildet er auch den höchsten asphaltierten Punkt im rumänischen Straßennetz. Der Pass wurde auf Betreiben des Präsidenten Ceaușescu gebaut, von inhaftierten Zwangsarbeitern und angeblich aus militärischen Gründen. Gerüchte darüber, dass er hauptsächlich deswegen gebaut wurde, um andere Staatsgäste im Fogarasch-Gebirge zur Bärenjagd einladen zu können und sie mit einem fantastischen Pass zu beeindrucken, verstummen jedoch nicht, sind aber auch nicht belegbar. Jedenfalls windet sich der Pass in beeindruckender Weise die Nordrampe hinauf, die Straßenbauer müssen Motorradfahrer gewesen sein. Da der Pass keine Funktion als Fernverbindung hat, die übernimmt die nur wenig weiter westlich gelegene N7, ist er auch recht verkehrsarm, obwohl jetzt Hochsaison ist. Überhaupt ist der Pass nur für vier Monate im Jahr geöffnet.
Pause am Abzweig zur Transfogarascher Hochstraße
Natürlich findet Henny auch hier gleich einen Spielkamerad.
Nun geht’s los, die Spannung steigt.
Etwas bedrohlich wachsen die Berge aus dem Tal des Olt
Schnell schrauben wir uns nach oben und …
… genießen die ersten Ausblicke, auch …
… zurück nach Transsilvanien, das wir nun verlassen.
Die Straße ist gut ausgebaut und …
… das enge Tal öffnet sich langsam zu einem weiten Hochtal.
Man kann die Straßenführung schon erahnen.
Serpentinen und die ersten Motorradfahrer seit langem
Ist das nicht ein Traum? Wie eine Carrerabahn schlängelt sich die Straße den Hang hinauf.
Und fast kein Verkehr
Toll.
Auch Enduristen kämen hier auf ihre Kosten. Verbotsschilder haben wir jedenfalls keine gesehen.
Unser Vorwärtsdrang wird dann von eine großen Schafherde gebremst. Die Schäferin inszeniert die Straßenüberquerung genussvoll und langsam für die Touristen und weist ihre Hunde mit Pfiffen und kurzen Kommandos an.
Stopp! Schafe!
Der Hund warnt schon mal die Autos, während …
… die Touristen mit dem i-Pad fotografieren.
Ein stattlicher Ziegenbock begleitet die Schafe
Wildes Camping scheint auch erlaubt.
Rückblick auf die nun friedlich grasenden Schafe
Der Pass ist wirklich ein Erlebnis und kann mit den schönsten Alpenpässen auf jeden Fall mithalten. Man sollte ihn sich nicht entgehen lassen, wenn man zwischen Juni und September in Rumänien mit dem Motorrad unterwegs ist. Oben auf dem Pass erwarten uns ein paar Verkaufsstände, durch die wir schlendern.
Verkaufsstände und …
… ein kleiner See auf der Passhöhe.
Weiter geht es durch den Pass-Tunnel in die Walachei
Auch auf der anderen Seite macht es Spaß, den Pass zu fahren, allerdings liegt die Straße nicht so eindrucksvoll am Hang und außerdem hängen Wolken am Südhang des Fogarasch -Gebirges.
Es geht bergab
Auch hier campieren Leute an der Straße
Henny flitzt voraus
Die Kurven sind gut ausgebaut und teilweise leicht überhöht.
Links oben sieht man die Straße vom Pass runter kommen und …
… hier, wie sie sich nach unten windet.
Verkaufsstände am Straßenrand, Spezialität: in Baumrinde eingewickelter Ziegenkäse.
Und wieder Schafe, die sich wie Perlen an der Schnur über kaum erkennbare Pfade im Hang fortbewegen
Romantische Brücke, zum Glück nicht auf unserem Weg. Ist aber auch ein Suchbild: Wer findet den Wach-, äh, Schlafhund?
Das versteht der Lateiner: Besonders gefährliche Kurve, langsam fahren!
Der Nadelwald wird dichter und nach einer Weile kommen wir an den Vidraru-Stausee. Hier erhoffen wir uns eine Übernachtung. Rechtes Ufer oder linkes Ufer? Wir entscheiden uns für das linke, das Ostufer, weil da die Hauptstraße entlanggeht und weil es die Abendsonnen-Seite ist. Ob das klug war? Auf der anderen Seite des Sees sehen wir einige Gebäude, während auf unserer Seite so gar nichts auftaucht. Auf halber Höhe des Sees zweigt eine kleine Straße ab, an der ein Hinweis zu einer Pension steht. Wir folgen und kommen über eine Schotterpiste in den Wald hinein. Das letzte Stück, wir sehen das Haus schon, geht steil bergauf über Geröll. Ein normaler PKW dürfte Probleme bekommen. Vielleicht ist das der Grund, warum wir die einzigen Gäste sind. Die Pension sieht gut aus, es hängt aber ein Verkaufsschild am Balkon. Na ja, der Weg dürfte so einige potentielle Gäste schon abgeschreckt haben. Wir bekommen ein Zimmer, allerdings für satte 130 Lei, etwa 28 Euro. Den Empfang teilen sich ein ziemlich junger Mann und ein noch jüngeres Mädchen, die offensichtlich damit keine Übung haben und auch keine Fremdsprachen sprechen, ein paar Brocken Englisch kann zumindest er dann doch.
Das Hotel in der Nähe des Vidraru-Stausees
Der hat kein Problem, den Weg hinauf zu kommen.
Ein weißer „Karpatenbär“
Das Zimmer ist ok und wir lassen uns auf der Veranda zum, Abendessen nieder. Es gibt eine Speisekarte auf Rumänisch, auf die mit Bleistift schwer lesbar ein paar englische Worte gekritzelt stehen. Immerhin. Wir können uns ein bisschen orientieren. Leider stellt es sich bald heraus, dass weder Schnitzel noch Braten zu haben sind, sondern nur Schafsfleisch. Der junge Mann gibt uns zu verstehen, dass das Fleisch etwas „tough“ sei und legt ein extra scharfes Messer auf den Tisch. Nun ja. Der Koch, ziemlich zahnlos, klein und runzelig und dennoch wohl lange nicht so alt wie er aussieht, brachte zwei Teller mit Fleisch, Polenta und zwei Schüsseln mit Tomaten. Das Fleisch lässt sich auch mit dem scharfen Messer nicht klein kriegen. Ich nehme es in die Hand und versuche, etwas mit den Zähnen abzukauen. Auch das scheitert. Soweit ich mich erinnere, ist es das erste Mal auf unseren Reisen, dass ich etwas zurückgehen lasse. Ich gebe dem jungen Mann zu verstehen, dass das Fleisch ungenießbar ist. Er ist sichtlich ratlos. Er versteht aber auch, als ich ihm erkläre, dass wir das Fleisch nicht bezahlen, den Rest, die Polenta und die Tomaten, aber schon. Schließlich wollen wir ja was essen. Jetzt ist er sichtlich erleichtert, wobei ich den Eindruck habe, er hat auch um die paar Lei gefürchtet. Nachtisch hat man auch keinen für uns, aber zwei Kätzchen kommen vorbei und so nimmt sich jeder eine „Nachtischkatze“. Meine schläft gleich tief und fest auf meinem Schoß ein, Hennys spielt noch eine Weile und lässt sich gerne knuddeln. Früh gehen wir schlafen. Es ist unglaublich still.
Das Bären-Bier ist gut, das Fleisch leider so gar nicht.
Nachtischkatze munter und …
… müde. Wie wir.
Karte Tag 11, 272 Kilometer
Grüße Falcone
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Tag 11 - Seite 165-198.pdf
Wir starten schon um 8 Uhr, Frühstück hatten wir sicherheitshalber keines geordert. Es war das erste Mal, dass wir unzufrieden waren. Das Zimmer war zwar ok, der Preis für hiesige Verhältnisse aber hoch und das Essen mies. Aber vermutlich haben die jungen Leute den Laden schon längst aufgegeben gehabt und hoffen auf einen Käufer. Egal, es kann ja nicht immer alles bestens sein.
Es haben sich am Abend wohl doch noch andere Gäste eingefunden, jedenfalls steht morgens ein Auto aus Bukarest vor dem Haus.
Wir fahren am völlig still in der Morgensonne liegenden Vidraru-See entlang, der Himmel ist strahlend blau, die Laune wieder gut und wir erreichen die Staumauer. Dort halten wir, werden von zwei Hunden freundlich begrüßt und machen ein paar Fotos, als das Auto neben uns hält, das morgens vor dem Hotel stand. Eine Familie steigt aus, freut sich, uns zu sehen und wir wechseln ein paar Worte über das woher und wohin. Auch sie, die aus Bukarest kommen, berichten, dass es nicht ratsam sei, bei der Hitze ins Donaudelta zu fahren. Wir werden also, wie schon angedacht, die Walachei queren und direkt nach Bulgarien fahren.
Die Vidraru-Staumauer ist beachtliche 166 Meter hoch und 300 Meter lang und wird, wie wir erfahren, gerne für Bungie-Sprünge genutzt. Über ihr steht der riesiger Blitze schleudernder Prometheus, als Sinnbild für die hier erzeugte Elektrizität.
Still ruht der See am Morgen
Aber die Hunde sind schon unterwegs
Hier wären wir herausgekommen, wenn wir am Abend zuvor die Westseite des Sees entlang gefahren wären.
Blick über den See und entlang der Staumauer
Die fast senkrechte Vidraru-Staumauer und …
… die tiefe Schlucht der Argisch unterhalb der Mauer.
Über allem steht Prometheus
Wir verschwinden lieber schnell, als wir diese Beschriftung an der Mauer entdecken. Wurden die Steine wirklich mit Ceresit zusammengeklebt?
Entlang der Argisch (Argeș) folgen wir der Schlucht nach Süden. Rechts über uns sehen wir eine Burg. Es ist sozusagen die echte Dracula-Burg, wo Vlad III. zeitweise auch wohnte und nicht in Schloss Bran (Törzburg), das lediglich als Kulisse für die Filme diente. Interessanterweise gibt es keinerlei Dracula-Hinweise oder gar Dracula-Souvenirstände an der Straße. Um die Burg zu besichtigen, müssten wir jedoch von der Straße aus Treppen hinauf steigen, ein Unterfangen, dass und nicht sonderlich verlockend erscheint. Dracula muss also auf unseren Besuch verzichten.
Burg Poenari, im 15. Jahrhundert von „Dracula“ instand gesetzt und auch bewohnt
Auf dem Balkon dieser hübschen Bar wollten wir frühstücken, aber leider hatte sie geschlossen.
Wir fahren weiter nach Argisch (Curtea de Argeș) und finden dort ein kleines Lokal. Gerade, als wir die Terrasse betreten, höre ich auf der Straße einen vertrauten Klang, wie ihn nur langsam laufende, sehr alte Vierzylinder erzeugen. Ich schaue zurück und glaube, meinen Augen nicht zu trauen. Fährt da doch einfach so eine FN von 1910 vorbei, schwer bepackt mit Taschen, Säcken und Reifen. Als ich noch hektisch nach meinem Fotoapparat nestle, um wenigstens von hinten ein Foto machen zu können, bremst die FN ab, fährt einen Bogen und hält an unseren Motorrädern an, die der Fahrer sich betrachtet.
Intuitiv spreche ich den Fahrer auf Englisch an und frage, wo zum Teufel er denn mit der alten Kiste her kommt und hin will. Ein wettergegerbtes Gesicht lacht unter dem Helm hervor und meint: Das ist ein Motorrad von 1910 und er kommt aus Nepal. Das Motorrad kenne ich, meine ich und so ergibt sich schnell viel Gesprächsstoff. Ron Fellowes ist 70 Jahre alt, gebürtiger Neuseeländer, lebt in Australien und ist von seinem Zweitwohnsitz in Nepal mit der FN gestartet, um im Herbst am FN-Treffen in Bernkastel-Kues an der Mosel teilzunehmen. Nachzulesen ist alles über diese erstaunliche Reise unter www.http://oldblokeonabike.com. Ich bin zutiefst beeindruckt. Wir wünschen uns nach einer Weile gegenseitig eine gute Reise und ich verspreche ihm, ihn auf dem FN-Treffen in Bernkastel-Kues im September zu besuchen, was ich auch mache. Um es vorweg zu nehmen: Er ist dort gut angekommen und hat sich gefreut, mich zu sehen. Ich schiebe ihn an und dann schnurrt die FN davon. Er will den Fogarasch-Pass mit ihr fahren! Oha!
Wir lassen uns die von Henny inzwischen bestellten Pfannkuchen gut schmecken, ich berichte ihr von Ron und wir haben für eine ganze Weile Gesprächsstoff und hoffen, dass auch wir noch im fortgeschrittenen Alter einige Reisen unternehmen können.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachten wir einen Reifenhandel, bei dem nicht viel los ist. Lediglich ein flotter Dacia kommt vorbei und der Fahrer hält ein Schwätzchen.
Diese Bar haben wir uns für´s Frühstück ausgeguckt, als …
… diese alte FN neben unseren Motorrädern hält.
Die Reiseroute kann man vom Tank ablesen
Leckere Pfannkuchen zum Frühstück.
Flotter Dacia, dessen Fahrer …
… zu einem Plausch beim Reifenhändler anhält.
Wir fahren aus Argesch raus, kommen ein einer Eisenbahnbrücke vorbei, die schon bessere Zeiten erlebt hat und halten uns jetzt westwärts.
Bei Budesti treffen wir den Olt wieder und machen eine Pause an einer Tankstelle, fassen Benzin und trinken gut gekühlten Eistee. Natürlich leistet uns auch hier ein Hund Gesellschaft, ist aber bald gelangweilt, weil es nichts zu essen gibt, und döst ein. Es ist reichlich warm geworden. Der Olt fließt hier träge durch ein flaches Tal und dehnt sich teilweise so weit aus, dass er eher wie ein See wirkt. Wir folgen ihm in Richtung Süden. Die Berge haben wir verlassen. Die Straße ist breit. Hinter Budesti gibt es noch eine ganze Reihe Autohändler mit großen, gläsernen Verkaufsräumen, aber auch Fähnchenhändler wie bei uns, Baustoffhändler und große Schrotthändler. Dann greift immer mehr Industrie Raum. Die Straße bleibt gut ausgebaut, der Verkehr hält sich in Grenzen und bewegt sich gelassen. Trotzdem wechseln wir bei nächster Gelegenheit auf die andere Flussseite hinüber, weil die Straße dort kleiner zu sein verspricht. Hier überwiegt der Gemüseanbau, die Produkte sind auch am Straßenrand zu kaufen. Große Melonen kosten 22 Cent. Pferde stehen vor den Häusern, meist in praller Sonne. Macht ihnen das wirklich nichts aus? Die Gegend wirkt sehr ärmlich. Die Menschen hocken in Gruppen zusammen im Schatten, Arbeiter, Frauen und Jugendliche, aber immer schön nach Männlein und Weiblein getrennt.
Nach einer Weile, unweit von Buciumeni, machen wir an einem ausgetrockneten Flussbett eines Seitenflusses Rast, legen uns unter die Bäume und schlafen eine Weile
Die Schienen der Eisenbahnbrücke hängen noch in der Luft.
Tankpause in Budesti, natürlich …
… mit dem unvermeidlichen Hund.
Sogar Schutzhelme für Hunde gibt es hier!
Viel Industrie im Olt-Tal
Die Straßen sind breit, der Verkehr mäßig
Wir biegen ab auf die andere Flussseite.
Der Olt auf seinem Weg zur Donau
An einem trockenen Flussbett legen wir …
… eine Rast unter Bäumen ein. Wer findet Henny?
Bei Drăgășani wechseln wir wieder auf das Westufer des Olt und auf die breite Nationalstraße 54. Es ist ziemlich heiß und wir halten an einer Bar, um etwas zu trinken. Langweilig und öde verläuft die Straße weiter nach Süden, lediglich ein paar am Straßenrand stehende Flugzeuge lassen uns kurz halten. Das Thermometer zeigt 48 Grad. Die Walachei macht ihrem Namen alle Ehre. Bei Slatina biegen wir ab nach Craiowa um von dort aus entlang des Schiel (Jiu) nach Süden zur Donau zu gelangen. Hinter dem kleinen Nest Secui halten wir und tanken. Die jungen Leute in der einsam gelegenen Tankstelle reichen uns einfach so zwei eisgekühlte Melonenstücke. Es gibt wohl kaum etwas, was besser den Durst löscht und etwas abkühlt. Wir freuen uns.
Flugzeuge an der N54
Es ist warm
Ortsdurchfahrt Craiowa – man beachte die moderne Raiffeisenbank
Einsame Tankstelle in der Walachei
Das tut gut!
Die kleine Straße zur Donau hin ist sehr einsam, die Landschaft langweilig flach, der Verkehr gering, die Dörfer dösen leblos in der Sonne. Hin und wieder ein Pferdefuhrwerk oder ein Esel am Wegrand. So erreichen wir gegen 17.00 Uhr den Fähranleger an der Donau.
Abwechslung am Straßenrand oder …
… auf der Straße.
Noch 10 Kilometer bis zur Donau.
Wir erreichen den Fähranleger. Erst etwas gelangweilt aber dann doch durchaus interessiert nimmt uns der Grenzer in Empfang. Er schaut sich die Motorräder an, kontrolliert wird aber nichts außer einem kurzen Blick in die Papiere. Dann werden wir angewiesen, auf den Warteplatz vor den Fähranlieger zu fahren. Der Platz liegt noch in der prallen Sonne, außer einem älteren Peugeot sind wir die einzigen Anwesenden. Das Dach einer Desinfektionsdurchfahrt bietet etwas Schatten, dort sitzen wir auf Steinen und warten. Der Motor des Peugeot läuft, die Türen stehen offen, die vier Insassen sitzen in seinem Schatten. Ansonsten keine Geräusche, Fliegen summen. Uns ist warm, Wasser haben wir auch nicht mehr viel. Die Toiletten sind in einem abschreckenden Zustand. Wir warten. Von Zeit zu Zeit kommt ein LKW. Die Sonne scheint nun schräger, ein paar Bäume spenden Schatten auf einem ausgetrockneten Wiesenstück. Wir wechseln dort hin und warten. Der Motor des Peugeot brummt. Auf der Donau ist nix los, kein einiges Schiff bekommen wir zu sehen. Die Hitze macht nachlässig. Beim Öffnen eines Koffers fällt mir mein Helm herunter. Ein Stück aus dem Visierscharnier bricht ab. Mist. Öffne ich nun das Visier, springt es aus dem Scharnier heraus. Nun habe ich wenigstens was zu tun. Ich sammle im Müll Schokoladenpapier und forme aus der zusammengepressten Alufolie einen Anschlag, den ich mit Tape am Helm befestige. So kann ich das Visier noch halb öffnen, ohne dass es herausspringt, und so meine Brille darunter stecken. Inzwischen steht die Sonne schräg und es stehen ein paar mehr LKW am Anlieger. Einer ist mit Schafen beladen, die in die Türkei sollen. Bei der Hitze. Die Tiere tun uns leid. Der Motor des Peugeot brummt mit den Klimaanlagen der LKW um die Wette. Wir warten.
Gegen 18 Uhr legt die Fähre an. Ohne Hektik werden die LKW Stück für Stück entladen. Ist das Anfangs noch interessant, wird es bald langweilig. Ein armer Hund mit triefenden Augen kommt herbei gehinkt. Er erhofft sich wohl ein paar Essensabfälle. Den nächsten Winter wird er nicht überleben.
Warten auf die Fähre im …
… spärlichen Schatten des Desinfektionsanlage
Den einzigen anderen Schatten hatte die Peugeot-Besatzung bereits okkupiert
Nichts los auf der schönen, blauen Donau
Das bulgarische Ufer – da wollen wir hin
Die Fähre kommt und …
… legt an. Endlich.
Die LKW fahren runter, das dauert seine Zeit, währenddessen …
… dieser arme Hund auf ein paar Abfälle hofft.
Gegen 19 Uhr werden wir dann endlich als erste auf die Fährte gewunken. Wir fahren die Rampe hinauf, sind vorsichtig auf dem glatten Stahlboden, fahren ein U und sind dann ganz vorne bzw. wieder da, wo wir aufgefahren sind. Die Fähre besteht nämlich aus zwei Schwimmkörpern, die einfach mit Stahlseilen aneinander gebunden sind. Das macht das beladen mit den LKW etwas schwierig. Als etwa drei LKW über die eine Fährenseite aufgefahren sind, am Ende gedreht haben (ja, das geht) und dann neben uns am Kopfende zum stehen kommen, ist unsere Hälfte der Fähre durch die Gewichtszunahme von ca. 100 Tonnen so weit nach unten gesackt, dass nun eine hohe Stufe zwischen den beiden Schwimmkörpern entstanden ist. Nun müssen erst mal wieder drei LKW auf die andere Seite auffahren, damit die beiden Decks wieder auf gleichem Level sind. Dann kann der nächste LKW wenden und auf den anderen Schwimmkörper fahren. Man kann sich vorstellen, dass dies einiges an Logistik und Zeit in Anspruch nimmt, bis die Fähre beladen ist. Aber das wird alles sehr gelassen bewerkstelligt. Selbst als ein mit Baumstämmen überladener Sattelschlepper mit dem Anhänger auf dem Rampenboden hängen bleibt und die Räder in der Luft hängen, wird das Problem gelöst: Der Schwimmkörper wird geräumt, die Fähre steigt an, die Räder greifen wieder und der Anhänger wird unter schrillem Kreischen des Metalls hinauf geschleift. Währenddessen stört sich niemand daran, dass ich auf der gesamten Fähre und zwischen den LKW herumlaufe und mir alles ansehe. Irgendwie geartete Sicherheitsvorschriften gibt es genauso wenig wie eine Reling.
Zuletzt fährt auch der Peugeot noch auf die Fähre. Es spricht für die Qualität des Motors, dass er in der Hitze keinen Kollaps erlitten hat. Wie wir erfahren, ist der Anlasser kaputt. Auf die Idee, dass man den Wagen zu viert auch hätte anschieben können, ist wohl keiner gekommen. Vielleicht war es auch ein Automatik? Ich habe nicht nachgeschaut.
Die ersten LKW fahren auf die Fähre, die …
… sich langsam füllt
Die ersten werden die ersten sein.
Bist du nicht willig, …
… geht´s auch mit Gewalt
Die Einweiser, die sich überhaupt nicht für unsere Motorräder interessieren. Verzurren? Fehlanzeige
Etwas rustikal sein die beiden Fährkörper aneinandergezurrt
Dieser Absatz darf nicht zu hoch werden.
Der muss da noch durch!
Die Fähre hat tatsächlich alle wartenden LKW aufgenommen, was wir anfangs wirklich bezweifelt hatten. Dicht an dicht stehen sie, die Fahrer vollbrachten Meisterleistungen im Rangieren. Neben uns hören wir die Schafe in der Hitze röcheln. Dann legt die Fähre endlich ab, es ist 19.00 Uhr. Etwa 40 Minuten dauert die Überfahrt und sie geht laut Navi über zwei Kilometer.
Die Sonne geht über der Donau unter.
Anlegestelle in Bulgarien
Wir kommen also endlich im Hafen von Orjachovo in Bulgarien an. Es ist eine kleine Stadt mit 6000 Einwohnern, und wegen des Fährhafens wird es ja wohl kein Problem sein, eine Übernachtung zu finden. Wir fahren durch die Ausweiskotrolle, die auch problemlos verläuft, hinauf in den Ort. Und tatsächlich gibt es ein riesiges Hotel in Betonbauweise. Dummerweise hat es keine Fenster. Noch Bauruine oder schon wieder Ruine? Wir wissen es nicht. Wir fahren weiter durch den Ort, so groß ist er nicht. Nach einigem Gekurve haben wir alle Straßen durch. Es ist fast menschenleer, auch keine Kneipen oder Bars. Ein weiteres Hotel finden wir noch, aber es ist schon ziemlich verfallen und die Fenster sind eingeworfen oder blind. Zwei junge Frauen fragen wir nach „Hotel“, sie zucken die Schultern und gucken sich ratlos an. Wir beschließen , trotz einsetzender Dunkelheit unsere Fahrt fortzusetzen, nehmen aber nicht die ursprünglich geplante Route ins Landesinnere auf, sondern fahren an der Donau auf der Hauptverkehrsstraße entlang in Richtung Westen. Dort hoffen wir auf eine Übernachtungsmöglichkeit. Und zur Not haben wir ja noch das Zelt dabei. Wir beginnen tatsächlich schon nach geeigneten Zeltplätzen Ausschau zu halten, als eine kleine Tankstelle erscheint, in der auch noch Licht brennt. Auf der Frage nach „Hotel“ antwortet die freundliche Frau „Motel“ weist in unsere Richtung und schreibt etwas ungelenk „5km“ in lateinischer Schrift auf ein Stück Papier. Na denn, also los. Nach fünf Kilometern kommt aber noch nichts, die Straße biegt vom Donauufer ins Landesinnere ab. Die letzten LKW von der Fähre haben uns inzwischen auch überholt, zum Teil gefährlich dicht. Uns ist etwas unwohl. Da kommen wir an einer Hecke vorbei mit einer Durchfahrt, dahinter eine Einfahrt und das Schild Motel. Wir fahren die Einfahrt hinauf und kommen ein eine prachtvolle Hotelanlage mit Restaurant, Tennisplatz, Swimmingpool und kleinem Park. Luxusautos parken am Weg. Wir kommen uns zwar etwas deplatziert vor, aber es bleibt uns ja nichts anderes übrig, wir fragen nach einem Zimmer. Ein junger Mann im Anzug erklärt uns, dass alles belegt ist. Wir fragen, wo es eine weitere Übernachtungsmöglichkeit gibt. Er überlegt angestrengt. Ein älterer Mann Hose und Pulli kommt und fragt auf Bulgarisch den jungen Mann, dann ruft er eine hübsche junge Frau herbei, die fließend englisch spricht. Sie sagt uns, dass wir uns keine Gedanken machen müssen, es wird ein Zimmer für uns geben, wir sollen schon mal was trinken. Nach einer halben Stunde können wir ein Luxuszimmer beziehen, klimatisiert, groß, ganz modernes Badezimmer mit allem Schnickschnack, riesiger Fernseher, großes Bett und die Motorräder überdacht direkt vor der Türe. Nach dem Preis fragen wir erst gar nicht. Wir gehen zurück und essen etwas. Unser Hunger ist nicht allzu groß und wir bestellen einen Salat, der auch richtig gut schmeckt. Draußen werden die schicken Herrschaften mit den großen Autos bewirtet. Es geht laut her. Wir sitzen drin. Am Nachbartisch feiert eine Familie, zu der auch der ältere Mann von vorhin gehört. Er kommt an unseren Tisch und stellt uns gefüllte Teigtaschen hin. Eine Spezialität der Gegend – und überdies sei er der Besitzer. Nachtisch gibt es natürlich auch noch. Leider hat sich Henny etwas den Magen verdorben, vielleicht am Abend zuvor? Sie hat Bauch- und Kopfschmerzen. Wir können das Essen nicht so recht genießen, freuen uns aber sehr über die Gastfreundschaft. Ich bezahle noch die Rechnung für Übernachtung und Zimmer, die sich unglaublicherweise nur über 40 Euro beläuft, dann gehen wir schlafen.
Das Motel, das wir zum Glück noch gefunden haben.
Karte 12. Tag, 297 Kilometer
Grüße Falcone
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Tag 12 - Seite 199-217.pdf
Ich habe unter dem Bild dieser Dame zwar gut geschlafen, Henny hat aber Kopfschmerzen und Bauchgrimmen gehabt und hat eine Tablette genommen. Wir machen noch einen Rundgang über die noch fest schlafende Motel-Anlage, bevor wir dann ganz leise, um niemanden zu wecken, um 7.30 Uhr starten und ins Landesinnere fahren.
Gut bewacht stehen …
… unsere Motorräder vor dem Zimmer
Motel, …
… Tennisplatz, …
… Schwimmbad und Terrassen, …
… Grillplatz …
… und vor unserem Zimmer – alles sehr fein.
In Mizia kommen wir an einem alten Lokomobile vorbei, danach wird die Landschaft von großen Feldern geprägt. Die Gegend wirkt noch mal deutlich ärmlicher als die ländlichen Gegenden in Süd-Rumänien. Viele Häuser stehen leer, alle Gebäude manen trotz Sonnenschein einen tristen Eindruck, ebenso wie die Autos, die Menschen und auch die Landschaft. Fahrzeuge sind alt, Häuser schmucklos, Menschen wirken wenig lebensfroh. Der Unterschied zu Rumänien ist auffällig.
Viele Industriebrachen säumen den Wegrand, teilweise monumentale Gebäude, etliche davon worden offensichtlich niemals in Betrieb genommen. Halbfertig stehen sie herum, oder auch schon wieder verlassen und mit leeren Fensterhöhlen. Die Natur holt sich die Gelände zurück. Erstaunlich, wie schnell selbst Beton der Witterung zum Opfer fällt.
Lokomobil
Kopfsteinpflasterstraßen führen von Dorf zu Dorf, eines …
... wirkt öder als das andere.
Trostlos wirken die aneinandergereihten Häuser, obwohl …
… wir schönstes Wetter haben.
Auch in kleinen Dörfern kommunistische Prunkbauten, meist …
… längst verlassen und aufgegeben.
Ein wenig Wegrandpflege, aber …
… meist wird einfach nur alles stehen gelassen ...
… oder verfällt gar schon.
Kleine Dörfer und große Felder der wohl immer noch existierenden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften
Manchmal aber auch nur Brachland, soweit das Auge reicht.
Im Grunde ist ein Dorf wie das andere, …
… leere Straßen und …
… verfallene Industrie- oder LPG-Gebäude.
Man behilft sich als Kleinbauer mit entsprechenden Fahrzeugen.
Es ist heiß, wir freuen uns über Schatten
Trostlos die Dörfer und …
…das völlig zugewucherte Gelände einer Fabrik unter dem roten Stern.
Das Dach ist längst weg, aber der Schornstein nutzt noch einer Storchenfamilie
Bulgarian Junktion in the nowhere
Der Balkan kommt in Sicht, aber …
… es ist noch weit bis in die Berge.
Wir kommen nach Montana und …
… finden auch schnell eine Tankstelle, die natürlich alle westlichen Standards hat: Klima, Cola und Scheckkartenzahlung, aber …
… längst nicht alle Verkehrsteilnehmer brauchen Sprit.
Die Gebäude in der Nachbarschaft sind in schlechtem Zustand und, …
… da es Sonntag ist, können wir nicht feststellen, ob hier noch gearbeitet wird oder ob es schon Ruinen sind.
Oberhalb von Montana, direkt hinter der Stadt, kommen wir an einem großen Stausee vorbei. Wer plant so etwas? Ich könnte nicht gut schlafen mit einer alten Staumauer im Nacken
Wir nähern uns dem Balkan.
Auf halber Strecke zwischen Montana und Belogratchik, auf einer kleinen Straße südlich der Nationalstraße 1, wird es dann schon sehr bergig und Felsig. Der Balkan.
Die Gegend wird immer ärmer.
Das Navi führt uns über eine kleine Straße in den abgelegenen Ort Chuprene, wie oft ist hier am besten das noch aus dem Sozialismus Beton-Wahrzeichen am Anfang des Ortes erhalten.
In den Tälern werden oft Sonnenblumen angebaut, ein erfreulicher Anblick.
Wir kommen auf Belogratchik zu. Die hiesigen Felsformationen nennt man auch das bulgarische Monument Valley. Und tatsächlich wird es immer felsiger, das Gestein ist ebenfalls rötlich.
Die ersten markanten Felsen tauchen auf, …
… kleinere und …
… auch größere Formationen.
Manche können durch aus mit ihren Pendants in Utah mithalten – ein bisschen kleiner natürlich!
Wir fahren in ein Waldstück hinein und machen im Schatten der Bäume eine Pause. Henny hat immer noch Bauchgrimmen und schläft ein bisschen. Ich treibe mich zu Fuß ein wenig in der Gegend herum.
Eine Pause im Schatten tut gut.
In der Nähe gibt es geheimnisvolle Höhlen, …
… Kandellaberkönigskerzen, …
… versteinerte Erdmännchen und …
… verwunschene Schluchten
Die Straße gleicht mehr einer Schotterpiste und so …
… halte ich mal an …
… um noch ein paar Felsen zu fotografieren oder …
Auch mal einen Hauseingang oder …
… ein paar Laster, deren Fahrer Mittagspause machen.
Bei Belograchik beginnt der Bredbalkan oder auch Vorbalkan, der durch die Donau weiter nördlich vom Südostzipfel des Karpatenbogens getrennt ist. Wir haben das Gefühl, dass sich hier absolut Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Die Gegend ist nahezu menschenleer. Wir fahren nicht weit von der Serbischen Grenze entfernt im Bogen nach Norden. Die Temperatur steigt über 50 Grad. An Dorfbrunnen füllen wir eingesammelte Plastikflaschen mit Wasser und schnallen sie aufs Gepäck. So etwa alle 20 Minuten halten wir an, wenn möglich unter einem Baum, um ein wenig Schatten zu finden, und gießen uns das Wasser in die Jacken. Durch die Verdunstung wird es eine Zeit lang erträglich kühl, bis wir wieder anhalten müssen, um uns erneut zu befeuchten.
Blick über das Land am Predbalkan
Schatten ist rar und wird sofort genutzt.
Plastikflaschen mit Wasser zum Befeuchten der Kleidung
In einem kleinen Dörfchen halten wir an einem überdachten Brunnen und finden Schatten. Der Platz mit den leer stehenden Parteigebäuden und dem Kriegerdenkmal ist wie ausgestorben. Ein altes Mütterchen in grellbuntem Kleid schlurft heran und holt in Plastikflaschen Trinkwasser. Sie fragt uns etwas, was wir nicht verstehen. Wir versuchen ihr klar zu machen, dass wir aus Deutschland kommen, aber wir haben nicht den Eindruck, dass sie das begreift. Ziemlich ratlos schaut sie auf uns, auf die Motorräder und auf das Gepäck. Dann schlurft sie wieder davon.
Ein Dorfplatz irgendwo im Nordostzipfel Bulgariens mit …
… leer stehenden Parteigebäuden und …
… Denkmal samt …
… Kanone
Wasser auffüllen am Brunnen.
Es dauert nun nicht mehr allzu lange und wir kommen bei Vidin zurück an die Donau. Henny geht es nicht sonderlich gut, die Hitze macht uns beiden zu schaffen und so suchen wir einen Schattenplatz und warten auf die Fähre, die uns zurück nach Rumänien bringen soll. Bald gesellt sich ein nettes Pärchen aus Finnland zu uns, die auf zwei Supersportlern eine Blitzreise durch Osteuropa machen. Sie fahren auf Autobahnen und Fernstraßen von Großstadt zu Großstadt und bleiben dort jeweils einen Tag im Hotel, haben kaum Gepäck dabei und leiden in ihren Lederkombis anscheinend nicht mal so sehr unter der Hitze. Er zeigt mir auf der einzigen Karte, die er hat – eine Europa-Übersichtskarte – dass sie noch über Tschernobyl und Minsk nach St. Petersburg wollen. Na denn …
Warten auf die Fähre zusammen mit den Finnen
Die Motorräder warten auch.
Die obligatorische Steele zeigt den Beginn – oder für uns das Ende - Bulgariens an und …
… wir schauen schon mal rüber nach Rumänien.
Dann dürfen wir endlich auf die Fähre, die deutlich moderner als die vom Vortag ist.
Die Trucker machen Blödsinn mit uns und ich ...
… kühle die Füße im Wasser, was niemanden von der Besatzung stört. Das Fährthermometer zeigt immer noch 42 Grad.
Etwas weiter Flussaufwärts wird eine große Brücke gebaut. In Bälde wird …
… man also zwischen Rumänien und Bulgarien nicht mehr auf Fähren angewiesen sein.
Kaum von der Fähre runter, weigert sich Henny, weiterzufahren. Allerdings habe ich auch nichts dagegen, im wie ausgestorben wirkenden Grenzort Calafat nach einem Zimmer zu suchen – und zwar bitte mit Klimaanlage! Da kommt nur ein Hotel in Frage, gleich in der Nähe des Fähranlegers. Zimmer gibt es genug und es ist angenehm kühl. Henny ist ziemlich erschöpft und legt sich gleich mal hin. Ich stelle die Motorräder auf die Rückseite des Hotels und bringe das Gepäck aufs Zimmer. Jedes Mal, wenn ich aus dem Gebäude trete, schlägt die Hitze wie mit einer Faust zu. Später gehen wir dann an die Bar und zum Hotel-Pool. Dort vergnügen sich die jungen Leute des Ortes, die es sich leisten können. Teure Autos stehen auf dem Parkplatz und hübsche Mädchen trinken an der Bar Cocktails. Über Düsen und Ventilatoren fein zerstäubtes Wasser kühlt die Luft auf der Terrasse.
Hotelpool, …
… Terrasse und die …
… die Bar unseres …
… „Amfiteatru-Hotels“
Selbst im Schatten hinter dem Hotel …
…zeigt das Thermometer am Abend noch fast 40 Grad
Später gehen wir dann zum Essen. Hennys Magen geht es wieder etwas besser und sie versucht es mit gefüllten Champingnons. Die Karte hat auch eine englische und deutsche Übersetzung. Mein Essen heißt übrigens „Muschi mit Brotkartoffeln“.
Ein gutes Essen im klimatisierten Restaurant lässt die Strapazen des Tages vergessen.
Wir haben Internetzugang und empfangen den Wetterbericht. So entschließen wir uns, die Route wie ursprünglich geplant fortzusetzen und nicht noch mal einen Abstecher nach Siebenbürgen und in die rumänischen Westkarpaten bei Sibiu zu machen. Von Norden her und in Siebenbürgen soll das Wetter schon am nächsten Tag schlechter werden, aber nach Westen hin ist alles im grünen Bereich, wenn auch deutlich kühler. Besser sonnig und kühl als Regen.
Abendlicher Blick vom Hotelbalkon über die Donau
Karte 13. Tag , 250 Kilometer
Grüße Falcone
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Tag 13 - Seite 218-242.pdf
....rücksichtsloser Kerl, Du. Die arme Henny so zu quälen. Ich werde das nächste Mal kein Marzipan oder sonstige Süßigkeiten in den Erbsengrund mitbringen, sondern lieber Eiswürfel. Die kann Henny bei der nächsten Sommertour dann mitnehmen .....
Aber ma im Ersnt: es ist schön, jeden Morgen ein solches Adventskalendertürchen öffnen zu können. thx.
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
muss mich wirklich auch mal bedanken für den schönen bericht. DANKE. gut zu lesen und auch gute bilders. macht richtig lust auf rumänien, das ist noch ein weisser fleck in meinen reiseerfahrungen. gruss aus hameln