In der Nacht war es stürmisch, die Vorboten des Wetterumschwungs kündigen sich wohl schon an. Wir hatten Wäsche auf dem Balkon getrocknet, die ich nun einsammeln musste. Ein Strumpf hat jedoch das Weite gesucht. Am Morgen scheint aber die Sonne, als wenn nix gewesen wäre, und wir starten schon um 7 Uhr bei ungewohnt kühlen Temperaturen. Das Luxushotel hat uns samt Essen 58 Euro gekostet. Von der Donau aus soll es erst mal ziemlich gerade durch die kleine Walachei nach Nordosten gehen um dann wieder bei Drobeta auf den Fluss zu stoßen. Gleich nach unserem Start hält Henny an und meldet einen blinden Passagier. Tatsächlich kam nach Fahrtbeginn eine Gottesanbeterin unter dem Tacho hervorgekrabbelt und hat verärgert ihre Fäuste geschüttelt. Wir setzen sie sanft in ein Gebüsch, damit sie sich von ihrem Schreck erholen kann. Die Kleine Walachei ist ein weites flaches Land im Südwesten Rumäniens, landwirtschaftlich geprägt und von nur wenigen Ortschaften durchsetzt. Ruhig rollen wir auf wunderbar ausgebauten Straßen dahin. Der Unterschied zwischen dem armen Bulgarien und dem aufstrebenden Rumänien wird überdeutlich.
Morgensonne am Hotelzimmer
Blinder Passagier
Die Kleine Walachei, …
… gute Straßen, …
… grenzenlose Weiten und …
… freundliche Bewohner.
Wir stoppen kurz und Henny zieht einen Pulli an, es ist doch deutlich frischer als am vergangenen Tag
Hin und wieder ein verschlafenes Dörfchen mit …
… den gewohnten Zäunen und den gepflegten Häuschen.
Bald hat uns die Donau wieder, die sich träge und breit durch die Ebene wälzt. Leider finden wir keine Bar und essen ein paar Kekse aus unserem Vorrat und ruhen uns ein wenig aus. In Drobeta Turnu Severin (deutsch: Turm Severin) holen wir noch ein wenig Geld bei der Raiffeisenbank, halten uns aber nicht lange auf und fahren auf direktem Weg durch die Stadt, die auch nicht sehr einladend wirkt. Im Jahr 10 n. Chr, wurde hier von Kaiser Trajan die erste Brücke über die untere Donau gebaut. Sie galt über 1000 Jahre mit über einem Kilometer Spannweite als längste Brücke der Welt. 270 wurde sie aber schon wieder zerstört, so dass eine Besichtigung heute uns nicht sonderlich sinnvoll erscheint. Es ist aber schon bemerkenswert, dass sie bis jetzt noch durch keine andere Brücke ersetzt wurde.
Die Brücke Kaiser Trajans, um 10 n. Chr.
Allerdings wird die Donau ein Stück weit oberhalb Drobeta durch ein Kraftwerk gestaut, über dessen Mauer man nach Serbien fahren kann. An diesem Kraftwerk kommen wir auch bald vorbei. Über eine gewaltige Schleusenanlage werden die Schiffe am Kraftwerk vorbeigeleitet. Allerdings fragen wir uns: „Welche Schiffe?“ Im Gegensatz zum Rhein, auf dem ein reger Frachtschiffsverkehr herrscht, ist hier der Anblick eines Frachtschiffes eine Seltenheit. Hin und wieder sieht man einen Kreuzfahrer.
Die Donau hat uns wieder
Pause am Straßenrand
In Drobeta Turnu Severin holen wir …
… uns frisches Geld, bewundern …
… die prachtvollen Bauten und …
… die ansprechenden Fachgeschäfte und sehen zu, dass …
… wir wieder rauskommen.
Kraftwerk Eisernes Tor 1
Schleusenanlage
Das Banater Gebirge, der südliche Ausläufer der Karpaten von Norden und das Serbische Erzgebirge von Süden her nehmen die Donau mehr und mehr in die Zange, wir nähern uns dem Donaudurchbruch. Wir machen eine Pause in Orsova und suchen ein Café oder eine Bar am Wasser. Obwohl hier eindeutig Tourismus besteht, ist so etwas selten. In einer etwas dubiosen Gegend finden wir jedoch eine Bar am Flussufer, gegenüber von heruntergekommenen Plattenbauten. Zu Essen gibt es zwar nix, dafür aber einen Kaffee und ein Klo ohne Klopapier. Im einen benachbarten Kiosk holen wir uns noch etwas Gebäck und setzen uns auf eine Bank.
Die Donau wird schmaler
Wir entdecken eine Bar und …
… ruhen uns etwas an der Donau aus.
Bald erreichen wir das Eiserne Tor, jenen berühmten Donaudurchbruch, der als Highlight einer Donau-Schiffsreise gilt. Nur noch 200 Meter breit und dafür 80 Meter tief drückt sich der Fluss zwischen den Felsen hindurch, seine Fließgeschwindigkeit nimmt derart zu, dass früher zwei Vorspannschiffe gebraucht wurden, um flussaufwärts zu fahren. Bis in die 60er Jahr diente dann eine zweieinhalb Kilometer lange Treidelbahn auf der serbischen Seite dazu, die Schiffe mit Hilfe von schweren Schlepptender-Lokomotiven der Reihe 30 flussaufwärts zu ziehen. Da die Bahn keinen Anschluss an das serbische Schienennetz hatte, wurden die Lokomotiven mit Schiffen angeliefert.
Das Eiserne Tor liegt vor uns
Eine Weile noch ist die Straße gut, dann, …
… kurz vor dem Kloster Mraconia wird sie schlechter.
Blick auf das in die Donau hinein gebaut Kloster Mraconia
Von der anderen Seite her starrt König Decebalus, der letzte König der Daker (85–106 n. Chr.), mit finsterem Blick auf uns. An die Daker erinnert heute noch die rumänische Automarke Dacia.
Kloster Mraconia
Es gilt, den Straßenzustand im Auge zu behalten, auch wenn …
… die hier nun wieder breiter werdende Donau uns mehr interessiert. Es ist der Kessel von Dubova, hinter dem …
… schon der nächste Engpass wartet (links die Trasse der Treidelbahn).
Wir legen erst mal eine Pause ein und fahren dazu einen kleinen Weg hinunter an das Ufer der Donau. Allerlei Getier gibt es zu sehen: Frösche, Eidechsen und Schmetterlinge, aber wir finden keinen Platz mit Schatten zum ausruhen. Also fahren wir noch ein Stück weiter, bis wir an eine Brücke kommen, halten an und klettern unter die Brücke. Auf einem Stück Pappe ruhen wir uns etwas aus und schlafen sogar ein. Über uns thront eine kleine tschechische Burg.
Auf der Suche nach einem Pausenplatz treffen wir …
… zwar Segelfalter und …
… Frösche an einem …
… stillen Seitenarm, aber keinen Schatten.
Also fahren wir noch ein Stück weiter und …
… halten an einer tschechischen Burg, wo …
… wir unter einer Brücke …
… Schatten finden.
Auf der Donau fährt ein Kreuzfahrer auf das Eiserne Tor zu.
Seit wir im Banat sind, ist die Straße nur noch eine Schotterpiste.
Doch dann kommt eine Industriebrache und ab da …
… haben wir erstklassigen Straßenbelag.
An einer Tankstelle rasten wir und trinken eine Cola.
Obwohl es noch recht früh am Tag ist (14 Uhr), beschließen wir, anzuhalten, als wir eine nette Pension am Ufer sehen. Hennys Bauch ist immer noch nicht in Ordnung und sie will sich ein wenig schonen. So früh hat man noch nicht mit Gästen gerechnet. Wir warten eine halbe Stunde im Garten, dann ist ein schönes Zimmer für uns gerichtet. Henny ruht sich etwas aus, ich gehe mal an den Fluss hinunter.
Dieser nette Koch …
… lockt uns zu einer Pension mit …
… Blick über die Donau
Blick zurück zu den Karpaten – ein letztes Mal!
Wahlpkakat
Die Dorfjugend …
… kommt mit einem schicken Traktor zur nahe gelegenen Badeplattform
Die Sonne steht schon schräg und bald ist es Zeit, im Garten das Abendessen zu uns zu nehmen. Wir essen frischen Fisch aus der Donau. Wie sich später herausstellt, ist es Wels, der zwar gut schmeckt, aber reichlich fett ist. Der obligatorische Hund macht also wahrlich fette Beute an unserem Tisch. Am Nachbartisch sitzen zwei Herren, die uns ziemlich deutsch vorkommen. Als einer weggeht, hören wir auch ein paar heimatliche Worte. Es sind Frankfurter, die mit dem Fahrrad vom Donaudelta kommen und eigentlich Frankfurt als Ziel, aber wegen der Hitze die Schnauze gestrichen voll haben und nun nur noch weiter bis Belgrad wollen, um dann von dort den Zug nach Hause zu nehmen. Nach dem Essen gehen wir noch an den Badesteg, hören Fröschen und Zikaden zu und genießen den Sonnenuntergang.
Warten auf das Abendessen – rechts sitzen die beiden deutschen Radfahrer.
Wels mit Kartoffelpüh, worüber …
… sich auch der Hund freut.
Abend am Badesteg mit …
… Sonnenuntergang.
Karte Tag 14, 211 km
Grüße Falcone
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Tag 14 - Seite 243-260.pdf
15. Tag, Dienstag, der 17.7.2012 Banat, Banater Gebirge
Als PDF unten im Anhang
Wir frühstücken recht früh, zusammen mit den Frankfurtern, die auch noch ein wenig von ihrer Reise erzählen. Sie brechen noch vor uns auf. Henny trinkt nur zwei Pfefferminztee und knabbert etwas an einem Brötchen. Der Bauch ist noch nicht in Ordnung. Ich lasse mir ein Omelett schmecken. Wir zahlen 33 Euro für alles und brechen um halb neun bei strahlend blauem Himmel und angenehmen 22 Grad auf .
Die Radfahrer verlassen die Pension
Wir packen und …
… sind bald auch an der Donau unterwegs, wo wir …
… ein Schubschiff sehen. Ein seltener Anblick.
Auf der serbischen Seite sieht man jetzt öfters kleine Dörfer. Was passiert eigentlich, wenn man mit einem Boot einfach rüberfährt? Irgendwelche Grenzpatrouille oder ähnliches scheint es ja nicht mehr zu geben. Ursprünglich wollten wir ja von Bulgarien aus ein Stück durch Serbien bis zum Donaudurchbruch fahren, hatten aber durch ziemlich widersprüchliche Aussagen hinsichtlich der Grenzkontrollen und der Fahrzeugpapiere und auch, weil ich keine Karte hatte und Serbien für das Navi Niemandsland ist, davon Abstand genommen. Inzwischen hatten wir aber ein paar Leute getroffen, die erzählten, dass es gar kein Problem sei, in Serbien oder Bosnien einzureisen. Na ja, Bosnien haben wir ja noch vor uns.
Verschlafene serbische Dörfer am anderen Ufer
Das enge Donautal weitet sich zu einem großen See
Burg auf der serbischen Seite
Jetzt sind wir erst mal im Banat, bei uns bekannt durch die Banater Schwaben, die auf frühere Besiedelungen durch deutschsprachige Volksgruppen zurückgehen, wie auch in Siebenbürgen. Der Name Banater Schwaben kam vermutlich daher, weil sie vom schwäbischen Ulm aus über die Donau hierher kamen. Tatsächlich waren es aber Franken, Bayern, Österreicher, Elsässer, Lothringer, Luxemburger, Badener und der Rheinpfälzer die hier zusammen mit Rumänen, Ungarn und Serben lebten, bis eine große Zahl von ihnen vor allem aus dem serbischen Teil nach dem Krieg vertrieben wurden. Aus dem rumänischen Banat wurde ein Teil der deutschen Bevölkerung in die Bărăgan-Steppe deportiert, Von der Banater Hauptstadt Temeswar (Timisoara) ging 1989 die Rumänische Revolution aus, die zum Sturz des Ceausescu-Regimes führte. Danach folgte die zweite Auswanderungswelle um 1990, so dass die Deutschen hier nur noch eine kleine Minderheit bilden. Trotzdem findet man noch deutsche Ortsnamen, zahlreiche deutsche Auf- und Inschriften an den Häusern und zweisprachige Ortsschilder. Auffällig ist uns auch, dass das Banat die einzige von uns durchfahrene Region in Rumänien ist, in der es kleine Traktoren gibt. Ansonsten sahen wir entweder Pferd und Wagen oder richtig große moderne Traktoren.
Dorf im Banat, der deutsche Einfluss ist unverkennbar und …
… man sieht – das erste Mal in Rumänien – Traktoren.
Die Donau wird flach und weit und wir machen, kurz bevor die Donau nach Serbien abschwenkt, noch eine Pause und beobachten Reiher, Komorane, Eidechsen und Schlangen.
Die Donau ist flach und breit und …
… Komorane und Graureiher finden reichlich Nahrung, die sicher …
… auch aus Eidechsen und vielleicht …
… auch aus Schlangen bestehen dürfte.
Auch Angler sieht man hin und wieder am Ufer, die sich zum Teil dort wohl durchaus dauerhaft niedergelassen haben.
Von einem nahe gelegenen Gehöft holt …
… der Bauer Wasser aus einem Brunnen.
Bei Bazias verlassen wir die Donau und fahren im Bogen an der serbischen Grenze entlang nach Osten, tiefer hinein ins rumänische Banat und damit auch in den rumänischen Teil der Pannonischen Tiefebene. Noch ist das Land leicht hügelig, aber die Wiesen sind schon von der Sonne ausgetrocknet, die Höfe an der Straße sind oft ärmlich und die die Tiere laufen frei herum.
Grenzort Bazias
Im Banat
Bewohntes kleines Gehöft
Schäfer
Frei laufende Tiere
Eine Schafherde kreuzt unseren Weg und …
… in den Dörfern laufen die Gänse frei herum. Verkehr findet kaum statt.
Hinter Orawita erreichen wir noch mal Karpatenausläufer, das Banater Bergland. An einem kleinen Pass mit immerhin 805 Metern Höhe machen wir eine Pause und schlafen etwas im Gras. Wir wähnen uns in völliger Einsamkeit, aber als wir weiterfahren, sehen wir nur gut 100 Meter weiter eine große Plattenbausiedlung.
Pass in vermeintlicher Einsamkeit
Wir bleiben noch im Banater Bergland, das hier reich an Steinkohle und Eisenerz ist. Hin und wieder sieht man entsprechende Industrie und Förderanlagen, so auch in Anina-Steierdorf, in dem sich im 18. Jahrhundert Holzschläger und Köhler aus der Steiermark ansiedelten und die Eisenwerke mit Holzkohle versorgten, Bald wurde hier auch Kohle gefunden und es entstand eine Eisenindustrie. Die Kohlevorkommen sind aber inzwischen unbedeutend. Dem Ort sieht man seine deutsch-böhmische Herkunft heute noch deutlich an.
Blick über Anina-Steierdorf mit …
… alter Zechenanlage und …
… Arbeitersiedlung
In Reschitz (Reșița) halten wir an einer modernen Bar an, uns ist nach einem guten Kaffee. Henny schreibt Tagebuch und ich beobachte den Verkehr, der sich nicht von anderen Städten unterscheidet. Nett finde ich die Zusatzanzeige auf den Ampeln, die die Zeit in Sekunden in grün herunterzählt, bis es wieder grün wird, und in rot, bis es rot wird.
Pause in Reșița
Stadtzentrum von Reschitz (Reșița)
Ampel mit Sekundenzähler
Moderne Dracula-Filiale mit …
… ausrangiertem Dienstwagen
Die Polizei haben wir hier zum ersten Mal in Rumänien bewusst wahrgenommen.
Auf der Weiterfahrt sehen wir auf einmal etwas abseits der Straße alte Lokomotiven stehen. Wir kehren um und schauen sie uns an. Während der k.u.k. Donaumonarchien war hier die österreichische Lokomotivfabrik der Staatseisenbahngesellschaft angesiedelt. Bis etwa 1964 wurden hier Dampflokomotiven gebaut, darunter zahlreiche Nachbauten von deutschen Lokomotivkonstruktionen, danach fertigte man Komponenten für Dieselloks. Die älteste hier gebaute Lokomotive von 1872 existiert noch und ist ausgestellt.
Vor der ältesten hier gefertigten Lokomotive
Die Museumsanlage des Freilicht-Lokomotivmuseums und …
Bald verlassen wir das Banater Bergland in Richtung Nordwesten und kommen wieder in die Pannonische Tiefebene. Noch ist das Land leicht hügelig, wird aber immer flacher und es ist landwirtschaftlich geprägt. Die meisten der Häuser und auch die Kirchen sind eindeutig von sachlichem deutsch/österreichischem Baustil und tragen oft deutsche Inschriften. Die rumänischen verzierten Häuser sind in der Minderheit.
Heugarben und …
… perfekte Straßen sowie …
… Dörfer, die …
… mit ihren verzierten Häusern teilweise rumänisch geprägt sind, aber…
… in der Mehrzahl doch ihre deutsche Vergangenheit offenbaren (erbaut 1936 von Hans, Evi und Nani Huth steht da zu lesen).
Kurz vor Temeswar, in Neumoschnitz (Moșnița Nouă / Mosnicapuszta), fällt uns eine hübsche Pension auf und wir beschließen zu bleiben. Es ist schon halb fünf und auf die Stadt haben wir keine Lust. Die Pension erweist sich als Glücksgriff, sie ist recht neu und in Bestzustand. Die beiden Wirtsleute betreiben das Haus offensichtlich mit Herz und bemühen sich sehr um uns. Natürlich bereitet man uns auch ein Abendessen. Es gibt keine Speisekarte, gegessen wird mal wieder, was auf den Tisch kommt, wir können lediglich zwischen Schwein und Huhn wählen – und nehmen beides. Und so wird das Fleisch auf der Terrasse frisch gegrillt, dazu gibt es köstlichen Tomatensalat sowie Pommes und Reis, extra für Henny, weil ihr Magen doch noch etwas empfindlich ist. Als Nachtisch bekommen wir ein Stück Melone. Alles zusammen mit Übernachtung und Frühstück für 48 Euro.
Pensuinea Aryana kurz vor Temeswar mit …
… Abendessen in der Abendsonne.
Karte Tag 15, 269 km
Grüße Falcone
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Tag 15 - Seite 261-274.pdf
Zitat von Falcone im Beitrag #65Hinter Orawita erreichen wir noch mal Karpatenausläufer, das Banater Bergland. An einem kleinen Pass mit immerhin 805 Metern Höhe machen wir eine Pause und schlafen etwas im Gras. Wir wähnen uns in völliger Einsamkeit, aber als wir weiterfahren, sehen wir nur gut 100 Meter weiter eine große Plattenbausiedlung.
Dabei handelt es sich um die "Lungenheilanstalt" Marila. (Nix für schwache Nerven! )
Leider hat das Hühnchen Hennys Eingeweiden doch noch zu schaffen gemacht. Sie trinkt daher am Morgen nur einen Pfefferminztee und nimmt nur ein paar Bissen vom guten Omelette mit Tomaten, Gurken und Paprika. Als wir starten, winkt und das Wirtsehepaar hinterher. Um 9 Uhr tanken wir noch in Temeswar und kaufen Wasser. In der Pannonischen Ebene ist es jetzt wirklich sehr flach geworden und so rollen wir einfach westwärts durch Sonnenblumenfelder und zwischen hohem Mais hindurch. In Biled sehen wir ein Farmacie-Schild und halten an, Hennys Probleme müssen jetzt doch mal wirkungsvoll bekämpft werden. In der Apotheke treffen wir auf eine ältere deutschstämmige Frau, die in schönem banater Dialekt gleich das richtige Medikament für Henny weiß.
Halt in Biled, denn …
… unter den Bäumen versteckt sich eine Apotheke
Die Medikamente werden gleich eingenommen.
In Alexanderhausen (Șandra) stoppen wir kurz. Und fällt die touristisch sicher Wirkungsvolle Werbung für das „Schwabenhaus“ auf, aber auch dahinter die doppeltürmige Kirche in einem Rondell, die Häuser stehen im Kreis um das Rondell.
Schwabenhausreklame und Kirche in Șandra
Mitten im endlos flachen Land kommen wir an die ungarische Grenze. Der Übergang verläuft problemlos. Henny muss jedoch dringend auf die Toilette, die auch deutlich sichtbar mitten auf dem Grenzgelände steht. Eintritt jedoch nur gegen Einwurf von 50 Cent. Nanu!? Wir haben rumänische Lei im Portemonnaie, auch ein paar ungarische Forint habe ich schon herausgekramt, Bulgarische Lew sind auch noch da. Aber Euro habe ich nicht griffbereit. Ich krame hektisch im Tankrucksack und finde tatsächlich ein paar Euro-Münzen. Das war höchste Eisenbahn!
Grenze nach Ungarn in der Nähe von Makó
Wir fahren an der Mures entlang, die wir ja schon aus Siebenbürgen kennen. Die Straße ist gesäumt von Büschen und Bäumen, viel Aussicht hat man so nicht, aber das flache Land ist auch nicht sonderlich interessant, dafür spenden sie etwas Schatten. In den Dörfern gleich hinter der Grenze finden sich Verkaufsstände in großer Zahl, an denen Obst und Gemüse angeboten wird, vorwiegend Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Kartoffeln, aber auch immer Melonen.
Stände an der Straße
Durch Szegedin fahren wir einfach durch und ein paar Kilometer später halten wir an und suchen uns einen Platz unter Bäumen. Henny geht es ein wenig besser. Wir dösen ein bisschen und ruhen uns aus.
Halt im Wald und …
… eine Ruhepause
Das Land wird hügeliger. In Frankenstadt (Baja) tanken wir und queren die Donau. Zwischen Dunaszekcső und Mohatsch (Mohács) fahren wir an der Donau entlang und kommen in offensichtlich ehemals deutschsprachige Gebiete. Manche Ortsschilder wurden in jüngerer Zeit durch die deutschen Namen ergänzt.
Ortschild von Bootsch/Pócsa
In Wieland (Villány) weist das Städtchen gleich zu Beginn auf seine deutschsprachige Vergangenheit hin. Hier werden weit über die Grenzen Ungarns hinaus bekannte Weine angebaut. Die Weingüter entlang der Straße erinnern entfernt ein wenig an das Elsass und an Rheinhessen. Der Ort nennt sich auch „Stadt der Trauben und Weine“ und es gibt eine „Weinstraße“. Da Villány sich im Gegensatz zum benachbarten Sieglos (Siklós) auf Rotweine spezialisiert hat, findet man auch die Bezeichnung „Bordeaux des Ostens“ An Selbstbewusstsein mangelt es jedenfalls nicht.
Ortseingang von Wieland
Kleine Weingüter reihen sich aneinander an …
… der Weinstraße
Prächtiges Haus in Sieglos, vermutlich das Rathaus, auch …
… ein hübsches Hotel gibt es am Marktplatz
Bald erreichen wir die Drau und somit die Grenze nach Kroatien, unweit des Städtchens Donji Miholjac (dt. Unter-Miholtz). Henny flirtet mit einem sehr hübschen Grenzer, die Kontrollen sind lässig.
Grenze nach Kroatien, ungarische Seite
Brücke über die Drau
Die Drau und …
… hinter der Grenze auf der kroatischen Seite.
Wir kommen durch ein flaches Gebiet, durchsetzt von Seen. An Straßenrad sehen wir einen Pension-Wegweiser und biegen nach links ab. Nach drei Kilometern erreichen wir eine Pension mit Restaurant, die uns auch durchaus zusagt. Man spricht englisch und ist sehr bemüht. Wir bekommen ein schönes Zimmer, können die Motorräder hinter dem Haus abstellen, machen noch einen kleinen Spaziergang zu einem See und gehen dann zum Abendessen. Ich bekomme einen leckeren Fleischteller mit Zwiebel-Speck-Kartoffeln und Henny begnügt sich mit magenschonendem Reis und gekochtem Gemüse – und schaut etwas unglücklich.
Seenreiche Gegend im Osten von Kroatien
Ein hübsches Haus, die „Pansion Ribnjak“
Benachbarter See und …
… gutes Abendessen. Nur Henny schaut etwas sparsam.
Als wir den Tag revuepassieren lassen und dazu auch die Bilder in der Kamera anschauen, fällt auf, dass wir heute sehr wenig fotografiert haben. Die Fahrt durch die Pannonische Ebene, wie auch durch Temeswar und Szegedin, sind überhaupt nicht festgehalten worden. Scheinbar wurde kein Reiz ausgelöst, mal anzuhalten und zu fotografieren. Obwohl wir heute überdurchschnittlich viele Kilometer zurückgelegt haben. Nun, es ist halt so.
Karte 16. Tag, 369 km
Grüße Falcone
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Tag 16 - Seite 275-282.pdf
Wir starten zwanzig vor acht, es ist schon deutlich wärmer als die zwei Tage zuvor, genau, wie es der Wetterbericht angekündigt hatte. Henny hat leider Kopfschmerzen und der Bauch ist immer noch nicht zur Ruhe gekommen. Wir kommen durch große Tabakfelder, die teilweise schon blühen. Die Straßen sind gut ausgebaut, wunderbar kurvig, eine feine Motorradstrecke.
So kurz nach neun kommen wir nach die Požega (deut. Poschegg). An einem schönen Platz kehren wir ein, trinken einen Kaffee und schauen dem Treiben zu. Um bezahlen zu können, lasse ich Henny als Pfand zurück und suche einen Geldautomaten, den ich auch gleich um die Ecke finde.
Tabakfelder in der Ebene …
… hinter Nasice
Marktplatz von Požega mit …
… Kaffeepause (Henny bekommt Tee)
Eine gute halbe Stunde weiter westwärts und ein paar Kilometer vor Pakrac fallen uns zunehmen Häuser, auch ganz neue Häuser, auf, die unbewohnt sind. Wir sind in einem ehemals vorwiegend von Serben bewohnten Gebiet Kroatiens angekommen. Erst können wir uns das nicht erklären, dann sehen wir die ersten Einschusslöcher in den Häusern und begreifen, dass wir im früheren Kriegsgebiet gelandet sind. Pakrac war eine heftig umkämpfte Stadt im Papuk-Gebirge gewesen, das wir gerade durchfahren. Im Kroatien-Krieg sind hier die neu gegründete Kroatischen Armee und die jugoslawischen Volksarmee aufeinander getroffen. In diesem Gebiet befanden sich zahlreiche abgelegene Dörfer mit durchgängig serbischer Bevölkerung.
Im Papuk-Gebirge sehen …
… erst vereinzelt, dann …
… immer mehr leer stehende Häuser. Es gibt ganze Dörfer, die nahezu unbewohnt sind.
Wir erleben völlig zerstörte Häuser oder …
… auch welche, die schon vollkommen überwuchert sind.
Die Natur holt sich ganze Ortschaften zurück.
Zugemauerte Kirche
Leer stehendes Gehöft
Häuser mit Einschusslöchern
Fast menschenleere Ortschaften
Auch in größeren Orten, wie hier in der Frontstadt Pakrac, sind mitten im Ort viele Gebäude, auch historische, zerstört
Wohnhäuser, von Einschusslöchern übersäht.
Wir hatten weder jetzt noch bei unserer Reiseplanung damit gerechnet oder daran gedacht, dass wir durch die jugoslawischen Kriegsgebiete durchkommen würden. Doch jetzt hat uns die junge Vergangenheit dieser Gegend eingeholt und macht uns zu schaffen. Es ist doch ganz was anderes, wenn man in den Nachrichten vom Kroatienkrieg hört oder wenn man jetzt mit dessen Folgen konfrontiert wird und sich auf einmal die Schicksale der Menschen ausmalt. Auf einer Anhöhe, direkt an der Grenze zwischen der Gespanschaft Požega-Slawonien, die wir gerade durchfahren haben und der Gespanschaft Sisak-Moslavina befindet sich ein Kriegsdenkmal. Gleich daneben mahnt noch viel eindrucksvoller ein zerschossenes Haus. Wir verlassen die Straße oder befestigte Wege nicht, das Gebiet ist großflächig vermint.
Kriegsdenkmal und …
… zerschossenes Haus …
… überall Minenwarnschilder
Fahnen der Stadt Novska (rechts), von Kroatien und der Gespanschaft Sisak-Moslavina am Denkmal
In Novska sehen wir keine Kriegsfolgen mehr und tanken an einer ganz neuen Tankstelle, wo wir uns auch in den Schatten setzen und etwas trinken.
Auf der Weiterfahrt fällt uns schon von weitem ein eigenartig geformtes riesengroßes Gebilde auf. Es führt kein Weg direkt dorthin. Es ist die „Steinerne Blume“ zum Andenken an das sich hier während des Zweiten Weltkrieges befindliche größte Konzentrationslager auf dem Balkan, das von der kroatischen Ustascha geführt wurde, das KZ Jasenovac.
Kurze Zeit später stoßen wir bei Jasenovac auf die Serbische Grenze, bleiben aber in Kroatien, überqueren die Sava und folgen der hier in die Sava mündenden Una, die ab hier die Sava als Grenzfluss ablöst.
Tankstelle in Novska
Die „Steineren Blume“ kommt in Sicht
Wir fahren an der Una entlang, die sich links neben uns dahin schlängelt, und sind so manchmal ganz nah an der serbischen Grenze, manchmal etwas weiter davon entfernt. An einem Waldstück halten wir an. Henny grummelt es im Gedärm und sie braucht dringend ein Gebüsch. Da wir schon lange keine Minenwarnschilder mehr gesehen haben, fahren wir ein Stück in einen Waldweg hinein und landen prompt an einem ehemaligen Friedhof. Auch hier Kriegsspuren: Alle serbischen Grabsteine sind entweder umgeworfen oder zerbrochen und im Wald verstreut. Wie groß muss der Hass gewesen sein? Vereinzelt wurden Stücke schon wieder zusammengetragen und nebeneinander gelegt.
Pause im Wald unweit von Hrvatska Dubica
Umgekippte und …
… zerbrochene serbische Grabsteine
Kurz hinter Hrvatska Kostajnica (deut. Castanowitz), immer noch am Ufer der Una, sehen wir eine Pension und das Schild Sobe, Zimmer. Wir beschließen spontan, obwohl es erst halb drei ist, hier zu bleiben. Der Fluss und der alte Baumbestand sind einfach verlockend, zumal das Thermometer am Motorrad schon wieder über 40 Grad geklettert ist. Die Wirtsleute können kein Deutsch, aber ein paar wenige Brocken Englisch, und mit viel Zeichensprache macht man uns klar, dass bald ein Zimmer fertig ist. Wir können dann auch nach etwas Wartezeit in ein Zimmer, das vermutlich gerade eben mit zwei Klappcouches und einem Stuhl ausgestattet wurde und sonst völlig leer ist. Der Scheffe zeigt uns eine Dusche auf dem Flur und macht uns klar, dass um sieben Uhr das Wasser fließen wird. Und tatsächlich: Bald darauf kommt ein Installateur angefahren, packt Werkzeug und Rohre aus, bohrt, hämmert, schweißt und flucht und pünktlich um sieben fließt Wasser aus der Brause. Wer sagt´s denn. In der Zeit sind wir an den Fluss gegangen. Der hauseigene Strand ist gut besucht, vorwiegend von jungen Leuten, aber auch ein Auto aus München steht in der Nähe. Wir liegen am Wasser schauen dem Treiben zu und ich wage mich sogar todesmutig in den reißenden Strom hinein. Vom Ufer aus sieht man nämlich im Wasser riesige, glatt geschliffene Kalksteine liegen, größtenteils unter Wasser, teilweise aber auch Inseln bildend. Sie sind verlockend und ich schwimme hin. Leider sind sie heimtückisch: Was man nämlich im klaren Wasser vom Ufer aus noch gut erkennen kann, sieht man mit den Augen auf Höhe des Wasserspiegels überhaupt nicht mehr. Ich taste mich also heran und dann stehe ich doch noch auf einem drauf und freue mich. Auf der anderen Seite ist das serbische Ufer. Wir beobachten dort junge Leute am Lagerfeuer und auch, dass immer wieder welche über den Fluss schwimmen oder auch mit Booten ankommen und abfahren. Ist es so gar kein Problem mehr, zwischen Kroatien und Serbien zu pendeln? Erst über Google sehe ich, dass das vermeintliche andere Ufer der Una eine Insel ist, und die gehört noch zu Kroatien. Bei den jungen Männern so im Alter zwischen dreißig und vierzig fällt auf, dass einige starke Verletzungen haben, Schußnarben, lahme Gliedmaßen oder nur noch ein Bein. Der Krieg ist noch nahe.
Wir haben eine Pension gefunden, schön …
… an einem Fluss gelegen und...
… genießen das schöne Wetter.
Kalksteininseln verlocken …
… zu leichtsinnigen Unternehmungen
Andere fahren mit dem Boot ans …
… gegenüberliegende Ufer oder …
… schwimmen zu den Inseln
Zwei Männer, nur drei Beine. Kriegsfolgen?
Nach dem faulen Badenachmittag haben wir Hunger. Leider ist das Restaurant scheinbar nur eine Bar. Es gibt keine Karte. Eine junge Frau, vermutlich die mit dem Münchener Auto, kann deutsch und berichtet der Cheffin, dass Henny sich den Magen verdorben hat. Die Cheffin nimmt Henny mit in die Küche und zeigt ihr Kohlrouladen und macht klar, dass sie die zu essen habe, die sind gut für den Bauch. Mir zeigt sie im Kühlschrank zwei Chevapchichi und ich nicke. Besser als nix. Erst mal ein Pivo Karlovacko, das richtig gut schmeckt. Bald werden die Teller vor uns gestellt. Ich bekomme ein Hamburger-Brötchen gefüllt mit zehn (!) fetten Chevapchichi und Henny zwei Kohlrouladen mit Kartoffelbrei und Tomatensoße. Henny ist zwar etwas skeptisch, kostet an den Rouladen und ist dann zumindest eine mit großem Appetit. Sie schmecken aber auch wirklich gut, denn ich verdrücke die andere zusammen mit meinem „Kroatburger“ und bin pappsatt. Sogar für den obligatorischen Hund fällt noch was ab, aber der hat gar keinen Hunger und spielt lieber mit uns rum.
Mit der einsetzenden Dunkelheit probieren wir die niegelnagelneue Dusche und gehen dann ins Bett. Für alles haben wir 45 Euro zu zahlen.
Das tut jetzt gut!
Und ich?
Henny probiert noch ganz skeptisch und vorsichtig.
Die Una im Abendlicht in den Zriner Bergen (Zrinska gora)
Karte Tag 17, 189 km
Grüße Falcone
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Tag 17 - Seite 283-296.pdf
Republik Srpska, Dinarische Alpen, Bosnisches Erzgebirge, Grmeč, Osječenica, Kroatien
Als PDF unten im Anhang
Wir haben Tags zuvor beschlossen, nicht direkt westwärts an die Adria zu fahren, sondern erst noch einen Abstecher nach Süden zu machen. Also steuern wir direkt den nächsten Grenzübergang über die Una an, es ist Novi Grad, früher Bosanski Novi.
Erst kommen wir aber noch mal durch Kriegsgebiet. Vor den Ortschaften stehen inzwischen schon verwitterte Schilder, die auf die Aufbauhilfe aus Deutschland hinweisen. Auch entsprechende Häuser sind mit kleinen Schildern markiert. Tue Gutes und sprich darüber. Besonders in Dvor, der letzte Ort vor dem Grenzübergang und direkt an der Una gelegen, wirkt alles immer noch arg mitgenommen. Zwei Kilometer hinter Dvor überqueren wir die Una und stehen an der Grenze zur Republik Srpska. Kurze Ausweis- und Fahrzeugscheinkontrolle und der Grenzer winkt uns durch. Nix mit den kolportierten Schwierigkeiten beim Grenzübertritt.
Hinweisschilder auf die Notaufbauhilfen durch THW und ASB, die man …
… an den entsprechenden Häusern findet, die trotzdem nicht alle bewohnt sind.
In Dvor sieht man noch …
… viel Leerstand und …
… Zerstörung bis hin in die Ortsmitte, wo …
… sogar Geschäfte wohl Hals über Kopf verlassen wurden.
Grenze zur Republik Srpska
Die Republik Srbska ist neben der Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei Teilrepubliken des Staates Bosnien-Herzegowina. Sie wurde 1992 kurz vor Ausbruch des Bosnienkrieges ausgerufen. Wir sind in Novi Grad. Das frühere Bosanski Novi wurden nach der Vertreibung der Bosniaken und Kroaten 1994 durch die Behörden der bosnischen Serben in Novi Grad umbenannt. Gleich hinter der Grenze pulsiert das Leben. Die Menschen sind fröhlich, es ist farbenfroh und geht lebendig zu. Der kleine Markt ist gut besucht und die Leute sitzen vor Bars, etwas, das wir schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. Auch neu für uns: Der Muezzin ruft vom Minarett der Moschee. Wir fühlen uns ein bisschen wie im Orient, schlendern über den Markt, trinken einen Mokka und genießen die Sonne und das Leben um uns herum und beobachten eine Katze, die brav über den Zebrastreifen geht.
Grenzübergang von Novi Grad
Bar in Novi Grad, rechts die Halle des Grenzübergangs
Kleine Geschäfte
Markthalle mit …
… reichem Angebot, nur leider …
… können wir nix mitnehmen.
Moschee von Novi Grad
Wir fahren weiter an der Una entlang in Richtung Süden und haben beschlossen, dass wir nicht über Bihac nach Kroatien sondern noch etwas weiter ins Land fahren werden. Die Verkehrsschilder sind alle neu und neben kyrillisch auch in lateinisch gehalten, so dass wir und gut orientieren können. Die Fahrt an der Una entlang ist sehr schön, hübsche Häuser, kleine Bars, Boote mit Anglern.
Nagelneues Verkehrsschild
Hübsches Haus an der Una, die hier nicht mehr Grenzfluss ist.
Zwischen Novi Grad und Otoka wechseln wir unbemerkt von Srbska nach Bosnien, indem wir über die Una fahren.
Anscheinend wohnt man gerne über dem Wasser, hier schon in Bosanska Krupa in Bosnien.
Bosanska Krupa war im 12. Jahrhundert Sitz des Königs von Kroatien-Ungarn und vor dem Bosnienkrieg eine bekannte Künstlerkolonie. Leider hat auch hier viel Zerstörung stattgefunden. Wir biegen von der Hauptstraße nach Bihac ab in Richtung Süden und kommen in den Norden des Bosnischen Erzgebirges, das wiederum ein Teil der Dinariden oder Dinarischen Alpen ist. Gleich hinter Bosanska Krupa wird es sehr einsam, die Straße ist quasi verkehrsfrei. Hinter Gudavac gabelt sich die Straße noch mal. Im Gegensatz zu dem von zu Hause Gewohnten bedeutet ein blauer Wegweiser hier, dass es sich um eine kleine Straße dritter Ordnung handelt. Wir folgen dennoch dem Wegweiser über Asfalt und Makadam nach Bosanska Petrovac und machen uns ein wenig über die beiden Ortsnamen lustig Nachdem sieben Kilometer gefahren waren, wundern wir uns ein wenig, dass keine Ortschaft kommt, bis uns klar wird, dass auf den Schildern keine Orte gemeint sind, sonder tatsächlich der Straßenbelag! Der wechselt jetzt nämlich von Asphalt auf Schotterpiste. Wie viele Kilometer Makadam waren das noch mal? Oh je! Egal – wir fahren weiter! Der Gebirgszug, den wir jetzt queren, heißt Grmeč.
Wir kommen ins Bosnische Erzgebirge
Drollige Ortsnamen
Wir sind in Makadam angekommen, das sich über fast 40 Kilometer hinzieht
Die Strecke ist sehr einsam und es kommt uns weder Auto noch Mensch noch Tier entgegen. Aber es staubt, und wie! Ein paar Häuschen bilden die Ansiedlung Krnjeusa, auf den Wiesen gibt es ein paar Ziegen, auf der Straße fährt ein VW-Bus. Unsere Motorräder haben wunderhübsche Weißwandreifen bekommen.
Durch bergiges Land fahren wir über …
… staubige Straßen, vorbei …
… an neugierigen Ziegen und …
… freuen uns über die Weißwandreifen.
Auch die Taschen sind farblich angepasst.
Aber auch hier …
… sind die Spuren des Krieges …
… unübersehbar.
Bald sind wir wieder in „Asfalt“ und das Land öffnet sich zu einer Ebene auf 600 Metern Höhe. Wir kommen nach Bosanski Petrovac. Auch hier wieder eine Moschee, aber auch verlassene Häuser. Wir fahren weiter über den nächsten Gebirgszug mit dem Namen Osječenica und machen Halt an einer Bar auf einem Pass (1040m) bei Ostrelj. Wir sind wieder Nahe der Republik Srbska und wechseln auf dem Pass vom bosnischen Kanton Una-Sana in den Kanton 10, der keinen Namen hat, weil die dort gleichermaßen vertretenen bosnischen und kroatischen Bevölkerungsteile sich bislang nicht auf einen einigen konnten. Auch auf dem Pass wurde gekämpft, aber an unserem Lokal sind die Spuren beseitigt. Wir ruhen uns aus und beobachten Schmetterlinge, unter anderem eine eifriges Taubenschwänzchen, auf der blumengeschmückten Terrasse.
Hochebene bei Petrovac
Kleine Moschee in Petovac
Verlassenes Haus, Schrubber und Kleiderständer stehen noch vor der Türe
Blick zurück auf die Hochebene bei Petrovac
Schöne Straße führen ins Osječenica-Gebirge
Rast auf dem Pass, aber …
… auch noch die Kriegsfolgen auf der anderen Straßenseite.
Ein Taubenschwänzchen
Die Weiterfahrt erleben wir landschaftlich sehr schön, weite Ausblicke über bewaldete Berge, aber auch einen Waldbrand können wir vor Drvar beobachten. Wir überlegen, direkt weiter über Martin Brod nach Kroatien zu fahren, beschließen aber, noch ein wenig in Bosnien zu bleiben. Wir fahren also weiter nach Süden, und als wir aus dem Hochtal von Drvar herauskommen, werden wir auf einmal von der Polizei gestoppt. Hatten wir was falsch gemacht? Der Polizist erklärt uns etwas auf Kroatisch und als wir nicht verstehen, geht er zum Auto und holt eine Rolle gelbes Absperrband hervor auf der „Mines“ Steht und sagt „Bouumm“ dazu. Ah, ja. Es gibt hier offensichtlich Minen, die auf uns laueren. Er hebt zwei Mal alle 10 Finger der Hand und sagt dazu „stop“. Wir interpretieren das wohl völlig richtig dahingehend, dass wir 20 Minuten warten sollen. So fahren wir ein Stück die Straße zurück in den Schatten und warten. Nach gut 10 Minuten kommt ein Auto aus der anderen Richtung. Vermutlich ist die Straße jetzt frei. Und richtig, der Polizist winkt uns freundlich durch und wir kommen an einem Räumkommando vorbei, dass eine Schneise in ein Maisfeld geschlagen hat und Minen entfernt. Wie sind sie denn auf die Minen mitten im bestellten Feld aufmerksam geworden? Man mag es sich gar nicht ausmalen.
Waldbrand an den Hängen des …
… Tales von Drvar, das …
… auf 500 Metern Höhe liegt.
Weggabelung, Martin Brod ist in Kroatien.
Warten, bis die Minen geräumt sind
Den alten Yugo lassen wir vorsichtshalber erst noch vor uns her fahren
Weiter geht es über prima ausgebaute Straßen …
… durch Bergland und Hochebenen.
Tafel eines Wiederaufbauprogramms der EU vor Peci
Hier, nahe der kroatischen Grenze, ist ein ganzes Dorf zerstört und verlassen worden, aber …
… der schönen Landschaft …
… merkt man davon nichts mehr an.
Es geht wieder hinauf in die Berge, die …
… hier Bosnien von …
… Kroatien trennen.
Auch hier noch mal Waldbrand.
Nach ein paar schönen Serpentinen bergab kommen wir an die Grenze nach Kroatien, die Papiere werden geprüft und dann werden wir durch gewunken. Wir rollen nach Knin hinein. In den Tälern ist es inzwischen schon wieder ziemlich heiß, nur auf den Bergen wehte ein frischer Wind. Wir freuen uns daher, ein Café zu finden mit einem Schatten spendenden Zeltdach und Wasserstaubberieselung per Ventilator. Wir bestellen zwei Cappucino und kaltes Zitronenwasser. Ach ja – Hennys Bauch ist durch die Kohlrouladen-Rosskur tatsächlich geheilt. Oder waren es doch die rumänischen Tabletten?
Bar in Knin
Von Knin aus fahren wir nun in nördliche Richtung durch Dalmatien. Knin ist der südlichwestlichste Punkt unserer Osteuropa-Gebirgstour, nun geht es wieder Richtung Heimat. Kurz hinter Knin kommen wir durch eine Gegend, die den Waldbrand schon hinter sich hat. Dann fahren wir eine Weile durch ein Karstgebiet an der Zrmanja entlang, die mit grün schimmerndem Wasser auffällt. Obwohl wir auf die gut ausgebaute Nationalstraße 1 kommen, ist hier kaum Verkehr. Wir erreichen jetzt das Plješevica-Gebirge, nicht weit von der bosnischen Grenze entfernt, und auch hier sieht man Kriegsruinen.
Hier hat der Waldbrand schon gewütet
Die Zrmanja ist hier noch sehr klein
Der Süden des Plješevica-Gebirges
Zrmanja-Tal
Gegenüberliegender Gebirgszug
Und noch mal Blick ins Tal
Kirche bei Sucevici
Das Thermometer klettert auf über 40 Grad und wir fangen schon mal an, eine Übernachtung zu suchen. In den Tälern ist es sehr heiß, auf den Höhen weht etwas Wind, da ist es erträglich. In Gracac biegen wir von der Nationalstraße 1 ab und fahren durch den Ort, auf der Suche nach einer Übernachtung. Der Ort ist aber nicht sonderlich schön und so macht es uns nichts aus, dass es keine Übernachtung gibt bzw. das Motel an der Straße geschlossen hat. Auf der Weiterfahrt, nun entlang der Ricica, kommen wir an zwei Baustellen-Ampeln. Halten in der prallen Sonne ist nicht gerade angenehm. Da jedoch der Verkehr gegen Null geht, stellen wir die Motorräder einfach an der Ampel ab und gehen in den Schatten, wo wir auf grünes Licht warten. Die umliegenden Berge werden wieder höher. Die zwischen den Bergen liegende Hochebene liegt auf 600 Metern, trotzdem ist es sehr heiß.
Kurzer Halt im Schatten in Gracac
Motorräder an der Ampel und …
… Fahrerin im Schatten
Hochebene bei Ricice
Gleich am Ortseingang von Licko Cerje sehen wir eine Pension, die uns gut gefällt. Wir halten an und fragen nach einem Zimmer. Bekommen wir, sogar mit Balkon. Wunderbar. Mittlerweile ist es doch schon halb sechs geworden und wir machen uns dran, im Bad die verschwitzten Sachen zu waschen. Der Balkon und der leichte warme Wind werden sie schnell trocknen. Danach geht es zum Essen. Der Einband der Speisekarte versetzt mit erst mal einen gehörigen Schrecken, aber das Angebot im Inneren lässt hoffen, sogar in Deutsch! Wie sich herausstellt, wohnt die Tochter des Hauses in Remscheid, Regie führt jedoch die über achtzigjährige Oma. Mit den billigen Preisen ist es nun aber vorbei, mit 78 Euro sind wir für Übernachtung und Essen dabei. Das Essen, ich habe Gulasch, Henny Fisch, ist prima und es gibt zum Glück auch echtes Bier, das gute Karlovacko! Zum Nachtisch gönnen wir uns noch Pfannkuchen.
Hotel in Licko Cerje
Erst mal …
… Waschtag, danach …
… ein großer Schreck!
Aber drin in der Karte gibt es sogar nach mir benannten Salat.
Das leckere Essen ist …
… bald verdrückt, aber …
… es gibt noch Nachtisch.
Karte Tag 18 , 282 km
Grüße Falcone
Dateianlage:
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Tag 18 - Seite 297-320.pdf
Da der Tag heiß zu werden verspricht, starten wir ohne Frühstück schon um sieben Uhr. Die Garage, in der unsere Motorräder übernachteten, war für uns von Oma schon aufgeschlossen worden, die wir im dem nahe gelegenen Garten arbeiten sehen. Wir winken ihr zum Abschied zu. Unsere Tour geht weiter über die Hochtäler der Dinarien. Die Berge sehen schön aus im Morgenlicht.
Start in der Morgensonne, die
… die umliegenden Berge in …
… ein schönes …
… Licht setzt.
Etwa 30 Kilometer weiter halten wir an, weil im freien Land ein gepanzertes Fahrzeug steht. Es trägt den Namen eines Kroatischen Königs aus dem 10 Jahrhundert. Die angebrachte Tafel zählt die Soldaten auf, die in diesem Fahrzeug für die Befreiung gefallen und verwundet wurden. Ich klettere hinein und es ist zu sehen, dass es mal ein ganz normaler Kipper war, der mit Blechplatten gepanzert wurde
Ein gepanzertes Fahrzeug …
…steht unweit der Straße und …
… trägt eine Gedenktafel.
Es ist ein umgebauter Lastwagen.
Es wird auch wieder vor Minen gewarnt und …
… bald sehen wir zerschossene Häuser
Inzwischen fahren wir an der Lika entlang, kommen durch Gospić, das auch bei uns in Deutschland traurige Berühmtheit durch das Massaker von Gospic, einem Kriegsverbrechen der kroatischen Truppen gegen serbischstämmige Einwohner, erlangte. Im nächsten Ort, in Perušić, sehen wir ein Restaurant mit Terrasse, das offensichtlich schon geöffnet hat, und frühstücken dort Rührei mit Schinken.
Die Lika bei Gospić
Frühstück …
… in Perušić
Wir überqueren den nächsten Höhenzug und kommen in eine mit etwa 500 Metern etwas tiefer gelegene Hochebene, in der die Gacka fließt. Wir rollen ruhig durch die Ebene und erklimmen auf ihrer anderen Seite die Berge. Der Kapela-Pass (888m) trennt die Gespanschaft Lika-Senj von der Gespanschaft Karlovac. Was wir leider nicht wussten, dass wir sozusagen in Steinwurfweite an den Plitwicer Seen vorbeigekommen sind, an denen die Karl-May-Filme gedreht wurden.
Das Tal der Gacka, im Hintergrund die Berge des Nationalparks Plitvicer Seen.
Kapela-Pass und …
… Blick auf die Autobahn A1 nach Zagreb, die durch das Tal der Dobra führt
Am Ende des Tales bei Ogulin tanken wir und machen Rast an der Dobra, trinken etwas und schauen einem eigentümlichen Tun am anderen Ufer zu. Als wir uns ein wenig darüber wundern, erklärt uns eine neben uns stehende ältere Dame in gutem Deutsch, dass es sich um einen Holzrück-Wettbewerb handele. Es zieht sich von Nordosten her zu und wir beschließen, in Richtung Adria abzubiegen und zur Insel Krk zu fahren. Bei Vrbovsko verlassen wir die Hochebene der Dobra und kommen in die Gespanschaft Primorje-Gorski kotar.
Pause an der Dobra mit …
Holzrück-Wettbewerb am anderen Ufer
Die Dobra bei Vrbovsko
Jetzt geht es deutlich bergauf und eine halbe Stunde später queren wir einen Pass bei Ravna Gora auf etwa 750 Metern, der uns durch ein beeindruckendes Natursteingebäude auffällt.
Pass bei Ravna Gora mit …
… interessantem Schloss.
Ein idyllisches Tal im Kapela-Gebirge
Im Kapela-Gebirge am Veliki Vodenjak-Pass (847m)
Kleine Pause am Lokvarsko Jezero
Henny schaut ins Tal auf …
… das Dorf Homer unter der Staumauer
Nur etwa 10 Kilometer weiter, wir sind noch auf 900 Metern Höhe, sehen wir das erste Mal die Adria und die Berge von Istrien, Von nun an ging´s bergab. Innerhalb von etwa zwei Kilometern kurvenreicher Strecke geht es 400 Meter bergab, dann queren wir die neue Autobahn und auf einmal befinden wir uns mittendrin in starkem Verkehr, der um so stärker wird, je mehr wir uns der Küste nähern. Dazu nimmt die Temperatur innerhalb kürzester Zeit um 10 Grad zu. Es ist ein Gefühl, als würde man in einen Glutofen hineinfahren. Kurz hinter Hreljin halte ich in einer Parkbucht an der Steilküste an, um einen Blick runter auf Krk zu werfen. Sehr verlockend sieht die steinige Insel ja nicht gerade aus. Da stoppte ein Motorroller neben uns, und in bestem Rheinländisch werden wir ungefragt aufgeklärt, dass es zwei Campingplätze auf der Insel gäbe, einen mit und einen ohne Schatten, dass wir den mit Schatten nehmen sollen und gleich für drei Tage denn ab morgen ist Bora und dannkommtmanvonderBrücknichtmehrrunterweildiegesperrtwirdunderkommtdaschon seitvielenjahrenhinundweißdas! Ohne Punkt und Komma. Uff. Ich bedanke mich artig. Er haut ab. Der Verkehr braust an uns vorbei und Henny meint nach einem Moment des Luftholens durch die Sprechanlage von hinten: „Wegen mir müssen wir hier nicht bleiben.“ Na, das spricht mir doch aus der Seele. Wir haben zwar ein Problem, auf die andere Straßenseite zu kommen – es funktioniert erst, nachdem ich mich querstelle und die Autos zum Halten zwinge – aber dann geht es wieder retour. In Meja fahren wir in eine ruhigere Seitenstraße um uns erst mal auf der Karte zu orientieren. Es geht ein starker Wind und ich gehe mit der Karte in eine Hofeinfahrt und programmiere dann das Navi mit dem nächsten Ziel: Cbar an der Slovenischen Grenze.
Ursprünglich wollten wir einmal um Krk herum fahren und dann mit der Fähre nach Istrien übersetzen und über Triest entlang der italienisch-slovenischen Grenze nach Norden. Das haben wir jetzt umgeschmissen. Wegen Bora, wegen Hitze, wegen Auto- und Menschenmassen und überhaupt – ab in die Berge, so schnell es geht.
Erster Blick auf die Adria mit der Küste von Istrien
Blick nach Norden in Richtung Rijeka und …
… die Brücke nach Krk.
Die neue Küsten-Autobahn
Orientierungsstop bei Meja.
Ein Blick zurück. Auf der Straße kann man die Autoschlange erkennen.
Wir flüchten regelrecht von der Adria, fahren eine wunderschöne und kurvenreiche Strecke mit guten Straßen und halten erst genau eine Stunde später wieder an, schon weit im Norden des Kapela-Gebirges, unweit der slowenischen Grenze, weil wir einfach mal halten müssen, weil da gerade so ein Bretterschlepper rumsteht und weil wir überlegen wie weit wir noch fahren wollen. Es ist kühl geworden hier in den Bergen und bewölkt, wir sind auf über 800 Metern. Die kalte Luft aus dem Norden, Voraussetzung für die Bora an der Küste, ist schon angekommen. Der Rollerfahrer wird schon Recht damit behalten, dass morgen dort arger Sturm herrschen wird.
Wir beschließen, bald einen Kaffee zu trinken und fahren erst mal weiter. In einem kleinen Ort namens Trsce halten wir und gehen in eine Bar. Vorher wundern wir uns noch über eine recht neue Statue, die einen Handgranaten werfenden Kämpfer zeigt. Soll man das nun als Kriegsverherrlichung verstehen oder nicht? Wir sind etwas ratlos. Gegenüber der kleinen Bar, in der wir uns auch seit langem sogar mal wieder etwas aufwärmen, ist ein Hotel. Henny will aber nicht in einem Ort mit einem solch sonderbaren Denkmal bleiben. Also fahren wir weiter nach Norden. Etwa fünf Kilometer später fängt es an zu regnen. Wir entscheiden schnell, doch zurück zu fahren und in das Hotel zu gehen. Nur wenig nass kommen wir dort um 18 Uhr an.
Bretterschlepper bei Mali Lug
In Trsce
Seltsames Denkmal, dessen Inschrift wohl heißt: „In Erinnerung an vier tapfere Kämpfer und alle anderen, die ihr Leben für die Freiheit gegeben haben.“
Kaffee in einer rustikalen Bar
Wir bekommen ein riesiges, gemütliches Zimmer mit Holzdecken, ruhen uns ein wenig aus und gehen dann hinunter in den Gastraum. Der wird durch einen gemauerten und mit Mosaik verzierten Pizzaofen dominiert, der wunderbare Wärme abgibt. Natürlich bestellen wir uns eine Pizza und bekommen zwei riesige Teile. Sie sind auch von allererster Güte! Das Denkmal ist vergessen – wir haben echt Glück gehabt mit diesem Hotel, das mit 60 Euro gar nicht mal so teuer ist.
Hotel Petrus in Trsce
Pizzaofen und …
… das leckere Produkt.
Karte Tag 19, 309 km
Grüße Falcone
Dateianlage:
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Tag 19 - Seite 321-334.pdf
Das ihr den Nationalpark Plitwizer Seen verpaßt habt, ist wirklich schade. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Allerdings braucht man auch ein bisschen Zeit dafür. Und durchs Velebit seid ihr wohl auch nicht, oder?