Du ignorierst standhaft die Tatsache, dass die Schwingungsfrequenz von Stahlsaiten signifikant sensibler von der Spannung abhängt als bei Nylon- oder gar Carbonsaiten. Das kannst Du aber nicht in Abrede stellen, das ist bewiesene Tatsache.
Ich hatte noch nie(!) eine Stahlsaitengitarre in der Hand, die sich richtig stimmen ließ. Akkorde klingen immer falsch, egal wie gestimmt und wie gespielt. Und das liegt noch nicht mal an der gleichstufigen Stimmung des Instruments - wo zugegebenermaßen die große Terz am absolut oberen Rand der akustischen Schmerzgrenze angesiedelt ist - sondern schlicht an den Saiten selbst, weil sie einfach zu steif sind. Speziell die tiefe E-Saite ist der volle Witz: die produziert schon fast mehr Geräusch als Ton.
Ich seh schon - ich komm um eine physikalisch-mathematische Analyse des Problems nicht herum!
Zitat von Fisch-KlausUnd die tiefe E-Saite schnarrt immer und eiert im Ton.
Danke für die Bestätigung, Klaus!
Wobei das Schnarren auch bei einer Stahlsaiten-Gitarre nicht sein muss. Das "Eiern" hingegen schon. Nicht aber bei einer guten Konzertgitarre mit guten Nylonsaiten. Da eiert nix.
Gruß Serpel, der schon ganz viele Stahlsaiten über den Jordan gebendet hat
Wir sind hier ein ganzes Stück weiter: Haben heute in zwei Fachgeschäften probegeklampft. Da Carla bis jetzt genau ein Lied mit drei Akkorden drauf hat, waren akustische Vergleiche schön zu bewerkstelligen. Für den theoretischen Kram war Papa dank Forum gerüstet Optische Gesichtspunkte kann man nun mal nicht wegdiskutieren. Da das Kind aber einsichtig genug ist, war blau schnell kein Thema mehr. Bei der Wahl hell oder dunkel = Fichte oder Zeder fiel die Wahl ganz eindeutig auf Fichte. Dass das auch klanglich anders ist, ist klar. Wir haben uns von unten, sprich günstig nach oben gespielt und wenn uns keine echte Klangsteigerung mehr offenbar wurde, eine Bedenk- und Verschnaufpause eingelegt und „der Weihnachtsmann“ hat die Preise begutachtet. Erstaunlich: Bei beiden Geschäften zeigte das Preisbarometer auf ca. 300,- €. Bei der Preisklasse hatte ich auch den Eindruck, dass die Schnarrneigung (wenn es das Wort gibt) dort deutlich abnahm. Mechaniken und die offensichtliche Verarbeitung machten bei beiden einen prima Eindruck. Beide Verkäufer versicherten, dass die Erstausstattung an Saiten bei Gitarren in dieser Klasse durchweg gut ist und keinen Ersatz erfordert. Alles paletti.
Konkret sind diese beiden, Ortega R10 ST-Ltd. und Höfner HF 12, in der engeren Wahl. Im Vergleich empfand ich die HF 17 dann noch einmal klanglich deutlich schöner, Carla aber nicht. Auch gut. Beide Gitarren haben einen Hals in matt, was wir beide viiel besser fanden als so glatt gelackt. Dass es überhaupt so viele glatt gelackte Gitarren gibt, hat uns echt erstaunt. Alles in allem wird es dann wohl tendenziell die Ortega werden, weil der Laden näher an meiner Firma ist, eventuelle Reparaturen o.ä. einfacher zu bewerkstelligen sind. Außerdem gibt es dort einen (das mag bei anderen ähnlich sein) Einstellservice. Der Verkäufer hat uns angeboten, den Steg etwas zu kürzen, weil die meisten Konzertgitarren anfänglich mit einem etwas gut gemeinten Saitenabstand ausgestattet seien. Zusätzlich gibt es dort einen 3-Jahres-Einstellservice.
Ach ja. Eine Frage fällt mir noch ein: Bei der Decke der Ortega waren die dunkleren Teile der Jahresringe des Holzes sehr viel dunkler als bei der Höfner. Ist das ein Qualitätsmerkmal, Zufall oder kann es auf unterschiedliche Beizen zurückzuführen sein?
Und jetzt lies am besten nicht mehr weiter, sondern laß Dich nur noch von den Klängen betören, die Deine Tochter dem Intrumente entlocken wird.
Sonst hörst Du nachher noch hustende Biegesteifigkeiten und Flöhe, die auf Stegen sitzen und an der Saite sägen.
Aber einen kleinen hätt ich noch: ich hab mal ein Stimmgerät für 25 DM gekauft, wo der Verkäufer mir gesagt hat "damit können sie allenfalls mal ne Gitarre stimmen, aber niemals ein Klavier " und . . . . . .
Zitat von UlfMoin auch alles Pillepalle Der zweite Hauptsatz des Gitarrespielens lautet: "You can always fool the audience" Und nun gebe ich wieder zurück an die Klugscheißer Grüße Ulf
Moin Ulf,
so sind denn hier Klugscheißer ???
Du bist doch der einzig Schlaue hier im Forum, das weiß doch jeder [indenpopokriech] [schleim] [zuckerpust]
Kleine Anekdote: Der Laden 1 ist in mehrere kleine Räume aufgeteilt. Wir saßen in einem Durchgangszimmer, als ein Mann in erkennbarer Werktätigen-Montur sich eine Westerngitarre griff und drauflosfetzte. Riffmäßig einen Klassiker nach dem anderen. Ganz locker und flockig. Carla lauschte und meinte: Du Papa, ich komm mir so mickrig vor. Ach kein Problem, sagte ich, ging in die Ecke, weil da unsere Jacken und Taschen lagen und wollte einen „Umzug“ in Angriff nehmen. Der Mann war aber schnell in der Birne, erfasst die Situation und er flitzte mit den Gitarren seiner Wahl in eine der umliegenden Kabinen. Diese wirkten auf mich wie die beeindruckenden, begehbaren Humidore in besonderen Restaurants, Clubs oder Hotels. Der Mann konnte bestimmt meine Gedanken nicht lesen, aber lächelte freundlich zurück. Ich dachte, wie schön es ist, in einem Humidor so geile Mucke fetzen zu können und dabei lockere, gute Laune zu verbreiten. Ist es bedenklich, wenn einen das Forum so im Alltag beschäftigt?
Zitat von NisiboyAch ja. Eine Frage fällt mir noch ein: Bei der Decke der Ortega waren die dunkleren Teile der Jahresringe des Holzes sehr viel dunkler als bei der Höfner. Ist das ein Qualitätsmerkmal, Zufall oder kann es auf unterschiedliche Beizen zurückzuführen sein?
Weder Färbung noch Abstand der Jahresringe (wie oft angenommen) ist ein primäres Qualitätsmerkmal.
Entscheidend ist, dass das Holz radial gespalten und nicht irgendwie schräg zum Wuchs geschnitten ist - erkennbar am Schallloch, wo die Jahresringe senkrecht stehen müssen - und möglichst gut querverriegelt ist. Auch Fichte weist - ähnlich wie Ahorn - bisweilen Riegel auf. Im Unterschied zum Ahorn aber, wo diese Riegel in erster Linie Dekoration sind, dienen sie bei Fichtenholzdecken einer Konzertgitarre angeblich dem besseren Schwingungsverhalten.
also meine Aria hat eine Zederndecke (von Rißbildung übrigens keine Spur)
Aber wie soll denn das Holz radial gespalten werden ???? Jetzt mal so rein holztechnisch ist das schon ein Widerspruch - gut, gesägt geht ja auch, aber soll der tatsächlich die Decke aus dem Querschnitt eines Baumstammes gemacht sein . Serpel hilf, ich verstehs nicht.
An meiner Gitarre laufen die Jahresringe der Decke parrallel zu den Saiten. Anders kenn ich das gar nicht und wüßte auch nicht, wie mans herstellen sollte.
Ich hoffe, Du bringst die Geduld mit, einem der weltbesten Gitarrenbauer zu lauschen, Wännä. Romanillos erklärt das sehr viel besser und hingebungsvoller als ich das könnte. Ich kenn mich doch mit Holz nicht wirklich aus.
Schon erstaunlich, dass für Gitarrendecken Holz genommen wird, das andere zum Einschieren verwenden.
Gruß Serpel
PS. Zeder ist das "andere" Deckenholz. Wird dicker als Fichte verarbeitet und ist daher weniger heikel als diese. Fichtendecken sind oft so dünn, dass das Licht durchscheint. Zeder hält außerdem Holzschädlinge fern - ich steh aber trotzdem auf Fichte. Klingt einfach besser ...
ich habe mir das spanische Englich angetan, aber richtig ist nur, daß das Holz nicht schräg zu den Jahresringen gespalten sein sollte, sondern längs. Das ist aber eine Binsenweisheit, die jeder Gemüsekistenbauer beachten sollte. Am Schallloch laufen die Linien nicht senkrecht ??
Ich verweigere mich nicht den Tatsachen wie Du sie beschrieben hast - die sind auch mir bekannt. Kann auch sein das ich mich unglücklich ausdrücke und wir aneinander vorbei Reden/Schreiben. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Gitarre ansich ein unvollkommenes Instrument ist und das unabhängig davon mit welchen Saiten sie bespannt ist. Die unvollkommenheit kommt je nach Produkt, Bespannung und Spieler mehr oder weniger Stark zum tragen. Alle Saiteninstrumente mit einer festen Einteilung durch Bünde haben diese Problem.
Aber wie dem auch sei - die Eingangs gestellte Frage zum Gitarrenkauf scheint ja inzwischen zu einem vernünftigen Ende gelangt zu sein (auch ohne unsere Fachsimpelei).