Meine Tochter wünscht sich eine Gitarre. Sie hat gerade mit Unterricht angefangen, ist noch nicht ganz 11 0 Jahre alt, aber schon ziemlich groß. (fast 160 cm!)
Da es hier bekanntermaßen ein paar Virtuosen gibt, bitte ich um Tipps beim Gitarrenkauf:
Eigentlich bin ich ein Freund vom Fachhandel und auch gerne bereit bei entsprechender Beratung etwas mehr zu bezahlen. Andererseits gibt es Beispiele, wo ich mich preistechnisch verarscht gefühlt habe. Das muss natürlich auch nicht sein. Und der Wartungsaufwand einer Gitarre ist ja auch eher gering.
Im Anfängerbereich wird Dir die Preisdifferenz zwischen Fachhandel und Internetversand immer wie Verarsche vorkommen. Das Bereithalten von Instrumenten, mehr oder weniger fachkundigem Personal und das ganze auch noch in beheizten Räumen kostet halt mehr als Abends E-Mails gucken und Päckchen packen. Wenn Du bereit bist im Extremfall das doppelte für diesen Service auszugeben brauchst Du auch noch das Glück an einen wirklich ernsthaften Verkäufer zu geraten der nicht bloss seinen alten Ramsch loswerden will.
Ich persönlich würde zu einer gebrauchten Markengitarre von E-Bay raten, gibt es dort haufenweise von frustrierten Anfängern, das gute Stück jemandem mit Ahnung zeigen und der kennt dann meist auch einen Instrumentenklempner der die nötige Feinabstimmung machen kann.
bei aller Liebe für Kostenersparniss - man/frau kauft keine Gitarre im Versand.
Jede Gitarre klingt anders, selbst wenn sie vom gleichen Hersteller und vom selben Typ sind. Stelle 10 gleiche Gitarren nebeneinander und spiele sie und jede klingt etwas anders.
Um das bestmögliche für den eigenen Geschmack und Vorliebe zu bekommen, muss man in einen entsprechend großen Fachhandel. Groß deshalb, damit auch genug Auswahl vor Ort ist - und testen, testen, testen.
Zitat Eigentlich bin ich ein Freund vom Fachhandel und auch gerne bereit bei entsprechender Beratung etwas mehr zu bezahlen. Andererseits gibt es Beispiele, wo ich mich preistechnisch verarscht gefühlt habe. Das muss natürlich auch nicht sein. Und der Wartungsaufwand einer Gitarre ist ja auch eher gering.
Mal erst,
Glückwunsch zu dieser Tochter . Meine hat mit 11 ein bißchen auf dem Klavier geklimpert und auch ein wenig Noten gelernt, sich dann aber bald doch dem PC mit allen seinen Verführungen hingegeben.
An Deinen Einlassungen zu Preisen und Händlern merkt man Dein Bemühen, sich mit einer unbekannten Materie zu befassen. Die Frage ist erstmal: will Deine Tochter einfach nur ne Gitarre um sowas zu haben und vielleicht dekorativ aufzuhängen (soll kein Spott sein jetzt, aber oft wird sowas daraus), oder verspürt sie das Verlangen, in die unendlich weite Welt der Musik einzusteigen. Wenn ja, dann kaufe ihr kein Instrument aus dem Versand. Es ist mitunter eine Zumutung, auf was für "Geräten" Schülerchen das Gitarrenspiel erlernen sollen.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: ich kaufe dem Anfänger kein Instrument für 4000 EUR. Er könnte es eh gar nicht nutzen oder ausschöpfen, aber wenn jemand wirklich lernen möchte, muß das Instrument ihn auch verstärken und seinem Spiel Ausdruck geben. Der gehörte Klang ist das eine, das andere ist die Dynamik, mit der das Instrument auf den Anschlag reagiert. So gibt es nämlich eine Rückmeldung und lehrt den jungen Künstler.
Eine Anfängergitarre darf ruhig leise sein. Sie muß keinen Konzertsaal füllen können mit ihrem Klang. Die Saiten sollten weich sein, mit hartem Training "das schaffst Du schon, üb weiter!" ist nicht gedient. Wer mit weichen Saiten gelernt hat und Lust auf mehr Klang und "Power" hat, der wechselt eh irgendwann von selbst. Und wenn er mal richtig drin ist, kommt auch bald das Verlangen nach besserem Resonanzkörper etc.
Eigentlich sollte sowas die Tochter entscheiden, ist aber schwierig, wenns ein Geschenk werden soll, und ist nochmal schwierig, wenn irgendson dussliger Verkäufer daneben steht, der das Instrument nach rein verkaufstechnischen Gesichtspunkten versucht, an den Mann zu bringen.
Spielt das Mädchen schon mal auf Gitarren von Freundinnen ? Hat sie schon die ersten Griffe getätigt? Wenn ja, gib das Geld und kauf in jedem Fall ein Instrument mit Vollholzdecke. Es gibt wenige gesperrte, die auch leidlich klingen, aber richtig los geht es erst ab der Massivholzdecke.
°°°°°°°°
Leider langen 80% der Kinderklampfen irgendwann auf dem Sperrmüll. Das billige Geld für die Anschaffung ist im Grunde rausgeworfen. Gekauft werden die Dinger von Leuten, die nicht selbst spielen. Die Kinder versuchen es dann und geben irgendwann frustriert auf und wieder wurde die Chance vertan, jemanden richtig an die Musik heranzubringen.
Es ist erwiesen, daß Kinder, die ein Instrument beherrschen, auch sonst besser in der Schule klarkommen und zielgerichteter auf Dinge lossteuern. Leider ist im Zeitalter der Elektronik vieles verdorben worden. Die Instrumente konnte es von alleine und nach kurzer Zeit hat es einfach nur noch genervt.
An Deiner Stelle würde ich ihr auch 'n Gutschein für ein Instrument schenken, und dann in Ruhe mit ihr im Fachhandel nach dem Richtigen suchen - das haben der/die Vorschreiber ja schon sehr gut beschrieben. Ich kann mich auch noch erinnern, das es für einen Novizen schon ganz wichtig ist, sofort ein gutes Gefühl der Handhabung (also mal ganz abgesehen vom Klang) zu dem Instrument zu haben.
Stichworte: Korpusgröße und -kantigkeit, Griffbrettbreite (da muß schließlich die Kinderhand erstmal 'rumkommen, ohne Schmerzen ) und -form (platteben oder etwas gewölbt), Haptik der Saiten (gut, die kann man leicht wechseln). Das muß alles zum Körper Deiner Tochter passen, damit es auch länger Spaß macht (hat der Wännä sehr schön beschrieben !).
Lediglich das mit der Massivholzdecke tät ich etwas relativieren. Die bringt erst wirklich Vorteile, wenn das Holz fachmännisch gewonnen und verarbeitet wurde. Auch das Holz selbst muss gewisse Voraussetzungen mitbringen, die bei Gitarren der unteren Preisklasse natürlich nicht berücksichtigt werden. Man kann Glück haben - meistens hat man aber Pech - bei einer gesperrten Billigdecke ist die Mittelmäßigkeit wenigstens gesichert.
Viel wichtiger als die Tonqualität ist bei einer Anfängergitarre (die gibt es in dieser Preisklasse einfach nicht) ohnehin die Bundreinheit, die Bespielbarkeit und die Qualität der Mechaniken. Da gibt es nämlich wirklich Instrumente, die man weder stimmen kann noch mit angemessenem Kraftaufwand spielen. Auch quittieren Billigmechaniken gern mal nach wenigen Monaten ihren Dienst. Und - stimmt die handwerkliche Qualität, stimmt auch der Ton meistens einigermaßen.
Diese Kriterien kann man unmöglich auf dem Bildschirm oder im Katalog überprüfen, dazu muss man das Instrument mindestens in der Hand halten.
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.
Ich hatte folgendes schon geschrieben ohne die Anmerkungen von Pele und Serpel beachtet zu haben. Deshalb diese Ergänzung: Gerade, wenn es um die handwerkliche Arbeit geht, ist das doch bei den Marken-Herstellern sicherlich eine einigermaßen gleichbleibende Geschichte, oder? Und, ganz ehrlich, die Qualität einer Mechanik kann ich auch nicht im Laden richtig beurteilen, sondern bin auf die „objektive Meinung“ des Verkäufers angewiesen. Das ist wohl das Hauptproblem.
Eure Antworten sind so facettenreich, dass ich auch mal ein bisschen aushole: Meine Tochter spielt schon seit fast 4 Jahren Klavier, eine gewisser Fleiß oder zumindest Übungs-Normalität ist vorhanden.
Nachdem mein Sohnemann mittlerweile ein Jahr lang Gitarre übt, hat Carla damit auch mal angefangen und darf zur Zeit Mamas Gitarre nehmen. Da die aber immer etwas nervös wird, wenn Tochter das Instrument in die Hand nimmt, wünscht die sich eben eine eigene. Ich habe gehört, dass es schon welche für unter 100,- Euro gibt, die sogar ganz ordentlich klingen. Gebrauchte gibt es wie Sand am Meer, aber ich fühle mich nicht im Stande, die Qualität zu beurteilen. Da sie jetzt mit einer schmalhalsigen übt, würde sie das auch gerne haben, muss aber nicht, sagt die Lehrerin.
Wenn ich meine Tochter mit den Suchergebnissen in ebay konfrontieren würde, dann würde sie sich die erste für 23,95 inkl. Versand aussuchen, weil die nämlich blau ist... Im Laden, mal ehrlich, entscheiden bei ihr auch eher die optischen und nicht die akustischen Faktoren.
Bei einem souverän auftretenden Gitarrenfachgeschäft habe ich vor 2 Jahren ein Instrument (3/4 für den Junior) gekauft, für das ich 180,- Euro bezahlt habe und dachte, dass das für den Anfang doch ganz ok ist. Ist es grundsätzlich auch, denn der Junior spielt auf jeden Fall immer noch und der Klang hängt (noch) zu 99% von seiner Fingerhaltung ab und nicht von der Decke oder anderen Saiten oder, oder oder. Im Nachhinein habe ich aber festgestellt, dass es das gleiche Modell für 88,- im Internet gibt. Das fand ich dann schon merkwürdig bis ärgerlich. Wobei ich überhaupt kein Problem habe, 200,- oder auch 300,- für eine Gitarre auszugeben.
Also konkrete Fragen: 1. Wie wichtig ist die Halsbreite beim lernen? Welche Breite würdet Ihr empfehlen?
2. Welche Marken haben sich durch vernünftige Qualität bewiesen? Yamaha, Ortega, Ibanez?
3. Gibt es eine Preisklasse, ab der man von einem Qualitätssprung reden kann?
Auch wenn ich von Glampfen kaum Ahnung habe muss ich kurz mitsempfen.
Falls Du wirklich über's Internet einkaufen willst, kann ich Dir die von Ulf bereits erwähnte Firma Thomann empfehlen. Das ist alles andere als so ein anonymer Internet-Versender, die haben einen großen Laden mit Proberäumen und Fachberatung für alle Sparten. Wär auch nen Besuch wert, falls Du mal in der Nähe bist. Liegt so grob zwischen Steigerwald und Bamberg.
Zitat von NisiboyIch habe gehört, dass es schon welche für unter 100,- Euro gibt, die sogar ganz ordentlich klingen.
Also mal ganz grundlegend. Eine Gitarre unter 100 Euro ist keine Gitarre. Wenn Du Dir ernsthaft diesbezügliche Gedanken machst, täte ich wirklich nur nach der Farbe gehen und Deine Tochter eine hübsche Farbkombination wählen lassen. Ihr muss es schließlich gefallen und wenn sie damit zufrieden ist ...
Auf den Hals der Gitarre achten, nicht daß der schon durchgebogen ist. Gibt verschiedene Halsbreiten, die schlanken sind anfänglich besser zum greifen, wenn du dann erwachsen bist sind meist die Finger dicker und das punktgenaue greifen fällt beim schlanken Hals dann schwerer. E-Gitarren haben ein leicht gewölbtes Griffbrett und sind vom Saitendruck angenehmer zu spielen und auch zu greifen. Deshalb ausprobieren und vorher schon mal auf einem Übungsbrett (dicke Pappe auf Holzleiste mit aufgemalten Stegen)2-Akkordgriffe üben. Dann fällt das Anspielen und Fingergefühl bekommen leichter. Meine hab ich damals mit 18 bekommen war gleich ne große, vorher so ab 12hab ich schon immer auf ner selbstgebastelten Zigarrenschachtel Gitarre rumgezupft-lacht nicht, das stimmt. Hat mir dann sehr geholfen auf der Richtigen konnte ich dann schon nach ner 1/2Std. Tom Dooley solo zupfen. Ansonsten ist von allen schon alles gesagt.
Hi Serpel, vielleicht hätte ich mich präziser ausdrücken sollen:
Ich habe die 100-€-Gitarre natürlich nicht gehört, sondern nur von anderen gehört, dass... Aber Scherz beiseite: Ich will gar nicht primär billig, sondern gerne was Anständig-gut-vernünftiges. Nur woran erkenn' ich das? „Achte auf die Qualität...“ will ich gerne beherzigen, befürchte aber, das ich das gar nicht kann.
Deshalb meine Hoffnung, dass ich hier etwas schlauer werde.
Das erkennst Du zum Beispiel an den Mechaniken. Da brauchst Du auch gar nicht viel Ahnung, billige Mechaniken sehen billig aus, laufen entweder zu hart, haben Spiel oder beides (jede halbe Umdrehung mal so mal so) und man sieht es ihnen wirklich an.
Das andere objektiv messbare Kriterium ist die Intonation: Obwohl es diesbezüglich natürlich noch andere Fehlerquellen gibt, aber wenn die Flageolett Oktave nicht mit der gegriffenen übereinstimmt, Finger weg!
Halskrümmung sollte heutzutage wirklich kein Problem mehr sein, aber wenn die nicht stimmt, kannst Du die Gitarre nur einschieren, denn Konzertgitarren haben kein Trussrod.