Nachdem ich mir 2009 abschließend zu meiner ersten LGKS-Tour die Frage gestellt hatte:
Zitat Ob ich die LGKS nochmals fahren würde? Mit einer kleinen Sportenduro jederzeit und in jeder Richtung, mit dem Scrambler eher nicht. Und wenn, dann nur in der anderen Richtung mit Wegzehrung.
ließ mir das keine Ruhe, und es war insgeheim eigentlich schon letztes Jahr beschlossene Sache, das nochmals zu versuchen. Und zwar gerade nicht mit einer kleinen Sportenduro - damit kann das ja jeder - sondern nochmals mit dem Scrambler. Wozu hat man schließlich hochgelegten Auspuff, vergrößerte Bodenfreiheit, Ölwannenschutz und 270° Rumpel-Twin? Außerdem galt es da ja noch die Scharte mit dem Umfaller auszumerzen ...
Der Plan war einfach und ist schnell erzählt. Da die ganze Runde (mit Hin und Rückfahrt von hier aus) etwas über 1000 Kilometer lang ist, genügten zwei Tage für die Fahrt. Absolut makelloses Wetter war (für mich) die wichtigste Voraussetzung, und nach Wochen des Zögerns war es am Samstag endlich so weit: ein Bilderbuch-Wochenende war vorhergesagt!
Da ich eine Reifenpanne während der 62 Kilometer hoch oben in den Bergen weit ab vom Schuss unter allen Umständen vermeiden wollte, kamen noch neue Reifen drauf, und es konnte losgehen. Da am ersten Tag lediglich die Anfahrt nach Limone Piemonte anstand, konnte ich runterwärts getrost die "kürzeste Route"-Option des TomTom wählen; da sieht man Sachen, die man mit Reisen "à la carte" sonst nicht mitbekommt. Nur Mailand sollte auf der (teils mautfreien) Tangenziale umfahren werden. Allerdings schwächelt mein TomTom der ersten Generation inzwischen ganz erheblich, und so war kurz nach Milano der Saft des frisch aufgeladenen Geräts bereits alle. Scheiße! Was mich dieses Rider1 auf den letzten Fahrten Nerven gekostet hat - ich hätt ’s auch tatsächlich im hohen Bogen in ein weites einsames Feld der italienischen Poebene entsorgt, wenn da nicht noch die gesammelten jemals gefahrenen Routen drin gespeichert wären. Dann also Karte - mann, war das mühsam! Die ständige Anhalterei, Kartengruschdelei und Rucksack-rauf/runter-Aktion! Dann halt rauf auf die neue Bahn von Asti über Alba nach Cuneo (teils mautpflichtig). Dort ging ’s dann wieder los, weil ich irgendwie den Abzweig zum Colle die Tenda verpasst hatte. Man glaubt gar nicht, wie schwierig es sein kann nach Karte zu fahren, wenn man nicht weiß, wo man gerade ist.
Schlussendlich lande ich am Abend dieses wegfindungstechnisch suboptimal verlaufenden Tages nicht in Limone, sondern kurz davor, in Vernante. Im erstbesten Hotel ist gerade noch ein Zimmer frei, sogar ein echtes rel. preiswertes Einzelzimmer, und die Leute dort sind ausgesprochen nett und zuvorkommend.
Zitat Dann also Karte - mann, war das mühsam! Die ständige Anhalterei, Kartengruschdelei und Rucksack-rauf/runter-Aktion!
Ich glaube dazu gibt es mittlerweile auch eine Alternative, genau wie zu Stoffturnschuhen ... ... aber du bist in manchen Punkten ja "beratungsresistent" bzw. weißt alles besser ...
piko, der sich schon auf die Bilder mit blauem himmel und weiß-rotem "töff" freut ... und der in diesem leben unbedingt nochmal dahin muß ...
Zitat von pikoIch glaube dazu gibt es mittlerweile auch eine Alternative, genau wie zu Stoffturnschuhen ... ... aber du bist in manchen Punkten ja "beratungsresistent" bzw. weißt alles besser ...
Was für Töffschuhe würdest du mir denn empfehlen, mein lieber piko? Und wie sieht diese Alternative aus? (flöt )
Zitat von piko... und der in diesem leben unbedingt nochmal dahin muß ...
Zitat Was für Töffschuhe würdest du mir denn empfehlen, mein lieber piko? Und wie sieht diese Alternative aus?
Deine rethorischen Fragen beantworte ich nicht mehr, teuerster Serpel ... Bist du die LGKS eigentlich auch wieder mit diesen "Stoff-Tretern" gefahren, oder besitzt du auch "bergtaugliche" Schuhe?
Ich will ja nicht drängeln, aber wann geht's denn hier weiter ... ... derweil habe ich die Wartezeit schon mit der Lektüre deines letztjährigen Berichtes überbrückt, aber nochmal lese ich den jetzt nicht ... Übrigens: sehr stilvolle Herberge haste da aufgerissen - wenn ich sowas sehe, weiß ich, warum ich lieber zelte ...
Gaanz wichtig: Der Sprit sollte für 100 Kilometer reichen. Also noch kurz aufgetankt. Seltsam: Der Tank-Schraubdeckel ist noch nie runtergefallen:
Total-Tanke in Vernante
Der Einstieg zum Colle die Tenda ist gar nicht so einfach zu finden. Einfach kurz vor dem Tunnel rechts ab und dann links halten. Verbotsschilder in Italien werden großzügig ignoriert:
Am Nordfuß des Colle di Tenda
Oben angelangt ist ziemlich viel los. Aber niemand gibt mir das Gefühl, mit meinem Moto die heilige sonntägliche Ruhe auf dem Berg zu stören.
Auf dem Colle di Tenda/Col de Tende - die Geländewagenfuzzis lauern bereits ...
Also mittendurch durch eine Herde Bustouristen und zur Einstimmung den kleinen Abstecher zum Fort Centrale gemacht:
Fort Centrale unter blauem Himmel
Diese Schranke ist nur während drei Monaten im Jahr geöffnet: Juli, August und September. Die restlichen neun Monate sind den Zweirädern vorbehalten:
Motos können auch außenrum
Irgendwo auf dem Weg zum (oder sogar direkt beim?) Colle di Perla. Man merkt schon, dass das hier kein üblicher Flurweg ist, sondern eine (besonders rustikale) ehemalige Militärstraße, um die sich schon lange niemand mehr ernsthaft kümmert. Trotzdem lässt der Weg hier herauf die kommenden Strapazen nur erahnen:
Blick zurück zum Fort Centrale (Bildmitte)
Auf besonderen Wunsch von piko auch nach Norden geknipst. Hier stand nämlich ziemlich unmotiviert und rein zufällig ein weiß/rotes Motorrad der engl. Marke Triumph vor der grandiosen Kulisse des Monviso, dem südlichst gelegenen Berg der Alpen über 3500 Meter. Er überragt alle umliegenden Berge um etwa 500 Meter und ist daher weithin sichtbar, wie Wiki offenbar richtig schreibt:
Die Westflanke hinauf zum Col de la Boaire, wo die Strecke langsam ihr wahres Gesicht zu zeigen beginnt. Eine Karawane von Geländewagen formiert sich um die Hütte im Bild. Ich war froh, dass die rechtzeitig die Biege gemacht hatten, denn irgendwann hätte ich die sonst überholen müssen (Zweispurfahrzeuge sind auf der Ligurischen grundsätzlich langsamer unterwegs als Motorräder):
Der Rückspiegel wurde nicht extra fürs Foto geputzt
Seltsam - im letzten Jahr war hier noch eine Schranke (statt Schild), die außen umfahren werden musste. Aber vielleicht wird die ja während der drei erwähnten Sommermonate für die dicken Geländedosen abmontiert:
Ich war mal eine Schranke - "Absicherung" der Westflanke des Boaire
Blick zurück: Wer jemals in der umgekehrten Richtung unterwegs sein sollte, bitte den Abzweig nach links nehmen - rechts geht ’s nur zur Hütte mit den Geländewagen:
Immer noch bei der Schranke
Das erste Zwischenziel ist erreicht: der Col de la Boaire! Wunderschön exponierte Kehre, und daher das meist fotografierte Objekt der LGKS.
Und hier begegnet mir der einzige Einspur-Gegenverkehr: Zwei Motocross-Fahrer, besser gesagt, ein Fahrer und eine Fahrerin. Entweder ist es mit solchen Maschinen deutlich einfacher, oder die Frau hat Arme wie Schwarzenegger oder ich muss noch üben oder werde alt:
Am Col de la Boaire
Die Kehre selbst nimmt man vorzugsweise auf der Außenbahn, innen ist sie ein wenig steil:
Innen steil, außen grober Schotter - wie hätten Sie ’s denn gern?
Ich hab sie innen genommen - deswegen weiß ich das. Aber es ging nochmal gut, weil ich rechtzeitig die Beine zu Hilfe nahm:
Sonnendurchflutete Ostflanke des Boaire
Auch die Ostrampe des Boaire ist durch eine Schranke abgesichert - aber das war mir vom letzten Jahr her ja schon bekannt. Damals war sie geschlossen und musste außen umfahren werden:
Der "Einstieg" war nun geschafft und der Puls bereits sehr hoch. Wie sollte das am Malaberghe noch werden, dem schwierigsten Teil der Grenzkammstraße?! Dort gibt es neben grobem Schotter auch Auswaschungen und kleinere Felstreppen. Der Unterschied war nur, dieses Mal wusste ich, worauf ich mich einlasse, und war außerdem gut ausgeschlafen und hatte ausgiebig gefrühstückt. Ich war also bestens vorbereitet!
Zitat von HobbyGerne ! bin schließlich gespannt auf die Geländepassagen...
Oh, Hobby - da muss ich Dich wieder enttäuschen. Für so richtige Hobby-Crosser ist das doch nix wirklich Besonderes!
Ich mein - mit so einem verkappten Straßenmoped wie der Triumph ist es schon eine kleine Herausforderung. Dieses Mal aber - das will ich gleich vorwegnehmen - weniger die technischen Anforderungen als die körperlichen. Du hast es ja bereits öfter erwähnt, in welch schwindelerregende Höhen der Puls bei solchen Aktionen klettert, aber wer das noch nie erlebt hat, kann es kaum glauben. Ich musste mehrmals kurz pausieren, weil der Puls auf +/- 200 ging. Das waren (gemessene) 3 bis 4 Schläge pro Sekunde!
Die paar Steinchen auf den Bildern lassen den Grund für die Strapazen aber leider wieder nur ansatzweise erahnen ...
Zitat Oh, Hobby - da muss ich Dich wieder enttäuschen. Für so richtige Hobby-Crosser ist das doch nix wirklich Besonderes!
auf dem Hobby-Crosser Niveau bin ich ja leider nicht mehr... aber jetzt wo wir hier im Forum schon den dritten "Alp-Fahrer" haben könnte es langsam interessant werden für diese Tour !!
. . Gruß Hobby
der mit drei W-Treffen im europäischen Ausland....