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Dieses Thema hat 125 Antworten
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Berndi Offline




Beiträge: 2.522

19.02.2010 09:32
#61 RE: erschreckend Antworten

Zitat
Na dann. Dann wird es ja stimmen.



meinste nicht?

pelegrino Offline




Beiträge: 51.606

19.02.2010 09:42
#62 RE: erschreckend Antworten

Ach, von Heinrich Böll war das? Wußte ich gar nicht !

"Alkohol verlängert den Bremsweg des Gewissens."

beim "Geierabend" gehört

Hans-Peter Offline




Beiträge: 26.961

19.02.2010 10:54
#63 RE: erschreckend Antworten

Einer der Gründe, warum beim kleinen Arbeiter/Angestellten nichts mehr hängen bleibt, ist doch, daß unser "Wirtschaftssystem" in den letzten beiden Jahrzehnten regelrecht gekippt ist...

Gerade gestern sind mir beim Aufräumen alte Arbeitsunterlagen von 1985 in die Hände gefallen, aus denen hervorging, daß ich damals als ungelernter Lagerarbeiter und Auslieferungsfahrer in einem Vertrieb für Autoersatzteile recht gut verdient habe.

Wenn ich darüber nachdenke, wie wir damals gearbeitet haben, war es schon recht einfach, Geld zu verdienen.
Der Laden bestand aus einem Geschäftsführer, ein paar kaufmännischen Angestellten (die hießen früher so) und 4 Leuten, die das Lager geschmissen haben, plus ein paar Aushilfen (Studenten) die stundenweise kamen.

Im Büro wurden, noch ohne Computer, Bestellungen entgegen genommen, die dann an uns weiter geleitet wurden.

Meine Aufgabe war es diese Bestellungen bis zum späteren Vormittag zusammen zu stellen, sie in meinen Lieferwagen zu packen und zum Kunden zu bringen.

Kam Ware hinein, hast Du den Lastwagen abgeladen, die Lieferung überprüft und den ganzen Schmonzes an seinen Platz im Regal gelegt.

Das war es im Großen und Ganzen, der Chef war mit dir zufrieden und hat dich recht gut bezahlt und wenn Du mal gesagt hast, Du hättest gern 100.- DM mehr, hat er sie dir nach etwas Gezacker auch gegeben.

Irgendwann haben wir auch den ersten Computer bekommen und da ging das erste Drama auch schon los: Plötzlich türmten sich in der einen Ecke des Lager Luftfilter, so groß wie ein Eimer (LKW) auf.
Das war die erste automatische Nachbestellung eines Artikels, der so gut wie nie verkauft wurde, weil wir eigentlich nur Händler für PKW Teile belieferten. Dann kamen noch ganz viele Auspuffanlagen für Opel Diplomat 5,4 und für Goggo (kein Witz) nach. Wir wussten natürlich aus Erfahrung, daß das Zeug nicht ging und mussten dem neu ernannten Computer gestützten Nachbesteller erst mal sagen, was Ambach ist...

Aber, wie gesagt, das waren friedvolle Zeiten, der Laden lief und jeder hatte sein Auskommen.

Ende der achtziger Jahre habe ich eine Ausbildung als Kommunikationselektroniker gemacht und die folgenden Jahre bei einer Bosch Vertretung gearbeitet, Thema Betriebsfunk und die ersten Autotelefone, das Stück zu ca. 10.000 Mark.

Auch hier hattest Du weitgehende Freiheit, was deine Arbeitsabläufe betraf, einer nahm die Aufträge entgegen und Du konntest meistens aussuchen, was Du davon abarbeitest...
Auch hier gab's nicht viel zu mosern, das Geld stimmte auch, Friede, Freude, Eierkuchen.

Nach ungefähr drei Jahren kamen die ersten Handies für eine DM auf und ich bemerkte, daß die Klientel, die vorher aus Geschäftsleuten und höheren Angestellten bestand, die es nicht juckte, wenn eine Reparatur des Autotelefons 2500 Mark kostete, sich änderte und immer mehr Prolls in Pit Pull Jogginganzügen auftauchten, die ihr 1.- DM Hand repariert haben wollten.

Zudem brach der Betriebsfunk Markt völlig weg, denn warum sollte eine Firma ihre Autos mit Funkanlagen für Tausende DM ausrüsten, wenn sie billige Handies nehmen konnten, die nicht in der Reichweite beschränkt waren.

Also kurz, ich roch den Braten und beschloss, mich abzusetzen...
Das war eine weise Entscheidung, denn die dortige Funkwerkstatt ist heute von zehn auf zwei Mitarbeiter geschrumpft, die überwiegend damit beschäftigt sind, neue Handies zu aktivieren...sehr anspruchsvoll! :-(

Wir schreiben das dritte Jahrtausend und ich arbeite seit 18 Jahren in einem Unternehmen, das den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Frankfurt betreibt.

In den ersten Jahren habe ich meine ehemaligen Kollegen bei Bosch gehaltsmäßig auf der Standspur überholt, weil ich ja im öffentlichen Dienst angefangen hatte und automatisch eine Gehaltsstufe nach der andere erklomm, während die Ex-Kollegen nach jedem Hunderter nachfragen mussten, den sie aufgrund der schlechten Lage meist nicht bekamen...

So, und nun kommt, was ich eigentlich mitteilen wollte.

Die Art und Weise, wie heute gearbeitet wird, ist an Umständlichkeit nicht zu über bieten.
Da tummeln sich Einkäufer, Projektleiter, Einkäufer, Organisatoren, Controller, Sachgebiets- und Fachbereichsleiter, Meister und Arbeitsvorbereiter, die erst mal alles in immer wieder tagenden Arbeitskreisen planen und besprechen, daß derjenige, der die Arbeit letztlich ausführt, gar nicht mehr gefragt wird und es immer wieder zu krassen Fehlplanungen kommt.

Der Mensch, der letztlich für die Wertschöpfung zuständig ist, ist das letzte Glied in der Nahrungskette, er stellt fest, daß die Arbeit, so wie sie geplant ist, gar nicht funktioniert und muß letztlich die ganze Hierarchie Leiter hinaufklettern, um denen Bescheid zu sagen.

Da das nach dem Stille Post Prinzip vonstatten geht, geht das Ganze meistens in die Hose.

Wie krass das Ganze läuft, sieht man z.B. daran, daß es bei uns ein Jahr ! gedauert hat, um uns ein neues Dienstfahrzeug zu bestellen, das zum Schluss nur bedingt für unsere Einsatzzwecke geeignet war.

Beispiel: Anruf aus der Einkaufsabteilung, warum wir ein Funkgerät im Auto benötigten.
Tja, warum benötigt eine Funkwerkstatt ein Funkgerät?

So, und weil der Laden nicht so flutscht und zu teuer ist (öffentlicher Nahverkehr ist prinzipiell defizitär!), werden externe Unternehmensberater rekrutiert, die für Millionenbeträge feststellen, daß der Laden zu teuer ist, aha!

Was zur Folge hat, daß Umstrukturierungsabteilungen gegründet werden, die natürlich den Teufel tun werden, festzustellen, daß sie selbst den Großteil der hohen Kosten produzieren, also wird an dem arbeitenden Teil des Unternehmens angesetzt und im Laufe der Jahre rund 50% der Belegschaft, meist durch natürliche Fluktuation, abgeschafft.

Was zur Folge hat, daß wir in Zeiten, in denen die Technik immer komplizierter wird, gar keine gute bis sehr gute Qualität mehr liefern können, während wir ständig, dem Controlling sei Dank, alles protokollieren und aufschreiben müssen, damit die unsere "Produktivität" messen und in Tortendiagrammen verewigen können.

Dann denken sich diese Organisationstrolle regelmäßig Seminare und Lehrgänge aus, in denen Sachen abgearbeitet werden, die man entweder eh schon weiß oder die so banal sind, daß deren Informationsgehalt auf einem Post-it Zettel Platz hätte, aber nein, man muß eine stundenlange PowerPoint Präsentation über sich ergehen lassen.
Einschlafquote: 60%
Döselquote: 40%

Beispiel:

Es sind 80 U-Bahn Wagen funktechnisch zu überprüfen und einzupegeln.
Früher hat man eine Liste mit den Wagennummern erstellt, damit man die bereits abgearbeiteten Fahrzeuge abhaken kann und nach x Wochen hat man Meldung gegeben, daß der Auftrag erledigt sei.

Heute muß für jeden einzelnen Wagen ein Meßprotokoll erstellt werden, in dem letztlich nur drin steht, daß die Sollwerte eingestellt wurden.
Diese Protokolle werden einerseits abgeheftet und verschwinden irgendwann, andererseits werden alle Protokolle nochmals ins Computersystem eingegeben, wo sie auf der Festplatte verrotten!

Es sieht also letztlich so aus, daß sich in Unternehmen aller Art Kasten von "Organisatoren" gebildet haben, die den Wasserkopf immer weiter anschwellen lassen.

Da sie mit der eigentlichen Wertschöpfung nichts zu tun haben, betreibt derjenige, der letztlich die Werte produziert, ein unfreiwilliges Sozialprogramm, er schleppt letzten Endes diese Kaste mit durch, die aber die Voraussetzungen bestimmen.

Und weil sich diese Schieflage immer weiter entwickelt, kursiert ja schon seit Jahren der Spruch, ob es die großen Organisatoren es überhaupt merken, daß keiner mehr zur Arbeit kommt, wenn sie erstmal alle wegrationalisiert haben.

Die Geschichte von den sieben Zwergen werden die meisten kennen:
http://tinyurl.com/kqswlu

Das war jetzt mal ein Beispiel aus dem ehemaligen öffentlichen Dienst, in dem es noch vergleichsweise friedlich zugeht!

Sind wir erst mal beim Thema Gewinnmaximierung und schauen mal in die Supermärkte, Herrenbekleidungsgeschäfte, MediaMärkte, Friseurläden usw. dann ahnen wir, das alles noch viel schlimmer ist.

Wir sind auf dem Weg in den dunkelsten Frühkapitalismus und die Marsche (oder war's Engels, weiß nicht) Verelendung der Arbeiterklasse hat längst wieder begonnen, nur mit modernen Mitteln!

Gruß
Hans-Peter

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagte
"Wo kämen wir denn hin" und keiner ginge, um
zu gucken, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

Hans-Peter Offline




Beiträge: 26.961

19.02.2010 10:59
#64 RE: erschreckend Antworten

Ach ja!

Wie sagte mein früherer Meister immer?

"Der Chef soll ruhig sein Steak fressen, aber mein Schnitzelchen will ich auch haben!"

Gruß
Hans-Peter

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagte
"Wo kämen wir denn hin" und keiner ginge, um
zu gucken, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

pelegrino Offline




Beiträge: 51.606

19.02.2010 11:08
#65 RE: erschreckend Antworten

Das hast Du sehr eindrucksvoll und deutlich beschrieben [ichweißnichtobichlachenoderweinensollsmilie] !

Zitat
...weil ich ja im öffentlichen Dienst angefangen hatte und automatisch eine Gehaltsstufe nach der andere erklomm...

Die Zeiten sind aber auch schon lange vorbei ... und die Gehaltsstufen waren (bei mir hier jedenfalls) so mickrig klein, das wir aus den Zeiten immer noch diesen schlurfenden Gang drauf haben, um die Stufen überhaupt wahrnehmen zu können .

Und zu jeder Tarifrunde müssen wir uns anhören, das 1. kein Geld da ist in den öffentlichen Kassen, und das wir 2. doch so'n sicheren Arbeitsplatz hätten ... mein Realeinkommen ist die letzten 10 oder 15 Jahre übrigens auch gesunken .

"Alkohol verlängert den Bremsweg des Gewissens."

beim "Geierabend" gehört

montcorbier Offline




Beiträge: 13.023

19.02.2010 11:11
#66 RE: erschreckend Antworten

Hans-Peter,


komm' in meine Arme und lass' dich drücken!

Schön erkannt und beschrieben!


Gruß
Monti

Früher saßen Verbrecher im Gefängnis und Patrioten in der Regierung. Wie sich die Zeiten doch geändert haben!

Hans-Peter Offline




Beiträge: 26.961

19.02.2010 11:12
#67 RE: erschreckend Antworten

@Pele

Vor allem hast Du in deinem Bereich ziemlich schnell das Ende der Fahnenstange erreicht, eine Steigerung ist dann nicht mehr möglich und wenn Du noch so gut arbeitest!

Gruß
Hans-Peter

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagte
"Wo kämen wir denn hin" und keiner ginge, um
zu gucken, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

magicfire Offline




Beiträge: 5.762

19.02.2010 11:18
#68 RE: erschreckend Antworten

Zitat
Die Geschichte von den sieben Zwergen werden die meisten kennen:



Und die Moral von der Geschicht?

http://www.motorradscheune-welling.de

knorri2 Offline



Beiträge: 4.674

19.02.2010 11:21
#69 RE: erschreckend Antworten

Eur 2.200,-- für eine 5-köpfige Familie sind sehr wenig.

Man muß damit im Moment sicher nicht hungern oder frieren und kann gut davon leben. Aber man hungert und friert dann halt im Alter.........Denn das wir, die in 25 Jahren erst Rentner werden, davon auch unsere Altervorsorge bestreiten müssen, daß ist leider den wenigsten klar.


Knorri

Hans-Peter Offline




Beiträge: 26.961

19.02.2010 11:23
#70 RE: erschreckend Antworten

Zitat von magicfire

Zitat
Die Geschichte von den sieben Zwergen werden die meisten kennen:


Und die Moral von der Geschicht?




Das alles ganz furchtbar ist...

Gruß
Hans-Peter

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagte
"Wo kämen wir denn hin" und keiner ginge, um
zu gucken, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

magicfire Offline




Beiträge: 5.762

19.02.2010 11:39
#71 RE: erschreckend Antworten

Warten wir jetzt auf die UFO`s die uns holen und zu Gott bringen? Das ist doch das Ende der Welt, oder?

http://www.motorradscheune-welling.de

Falcone Offline




Beiträge: 113.673

19.02.2010 11:41
#72 RE: erschreckend Antworten

Zitat
Gerade gestern sind mir beim Aufräumen alte Arbeitsunterlagen von 1985 in die Hände gefallen



Hinterm Schrank gefunden?

Grüße
Falcone

ovum bonum quam

Hans-Peter Offline




Beiträge: 26.961

19.02.2010 11:42
#73 RE: erschreckend Antworten

Zitat von Falcone

Zitat
Gerade gestern sind mir beim Aufräumen alte Arbeitsunterlagen von 1985 in die Hände gefallen


Hinterm Schrank gefunden?
Grüße
Falcone




Nö, ganz ordentlich in einem alten Ordner (den ich langsam mal wegschmeißen sollte).

Gruß
Hans-Peter

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder sagte
"Wo kämen wir denn hin" und keiner ginge, um
zu gucken, wohin wir kämen, wenn wir gingen?

Falcone Offline




Beiträge: 113.673

19.02.2010 11:52
#74 RE: erschreckend Antworten

Ich habe mal eine nette Analogie gehört, will mal versuchen, ob ich sie noch so zusammen bekomme:
Eine Volkswirtschaft ist wie ein Planet. In der Mitte ist es heiß, das sind die Produktiven. Die Produktivität lässt nach außen in dem Maße nach, wie die Kruste Kälter wird. Trotzdem braucht man die Kruste mit ihren Verwaltungen, Lehrern, Kulturschafenden usw., sie hält den Planet zusammen, sonst fließt er auseinander. Die Kruste wird von den Produktiven von innen her mit Wärme versorgt. Wird die Kruste aber zu dick, erkaltet der Planet und stirbt.

Grüße
Falcone

ovum bonum quam

Hobby Offline




Beiträge: 42.282

19.02.2010 11:57
#75 RE: erschreckend Antworten

Zitat
Vor allem hast Du in deinem Bereich ziemlich schnell das Ende der Fahnenstange erreicht, eine Steigerung ist dann nicht mehr möglich und wenn Du noch so gut arbeitest!



das hatte ich bereits vor ca. 20 Jahren erreicht !!
es ist zwar nicht die höchste Lohngruppe die im öffentlichen Dienst für "Arbeiter" möglich ist
aber im Theater hier gehöre ich quasi zu den Großverdienern...
die meisten im Techn. Bereich sind 2-3 Stufen niedriger !!
während mein Spezi hier bei der Stadt drei Stufen höher ist wie ich !!
komisch komisch....
meiner Meinung nach müsste mal eine genaue Arbeitsplatz Beschreibung erfolgen !!!
und zwar von einem der von außerhalb kommt !!

.
.
Gruß Hobby

Alle Tage sind gleich lang, sie sind nur unterschiedlich breit

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