Zitat von Falcone Und beim Roller ist die Torsion im Fahrwerk auch nicht so tragisch - spitze 60 bis 75 km/h.
Hier mal ein Einschub:
Diese Anschlußart hat einen gewaltigen Nachteil: Bei meinem Rollerlei ist der Seitenwagen wahlweise eingetragen. "Das sei kein Problem", so der Vorbesitzer, "einfach zwei Klemmschrauben an der Kreuzschelle unter dem Roller lösen und dann den Seitenwagen samt Anschlußrohr aus der Schelle ziehen."
Das hatte er auch wohl gemacht, wie der Lack des Rohres und ein wegen des demontierten Hauptständers nachträglich montierter Seitenständer am Roller zeigte.
Und hier lag auch der Grund für die merkwürdige Geometrie des Gespannes:
Keine Klemmschraube war wirklich fest angezogen (auf die Qualität der verwandeten Schrauben habe ich sicherheitshalber erstmal nicht geschaut, da der Austausch eine größere Operation bedingen würden - 8.8 halte ich hier nicht mehr für angemessen).
So war denn das Rohr auch nur "irgendwie" eingesteckt, der Seitenwagen aber nicht ausgerichtet. Habe das erstmal per Augenmaß eingestellt, also SW Rahmen etwa parallel zum Boden. Schon stimmte auch der Sturz des Rollers wieder. Gut, bei der Gelegenheit habe ich gleich die Spurweite etwas reduziert , ist ja kein Lastwagen. Beim Kauf zeigte die Nase des Bootes deutlich zum Boden, der Roller war zum SW geneigt. Und das hängt an zwei (2!!!) Klemmschrauben !
Das wirkliche Risiko beim Einpunktanschluß ist also, daß, wenn sich die Schrauben der Kreuzschelle lösen oder nicht fest montiert sind, das Einarmrohr und damit der Seitenwagen und das Boot in Linkskurven mit der Nase Richtung Boden verdrehen und die Nase aufsetzen kann. Zugleich neigt sich der Roller Richtung SW.
Die Folgen wären fatal, denn diese Bwegung könnte in Linkskurven wegen der hohen Kräfte schlagartig auftreten: Das Gespann kolabiert, Boot setzt auf, Gespann unkontrollierbar.
Dieses Risiko besteht beim Dreipunktanschluß so nicht. Ist ein Kugelmaul oder ein Flachbolzenanschluß nicht fest, klappert die Fuhre, knickt aber nicht gleich ein.
In den 50ern, als die Fahrzeuge in Massen unterwegs waren, mag das Allgemeinwissen gewesen sein.
Heute aber ist ein wahlweiser Eintrag bei Einpunktanschluß ein hohes Risiko. Deswegen sind ja auch immer mehr neuere Eintragungen mit einer zusätzlichen Strebe ausgerüstet worden.
Übrigens habe ich den Vorlauf noch nicht vermessen, ist doch die Kreuzschelle auf dem zentralen Rahmenrohr verschiebbar....
Teil 1 des Bauprogrammes ist abgeschlossen: Alles mal durchgesehen, Batterie geladen, Scheibe des Seitenwagens beschafft und montiert. Radlager erneuert, Hinterradbremse überarbeitet (war, wie erwartet, Öl drin).
Mittlerweile sind die Handbücher beschafft, die Teilequelle erschlossen.
Das Blechschutzblech für den Seitenwagen samt Rückstahler und Positionsleuchte sind da.
Der Roller ist zunächst als einsatzfähig eingestuft und wurde die Woche nach Hause verlegt und erprobt.
Topspeed alleine je nach Wind bis zu 75 km/h. Dann jault und jallert das Ding markerschütternd. Jedes Blatt auf der Straße drischt den Seitenwagen in die Luft, daß es nur so eine Freude ist. Richtig wohl fühlt sich die Kutsche dann so mit 65 km/h. Der Begriff Blümchenpflücker bekommt neue Bedeutung. Was man so alles am Wegesrand sieht...
Und die ganz große Nummer sind die fehlenden Blinker:
Arm heraushalten ist angesagt, was vor allem in Verbindung mit Gas, Kupplung, Handschaltgriff und Bremse mittunter etweder recht artistisch oder eben sehr gemächlich ist: Erst anzeigen, ausrollen, um die Ecke eiern, dann Gang suchen, kuppeln und weiter geht´s... Merkwürdig auch, rechts über den Beiwagen anzuzeigen...
1975 , zu Zeiten meines ersten Heinkel, war das normal, jeder kannte das (obwohl der damals schon nachgerüstet war ). Heute aber, rund 40 Jahre nach Einführung der Blinkerpflicht bei Neufahrzeugen ist das doch eher etwas ungewöhnlich. Man wird schon etwas ungläubig betrachtet, wenn man winkend auf eine Kreuzung zuhält. Besonders, wenn jemand im Boot sitzt.
Und oft bemerke ich, wie der Daumen vor einer Abzweigung suchend am Lenker herumkriecht. So haben sich die Zeiten unmerklich gewandelt.
Frau Kaimann paßt dank ihrer überschaubaren Körpergröße () bequem in den Seitenwagen, das Reisetempo lieft dann bei 60 km/h. Mit Gebrüll geht auch etwas mehr, aber wozu das Eisen quälen. Bei dem Tempo den Seitenwagen zu heben geht wohl, löst aber bei Frau K. Beklemmungen aus, wenn sie dabei auf die unterarmdicke Einrohraufhängung schaut.
Es ist eben ein Kuriosum. Vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit damals gerechtfertigt, ist es heute bestenfalls für kleine Runden oder Oldietreffen geeignet. Mit 60 km/h wird eine Fahrt nach Berlin schnell mal zum Tagesausflug.
Der Roller steht nun im fertig ausgebauten Carport, der neuen Rollergarage. Und tröpfelt Öl, wenn er warm ist. Das Handbuch erklärt auch gleich, wo das zumeist herkommt. So steht das Bauprogramm, Teil 2 und 3 fest:
Teil 2 : Schutzbleck lacken + Leuchte montieren
Teil 3 : Ein paar Dichtungen , Schrauben und spezielle Scheiben bestellen, den Motor dichten und komplett einstellen. Und dem Simmerring Kettenkasten / Hinterradbremse erneuern. Die Bremse ist schon wieder so schwammig...
Und dann mal schauen, ob das Ding besser / schneller läuft
Ein Bekannter von mir hat mit Frau und Heinkel eine Reise rund um Deutschland gemacht. Ich traf ihn und sein Gespann auf dem Heinkel-Stand in Stuttgart:
Aber ohne Spaß: Nach meinem Erwerbsleben kann ich mir das auch sehr gut vorstellen. Mit einem solchen Gefähr wird der Weg wirklich zum Ziel. Autobahnen werden wegen fehlender Geschwindigkeit unmöglich, man sieht etwas usw usw.
Hoffentlich habe ich dann noch ein paar Jahre für solche Spielereien.
Mittlerweile gerüstet mit Handbuch, Dichtungen usw sollte dem Motor das Öltröpfeln abgewöhnt werden. Es gab Hinweise, wo so ein Ding regelmäßig leckt, also los: Verkleidung, Gebläsegehäuse, Auspuff, Vergaser ab, Kopf hakelt mit dem Vergaser und dem Auspuffstutzen am Rahmen.
Und ich Hirni schraube zuerst den Auspuffstutzen ab: 3 6er Stehblozen , knack, da waren es nur noch zwei. Und nun läßt sich der Kopf abnehmen. Hätte ich den Vergaserstutzen entfernt, wäre das einfacher gewesen und hätte genauso geklappt.
Mutter auf den Bolzenrest geschweißt, jetzt bündig am Kopf abgerissen. Ausgebohrt, Gewinde nachgeschnitten, Stehbolzen gemacht, eingeklebt.
Dichtungen getauscht, mögliche Leckstellen nach Praxistipps Heinkelgemeinde abgedichtet. Kopf montiert, nächster Stehbolzen reißt ab (nun sind es eben nur noch zwei, Nummer drei wird dann demnächst ausgebohrt: Ich hatte einfach keine Lust mehr! Und keine neuen Dichtungen.
Alles montiert, Ventile, Vergaser eingestellt. Für die elektronische Nachrüstzündung fehlen die Unterlagen.
Nun noch schnell den Simmerring zum Kettenkasten welchseln, da mit immer Öl in die Bremse sickert. Die Buchse, auf der der Simmerring läuft, ist eingelaufen. Sie ist sehr weich, Abziehversuche schädigen sie weiter. Also nur neuen Simmerring rein, fertig.
5 Stunden im Eimer. Auf der Fahrt nach Hause krache ich fast in ein Auto, weil die hintere Bremse schon wieder Öl gezogen hat. Und zuhause die üblichen Tropfen unter dem Roller.
Nun weiß ich wenigstens, was es nicht war. Und habe eine neue Teileliste und ein weiteres Bauprogramm: Da war doch diese merkwürdige Silikonnaht am Motorgehäuse....
Neuer Anlauf heute: Roller warm gefahren, in Windeseile Verkleidungen herunter:
Woher kommt das Öl?
Unmd siehe da, es kommt nicht vom Zylinder. Und auch nicht aus der Dichtung des Motordeckels, den ich in Verdacht hatte. Erbarmen, wie dämlich kann man sein???
Ein Blick in die Expolsionszeichnung bringt die Erleuchtung: Unter jede Befestigungsmutter des Motordeckels gehört eine Aludichtscheibe.
Eine Mutter, unter die eine Befestigungslasche des Lüftergehäuses geklemmt wird, hatte gefeht. Die hatte ich auch ersetzt, aber ohne Dichtscheibe darunter. Nun ist aber der Lasche nicht wie eine Scheibe, sondern wie ein U gestanzt, also nach unter offen:
Öl neben Stehbolzen bis zur Lasche, von da durch den offenen Teil ins Freie.
Bremsenreiniger, Dichtmasse auf den Bolzen, Kupferring, Mutter. Ölstand gepüft, aufgefüllt, Testfahrt, dicht !
Pfennigteile !
Bleiben Schutzblech und Hinterradbremse auf dem Programm.
Heute früh hat mich das Ding auf die Knie gezwungen (nein, es heißt nicht Claudia!):
Im Zwielicht der Werkstatt zwei dunkle Flecken unter dem Motor. Ich auf die Knie, den Rüssel in die Flecken ?!
Nee, nicht in die Flecken. Auf die Flecken:
Just dort zwei Farbflecken, Altlasten gewissermaßen.
Das neue Blechsutzblech von Ideal wird nicht verbaut, stattdessen das Positionslicht auf dem alten GFK Schutzblech verbaut. Dessen Paßform ist einfach besser !
Ist schon beim Lacker, nachdem ich 1 1/2 Stunden an der Lampe die Konturen per Feile angepaßt habe. Eine prachtvolle Blase am rechten Zeigefinger zeugt davon...