Muß mal wieder heulen. Habe heute das Ritzel der 91er W gewechselt. Das heißt, ich wollte es wechseln...
Der Reihe nach:
5:45 Uhr, Blaumann an, los geht´s. Raste, Schalthebel, Abdeckung, Ausrückmechanismus, Sensorenteile, hei, wie die Teile davonfliegen. Gut, die eine oder andere Schraube quietscht und schreit nach Fett, aber dann liegt die Ritzelmutter frei. Schnell noch das Sicherungsblech aufgebogen, den 27er Ring angesetzt und die Bremse getreten: Schlechter Winkel, also die Nuß geholt. Nichts!
Kriechöl, schauen, denken. Merkwürdig sieht die Mutter ja schon aus. Hinter dem 27er Ansatz noch eine Aufweitung auf etwa 33 mm, zu weit weg für die Nuß. Vorn ein Vierkant für den Sensor. Linksgewinde? Druckluft Schlagschrauber,10 bar, die Mutter grinst müde.
Vielleicht erst mal lesen statt Bizeps?!
6.30 , das Werkstatthandbuch schreibt "Mutter abschrauben, Ritzel abziehen". Kein Hinweis auf gemeine Tricks oder linke Gewinde.
6:45, ein Mitarbeiter steht auf der Bremse, während ich herumwürge: Langer Drehmomentschüssel, Nuß, Ring, dann Abtickern der Mutter und leichte Preßschläge. Nichts. Nun kommt der Heißluftfön, danach das volle Programm : Nichts.
7:15, erneutes Studium der Explosionszeichnung. Kann ich mit Flamme was zerstören?
7:45, Acetylenbrenner erwärmt Mutter, danach Einsatz der 2 Meter Verlängerung, 85 Kilo stehen auf dem Bremspedal.
Es geht nichts, rein gar nichts! Hammer, Brenner, Verlängerung, Kriechöl, die Mutter grinst nur bösartig (klar, die Mutter, ein Weib natürlich! ). Ist es doch ein Linksgewinde? Die Versuche ergeben nichts.
Nun hilft als letztes Stufe vor dem Auftrennen der Mutter nur noch ein alter Trick: Radkreuz statt Verlängerung. Damit kann man die Kraft zentrierter auf die Mutter bringen, als mit der einseitig ansetzenden Verlängerung. Leider geht hier kein normales Radkreuz, kein PKW hat 27er Radmuttern. Und natürlich liegt das LKW Kreuz im Renntransporter , dessen Schlößer garantiert gründlich eingefroren sind.
Ich wende mich erfreulicheren Aufgaben zu, aber in mir rumort der Sanftmut.
10.00 Uhr, das große Radkreuz (fast 1 Meter breit) ist in meiner Hand festgefroren. Egal: Gehen wir´s an ...!!!
Der Mitarbeiter federt locker feixend auf dem Bremspedal, mein Oberhemd zerspringt unter schwellenden Bizeps: Nichts !!!
Ich könnte heulen oder den Papageien rupfen.
Klar, das Ding ist offensichtlich im Winter gefahren worden. Wasser und Salz können schon netten Rost zwischen Welle und Mutter hervorrufen. Aber so fest? Und wenn es wegen Rost nicht so herum geht, dann eben erstmal anders herum (noch fester) , um das Zeug zu bröseln. Letzter Versuch, Haßkappe bis auf die Füße gezogen, linksrum. Ein unmerkliches Knacken, zart, unmerklich fast , wie ein knickendes Stohhälmchen .... Hecheln. Dann Richtung lose und knack: Das Ding ist frei!
Der Rest geht mit zwei Fingern.
Im Gewinde an der Ritzelseite ein etwa 2 Millimter breiter Rosthalbkreis, mehr nicht !!!
Es ist 10.30 durch, der Rest ist Routine: Ritzel drauf, Mutter, sichern, zusammenbauen, Kette und Bremse anpassen.
Sowas habe ich seit 30 Jahren nicht mehr erlebt. Das Ritzel war sicher noch das erste und die Mutter noch nie entfernt worden. Vielleicht aber sollte man nach ausgedehnten Salzwintern nicht nur das Salz entfernen, sondern auch an dieser Stelle mal kurz fetten, um das Festrosten zu verhinden (nur mal so als freundlicher Tipp...)
MfG
Sanftmut Friedlieb Harmonius Kaimann (jetzt wieder voll obenauf!!!)
Ja, das stimmt : die W-Ritzelmutter kann schonmal gelegentlich recht fest sein .
.
"Mit oder ohne Religion werden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen etwas Böses tun, dazu braucht es Religion." (Steven Weinberg)
Da hatten wir mal einen Thread zu vor Jahren, und wir waren (glaube ich) überein gekommen, das anscheinend eine Art Wettbewerb oder sonstige Unregelmäßigkeit (dicken Kopp, Montagsarbeit, Fitnesstraining, Urlaubsvertretung etc.) der japanischen Bandarbeiter im Werk die Ursache der festgestellten, verschiedenen Anzugsmomente dafür die Ursache sein wird.
.
"Mit oder ohne Religion werden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen etwas Böses tun, dazu braucht es Religion." (Steven Weinberg)
Vielleicht hats mit den unterschiedlichen Baujahren zu tun, dass die Ritzelmuttern mal bombenfest und mal eher lose sitzen? Ab 2002er Baujahr gehen die Muttern ganz easy ab! Hoffe ich!
Grüße Soulie der das wohl erst in drei bis vier Jahren erfahren wird.
Lappen taugt nur was, wenn das Ritzel nicht zu fest ist, ansonsten zerlegst du ihn einfach zwischen Ritzel und Kette in seine Fasern. Am einfachsten ist es - mangels Mitarbeiter - einen Holzkeil zwischen Bremshebel und Fußrastenwiderlager drücken, eventuell mit einem leichten Hammerschlag festklopfen. Da dreht sich garantiert nix mehr. Dann beim Lösen mit genügend Verlängerung schaffen. Ich löse meine Ritzelmuttern auch mit LKW- bzw. Traktorwerkzeug. Eine normale Nuss rutscht ab. Es gibt beim Lösen leider keinen Trick, nur gezielt eingesetzte rohe Kraft ist gefragt.
Das Blockieren der Bremse ist übrigens absolut materialschonend. Die Lappenmethode natürlich auch, funktioniert bei der oftmals benötigten Kraft aber leider nicht.