Alles Geschmacksache - auch gutes Design muss natürlich nicht jedem gefallen. Ist ja auch gut so, sonst hätten wir weder Vielfalt noch Anreize für Neues.
Trotzdem ist das hier wirklich gutes Design (ich bin enttäuscht, das Paulle nicht in der Lage ist, dies zu erkennen)
Nehmen wir mal dieses Bild raus:
Der Massenschwerpunkt dominiert. Dies ist auch betont. Darüber spannt sich in kraftvoller Linienführung der Tank, schön gegleidert die Flanken, deren Kniemuldenabschluss genau auf Zylinderende und Fahrzeugmittelpunkt zielt. Seine unteren Abschlüsse harmonieren mit den Winklen der Rahmenrohre. Diese führen wiederum sauber die Linie der Zylinder fort und kulminieren fein ausklingend in dem schlanken Heck. Wunderbar wird diese Linie nach vorne hin vom Krümmer aufgenommen, aufgefangen und nach hinten leicht ansteigend in einem Winkel zurückgeleitet, der in interessantem Spannungsverhältnis zu Rahmenlinie steht. Die Kreuzung der Rahmenrohre betont die optische Mitte des Motorrades und somit auch die Zentralisierung der Kräfte. Das hintere ansteigende Rahmenrohr korrespondiert mit der Gabel, deren Linienführung filigran vom Lenker samt Instrument aufgefangen wird und nahtlos in die obere Tanklinie übergeht von wo sie im Sattel ausgleitet. Auch optisch steigen hier die Kräfte an, verstärken sich in der Fahrzeugmitte um dann mit Schwung auszuklingen. Das aus technischen gründen recht weit hinten sitzende Hinterrad wird durch den doppelten Auspuff stabil angebunden und verliert sich dank des feinen Rahmenkreuzes nicht. Das Motorrad strahlt Kraft und Dynamik auf und ist dennoch auf das Wesentliche reduziert. So soll es ein.
Einziger Kritikpunkt auch hier der Scheinwerfer. Er müsste etwas höher und dichter an der Gabel sitzen und die aufsteigende Rahmenlinie mit seiner Unterkante auffangen und abschließen.
Im Gegensatz zu anderen effekthaschenden Showbikes ein sauber durchgestaltetes Motorrad, das meine volle Anerkennung findet. Chapeau.
D'accord! Na ja, wenns nach mir ginge: Vorderrad größer, Reifen kleiner (nicht so fett). Scheinwerfer deutlich größer, höher und vielleicht sogar oldstylemäßig nach vorn gereckt? Ich bin halt momentan auf DEM Trip ... Die obere Tanksilhouette kommt mir irgendwie bekannt vor. Kennzeichen und Brems-/Rückleuchten brauchts vermutlich künftig nicht mehr. Wird alles digital / gps-mäßig erfasst, gelesen, gesteuert. Kleiner Minisender reicht ...
Kunstruktive Kritik am Design? Was soll denn das sein? "Gefällt mir nicht" ist eine Scheißhausparole? Bitte sehr: Das Motorrad ist -zumindest in der Seitenansicht- zu massig. Hier dominiert kein Schwerpunkt, hier besteht nur Schwerpunkt (Tank/Motor/Getriebeblock). Die Räder sind zu klein und stehen unverhältnismäßig weit vom "Schwerpunktklotz" ab. So klein wie die Räder sind, so dick sehen sie auch aus. Sicher eine Geschmacksfrage, ich mag solche Schubkarrenräder nicht. Die Tank/Sitzbanklinie erscheint noch recht gefällig, aber dieses spillerige Hilfsrahmenkonstrukt unter der Sitzbank sieht aus wie nachträglich eingespeicht! Die "knatterbunte" Farbgebung soll vielleicht die Hochwertigkeit der unterschiedlichen Fertigungsmaterialien hervorheben, wirkt aber billig. (Vielleicht noch ein paar Swarowski-Kristalle auf die Felgen geklebt, würde prima zur goldenen Gabel passen) usw.
Das Motorrad wirkt plump und schwer in seinen Proportionen und löst beim Betrachter einen "Umbauwollenreflex" aus.
In Antwort auf:...dominiert...betont...spannt sich...kraftvolle Linienführung...zielt...harmonieren...führen sauber die Linie fort...kulminieren fein ausklingend...Linie aufgenommen, aufgefangen und nach hinten zurückgeleitet...in interessantem Spannungsverhältnis...betont die optische Mitte...Zentralisierung der Kräfte...korrespondiert mit...Linienführung filigran aufgefangen...nahtlos übergeht...ausgleitet...optisch steigen Kräfte an...mit Schwung ausklingen...stabil angebunden...verliert sich nicht...strahlt Kraft und Dynamik...auf das Wesentliche reduziert...aufsteigende Rahmenlinie...auffangen und abschließen...sauber durchgestylt...
Hmm, ich hab' da ja keine Ahnung von, aber ich weiß jetzt, das Designstudenten anscheinend auch 'n Schein in Deutsch machen müssen ...
pelegrino, der findet, das die Maschine leer so aussieht als wenn schon einer drauf hockt !
In Antwort auf:Die Kreuzung der Rahmenrohre betont die optische Mitte des Motorrades und somit auch die Zentralisierung der Kräfte.
Sollte es nicht heißen "Zentralisierung der Masse" Egal - ich finde diese Studie jedenfalls auch gut, auch wenn das alte und gute "Form follows Funktion" kaum noch eine Rolle zu spielen scheint?! Für mich sieht es allerdings aus wie eine "Compilation" wertiger Trendteile um eine "Kreuzung" aus SUMO, Bopper und Streetfighter zu erzeugen, das alles vermutlich mit dem Ziel jüngere "Biker" wieder an BMW zu binden ... oder wie? Der Designer hat scheints die Szene gut unter Beobachtung und weiß die Trends zu verbinden - (auch)egal, wenn die Fahrleistungen stimmen und die Kiste Käufer findet hat er seine Arbeit getan.
Ich find die Ausführungen von Falcone klasse! Bis zu einem gewissen Grad kann man Design anscheinend doch objektivierbar machen. Für einen diesbezüglichen Laien sehr interessant.
Und ich möchte auch Knorri beipflichten - speziell die Sechseckform der Zylinderkopfdeckel des Boxers sieht einfach gewollt und nicht gekonnt aus. Für mich überaus zeitgeistig und durch die Funktion in keiner Weise zu begründen. Schon die rechteckige Form der alten Vierventiler (die ich besonders gut kenne ) sieht aus, als könne man durch Abschleifen der Kanten einige Kilos einsparen. Boxer gehören rund!
Ich nenne solches Design verlogen, weil dahinter verlogene Strukturen stecken. Man muss sich nur mal die ganzen lächerlichen Schlipsträger in einem solchen Verein wie BMW anschauen: die haben bestimmt ihre Qualitäten, allein ihre Krawatten signalisieren aber die Bereitschaft, sich selbst zu verleugnen und in eine Rolle zu schlüpfen. Die Produkte, die dann dabei herausschauen sind nichts anderes als leblose Hüllen, Zufallsprodukte des momentanen Zeitgeistes, der Kundschaft über entsprechende Werbestrategien schmackhaft gemacht. Bei der ST ging es ja Gott sei Dank in die Hose ...
Lasst wieder die Techniker ran ans Design, so wie früher ...
In Antwort auf:Lasst wieder die Techniker ran ans Design, so wie früher ...
Auf den ersten blick hat das was Verlockendes.
Und gerade bei einem Motorrad, das sich ja durch die Technik definiert, ist Paulles Lieblingsspruch "form follows funktion" scheinbar auch die beste Voraussetzung für gutes Design.
Aber auch gerade ein Motorrad ist in seinen notwendigen Komponenten äußerst überschaubar. Form follows funktion würde dazu führen, dass alle Motorräder gleich aussehen. Genau das hatten wir schon. In den Jahren 52 bis 55 war es technisch schon klar, was gut funktioniert, außergewöhnliche Lösungen wurden zudem von einer eher konservativen Kundschaft abgelehnt. Heraus kamen die Motorräder, die man heute als "Konfektionsmotorräder" bezeichnet. Auf Nummer Sicher gehend wurden bei den verschiedenen Zulieferern die Teile zusammengekauft und daraus Motorräder gestrickt, die allesamt untereinander austauschbar waren. Was geschah? Gekauft wurden die zwar schon, vor allem aus finanziellen Gründen, denn diese Methode war auch noch billig - aber geträumt wurde von den Motorrädern, die sich durch eigenständiges Design hervorhoben: Adler, NSU, Horex und BMW zum Beispiel.
Auf einem heute viel heißer umkämpften Markt, in dem keiner mehr ein Motorrad kauft, weil er es braucht, gibt es nur noch zwei wesentliche Dinge, die die Kaufentscheidung maßgeblich herbeiführen. Markenimage und Design. Die Technik ist völlig nebensächlich - wenn wir uns da selbst auch gerne mal was anderes vormachen.
Man kann aktuelles Design daher durchaus auch als "verlogen" bezeichnen - notwendig ist es trotzdem.
In Antwort auf:pelegrino, der findet, das die Maschine leer so aussieht als wenn schon einer drauf hockt
Sehr fein beobachtet! Das ist absolut richtig. Das Motorrad macht den Eindruck, als ob gerade jemand abgestiegen ist und Abdrücke hinterlassen hat oder - in anderen Worten - es läd dazu ein, genau da Platz zu nehmen und mit dem Motorrad zu verschmelzen. Im Unterbewusstsein hat man schon die Scheu vor dem Neuen überwunden, man ist verraut, man lässt sich ein.
In Antwort auf:gibt es nur noch zwei wesentliche Dinge, die die Kaufentscheidung maßgeblich herbeiführen. Markenimage und Design.
bei ganz ganz vielen steht aber der Preis als aller erstes... und wenn dann was überdurchschnittlich teuer ist, wird es gerne auf "schlechte Design" geschoben warum man sich dies nicht anschaffen möchte. aber es stimmt schon die breite Masse guckt nach Markenimage und Design !! bei mir schaut das eher so aus: Funktion Verarbeitung/Qualität Aussehen Folgekosten Preis
wenn ich was ins Auge gefasst habe wo mir die ersten vier Eigenschaften gefallen aber dann der Preis zu hoch ist lasse ich es halt.
. . Gruß Hobby
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