Wir hatten das Thema ja schon mal: Schadet die Beimengung von Ethanol im Benzin der W?
Bruno sagt nein - Kawasaki hat aber meines Wissens noch nicht Stellung bezogen.
Mir hat die Sache dann doch keine Ruhe gelassen.
Wännä sagt, Alkohol schadet den Gummihandschuhen der OP-Schweseter nicht, also auch nicht der W. Ich halte es aber für nicht zielführend, OP-Schwestern mit der W zu vergleichen, auch wenn ich Wännä seine OP-Schwestern gönne
Nachweislich haben Rennfahrer Probleme, wenn sie Alkoholbeimengungen in Kunststofftanks fahren. Also passiert da doch was. Das übliche Material dieser Tanks, Polyester, ist jedoch nicht in Dichtungen und Schläuchen der W enthalten.
Also was nun?
Interessant ist, dass Autohersteller zwar auch am rumeiern sind, aber dann doch solche Meldungen herausgeben:
Frontal21 vom vergangenen Dienstag:
"alle Mercedes-Fahrzeuge, vor Juni 1997, und alle BMW-Modelle, vor 1998 zugelassen. Das Gleiche gilt beim Ford Ka für alle Jahrgänge, selbst als Neuwagen. Darüber hinaus teilte Ford mit, alle anderen Modelle vor 2006 seien noch im Test. Bei Opel hieß es, man arbeite noch an umfangreichen Feldversuchen. VW hatte in einer internen Mitteilung geschrieben, dass alle vor März 2006 zugelassenen Autos nicht E 10-geeignet seien."Mal werden diese Meldungen wieder zurückgezogen und dann doch wieder rausgegeben.
Wenn Ethanol für unsere Motorperipherie so völlig unbedenklich wäre wie bei OP-Handschuhen, würden Auto-Hersteller wohl kaum so reagieren.
Gewarnt wird interessanterweise nur vor Beimengungen von 10% oder mehr (ab 2020 sind wohl sogar 20% geplant). Wännä sagt zwar, dass es egal ist, wie viel beigement wird, bei geringerer Konzentration wirkt es halt langsamer. Wir wissen aber, dass Chemikalien durchaus erst ab einer gewissen Konzentration aggresiv reagieren können. Es ist also vorstellbar, dass 5% beimischung noch nichts auslösen, 10% oder mehr aber durchaus. Dieser meinung sind auch die Autohersteller.
Die Autohersteller lassen über ihren Verband verbreiten, es seinen
"nur 375.000 Autos, die das so genannte E 10-Benzin nicht vertragen würden". Der ADAC sprich von
"mehreren Millionen".
Eine Tatsache ist wohl, dass
"manche Elastomere bei Kontakt mit Ethanol stark aufquellen"Bei Lacken ist der Hinweis zu finden, dass sie nicht unbedingt Ethanol-Verträglich sind.
Einer Studie des ADAC zufolge wirken ethanolhaltige Kraftstoffe korrodierend auf Leichtmetalle und Stahl. Bei hohen Ethanolkonzentrationen kann auch eine direkte Einwirkung des Ethanols auf Aluminium, Magnesium, Kupfer, Blei und Zink erfolgen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Ethanol-taugliche Pkw-Modelle derzeit in Deutschland nur Ford (Focus 1.8 FFV, Focus C-MAX 1.8 FFV), Saab (9.5 2.0 Biopower) und Volvo (C30 1.8F FlexiFuel, S40 1.8F FlexiFuel, V50 1.8F FlexiFuel) angeboten werden. Die Modelle basieren auf den vergleichbaren Benzinmodellen. Ventile und Ventilsitze sind jedoch aus härterem Stahl und alle Kraftstoff führenden Teile bestehen aus besonders korrosionsbeständigen Materialien. Aha!
Für Motorräder bedeutet das also (Achtung, alles Spekulation!):
- Es ist nicht auszuschließen, dass "Gummiteile" und Dichtungen quellen, denn es könnten ja die entsprechenden unverträglichen Elastomere drin enthalten sein.
- Lacke können angegriffen werden
- Der Tank kann rosten
- Der Vergaser kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Schäden sind durchaus abhängig von der Konzentration zu erwarten, geringe Konzentration schaden nicht unbedingt.
Ob unsere W davon betroffen ist, können wir hier nicht sagen, auch nicht Bruno oder Wännä.
Wir könnten jetzt natürlich die Dichtungen, Schläuche etc, die im Kraftstoffbereich der W vorhanden sind, mal als Ersatzteil bestellen und für ein Jahr in reinen Alkohol einlegen. Wenn dann nichts passiert, sind wir zumindest diesbezüglich auf der sicheren Seite, wenn dann die Beimengung von 10% kommt.
Ich werde mich aber nun nicht nervös machen lassen: Solange es Normal gibt, tanke ich diesen Sprit ohne Alkohol sowieso. Sollte ich mangels Angebot auf Super umsteigen müssen, so werde ich auch das versuchen. Ich bin guter Dinge, dass Kawasaki gute und resistente Materialen verwendet hat. Nach wie vor leere ich die Vergaser im Herbst, so dass lange Standzeiten eventuelle chemische Reaktionen nicht begünstigen können, egal durch welche Spritzusätze hervorgerufen.
Und wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann ja Super Plus tanken.
Möglicherweise löst sich aber das Ganze "Problem" in Luft auf, da die Beimengung von Bio-Ethanol schon stark umstritten ist, weil dessen Gewinnnung andere Umweltprobleme aufwirft, wie beispielsweise die Schadstoffe und Umweltbelastungen, die bei der Bestellung der Äcker entstehen.
Grüße
Falcone