Ich beginne jetzt mal mit der Bekanntgabe meines derzeitigen Kenntnisstandes:
Das Fahrzeug wurde in der Ex DDR Ende der 50er Jahre gebaut. Baumuster ohne Zweifel die Isetta.
Zu dieser Zeit gab es in der DDR einen großen Bedarf an "Konsumgütern", also Dingen, die über lebenserhaltende Funktionen hinausgingen. So wurden die großen Industriebetriebe aufgefordert, neben ihrer Standardproduktion noch irgendwelche Konsumgüter zu entwickeln und zu bauen.
Also hat das betreffende Werk angefangen, die "Isetta" mit im Osten verfügbaren Großserienteilen ein KFZ zu "nachzuentwickeln" : Räder vom Roller, Beleuchtung Simson / IFA, Motor aus dem tschechischen Cezeta Roller .
Es sollen Ende der 50er zwei oder drei Fahrzeuge entstanden sein, die dem zuständigen Ministerrat in Berlin vorgestellt wurden. Dieser aber verwarf die Serienfertigung, aus, was Neues machen ... . Planwirtschaft.
Erstaunlich, ich hab ja so einiges an DDR-Literatur im Fundus - aber an die kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht hab ich es aber auch nur vergessen. Noch mal alles durchsehen mag ich jetzt nicht.
Nach meinem bisherigen Kenntnisstand wurde die "Isetta" bei der Firma "VEB Machinen- und Apparatebau Schkeudiz", kurz MAB Schkeuditz, gebaut. Nach Recherchen des Vorbesitzer mit Hilfe der "Leipziger Volkszeitung" meldeten sich Zeitzeugen und gaben Tipps und Hinweise dazu. Unter anderem meldete sich auch der Sohn des damaligen Konstrukteurs.
MAB Schkeuditz war nach dem Krieg aus der Zusammenlegung verschiedener Flugzeugproduktions- und Reparaturbetriebe entstanden und werkelte zunächst an Flugzeugen und Flugzeugreparaturen für die UdSSR. Mitte der 50er wurde das Werk neu ausgerichtet und produzierte nun Kühlschränke, Verdichter und große Kühlanlagen. Nach wenigen Jahren kam nochmals eine Flugzeugphase, etwa in dieser Zeit müssen die PKW´s entstanden sein.
Die mechanischen Werkzeuge zur Karosseriebearbeitung dürften ja vorhanden gewesen sein (obwohl Blech statt Flugzeugaluminium verarbeitet wurde).
Später gab es einen erneuten Schwenk zurück zu Kühlaggregaten, nun vorwiegend für den Waggonbau von Reisezügen. Das Unternehmen wurde zur Wende zerschlagen bzw umstrukturiert.
Die Niederschriften zum Artikel in der "Leipziger Volkszeitung" vom 17.7.1991 waren übrigens Bestandteil des Kaufes.
Mai 2012: Beim Kauf eines Bond A im Raum Osnabrück stoße ich auf diese "Isetta" und bekunde Kaufinteresse. Erfahre, daß der Wagen direkt nach der Wende aus dem Raum Leizig gekommen sei. Der damalige Besitzer habe es dem Isetta Club angeboten, dieser sei aber nicht interessiert gewesen.
Herbst 2012: Ich kaufe ein Scootacar in Leipzig. Der Besitzer, ausgewiesener Engländerfreund schon zu Ostzeiten erklärt, dieses Scootacar zu Beginn der 90er im Tausch gegen einen isettaähnliches Fahrzeug von einem Sammler aus dem Raum Osnabrück erhalten zu haben .... Er selbst habe das Fahrzeug zuvor sehr lange Zeit besessen, aber die Engländer immer vorgezogen.
Dezember 2012 : Ich suche nach Informationen über eine andere Rarität. Ein Sammler aus dem Raum Hannover meldet sich als einer der Vorbesitzer des gesuchten Fahrzeuges. im Gespräch erwähnt er ein weiteres Fahrzeug seines Bestandes, das er als Schubert - Isetta beschreibt. Sein Fahrzeug ist restauriert, hatte einen Cezeta Motor und stamme aus dem Raum Leipzig. Er habe das Triebwerk später gegen einen Heinkelantrieb getauscht...
Dieser Mann ist nun von hohem Interesse (da geht es auch noch um andere Dinge). Leider ist er aus gesundheitlichen Gründen bis in den März nicht erreichbar.
Natürlich werde ich dann den Kontakt suchen und wenn möglich auch Fotos machen / Informationen tauschen.
Leider habe ich es nicht in der Hand, Fristen zu verkürzen.
Werde berichten,
C4
Wenn jemand was weiß oder herausfindet, bitte Info an mich !
Ergebnisse der Kleinwagenauktion letztes Wochenende (Bruce Winer Microcarmuseum)
Incl. der 15%igen Zuschläge für die Auktion wurden über 9 Millionen Dollar umgesetzt. Der Link zeigt die Liste nach höchsten Preisen geordnet schon incl der 15 % Zuschlag. Der Messerschmitt für 322000 Dollar hat also bei 280000 Dollar den Zuschlag erhalten und ist nun in Russia. Zuschlag in Eur bei 210000.
Man muß hier allerdings bedenken, daß diese Auktion 9 Monate intensiv beworben wurde und jeder noch so betriebsfremde russische Milliadär oder Ölscheich auch ohne jede Sachkennis vor Ort, im Netz oder am Telefon heiß gemacht werden konnte und jeden Müll "in die Fritten" geboten hat. (Der Messerschmitt Aschenbecher für 600 Euro wurde 97 auf dem Jahrestreffen in Gunzenhausen für 20 - 30 Euro verkauft...)
Die realistischen Werte liegen also deutlich unter der Preisliste. Was eigentlich schade ist, wenn ich mich mal reich rechne...
Das untere Foto habe ich nach den Verlauf der Gurte und den Fragmenten von Armaturenbrett / Hutablage als Heck eingestuft. Hätte der Wagen eine ausgeprägte Pontonform, müßte man den Kofferraum sehen. Ich bin also von abfallendem Heck ausgegangen, wie in den 50ern in GB üblich (Morris usw). Die ausgeprägte Form der Außenbleche haben mich dann Richtung Frankreich geführt (Peugeot 203, 203), aber irgendwie paßt das nicht.
Vielleicht täusche ich mich auch völlig, dann werden nachher die Scheuklappen poltern. Bin gespannt.