Etwas aus dem Buch "Das Wirken der Unendlichkeit" von Carlos Castaneda
"Was ist los, Don Juan?" fragte ich. "Ich sehe überall schwebende schwarze Schatten." "Ah, das ist das gesamte Universum", antwortete er, "unermesslich, nicht linear, jenseits der Sprachebenen. Die Zauberer im alten Mexiko haben diese flüchtigen Schatten als erste gesehen und sind ihnen gefolgt. Sie haben sie so gesehen wie du, und sie haben sie als Energie gesehen, die im Universum fließt. Und sie haben etwas entdeckt, das alle Erfahrungen überschreitet. Sie entdeckten, dass wir einen lebenslangen Begleiter haben. Es ist ein räuberisches Wesen, das aus den Tiefen des Kosmos kam und die Herrschaft über unser Leben an sich gerissen hat. Die Menschen sind seine Gefangenen. Dieser Räuber ist unser Herr und Meister. Er hat uns fügsam und hilflos gemacht. Wenn wir protestieren wollen, unterdrückt er unseren Protest. Wenn wir unabhängig handeln wollen, verlangt er, dass wir darauf verzichten. Wir sind in der Tat Gefangene! Für die altmexikanischen Zauberer war das eine eneregtische Tatsache." "Wieso hat das räuberische Wesen die Herrschaft übernommen?" fragte ich. "Sie haben die Herrschaft übernommen, weil wir Nahrung für sie sind. Und sie nehmen uns erbarmungslos aus, weil wir ihr Überleben sichern. So wie wir Hühner in Hühnerställen halten, in >Gallineros<, so halten uns die Räuber in Menschenställen, in >Humaneros<. Auf diese Weise haben sie ihre Nahrung ständig zur Verfügung." Ich spürte, dass mein Kopf sich heftig von einer Seite zur anderen bewegte. Ich konnte meinen Unmut und meinen Ärger nicht zum Ausdruck bringen, doch mein Körper bewegte sich, um beides deutlich zu machen. "Nein, nein, nein!" hörte ich mich sagen. "Das ist absurd! Was du sagst, ist ungeheuerlich. Es kann einfach nicht wahr sein, weder für Zauberer noch für normale Menschen noch für irgend jemanden." "Warum nicht?" fragte Don Juan ruhig. "Weil es dich wütend macht? Warte ein bisschen länger, und du wirst sehen, wie du dich dann fühlst. Ich werde dich einem Blitzangriff aussetzen. Das heißt, ich werde deinen Verstand bombardieren, und du wirst nicht aufstehen und gehen können, weil du gefangen bist. Nicht, weil ich dich gefangen halte, sondern weil etwas in dir dich am Gehen hindern wird, während ein anderer Teil von dir tatsächlich in Raserei gerät. Also mach dich auf etwas gefasst!" In mir gab es etwas, das, wie ich fand, unersättlich nach Bestrafung gierte. Er hatte recht. Ich hätte nicht um alles in der Welt das Haus verlassen. Und doch gefiel mir der Unsinn, den er von sich gab, keineswegs. "Ich wende mich an deinen analytischen Verstand", sagte Don Juan. "Denk einen Augenblick lang nach und sag mir, wie du den Widerspruch zwischen der Intelligenz des Menschen als Techniker und der Dummheit des Systems seiner Überzeugungen erklärst oder der Dummheit seines widersprüchlichen Verhaltens. Die Zauberer glauben, dass die Räuber uns das System unserer Überzeugungen, unserer Vorstelung von Gut und Böse, unsere gesellschaftlichem Sitten gegeben haben. Sie bringen unsere Hoffnungen und Erwartungen hervor und unsere Träume von Erfolg oder Versagen. Von ihnen stammen Verlangen, Gier und Feigheit. Die Raubwesen sind es, die uns zufrieden und egoistisch und zu Gewohnheitstieren machen." "Aber wie können sie das tun, Don Juan? Flüstern sie uns das alles ins Ohr, während wir schlafen?" "Nein, so geschieht das nicht. Das ist idiotisch. Sie sind unermeßlich viel effizienter und systematischer. Um uns gehorsam, demütig und schwach zu halten, haben die räuberischen Wesen zu einem ungeheuerlichen Manöver gefriffen - ungeheuerlich natürlich vom Standpunkt derer, die darunter leiden. Sie haben uns ihr Bewusstsein gegeben! Verstehst du? Die Räuber geben uns ihr Bewusstsein, das unser Bewusstein wird. Ihr Bewusstsein ist verschlungen, widersprüchlich, verdrießlich und von der Angst erfüllt, jederzeit entdeckt zu werden. Ich weiß, du hast nie Hunger gelitten, aber trotzdem hast du Angst um deine Nahrung. Und das ist nichts anderes als die Angst des Räubers. Er fürchtet, seine Machenschaften könnten jeden Moment aufgedeckt und ihm dadurch Nahrung entzogen werden. Durch das Bewusstsein, das schließlich ihr Bewusstsein ist, lassen die Raubwesen das in das Leben der Menschen einfließen, was immer vorteilhaft für sie ist." Wie im Traum hörte ich, wie Don Juan erklärte, dass sich seines Wissens beim Menschen als einziger Spezies die leuchtende Hülle des Bewusstseins außerhalb des leuchtenden Kokos befindet. Deshalb werde der Mensch zur leichten Beute für das Bewusstsein anderer Ordnung, wie dem schwerfälligen Bewusstsein der Räuber. "Es gibt nichts, was du und ich dagegen tun können" sagte Don Juan ernst und traurig. "Wir können uns nur so weit disziplinieren, dass sie uns nicht anrühren. Wie könntest du von deinen Mitmenschen verlangen, dass sie sich so eine rigorosen Disziplin unterwerfen? Sie würden lachen und dich verspotten. Aber weniger deshalb, weil sie dir nicht glauben würden, denn jeder Mensch trägt tief im Inneren ein ererbtes Bauchwissen von der Existenz der Räuber in sich. Die Zauberer im alten Mexiko haben den Räuber gesehen. Sie nannten ihn den Flieger, weil er durch die Luft springt. Es ist kein schöner Anblick. Er ist ein großer undurchdringlicher Schatten, ein schwarzer Schatten, der durch die Luft hüpft. Danach landet er flach auf der Erde. Den Zauberern im alten Mexiko war sehrunwohl bei dem Gedanken daran, wann er auf der Erde aufgetaucht sein mochte. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt ein vollständiges Wesen gewesen sein muß, mit erstaunlichen Erkenntnissen, Verstandesleistungen, die heute mythologische Legenden sind. Und dann scheint all das verschwunden zu sein, und nun haben wir einen sedierten Menschen. Ich will sagen, dass wir es nicht einfach mit irgendeinem Räuber zu tun jaben. Er ist sehr intelligent und organisiert. Er geht nach einem methodischen System vor, das uns nutzlos mcht. Der Mensch, dem es bestimmt ist, ein magisches Wesen zu sein, ist nicht mehr magisch. Für den Menschen gibt es kein anderen Träume mehr als die Träume eines Tiers, das aufgezogen wird, um ein gewöhnliches Stück Fleisch zu werden - schwerfällig, konventionell, schwachsinnig. Der Räuber, bei dem es sich um ein anorganisches Wesen handelt, ist für uns nicht völlig unsichtbar wie andere anorganische Wesen. Ich glaube, als Kinder sehen wir ihn und kommen zu dem Schluss, er ist so entsetzlich, dass wir nicht daran denken wollen. Kinder können natürlich beharrlich bleiben und sich auf den Anblick konzentrieren, aber alle Menschen um sie herum halten sie davon ab. Die einzige Alternative für die Menschheit ist Disziplin. Disziplin ist das einzige Abschreckungsmittel. Mit Disziplin meine ich keine strengen Routinen. Ich meine nicht, dass man jeden Morgen um halb sechs aufsteht und kaltes Wasser über sich kippt, bis man blau wird. Zauberer verstehen unter Disziplin die Fähigkeit, gelassen den Unkalkulierbarkeiten zu begegnen, die außerhalb unserer Erwartungen liegen. Für sie ist Disziplin eine Kunst. Es ist die Kunst, sich der Unendlichkeit zu stellen, ohne mit der Wimper zu zucken, und zwar nicht, weil sie stark und verwegen sind, sondern weil sie tiefe Ehrfurcht empfinden. Die Zauberer sagen, dass Disziplin die leuchtende Hülle des Bewusstseins für den Flieger ungenießbar macht. Das hat zur Folge, dass der Flieger verwirrt ist. Ich nehme an, dass eine ungenießbare leuchtende Hülle des Bewusstseins nicht in seine Erkenntniswelt passt. Wenn er erst mal verwirrt ist, bleibt ihm keine andere Wahl, als auf sein schändliches Vorhaben zu verzichten. Der grandiose Trick der Zauberer in alter Zeit bestand darin, dem Bewusstsein des Fliegers Disziplin aufzubürden. Sie fanden heraus, wenn sie das Bewusstsein des Fliegers mit innerer Stille belasten, floh der Fremdkörper. Damit wusste jeder, der diesen Vorgang durchführte, mit absoluter Sicherheit, dass das Bewusstsein einen fremden Ursprung hatte. Ich versichere dir, der Flieger kommt zurück, aber er ist nicht mehr so stark wie zuvor, und es beginnt ein Prozess, in dem es zur Routine wird, dass das Bewusstsein des Fliegers die Flucht ergreift, bis er eines Tages endgültig flieht. Das ist dann ein trauriger Tag! An diesem Tag musst du dich auf deine Mittel verlassen, die praktisch gleich Null sind. Niemand sagt dir, was du tun sollst. Kein Bewusstsein fremden Ursprungs diktiert dir mehr den Schwachsinn, den du gewohnt bist. Dieser Tag ist der schwierigste Tag im Leben eines Zauberers, denn das wahre Bewusstsein, das uns gehört, die Summe unserer Erfahrungen, ist durch die lebenslange Fremdherrschaft scheu, unsicher und unbeständig geworden. Ich würde sagen, dass der wahre Kampf eines Zauberers in diesem Augenblick beginnt. Alles andere ist nur die Vorbereitung darauf. Verstehst du, das Bewusstsein des Fliegers hat keine Konkurenz. Wenn es etwas behauptet, stimmt es seiner eigenen Behauptung zu und bringt dich dazu zu glauben, du hättest etwas Verdienstvolles getan. Das Bewusstsein des Fliegers erklärt: Alles, was Don Juan Matus dir sagt, ist völliger Unsinn. Dann stimmt dasselbe Bewusstsein seiner eigenen Behauptung zu. >Ja natürlich ist das alles Unsinn<, sagst du dann. Auf diese Weise siegen sie über uns. Die Flieger sind ein wesentlicher Bestandteil des Universums. Sie müssen als das angesehen werden, was sie sind - ehrfurchtgebietend und monströs. Sie sind das Medium, mit dem uns das Universum testet."
Ich leide nicht an Irrsinn, ich genieße jede Minute davon.
Castaneda hätt ich jetzt nicht wirklich mit dir in Verbindung gebracht ??!
Man beachte die Parole auf dem Haus:
WWL-EhrenMitGlied Bleibt zu hoffen, dass das absehbare Ende des US-Imperiums nicht mehr all zu viele Kriege, Tote und weiteres unsägliches Leiden wie im Irak nach sich zieht. (clemens ronnefeldt)
Oh Schei... - so viel nette Texte und ich muss arbeiten Heute abend schaff ich´s dann auch nicht wegen Doppelkopf, und morgen ist dieser thread zu lang, zu ausgeufert oder sonst was...
Wer braucht schon die Encyclopaedia Britannica (außer Andreas):
Ein Handtuch, heißt es da, ist so ungefähr das nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann. Einmal ist es von großem praktischem Wert - man kann sich zum Wärmen darin einwickeln, wenn man über die kalten Monde von Jaglan Beta hüpft; man kann an den leuchtenden Marmorsandstränden von Santriaginus V darauf liegen, wenn man die berauschenden Dämpfe des Meeres einatmet; man kann unter den so rot glühenden Sternen in den Wüsten von Kakrafoon darunter schlafen; man kann es als Segel an einem Minifloß verwenden, wenn man den trägen und bedächtig strömenden Moth-Fluß hinuntersegelt, und naß ist es eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe; man kann es sich vors Gesicht binden, um sich gegen schädliche Gase zu schützen oder dem Blick des Gefräßigen Plapperkäfers von Traal zu entgehen (ein zum Verrücktwerden dämliches Vieh, es nimmt an, wenn du es nicht siehst, kann es dich auch nicht sehen - bescheuert wie eine Bürste, aber sehr, sehr gefräßig); bei Gefahr kann man sein Handtuch als Notsignal schwenken und sich natürlich damit abtrocknen, wenn es dann noch sauber genug ist.
Was jedoch noch wichtiger ist: Ein Handtuch hat einen immensen psychologischen Wert. Wenn zum Beispiel ein Strag (Strag = Nicht-Anhalter) dahinterkommt, daß ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er automatisch annehmen, er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompaß, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw., usw. Und der Strag wird dann dem Anhalter diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwilligst leihen, die der Anhalter zufällig gerade "verloren" hat. Der Strag denkt natürlich, daß ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt, ein hartes Leben führt, in die dreckigsten Winkel kommt, gegen schreckliche Übermächte kämpft, sich schließlich an sein Ziel durchschlägt und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muß, auf den man sich verlassen kann.
Daher der Satz, der in den Anhalterjargon übernommen worden ist: "He, hast du den Hoopy Ford Prefect gesasst? Das ist'n Frood, der weiß echt, wo sein Handtuch ist." (sassen = wissen, durchblicken, treffen, Sex haben mit; Hoopy = echt irrer Typ; Frood = total echt irrer Typ).
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Folgendes ist der Encyclopaedia Galactica über Alkohol zu entnehmen. Da steht, daß Alkohol eine farblose, leicht verfliegende Flüssigkeit ist, die durch Vergären von Zucker entsteht und auf bestimmte Bioformen auf Kohlenstoffbasis giftig wirkt.
Auch der Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis erwähnt den Alkohol. Da steht, der beste Drink, den es gibt, ist der Pangalaktische Donnergurgler.
Da steht, die Wirkung eines Pangalaktischen Donnergurglers ist so, als werde einem mit einem riesigen Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Gehirn aus dem Kopf gedroschen.
Der Anhalter gibt einem auch Auskunft darüber, auf welchen Planeten die besten Pangalaktischen Donnergurgler gemixt werden, wieviel man über den Daumen gepeilt dafür bezahlen muß, und welche freiwilligen Organisationen einem hinterher wieder auf die Beine helfen.
Der Anhalter verrät einem sogar, wie man ihn sich selber mixen kann.
Man nehme den Inhalt einer Flasche Alten Janx-Geist, heißt es da.
Man füge ein Teil Wasser aus den Meeren von Santraginus V hinzu - Oh, dieses santraginesische Meerwasser, heißt es da. Oh, diese santraginesischen Fische!!!
Man lasse drei Würfel arkturanischen Mega-Gin in der Mischung zergehen (sie muß gut gefroren sein, sonst verfliegt das Benzin darin).
Nun lasse man vier Liter fallianisches Sumpfgas hindurchperlen - zur Erinnerung an all die glücklichen Anhalter, die vor Freude in den Sümpfen von Fallia starben.
Über einen umgedrehten Silberlöffel lasse man nun einen Teil qualanktinischen Hyperminz-Extrakt tröpfeln, der nach allen dunklen, zu Kopf steigenden qualaktinischen Zonen duftet: zart, süß und mystisch.
Man werfe den Zahn eines algolianischen Sonnentigers hinein. Schau zu, wie er sich auflöst und sich die Feuer der algolianischen Sonne tief im Herzen des Drinks verteilen.
Ein Spritzer Zamphour.
Zum Schluß eine Olive.
Trinken... aber... sehr vorsichtig...
Der Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis verkauft sich etwas besser als die Encyclopaedia Galactica.
Werner Höflichkeit ist wie ein Luftkissen, es mag wohl nichts drin sein aber es mildert die Stöße des Lebens. A.S.
Ich glaube wenn Deine Schüler dieses Forum lesen würden, die würden Deutsch glatt abwählen. Oder noch schlimmer, ein Guter landet im tiefsten Bayern und stellt dort mal eine F(l)age.
Werner Höflichkeit ist wie ein Luftkissen, es mag wohl nichts drin sein aber es mildert die Stöße des Lebens. A.S.
Eigentlich sollte dieser hochintellektuelle Thread nicht in die tiefsten sprachlichen Niederungen sinken. Auch war er nicht dazu gedacht, ethnische Grabenkämpfe zu entfachen.
Aber Threads leben nun mal davon, dass Stichworte aufgegriffen, verformt, bis zum Gehtnichtmehr ausgeschlachtet und hin- und hergeworfen werden. Nun denn so, Schicksal nimm Deinen Lauf:
In Antwort auf: ... die würden Deutsch glatt abwählen. Oder noch schlimmer, ein Guter landet im tiefsten Bayern ...
R.W.B McCormack Tief in Bayern:
--------------------------------------------------------------------------------- Vorsicht ist die Einstellung, die das Leben sicherer macht, aber selten glücklicher (Dr. Samuel Johnson) ---------------------------------------------------------------------------------
Hmm, ich kann das angesprochene Trumm Musik momentan nicht zuordnen. Sollte es mir aber irgendwann über den Weg stolpern, werde ich es nun sicher mit anderen Augen hören.
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würde ich diese überbordenden Zitier-Beiträge auch links liegen lassen! Aber ohne Schweinchen und ohne Neuner bitte und zweite 10 sticht die erste... Alles andere ist für Weicheier.