Man hat es wirklich nicht leicht mit Euch alten, weißen Grantlern.
10.02.2025 Jyväskylä – Oulu 349km
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Da heute eine recht lange Etappe anstand, war frühes Aufstehen angesagt, nicht gerade meine Königsdisziplin. Da wir aber nur ein Bad hatten, konnte ich noch etwas liegen bleiben, bis alle ihre Morgentoilette verrichtet hatten. Kaffeegeruch machte mich dann doch schon etwas munterer.;) Nachdem wir gut gefrühstückt hatten, wurde erstmal wieder aufgesattelt, das sollte in den nächsten Wochen unser Morgenritual werden. Im Winter ist man mit der Packerei um einiges länger beschäftigt, als wenn man im Sommer irgendwohin fährt. Bis man sich in die diversen Schichten der Winterklamotten gequetscht hat, dauert das immer ein wenig und das Gepäckvolumen ist natürlich auch größer. Glücklicherweise waren unsere Gespanne noch da und nicht abgeschleppt worden und ein Knöllchen hatten wir auch nicht.:-) Dann ging es wieder auf die Straße. Wir fuhren durch das Gewusel stadtauswärts, um dann wieder in der absoluten Einsamkeit zu landen, naja fast.;) Nun ging es über, teils schnurgerade Straßen und blendend weiße Schneelandschaften, durch Finnland. Unterwegs hielt Georg an einer Tanke an und jammerte, dass sein linker Heizgriff ausgefallen wäre und er eine eiskalte Hand hätte. Norbert bot ihm seine Ersatzheizgriffe an, die aber Georg nicht zusagten, weil sie gebraucht waren… :)) Wir schauten uns alle verwundert an und brachen in schallendes Gelächter aus, und fragten ihn, ob er das ernst meint...Meinte er.:-) Danach war es auf der ganzen Tour ein geflügeltes Wort, immer wenn jemand was anbot, fragte man: „Das ist doch hoffentlich nicht gebraucht?“;-) Ein Finne kam auf uns zu und fragte, ob wir den ganzen Weg aus Deutschland gekommen wären und wo wir noch hin wollten. Als wir ihm sagten, dass wir von Helsinki zum Nordkap unterwegs wären, war er ganz aus dem Häuschen und erklärte uns prompt für bekloppt.;) Georg fragte ihn, ob er vielleicht wüsste, ob es in der Nähe einen Motorradladen geben würde. Wusste er nicht, er war aus Helsinki, aber er ließ es sich nicht nehmen, mit dem Smartfon nach einem zu suchen, er wurde fündig. Bei Oulu gab es sowas, wir mussten nur noch hinfahren, bei Einbruch der Dunkleheit kamen wir dann auch dort an. Ein Riesenladen, mit praktisch allen Motorradmarken und jede Menge gebrauchter Maschinen, also eher nix für Georg.;)
Dort kaufte sich unser Reiseleiter dann ein paar Heizgriffe, über den Preis schweigen wir uns mal aus, die waren nur „etwas“ teurer als bei uns.;) Der Laden bot auch an, dass Georg die Dinger morgen früh bei ihnen in der Werkstatt einbauen dürfte, wenn er wollte. Er wollte...eigentlich...am nächsten Morgen aber dann doch wieder nicht.;) Unsere Unterkunft war wieder ein Appartement, auch hier musste man das erst einmal finden, es befand sich praktisch mitten in Oulu auf einer belebten Einkaufsstraße. Nachdem wir nach langem Gesuche dann endlich hinter dem Haus den Eingang gefunden und unseren Kram ausgeladen und hochgebracht hatten(zum Glück gab es einen, wenn auch winzigen, Aufzug), ging die Suche nach der angeblich vorhandenen Tiefgarage los. Auch hier wurde Georg langsam unleidlich, weil es wieder nur spärliche Informationen dazu gab und er langsam ein Hüngerchen bekam.:) Irgendwann fanden wir dann ein etwas usselig aussehendes Tor, wieder mit einem Schlüsseltresor, nach Entnahme des Schlüssels konnte man das Tor aufschließen und es öffnete sich automatisch, so so sah es gar nicht aus, das hätten wir von ihm gar nicht erwartet.;) Es führte eine ziemlich steile (etwas vereiste) Rampe hinab in einen kalten, dunklen Keller, zumindest standen die Moppeten trocken und sicher. Die Ausfahrt über die steile Rampe auf das Trottoir machte mir allerdings ein bißchen Sorgen. Nachdem wir uns in dem großzügigen Appartement eingerichtet hatten, entschieden wir uns Pizza zu holen und Peter erklärte sich bereit dies zu tun. Nach einiger Zeit kam er mit sechs Kartons wieder und wir verputzten in Rekordzeit sämtliche Pizzen, Gespannfahren im Winter macht halt Hunger und vor allem auch müde, also gingen wir zeitig zu Bett.
Heute wollten wir ein wenig auf der zugefrorenen Ostsee kurven, Georg wollte allerdings seine Heizgriffe montieren und Christa ihr unbespiketes gegen ein bespiketes Rad wechseln. Sie entschieden dies in der ungeheizten, dunklen Garage zu tun und nicht in der warmen Werkstatt des Motorradhändlers… Peter, Norbert und ich wollten zu einer Eispiste auf der Ostsee fahren, dazu mussten wir aber erstmal aus der Tiefgarage raus, das hieß, die vereiste steile Rampe hoch und dann auf den Bürgersteig, ohne zu sehen, ob da gerade ein Fußgänger läuft. Ein Finne der sein Auto gerade auch aus der Garage fahren wollte handhabte das so, er fuhr mit einem Affenzahn die Rampe hoch und hupte bevor er auf’s Trottoir bretterte. Wir machten das dann doch lieber so, dass einer von uns oben am Trottoir stand und uns sagte wann wir rausfahren konnten, Finnen als Kühlerfigur machen sich nicht so besonders.;) Klappte dann doch besser als befürchtet.:-) Die Straßen in Oulu waren nicht geräumt oder gestreut, teilweise wirklich sehr rutschig und wir hatten noch keine Spikes drauf, sodass das Anfahren an Ampeln (die genau wie in Helsinki, immer rot waren) nur mit einer gefühlvollen Gashand einigermaßen zu meistern war. Auf dem Weg nach Riutunkan fanden wir dann ein lauschiges Plätzchen auf dem Fahrradweg um unsere Spikes bei herrlichem Sonnenschein einzuschrauben.
In Riuntunkan fanden wir zwar eine zugefrorene Ostsee, aber keine Piste, nur eine vermeintlich eingefrorene Fähre stand dort, wir dachten die wäre außer Betrieb, aber es kam gerade eine Fähre von der Insel, die scheinbar ein Eisbrecher war und eine Schneise in das Eis fräste. Leider hatte wir nicht mehr genug Zeit rüber zur Insel zu fahren, aber für ein paar Fotos in der gleißenden Sonne reichte es.
05.png - Bild entfernt (keine Rechte) Hier kann man schön sehen, dass wir in der Ostsee waren.:)
Dann ging es erstmal wieder zurück nach Oulu und dann wieder auf die E8 wo wir uns dann irgendwann mit Georg, Christa und Charlotte trafen. Georgs neue Heizgriffe funktionierten aber wohl nicht richtig und gingen schonmal aus, hätte er mal die Gebrauchten genommen…]:-) Wir folgten weiter der E4 durch verschneite, platte Landschaften bis nach Hirvas einem kleinen Kaff kurz vor Rovaniemi.
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2025-02-11 15.57.13.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Abendstimmung an einer finnischen Tanke
Wir kamen mal wieder im Dunkeln zu zwei kleinen finnischen Häusern und wurden sehr freudig begrüßt, von einem netten, älteren samischen Ehepaar, das sich ein Loch in den Bauch freute, dass wir mit den Motorrädern angereist waren. Überhaupt erregten wir mit unserer Truppe immer einiges Aufsehen, egal wo wir hinkamen. Der Herr des Hauses freute sich besonders heftig, was aber auch an seinem ordentlichen Alkoholpegel gelegen haben könnte.:-) Da die Hütte, in der wir nächtigen sollten ein wenig klein war, boten die Gastgeber an, dass Charlotte bei ihnen im Haus schlafen könnte, das gefiel aber weder Charlotte noch Georg.:) Also wurde noch eine Matratze rübergeschafft und alle hatten einen Schlafplatz. Nach dem Essen hielten wir noch Ausschau nach Nordlichtern, wurden aber leider nicht fündig.:-( Also gingen wir zeitig schlafen, denn morgen früh ist die Nacht rum.
06.png - Bild entfernt (keine Rechte) Am Morgen stießen dann noch Nobschum (eigentlich Norbert, aber um Verwirrung zu vermeiden nehme ich seinen Forumsnamen) und Werner zu uns, sie waren mit der Fähre nach Helsinki und dann mit dem Autozug nach Rovaniemi gefahren. Nobschum und Georg mussten noch Spiken, was sie dann auch taten. So hatten wir genug Zeit in Ruhe noch einen Kaffee zu trinken und die Fragen von Jarri, dem Gastgeber, zu beantworten.
Irgendwann ging es dann los und wir fuhren mit unserer kleinen Kolonne gen Norden. Natürlich mussten wir auch noch hinter Rovaniemi ins Weihnachtsdorf, Santa Claus besuchen und den Polarkreis überschreiten. Übelster Touristennepp und Weihnachtskitsch, gepaart mit chinesischen Touristen und Bussen, Trubel ohne Ende, ich war froh, als wir diesen Ort wieder verlassen durften.:-/
2025-02-12 11.34.46.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und dann kam doch noch Santa Clause und drängelte sich ins Bild.;-D
Auf der weiteren Fahrt gab es keine besonderen Vorkommnisse, finnische Tundra halt, wenig abwechslungsreich. Hin und wieder ein Tankstopp und eine Kaffeepause, Georg war „not amused“ ob des fehlenden Pølseangebots in Finnland.;) Wir kamen, wer hätte es gedacht, im Dunkeln, wie die Abende zuvor, in Saariselkä an. Saariselkä ist zwar klein(311 EW) und am Arsch der Welt, aber touristisch erschlossen (10.600 Betten), neben Langlauf, wurden auch an jeder Ecke Hundeschlitten- und Skidoos angeboten und Touren zu den Nordlichtern.:) Diesmal hatten wir ein Hotel, „Saariselkä Inn“, das aber durchaus mal eine kleine Renovierung nötig gehabt hätte, aber für eine Nacht ist man anspruchslos, Hauptsache eine Dusche und ein Klo, das man nicht über eine halsbrecherische Treppe erreichen musste.;-) Nachdem wir uns in aller Eile eingerichtet hatten, kam schon die Botschaft, das Cheffe bereits beim Essen wäre, weil Hunger. Es war noch keine 18 Uhr…aber so ist das wohl wenn man unterpølsert ist.;)
Im Restaurant gab es neben Hamburgern, auch finnische Gerichte, u.a. sautiertes Rentier mit Kartoffelpüree und Preisselbeeren, für das ich mich entschied, sehr lecker. Wir tranken noch zwei Bier und quatschten ein wenig, dann begaben wir uns wieder ins Hotel. Norbert und ich ließen den Abend bei Werner und Nobschum im Zimmer, mit ein paar Dosen Bier ausklingen.
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Sehr schön. In Saariselkä war ich vor 30 Jahren auch mal ein paar Wochen. Allerdings im Sommer mit Mitternachtssonne und 30 Grad. Ich habe da einen alten Kollegen besucht, der als Goldsucher unterwegs war.
Auch wenn das Hotel etwas abgewohnt war, das Frühstücksbuffet war top. Da gab es alles was das Herz begehrte. Dann war wieder aufsatteln angesagt und wir fuhren erst einmal die E4 bis Inari, wo wir einen kleinen Tank-, Einkaufs- und Kaffeestopp machten.
2025-02-13 10.26.48.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Als wenn wir das nicht wüssten.8-)
Kurz hinter Inari bogen wir auf eine kleine Nebenstraße, mit einer geschlossenen Schneedecke ab. Nach ein paar Kilometern überholte uns Werner schlingernd mit seinem grünen Gespann. Ich wusste erst nicht wieso, aber im weiteren Verlauf der Straße begriff ich. Die Straße war einfach nur traumhaft zu fahren, ein Kurvengewitter und das bei Straßenverhältnissen, wo man auch mal schön driften konnte. Ich hätte gerne die Gruppe überholt, aber das war mir dann doch zu eng. Nach ein paar Kilometern fuhr Georg rechts ran, ich entschied mich die Gruppe ebenfalls zu verlassen und alleine weiter zu fahren. Die Strecke betrug etwa 100 Kilometer und war ein echter Traum.
Allerdings musste man aufpassen, da überall Rentiere rumliefen, die sich manchmal etwas trottelig verhielten und statt vor einem wegzulaufen auf einen zugelaufen kamen um dann im letzten Augenblick abzudrehen.
Bildschirmfoto 2025-04-04 um 20.04.23.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Eine Elchkuh mit zwei Kälbern war da schlauer und verschwand im Wald bevor ich sie erreichen konnte, sie standen aber nur ein paar Meter von der Straße weg, sodass ich sie gut beobachten konnte, allerdings bis ich meinen Fotto rausgekramt hatte, waren sie leider im Unterholz verschwunden.:-( Während meiner Fahrt kam mir dann Werner entgegen, der konnte scheinbar nicht genug bekommen und fuhr die Straße zur Hälfte nochmal.:-) Irgendwann hielt ich mal für eine Pause an, weil so eine wilde Fahrt doch auch ganz schön Konzentration kostete. Ich machte ein paar Fotos, dann kamen die beiden Norberts um die Ecke, sie hatten sich auch von der Gruppe gelöst und strahlten über alle vier Backen.
2025-02-13 14.44.17.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Irgendeiner versaut einem immer das Bild.;-)
Wir folgten jetzt in einem etwas gemäßigterem Tempo der Straße und erreichten irgendwann einen kleinen Ort kurz vor der norwegischen Grenze, wo wir einen Tankstopp machten. Nach kurzer Zeit trudelten dann auch Christa, Charlotte und Georg ein und wir fuhren gemeinsam das kleine Stück bis Karasjok, wo uns ein schönes Hotel erwartete. Es fing leicht an zu schneien. Unser Reiseleiter ging wieder sehr zeitig zum Essen, wir folgten etwas später. Ein kurzer Fußweg durch das verschneite Karasjok führte uns zu einer kleinen Imbissbude, wo wir uns den Bauch vollschlugen. Nach der Rückkehr ins Hotel, versammelten wir uns dann in unserem Zimmer auf einen kleinen Schlummertrunk und ließen einen rundum gelungenen Tag langsam ausklingen.
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