Es war wie in alten Zeiten ! Wenn 2 bildschöne, etwa 45 Jahre alte 750er Zweitakter vor meiner 19 Jahre alten W 650 auf meine Hausstrecke in der fränkischen Schweiz einbiegen wird setzt das Hirn aus und man muss hinterher. Egal wie.
Die kurvige Achterbahn-Strecke: Von Egloffstein Richtung Kunreuth. Manchmal perfekt geteert, manchmal Flickstellen. Sonntag früh, noch wenig Autos, schon 30°C. Mein Tank war zu 2/3 leer, also herrlich leichte W mit schön warm gefahrenen Reifen (genau: die verpönten Dunlop TT 100).
Nach der ersten Überraschung hab ich ein paar Sekunden gebraucht um zu merken daß die beiden untereinander schon ein Rennen fahren, da waren sie schon fast weg.
Also Ellbogen raus, ganz nach vorn gerutscht (wie auf meiner weißen Super-Moto) und hinterher mit Drehzahlen die meine W so noch nicht kannte. Auf etwa 10km Kurvenstrecke nur im 2. 3. und 4. Gang und immer mit 5000 bis 7500 U/min. Und zusätzlich zum Bremsen vor den Kurven immer hart runterschalten damit es mit satten 50 PS wieder aus der Kurve raus geht. Die hintere Bremse kann man übrigens gleich vergessen...
Der Wasserbüffel vorneweg lag wie ein Brett. Kein Wackler. Erstaunlich gutes Fahrwerk (wohl die Version mit Doppelscheibenbremse) und sicherer Fahrer. Die bildschöne Kawasaki H2 hatte beim Bremsen echt Probleme, schaukelte gefährlich und kam dafür irre schnell wieder aus den Kurven, auch mal mit Wheelie. Aber immer mit großer, blauer Qualmwolke die ich trotz Sicherheitsabstand von ~50m abbekam. Dieser Geruch !
Und meine W machte nicht schlapp ! Kein Wackler trotz uralten Serien-Stossdämpfern (auf vorletzte Stufe vorgespannt). Die Stiefel hatten mehrmals Bodenkontakt was ich so freiwillig nie absichtlich mache. Ich fühlte mich mit den oft kritisierten Dunlop TT aber sehr sicher. Die fühlten sich an wie Conti-Road-Attack (die das allerdings schon bei 15°C schaffen). Der Hinterreifen hatte zum ersten Mal die ganze Lauffläche aufgeraut. Ich experimentiere bei der momentanen Hitze gerade mit niedrigerem Luftdruck (hinten 2.2, vorne 2.0) und das tut dem Fahrwerk mit den Dunlops wohl gut. Der Druckpunkt der Scheibenbremse ist das einzige was spürbar nachgelassen hat. Das hat mich daran erinnert mal wieder die Bremsflüssigkeit zu wechseln... Die Gabel war neutral, hat härtere Gabelfedern, ist 5mm durchgesteckt und hat eine 4mm starke Edelstahlhalterung (Eigenbau) unter dem Minischutzblech. Kein Verziehen und kein Durchschlagen. Passt.
Ja, die beiden Racer hab ich in der Ortschaft am Ende der Kurvenstrecke leider verloren, denn ich wollte nicht mit Tempo 80 im Ort durch den Autoverkehr Slalom fahren. Das war mir dann doch zu sehr „Joe-Bar-Style“. Und husch-husch waren sie nach der Ortschaft weg.
Hat Spaß gemacht. Und ich bin stolz auf meine W.
An alle Dunlop-Fahrer: Nachmachen auf eigene Gefahr. Eine Serien-W mit hohem Lenker und Serienvorbau wird wahrscheinlich wackeln bei harter Fahrweise – hat meine früher auch gemacht. Seit meinem Umbau ist übrigens auch das Shimmy komplett weg - trotz oder wegen der Dunlops...?
Ich war neulich am Kyffhäuser unterwegs mit der Clubman von Frau W. Bergauf hab ich die zwei Berliner GS Fahrer überholt. Hinter mir klebte ein Supersportler, der mich dann auch noch überholte.
Am Wendepunkt wartete der dann und ließ mich bergab vor, klebte aber wieder hinter mir. Obwohl ich ganz rechts fuhr und ihn vorbei winkte, überholte er nicht. Als ich dann in einer der Haltebuchten anhielt um ihn vorbei zu lassen, stoppte er auch und schrie mir zu ich solle ruhig weiter fahren, er fände das so geil hinter mir her zu fahren. Er lud mich dann unten noch auf einen Kaffee ein. Sein Motorrad war eine Suzuki GSX. Es war ein junger Kerl, vielleicht Mitte 20 und erzählte, dass sein Großvater eine Rennawo hätte, die genau so klingen würde und er gar nicht wüsste, das Honda solche feschen Motorräder gebaut hat. War jedenfalls ganz nett und auf der Rückfahrt bekam ich die Rennweste kaum zu, so war die Brust geschwollen
Letztens im Schwarzwald an meiner Lieblingsstrecke zwischen Hasel und Gersbach sitze ich auf einem Bänklein und mache Pause. Kommen zwei Sportfahrer angebraust und kehren direkt neben mir auf dem Rastplatz, um die Strecke ein weiteres Mal unter die Räder zu nehmen. Ich mache mich gerade auf, dasselbe zu tun, als ich bemerke, dass die zwei extra langsam machen, um mir Vortritt zu geben. Aha, die wollen sich wohl an meine Fersen heften, um mich dann genüsslich zu vollstrecken. Sie machen einen durchaus ernst zu nehmenden Eindruck und sind ganz offensichtlich ortskundig.
Eigentlich bin ich aus dem Alter raus, aber wenn es jemand gar so drauf anlegt, will ich den mal nicht enttäuschen. Also raus auf die Strecke und am Kabel gezogen. Erst mal vorsichtig, weil die TT noch kalt sind. Das Reifenproblem haben die beiden anderen natürlich nicht (deren Reifen sind noch warm), aber sie lassen mich erst mal gewähren. Nach den ersten paar Kurven mach ich dann ernst und lege ein paar Schippen nach. Der Ducati-Fahrer hinter meinem direkten Verfolger bekommt erste Schwierigkeiten - er wird im Rückspiegel bereits kleiner. Aber die XR hinter mir scheint’s drauf zu haben. Immerhin kann er aber auch nur das Tempo halten, zu mehr reicht es nicht. So fahre ich mich noch ein paar weitere Kurven in Schwung, bis ich meinen Groove gefunden habe. Dann volle Konzentration - und die Kurven noch später angebremst, mit noch mehr Schräglage rum und danach noch früher ans Gas. Und - der Abstand beginnt sich zu vergrößern. Jetzt auf keinen Fall noch mehr, sonst wird’s gefährlich. Es gibt hier bisweilen auch Schwerlastverkehr, der in engen, unübersichtlichen Kurven auch mal die ganze Straße für sich beansprucht. Also diese Kurven ganz bewusst außen angefahren und in Kauf genommen, dass die BMW hinten wieder Boden gut macht.
Aber die Kurven folgen so dicht an dicht, dass sich meine ausgeprägte Pässeerfahrung bemerkbar macht. Speziell in engen, langsamen Kurven nützt "mutiges" Draufhalten nix, da braucht’s spezielle Technik. Und die hat der andere offenbar nicht. Obwohl mit der XR in diesem Terrain eigentlich besser ausgerüstet. Schließlich - als sich der Abstand auf gefühlt drei Kurven vergrößert hat - sieht er ein, dass er keine Chance hat und lässt mich ziehen. Selber schuld, solche Spiele fängt man besser erst gar nicht an.
Als ich ihm wenig später auf der Gegenspur entgegen komme, streckt er mir den erhobenen Daumen entgegen - offenbar hat er die Fahrt genossen! Na ja, ich schon irgendwie auch ...
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"
Hmmm,...seit dort fast alle Kurven mit Schweller versehen wurden, sind die Supersportler merklich ruhiger, bzw. weniger geworden.
Meine Pan hat durch ihr Gewicht die Schweller (bei normaler Fahrweise) locker weggesteckt, wie machen sich die Dinger bei einem leichteren Mopped bemerkbar ...
Als Crosser weiß Hobby natürlich, dass der Pilot sein Gewicht nur kurz auf die Rasten verlagern muss. Dann machen sich solche Schweller so gut wie nicht bemerkbar. Das funktioniert sogar bei einem Supersportler.
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"