Zitat von Serpel im Beitrag #45Vielleicht hab ich das zu pauschal und drastisch dargestellt! Es gibt nämlich die unterschiedlichsten Typen von Vorbeiwinkern:
1. Der Ängstliche: Fährt erkennbar unsicher und erschrickt sich, wenn er plötzlich zwei Scheinwerfer im Rückspiegel erkennt. Macht unvermittelt einen Satz nach rechts und setzt meistens auch noch den Blinker. Ob ich mich über solche Typen aufrege, hängt davon ab, ob er dabei auch noch in die Eisen greift.
2. Der Sportliche: Dreht unmittelbar am Quirl, kaum hat er den Gegner im Rückspiegel erkannt ...
... denn er lag ja nur auf der Lauer, bis ihm das nächste Opfer ins Netz geht. An Vorbeiwinken denkt er im Moment noch nicht. Erst, wenn sich die Dinge zuspitzen und er unmittelbar vor der Vollstreckung steht (und keine Tankstelle oder Parkplatz als rettender Anker zur Verfügung) geht er plötzlich vom Gas, fährt rechts ran und winkt den noch sportlicheren Fahrer mit entschuldigender Geste vorbei. „Heute nicht, Kumpel, morgen vielleicht ... bis zum nächsten Mal!“
3. Der Tourenfahrer: Auf Grund seiner ausgeprägten Routine ist diese Spezies meist von ausgeprägtem Selbstbewusstsein beseelt und Überholtwerden kommt nur in Frage, wenn der Fahrer vorher genügend Zeit hatte sich innerlich darauf vorzubereiten und - vor allem - dies dem herannahenden Sportfahrer zu erlauben. Einfach vorbei Fahren geht gar nicht und kann gefährlich werden, denn dann neigt der Tourenfahrer dazu, den Weg zu verstellen und die Überholspur dicht zu machen. Hält man sich aber an die Regeln und zeigt dem Vorausfahrenden lange genug, dass man im Grunde schneller könnte (und wollte), dann kann man damit rechnen, dass auch der Tourenfahrer irgendwann Platz macht und einen gönnerhaft vorbei winkt.
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"
4. Der GS-Fahrer oder Herrenreiter: Die unangenehmste Sorte von Verkehrshindernissen. Stets im Sendungsauftrag „eine GS macht dich zum überlegenen Verkehrsteilnehmer, damit bügelst du nicht nur auf engen, verwinkelten Sträßchen dritter Ordnung alles flach, auch Supersportler haben gegen dich keine Chance!“ unterwegs. Kann mit dem Tourenfahrer verwechselt werden, auch und insbesondere, was das Winkverhalten betrifft. Freilich noch eine Spur herablassender.
5. Der Harley- oder Cruiserfahrer: Dieser gibt sich mit so schnöden, weltlichen Dingen wie „wer ist der schnellere?“ erst gar nicht ab und fährt ostinat seine eigene Pace. Ob da einer vorbei will, interessiert ihn schlicht nicht. Wenn er einen guten Tag hat und ausnahmsweise mal in den Rückspiegel schaut, kann es passieren, dass er mit nachlässiger Bewegung des kleinen Fingers der linken Hand ein Zeichen gibt, das man bei genauem Hinschauen als „fahr einfach vorbei und frag nicht!“ interpretieren könnte.
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"
6. Old- und Youngtimer-Fahrer: Anders als der Harleyfahrer wirkt dieser authentisch; er spielt keine Rolle, sondern genießt - stets mit einem Lächeln auf den Lippen - einfach das Fahren in seiner ursprünglichen Form. Auch er nimmt am übrigen Verkehrsgeschehen kaum teil und ist mit sich und seiner Welt im Reinen. Nähert man sich von hinten, hebt er freundlich die Hand und gibt durch Winkzeichen kund, dass er kein Problem damit hat, überholt zu werden und dass man mit besonderer Rücksichtnahme von seiner Seite her rechnen kann. Ein besonders angenehmer Zeitgenosse.
So - und wen hab ich jetzt vergessen? Die Hardcore-Endurofahrer?
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"
Lässt man sich auf diesen Überholbetrachtungsspaß ein, ist der Retrofahrer in der Rubrik der Oldie- und Youngtimerfahrer unerwähnt enthalten? Wurde er vergessen, dann gehört er da schleunigst hin zu den ganz symphatischen.