Hans-Peter (SR-Junkie) ist schuld. Sein Reisebericht aus 2014 hatte uns endgültig davon überzeugt, die Pyrenäen endlich mal zu besuchen. Bislang hat uns im Wesentlichen davon abgehalten, dass wir eine solch lange Tour nur in den Sommerferien hätten machen können, und da ist es in Südfrankreich heiß und voller Touristen. Nicht die ideale Voraussetzung für einen entspannten Motorradurlaub.
Dieses Jahr jedoch lagen Falconettes letzte Sommerferien hinter uns und die Jahre ihres nun beginnenden Ruhestandes vor uns. Ende August bis weit in den September hinein schien uns eine gute Zeit für die Pyrenäen – und vielleicht auch noch ein Stück weiter, soweit wir Lust haben. Nicht nur war es unsere erste Ruhestandstour, auch die Motorräder hatten ihre erste große Tour vor sich. Letzten Sommer hatten wir unsere W650 mit Kilometerständen um die 100.000 in Rente geschickt und uns zwei Moto Guzzi V7 zugelegt. Ich hatte mir eine V7-Special-Unfallmaschine wieder aufgebaut und Falconette bekam eine nagelneue rabenschwarze V7-Stone, weil sie ihr so gut gefiel.
In den Sommerferien hatte ich beide Maschinen noch mit Gepäcksystemen komplettiert und für die Reise vorbereitet. Viel ist ja an so einem modernen Motorrad nicht zu tun. Die Speichenräder der Special gefielen mir jedoch nicht, denn ein Plattfuß mit Schlauchreifen ist eine unerfreuliche Angelegenheit, zumal sich das Hinterrad der Guzzi nur schwierig ausbauen lässt. Dank ebay bekam ich recht günstig einen Satz Gussräder, sogar noch mit neuwertigen Reifen. Dennoch wurden beide Motorräder mit neuen Michelin ausgerüstet, weil die sich auf den W650 durch überdurchschnittliche Haltbarkeit und gute Nässetauglichkeit ausgezeichnet hatten. Statt Ersatzschlauch und Montierhebeln reichte nun eine Flickset und eine Dose Pannenspray. Ein Viertelliter Öl und passend zusammengestelltes Werkzeug fanden zudem Platz am Motorrad.
V7, probebepackt in der Werkstatt
Nun wurde die Ausrüstung zusammengesucht und Probepacken war angesagt . Öl und Pannenspray kamen an den Rahmen, Werkzeug in eine kleine Rolle am Gepäckträger, Warnwesten, Pannenset und Verbandskasten sowie ein paar kleine Ersatzteile in eine kleine Tasche auf die Sitzbank der Stone. Jeder packte seine persönlichen Klamotten in Tankrucksack und Koffer, und auf meine Guzzi kam noch eine Gepäckrolle mit Regenjacke und -hose, leichten Stiefeln und Protektorenjeans. Bekleidet sind wir mit einer Textilkombi mit herausnehmbarer Membran und großen Lüftungseinsätzen sowie wasserdichten Sommerstiefeln (perforiertes Leder). So werden wir für jedes Wetter gerüstet sein.
Am Montag soll es losgehen. Das ursprünglich geplante Wochenende haben wir wegen des schlechten Wetters verstreichen lassen. Auch Montagmorgen regnet es noch, klart aber bald auf und wir starten um 9:30 Uhr. Es ist ziemlich frisch. Und ich ärgere mich, weil es alsbald nach dem Start wieder anfängt, leicht zu regnen, die Straßen sind nass und die Motoräder gleich am ersten Tag schmutzig. Aber was soll´s …
Start im Hof
Südlich an Marburg vorbei führt uns die Strecke über Gladenbach in den Westerwald. Zwischen Bischoffen und Herborn müssen wir eine Umleitung fahren. Es zieht sich etwas, wir kommen nicht sehr flott voran. Nach eineinhalb Stunden machen wir nach nur 100 Kilometern einen Halt an einer Bäckerei in Kirburg und gönnen uns einen Kaffee zum innerlichen und auch äußerlichen Aufwärmen. Und das im August.
Die Temperaturen liefern uns einen guten Grund zum Anhalten.
Weiter geht es nach Westen. Bei Neuwied queren wir den Rhein, kamen am Laacher See vorbei und gelangen bald an den Nürburgring. Kaum sind wir über den Rhein, hört es auf zu nieseln und die Sonne schaut auch schon mal hervor. Am Ring zeige ich Falconette den Einfahrtsbereich, an dem aber an diesem Tag absolut nichts los ist. Schade, sonst stehen da doch oftmals interessante Fahrzeuge herum. Das obligatorische Foto mit dem Nürburgring-Schriftzug wird aber auch noch gemacht .
Kurzer Blick auf den Ring und …
… Pflichtfoto
In Gerolstein gibt es die nächste Kaffeepause in der Bäckerei Prümtaler
Über Densborn und Krautscheid erreichen wir bei Übereisenbach die Grenze nach Luxembourg und folgen ihr südwärts bis Stolzembourg . Nun bereits in den Ardennen durchqueren wir bei inzwischen schönem Wetter über Putscheid und Wiltz recht zügig das in diesem Bereich deutschsprachige Luxemburg und erreichen die Wallonie in Belgien an der Surbich, kurz hinter Syr . In Les Ochay querten wir die Semois und bald darauf halten wir an einem Aussichtspunkt an und schauen hinunter in das Tal des Flusses
Querung der Smois bei Les Ochay
Aussichtspunkt
Blick in das Tal der Semois
Und da es nun so schön läuft und nicht mehr kalt ist, fahren wir immer weiter bis ins ehemalige Herzogtum Bouillon und dort bis in das gleichnamige Städtchen, zumal auch an der Strecke Übernachtungen (wie eigentlich überall in Belgien) ziemlich dünn gesäht sind. Hier schauen wir erst in das "Hotel de la Poste", das aber teuer war und uns auch nicht sonderlich gefällt, und gehen dann ein Haus weiter zum "Au Duc de Bouillon". Eine junge Italienerin kümmert sich um uns und wir bekommen ein ganz nettes Zimmer. Eine Besonderheit ist die Toilette im Kleiderschrank. Leider müssen aber die Motorräder auf der Straße stehen bleiben.
Links und rechts ein Kleiderschrank und in der Mitte das Klo.
Da die Pizzeria im Haus geschlossen hat, machen wir uns auf dem Weg in den Ort. Wir gehen nach Süden und über eine Brücke an das Westufer der Semois. Dort hatte Falconette nämlich ein Lokal erspäht, das sich auf mules frites spezialisiert hat. Eine ihrer Leibspeisen. Und nein, das sind keine frittierten Maultiere, sonder Muscheln mit Pommes. Ich mag sie auch.
Unser Hotel
Die einsam an der Straße stehenden Motorräder
Das Chateau fort de Boullion – und in der Straße am Ufer gibt es die mules frites
Blick von der Semois-Brücke
Endlich die Muscheln, die …
… auch mir gut schmecken und …
… dann auch bald aufgegessen sind.
In dem Lokal gibt es Muscheln mit den unterschiedlichsten Saucen (insgesamt 35 Varianten) und ebenfalls ein große Auswahl an Bieren. Aber alles zu ziemlich gesalzenen Preisen.
Am Westufer schlendern wir dann zurück, es dämmert auch schon. Morgen werden wir gleich in der Früh Frankreich erreichen.
das wetter am wochenende vor eurer abfahrt war doch so schlecht gar nicht...zumindest in thüringen schöne motorräder - hat sich flaconette mit der sitzposition auf der guzzi versöhnt?
wir waren ja dann ab mitte september auch in spanien (u.a. auch pyrenäen). das hat uns gut gefallen - so dass ich mich sehr auf deinen bericht freue
Was - von der KTM kommend - erst mal unbequem wirkt, ist es ja nicht wirklich. Dazu der Lenker etwas höher und ein wenig zurück und schon hat es gepasst. Jedenfalls hat sie auf der Reise weder gemeckert noch Beschwerden geäußert. Auch ich habe den Lenker bei meiner zwei Zentimeter höher gesetzt, man kann es auf dem Foto erkennen.
Am Wochenende wären wir in den Ardennen direkt in ein Regengebiet gefahren.