Merci für euer feedback, ich mach´dann mal weiter.....
Teil 4: Avignon - Badalona oder schwäbische Sparsamkeit kommt nicht immer gut
Nur auf kleinen Strässchen ist die Strecke in der vorgesehenen Zeit kaum zu schaffen, und da ich vorhabe, ab der spanischen Grenze an der Küste entlang zu fahren (was nochmal ordentlich Zeit kostet), bietet es sich an, bis zur Grenze eben mal ein Stück Autobahn zu nehmen.
Selbst mit der Gurke und 80 Sachen kommt man auf der Autobahn doch wesentlich schneller als auf parallel verlaufenden Routes Nationales voran.
Das Wetter passt, und so starte ich gutgelaunt von Avignon Richtung Südwesten.
Da die Landschaft und das Autobahngefahre grad langweilig sind , ein paar Worte zur Suzuki TU125:
Die TU ist technisch weitestgehend baugleich mit der über viele Jahre am Markt befindlichen Suzuki GN 125.
Es unterscheiden sich lediglich Tank, Sitzbank, Instrumente und Scheinwerfer. Die Optik ist mehr auf "Retro" getrimmt.
Die Verarbeitung ist ok, abgesehen von den werksseitig verbauten Verschleißteilen (Reifen, Bremsbeläge, Kettensatz), die weit weniger haltbar als Markenware sind.
Es handelt sich um ein kleines Mopped, das durch die schmalen Reifen Modell "Asphaltschneider" und dem geringen Gewicht sehr handlich ist.
Ansonsten sitzt man auch auf Reisen recht bequem (mir half das Louis Gel - Sitzkissen sehr!), und es herrscht einfache Technik vor.
Der 10 PS Motor schnurrt tapfer vor sich hin, Beschleunigung ist nicht vorhanden. Der Tank von 12 Litern erlaubt Reichweiten von teilweise über 400 Kilometern.
Billiger kann man nicht fahren, und Spaß macht es (mir) obendrein
*** Kalonk ***
Kurz vor der Grenze, Nähe Perpignan, reißt mich ein Schlag aus meinen Tagträumen:
Kette ab! Ich dreh mich noch um und sehe die Kette nach rechts auf den Seitenstreifen gleiten, während ich mit immer noch gezogener Kupplung ausrolle.
Ich habe Glück und komme unter einer Brücke mit kleinem Weg nach draussen (natürlich per Tor geschlossen, il faut payer ) zum Stehen.
Das Beste,soviel zum Thema Schwabe:
Die Kette hatte vor der Reise knapp 30.000 Kilometer auf dem Buckel (keine gedichtete Kette!), und der neue Kettensatz liegt schon, da im Sonderangebot erworben, seit 3 Monaten daheim im Keller
"Die isch no gut, die sott für die Tour scho no hebe", pflegen wir da zu sagen. Schicele
Während ich mir noch Gedanken mache, wen ich mangels ADAC- Mitgliedschaft überhaupt anrufe, kommt auch schon ein Pannendienst - Auto der Autobahn-Betreiber angerauscht. Von selbst, nach ca. 10 Minuten
Lösung: die überwachen die Autobahn ständig per Auto und Hubschrauber. Ausserdem gibt es spezielle Telefonnummern, wo z.Bsp. LKW - Fahrer, die einen in Not sehen, anrufen.
Ich habe Glück, es ist Montag, und so bin ich nach viel Telefoniererei mit Überredungskünsten, 3 Stunden später und um rund 300 Euro ärmer (davon rund 250€ für 12 km Abschleppen und 50€ für neue Kette samt Montage) wieder auf der Einfahrt zur Autobahn. Gestern am Mt. Ventox hätt´s bedeutend länger gedauert.
Ich fahre eine Auffahrt vorher wieder auf die Autobahn und nach 5 Minuten erkenne ich die Stelle wieder, die gerissene Kette liegt (wahrscheinlich auch heute) immer noch da. Scheiß Ding
Trotz Verpätung lasse ich mir wenigstens den Küstenabschnitt zwischen St. Feliu de Guixols und Tossa del Mar nicht entgehen, für mich einer der schönsten Motorradstrecken überhaupt, zumal jetzt kaum Verkehr herrscht. Herrlicher Kurvenswing vom Feinsten, der Ärger des Tages ist schon vergessen!
Die restlichen Kilometer hinter LLoret nochmal auf die Bahn, die Küstenstraße durch die ganzen Orte vor Barcelona zieht sich endlos, heute nicht.
Die Stadt zeigt sich am Horizont, ich war schon oft hier. Meine Guapa wartet schon, it´s like coming home.
Der Vorfall mit dem Kettenriss kam zwar verhältnismäßig teuer, lief dafür aber relativ glimpflich ab. Mir bescherte ein Reissen der Antriebskette neben dem Ersetzen des Sekundärantriebs auch noch ein Loch im Motor, den die Kette da ungeschickterweise hineinschlug, gepaart mit einer verbogenen Kupplungsdruckstange. Die Reparatur ließ sich nicht vor Ort erledigen und schon gar nicht zu dem Preis. Hat sich denn die neue Kette mit dem alten Ritzel und dem Kettenblatt vertragen, was nicht immer der Fall ist auf vielen weiteren Kilometern?
Zitat von on2wheels im Beitrag #16Es handelt sich um ein kleines Mopped, das durch die schmalen Reifen Modell "Asphaltschneider" und dem geringen Gewicht sehr handlich ist.
Ciao, Alex
Schöner Bericht - ich lese schon eine ganze Weile mit.
Aber eines wundert mich. Und zwar die Gewichtsverteilung deines Gepäcks. Das das Motorrädchen ein relativ geringes Gewicht hat, müsste es durch das weit oben angebrachte Gepäck doch ein wenig ,kopflastig' werden.
Jedenfalls habe ich diese Erfahrungen mit meinem ersten Motorrädle, einer 125er MZ gemacht und mir zügig Pack- taschen besorgt. Danach ließ sich die kleine Mühle um einiges neutraler bewegen.
Gruß, Caboose
Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Autobahnabzocke scheint es also nicht nur bei uns zu geben. Dennoch hast du, am gesehen von der Kohle, noch Glück gehabt, dass du so bald weiterfahren konntest - und dir beim Kettenriss nix passiert ist. Scheint ein sympathisches kleines Maschinchen zu sein, deine Suzi.
Zitat von on2wheels im Beitrag #16... den Küstenabschnitt zwischen St. Feliu de Guixols und Tossa del Mar nicht entgehen, für mich einer der schönsten Motorradstrecken überhaupt, zumal jetzt kaum Verkehr herrscht. Herrlicher Kurvenswing vom Feinsten, ...
Dieser Streckenabschnitt heißt auch "Carretera de l'any" - die Strasse des Jahres mit 365 Kurven ...
Pah, immer diese Vollkaskomentalität: Ein echter Schwabe hätte die alte Kette aufgesammelt und für 2,50 Euro ein Kettenschloss gekauft und weiter wärs gegangen........NO RISK, NO FUN.
Zum Kettenspannen hast du jetzt jedenfalls wieder reichlich Reserven. Schöner Bericht. Gute Fahrt
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************
Was faselt der Typ da dauernd? Badalona? Hä? Was ist das denn, ich dachte es geht um Barcelona?
Correctamundo, es geht natürlich um Barcelona, dazu später mehr.
Ich hole etwas aus:
Meine "bessere Hälfte", sie trägt übrigens den Namen eines schwäbischen Automobilherstellers (..mit dem Stern), ist gebürtig in Barcelona und hat dort die Kindheit verbracht, bevor sie , im zarten Alter von 12 Jahren, mit ihren Eltern nach good old Germany kam.
Nebenbei bemerkt ist sie die beste Sozia von allen (auf der Reiseenduro zumindest, von meiner geliebten TU 125 will sie nix wissen )
Da bekommt man im Verlauf vieler gemeinsamer Jahre und zahlloser Besuche dort unten natürlich ganz andere Einblicke in die Lebensweise der Spanier wie nach einer "TUI-Kurzreise Barcelona in 3 Tagen"
Solltet ihr also mal vorhaben, Barcelona auf welche Art auch immer zu besuchen, kann ich nur folgende Empfehlung abgeben:
Nachdem ihr das "Barcelona Pflicht-Programm" (Sagrada Familia, Parl Güell, Gaudi, Montserrat, Ramblas etc, ich möchte nicht näher darauf eingehen) erledigt habt, solltet ihr zumindest mal einen halben Tag für Badalona einplanen.
Badalona ist eine eigenständige Kommune nördlich von Barcelona mit ca. 200.000 Einwohnern.
Badalona ist von Barcelona , vom Placa Catalunya aus, in ca. 25 Minuten mit der Bahn Richtung Mataro (RENFE, nicht U-Bahn!) erreichbar.
Die fährt ständig bis in die Nacht hinein, Ticket kostet sage und schreibe zwei Euro!
Der große Unterschied zwischen Barcelona und Badalona:
- Barcelona hat die bessere Fußballmannschaft...
- In Badalona gibt es (keine) kaum Touristen ;)
Will sagen, wenn ihr unverfälschtes, spanisches - Vorsicht, ich korrigiere - katalanisches Leben in Reinkultur sehen wollt, fahrt nach Badalona.
Es gibt dort weder in weiße Adidas-Anzüge gehüllte Russen, noch halb bleiche, halb rot-verbrannte Gruppen von angetütelten britische Studentinnen, ebensowenig indisch oder pakistanisch geführte "Strassenlokale", deren Kellner einem bei Bestellung einer kleinen Fanta ohne Worte einen halben Liter warme, abgestandene, undefinierbare pissgelbe Brühe für 8 Euro auf den ungeputzten Plastiktisch stellen
Und auch keine weiße Socken in Sandalen tragende Teutonen, es sei denn, ich bin grad da und ihr lauft mir zufällig über den Weg
Badesachen nicht vergessen, in Badalona gibt es gleich hinter dem Bahnhof rechter Hand einen endlosen Sandstrand, der zum Sonnenbaden und zu einer Abkühlung im Meer einlädt. Alles kostenlos und sauber, wie übrigens die ganze Stadt auch ununterbrochen saubergemacht wird (mir ist schon klar, warum die pleite sind.... ) Süsswasserduschen zum späteren Abspülen des Salzwassers sind vorhanden.
Parallel zum Strand verläuft die palmengesäumte Strandpromenade (die Palmen haben wohl leider eine Art Krankheit und werden nach und nach gefällt ), die tagsüber zwar eher wenig belebt ist, ab Einbruch der Dunkelheit aber in vollem Glanze mit Restaurants, Tapas Bars etc. erstrahlt.
Am Bahnhof links um 90° zur Strandpromenade abgehend die Ramblas, die Haupteinkaufsstrasse mit alle ihren Seitengässchen. Das Schöne dabei ist, daß sich hier zu großen Teil noch lokale, teils sehr alte Einzelhandelsgeschäfte befinden.
Alles etwas teurer und edler, viele Katalanen gehören zum vergleichsweise gehobenen Bürgertum, entsprechend sind teilweise die Preise. Doch leider macht auch hier die Globalisierung nicht halt, McDonalds, H&M und Vodafone machen sich neben den einheimischen Geschäften mehr und mehr breit...
Falls jemand, so wie ich, auf leckere Backwaren und Süßes steht, ist ein Besuch beim Bäcker Bertran quasi Pflicht.
Nichts gegen unsere deutsche Bäckereien, aber was da so serviert wird, ist für uns schon immer die halbe Anreise wert. Der Cappu hat zwar nicht ganz italienisches Niveau, die "Chuchos con Crema" (eine Art Berliner mit Vanillecreme, links im Bild) oder die "Ensaimadas" (eine Art Schneckennudel mit ganz lockerem, fluffigem Teig und viel Puderzucker, rechts oben) sind aber wirlich grandios. 2 Kilo Zunahme in ein paar Tagen garantiert! In der hinteren Tasse bedindet sich übrigens nicht Nutella, sondern heiße Trinkschockolade. Die Konsistenz beider Produkte ist gleich
Zum Schluß noch ein Bild einer seltsamen Wolkenformation beim damaligen Besuch, so habe ich das noch nie gesehen, wirkt in echt viel stärker als auf dem Bild!
Zitat von PepPatty im Beitrag #28 Los, erzähl weiter!!!
Jawoll, Herr / Frau Oberstleutnant
Teil 5: Von Badalona nach Carcasonne, die Pyrenäen
Es geht wieder los, nachdem die Suzi ein paar Tage in der Hotelgarage ausruhen konnte (und es dem Alten währenddessen auch nicht schlecht ging ) ist es wieder an der Zeit für ein paar Tage "on the road".
Ein Druck aufs Knöpfchen, ohne zu Zögern saust das Kölbchen wieder seine Bahn rauf und runter. Es werden noch viele Millionen Bahnen vergehen, bis wir wieder Zuhause einlaufen.
Es ist schon morgens einfach nur heiß. Da ich dann schnell schwitze, fahre ich seit Jahren nur mit dem auf dem Bild zu sehenden "Mesh" - Sommeranzug gen Süden.
Sicher, im Falle eines Falles gegen Leder keine Chance, jedoch zumindest mit Protektoren an den wichtigsten Stellen eine Art Grundsicherung.
Doch es gibt auch eine aktive Sicherheit,die m.E. nicht zu unterschätzen ist! In Leder oder dem normalen Textil läuft mir die Brühe nur so runter. Ich werde genervt und ungeduldig, besonders wenn es in der Stadt nicht vorwärts geht.
Sobald man mit dem Meshdingens am Körper die Geschwindiglkeit von Usain Bolt bei der Ausübung seines Berufes erreicht hat, weht einem schon eine stets erfrischende Brise durch den ganzen Körper. Nix anderes mehr pour moi.
Auf den Pässen oder bei kühlem Wind muß halt ein Pulli drunter oder zur Not die Regenjacke drüber.
Nur raus aus der Stadt, auf der Schnellstrasse Richtung Sabadell, Terassa, Manresa.
Dahinter nimmt der Verkehr merklich ab, mit den Abbiegen auf die kleinen Strässchen ist er dann ganz vorbei
Ich hab nix für dich
Allein so ein Blick ist doch die Reise schon wert
Am Coll de Port, 1600m
So führt mich der Weg bei strahlendem Sonnenschein immer weiter Richtung Andorra. Die Holde braucht Kippen
Kaum dort angekommen, übrigens konnte mir keiner sagen, wieviel der Lungenbrötchen ich denn legalerweise mitnehmen darf (ich habe halt mal 4 Stangen mitgenommen) beginnt es auch schon zu tröpfeln
Ansonsten möchte ich nur durch und weiter, Andorra gefällt mir nicht. Obwohl ich es natürlich zu wenig kenne, vielleicht gibt es da auch schöne Ecken.
Oberhalb von Andorra
Die Grande Nation hat mich wieder, und das Wetter bessert sich mit sinkender Höhe ebenfalls.
Durch phantastische Landschaft immer auf möglichst kleinen Strässchen geht es über Ax-les-Thermes, Quillan und Limoux bis Carcasonne.
Tolle Tour, der Hintern macht erstaunlicherweise keine Probleme. Trotzdem war das eine ganz schön lange Etappe, mit 10 PS!
Dann das Übliche, durch die Stadt und auf dem Place noch eine Pizza und ein (oder zwei?) "Viertele"
Das sind tolle Berichte!! Das gemütliche Fahren, bei dem man auch mal anhält, sich was anschaut und schöne Photos macht ist einfach super.
Aber jetzt mal am Rande zu deinem letzten Bericht: Wie bewährt sich denn dein luftiger Anzug, wenn du in Südfrankreich gegen Mittag bei Sonne an der Ampel stehst??
(war jetzt eine ehrliche Frage, ich bin immer noch auf der Suche nach dem optimalen Südfrankreich-Gewand).