Zitat von Serpel... und was das Schild wohl zu bedeuten hat?
Auf dem Schild steht sinngemäß "Anlieger frei". Und Du hattest ja ein Anliegen, da lang zu fahren
Danke für die postume Rechtfertigung. Ich hatte nämlich echt ein schlechtes Gewissen deswegen ...
Erstes Logion: Slowenische Grenzkammstraße (Das Teilstück zwischen Senik und Lig wollte mir Google Maps partout nicht korrekt berechnen, weil auf der gespeicherten Karte ein kleines Verbindungsstückchen fehlt, das effektiv aber vorhanden ist und befahren werden kann.)
Laut alpenrouten.de ist die SGKS das Pendant zur LGKS, allerdings eher bzgl. der geopolitischen Gegebenheiten und Abgeschiedenheit als alpiner Höhe und schon gar nicht bzgl. der fahrtechnischen Herausforderungen. Als Hauptschwierigkeit bei Anfahrt von Süden stellte sich die Wegfindung heraus. (Lieber Gott, schenke mir eine GPS-Halterung für die Triumph sowie eine entsprechende Osteuropakarte fürs TomTom.)
Erstes Etappenziel der Anfahrt war Venco (I), um dort die Grenze nach Neblo (SLO) zu passieren. Kaum zu glauben: Der ehemalige eiserne Vorhang kann ohne jede Kontrolle passiert werden, beim Grenzübertritt von und nach der Schweiz ins europäische Ausland hingegen werden immer noch Warenkontrollen durchgeführt!
Diese kleine Kirche steht in Vrhovlje Pri Kozbani mitten im Nirgendwo:
Unweit davon der entscheidende Abstecher über Schotter nach Korada:
Harmlos und schön zu befahren:
Die Berge rücken näher - irgendwo zwischen Senik und Lig:
Ab Lig wird die Orientierung deutlich einfacher:
In Kambresko zweigt die 605 von der 604 ab:
Kirche bei Kambresko:
Endlich - eine Naturstraße führt zum eigentlichen Grenzkamm hoch:
Auch hier gibt es echte Kurven und Kehren. Rückwärts runter gibt´s hier übrigens einen Abzweig nach Italien:
Die Passhöhe ist beim Sedlo Solarji erreicht:
Ab hier bewegt man sich in spektakulären Höhen von bis zu über 1000 Metern () auf dem Kolovrat-Kamm:
Märchenhaft schlängelt sich unten im Tal die Soca entlang. Aber bis Kobarid am Ende des sichtbaren Teils dieses traumhaften Flusses ist es noch ein gutes Stück. Dort werde ich eins der wenigen vakanten Zimmer finden, wie sich noch herausstellt:
Die Ausblicke sind nicht spektakulär, aber schön:
Solcherart das gemähte Gras aufzuschichten scheint mir typisch für die Region:
Im schrägen Licht der untergehenden Sonne kommt die Struktur dieser Berge in den Julischen Alpen besonders gut zur Geltung:
Eine letzte Impression von hier oben. Für weitere Bilder war´s dann zu dunkel, und der Abstieg hinunter über Livek nach Kobarid auch nicht weiter interessant (obgleich schön zu fahren).
Nachdem mir vis-à-vis klargemacht worden war, dass es so spät am Abend schwierig werden wird, noch ein Zimmer zu finden, hab ich dann keine zehn Meter weiter auf der anderen Straßenseite in diesem hübschen blauen Haus sehr komfortabel und einigermaßen ruhig genächtigt:
Der Preis für die Übernachtung lag bei 25 Euro, der fürs Frühstück bei 5 Euro. Herausgerückt haben sie meine Papiere am nächsten Morgen dann allerdings nur für 31 Euro. Was ich irgendwie nicht recht verstanden habe. Bezahlt habe ich aus wechseltechnischen Gründen sogar 32 Euro ...
Aber ich greife vor - das war ja dann schon am nächsten Tag!
Du weißt schon, was dabei rauskommt, wenn ein Lehrer von einer Dampfwalze überrollt wird?
. . .
Ein Ferienprospekt
Aber im Ernst: die Tour ging von Sonntag Morgen bis Montag Abend (all inclusive). Keine 48 Stunden. Und die andere ebenfalls. Wenn man zügig unterwegs ist, kommt man in kurzer Zeit recht weit rum (und hat noch Zeit zu knipsen, um nette Forumskollegen zu erfreuen ).
In Antwort auf:Herausgerückt haben sie meine Papiere am nächsten Morgen dann allerdings nur für 31 Euro. Was ich irgendwie nicht recht verstanden habe.
Was gibt's da nicht zu verstehen - die haben das Trinkgeld gleich abgezogen ... ... und weil du so knickrig warst, haben sie dem Schweizer zur Strafe eben noch einen Euro aus der Tasche gezogen ...
Nach meinen Grenzerfahrungen auf dem Ligurischen Grenzkamm konnte mich die Vorstellung, mit dem Scrambler einen Pass der Schwierigkeitsstufe 4 zu überqueren, nicht wirklich schrecken. Freilich blieb die Frage: was ist anspruchsvoller - ein Schwierigkeitsgrad von größtenteils 3-4 mit einigen 4-5er Passagen, oder durchgängig SG 4?
Um es vorwegnehmend kurz zu machen: da SG 4 noch gut zu machen ist ohne ständig die Luft anzuhalten, war für mich die Ligurische eindeutig die größere Herausforderung. Allerdings forderte auch der Stol physische Kondition, weil es sich einfach als sehr vorteilhaft herausstellte, im Stehen zu fahren.
Von Kobarid war es nur ein kurzes Wegstück bis zum Einstieg an der Südflanke in Sedlo:
Da die Straße knapp oberhalb von Sedlo vorbeiführt, übersieht man diese Abzweigung zunächst gerne mal:
Das Verbotsschild hätte mich auch dann nicht abgehalten, wenn ich es Ernst genommen hätte. Man fährt schließlich nicht 500 Kilometer, nur um dann wegen der Launen der Bürokratie einfach kehrt zu machen.
Der Betonbelag weicht bereits nach wenigen Metern Schotter, und nach einigen Kehren durch bewaldetes Gebiet hat man dieses Plateau erreicht,
von wo es über den grasbewachsenen Südhang mit toller Aussicht in weiteren weiten Schwüngen nach oben geht.
Solange es geradeaus geht, ist der Schotterbelag relativ entspannt zu fahren. Einzig die Kehren fordern erhöhte Konzentration und bisweilen auch etwas Unterstützung mit der Kupplung.
Oben angekommen heißt´s aufpassen, die richtige Abzweigung nicht zu verpassen. Das ist genau hier:
Dort geht´s nämlich nicht links die Kehre hoch (Sackgasse), sondern zunächst schlecht einsehbar einfach geradeaus weiter (über die Betonrampe im Bild):
Die Situation von oben. Der Weg führt von links unten einfach geradeaus weiter statt um die Kurve rum:
So erreicht man nach relativ kurzer Wegstrecke das bekannte Kuhgatter,
das man nicht nur öffnen muss:
sondern tunlichst auch wieder schließen sollte (hab mich ausgesperrt, ich Dummerle ):
Am eigentlichen Sattel wenige Meter darauf dann nochmals dasselbe Spiel:
Diesmal ohne den Fahrer auszusperren - man ist ja schließlich lernfähig Allerdings braucht´s hier schon ein wenig mehr Phantasie, die Balken wieder in der richtigen Reihenfolge und Anordnung zusammenzupuzzeln. Was mir offenbar nicht ganz gelungen ist:
Kein Foto hab ich leider von der erneut kurz darauf folgenden Weggabelung gemacht, wo man sich links halten muss, denn rechts geht´s nur zur Božica-Alm.
Die Nordflanke des Stol führt fast ausschließlich durch bewaldetes Gebiet und ist merklich einfacher zu befahren:
Hier eine der ganz wenigen lichten Stellen:
Um die Tiere im Wald nicht zu stören und um einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Wahrnehmung des motorradfahrenden Teils der Bevölkerung vom nicht motorradfahrenden Teil derselben zu leisten, rolle ich mit abgestelltem Motor den Buckel runter, wo ich im Boka-Tal am slowenischen Zollhäuschen auf die Uccea-Passstraße treffe, die das italienische Uccea mit dem slowenischen Zaga verbindet.
Dort drehen zwei KTM-Fahrer unentschlossen Kreise und atmen erleichtert auf, als ich ich ihnen per Handzeichen die Befahrbarkeit des Stol signalisiere. (Erstaunlicherweise befindet sich am Nordfuss kein Verbotsschild für Motorräder. )
Sehr, sehr schön, Serpel! Ich denke, wenn Du weiterhin solche Gefilde befährst, solltest Du Deinen Scrambler mal neu besohlen. Bau Dir Metzeler Tourance drauf. Da geht schon einiges mehr.
Die Tourance hatte ich seinerzeit auf der F 650 Dakar. Klar wären die für so was besser geeignet und halten tun die auch ewig, aber dafür haften sie halt im "normalen" Betrieb längst nicht so gut. Und auf diesen Sicherheitsfaktor würde ich nur ungern verzichten wollen ...
... wo ich die BT doch erst gerade habe neu aufziehen lassen!