Zitat von Fondue im Beitrag #150 Wie soll man Integration können wenn wir sie nicht lernen.
Hmmm,...ich frage mich schon lange, was ist falsch gelaufen, ich habe nie Integration gelernt, ich habe sie einfach gelebt.
Zu meiner Kindheit gab es Italiener bei den Landwirten, später, bei Rollei waren es Asiaten, auf der Baustelle der Schleuse Uelzen-1 dann Türken/Kurden und "Jugos", ...
Jugos deshalb, weil genau wie mir (entschuldigt wegen niedrigen Waffen-IQ...) den Meisten nicht klar war, daß wir es mit 5 unterschiedlichen Volksgruppen zu tun hatten, der Umgang untereinander war rau, aber herzlich, schwieriger waren die Hamburger und die Friesen, wenn die Montag morgen, direkt von der Reeperbahn zur Arbeit kamen, trat man besser nicht auf ihre Schatten...
Bei den Jugos ließ man die Schwester und die Mutter außen vor, ansonsten konnte man denen alles "an den Kopf knallen", ...hey Partisan... war zB ein gängiger Anruf, wenn man den Namen mal wieder vergessen hatte. Im Gegenzug gab es einen, wenn der richtig wütend war, dann lief er rot an, holte tief Ruft und brüllte: "Du Kommunist", das war dann die höchste Warnstufe, danach kam ein Hammer geflogen...
Ende der 70er habe ich dann mit den ersten "Russlanddeutschen" und mit einem richtig gläubigen Moslem zusammen gearbeitet, bei dem hatte man mich allerdings etwas vorbereitet, so daß ich darauf geachtet habe, das unser LKW gegen Mittag an einer ruhigen Ecke stand und er seinen Teppich ausrollen konnte. Außer daß er wie der Teufel persönlich nach Knoblauch gestunken hat, war er ein toller Kumpel.
Gruß LOBO
--------------------------------------------------- I´m not old, i´m a RECYCLED Teenager
und da siehste, wie sowas funktionieren kann, und vor allem *dass* es funktionieren kann. man muss nur wollen. das gegenbeispiel war bei uns auf dem bauhof ums eck, natuerlich einer der lieblingsspielplaetze, sobald der kapo vorn das hoftor abgeschlossen hatte. sobald sein opel die strasse runter war, waren wir hinten uebern zaun. im baggerfuehrerhaus an den hebeln rumzurren. aus einem laster den erstehilfekasten klauen, einfach aus neugier, was da drin ist.
und eines tages waren die bauwagen nicht mehr leer, da hatten sie einen schwung sizilianer einquartiert, die sich damit die miete sparen konnten. grobe pratzen, beeindruckend laut und kinderlieb bis zum abwinken uns rotznasen gegenueber.
als die eltern das dann spitzgekriegt haben, kam der grosse anschiss. "einmal noch wenn wir euch bei den bauwagen erwischen, dann gibts aber derart senge! ihr habt bei denen nix zu schaffen!"
verstanden haben wirs natuerlich nicht. aber das wars dann erstmal. denn irgendwas elterliches muss wohl auch dem bauunternehmer den marsch geblasen haben, von wegen bauwagen sind doch keine wohnwagen und so. denn die wagen waren danach zwar noch weiter bewohnt, aber als wir uns das naechste mal wieder hingepirscht haben (logisch), haben sie uns dann verscheucht, die sizilianer. nicht laut, nicht boese, aber doch unmissverstaendlich.
Übrigens, ich hab gerade eine Email an die bayerische Staatsregierung geschickt. Abgeschoben werden sollen hier eine Mutter mit 9 jährigem Buben, voll integriert und arbeitend, nur weil der Deutsche Ehemann wenige Wochen, bevor dauerhaftes Bleiberecht ausgesprochen worden wäre, hingeschmissen hat.
Jeder muss es selber versuchen. Es war aber auch die Frage, ob man das lernen kann, z.b. in der Schule.
Wenn ihr Eure Erlebnisse nicht hätten machen können und sie nicht so hättet verarbeiten können, sähe es in euch anders auch (Fähigkeit, Gnade, Dank...?). Ich erinnere übrigens darn, dass der Mensch ab Volljährigkeit (so hat der Staat und die Gesellschaft geregelt!) selber an sich arbeitet, selbständig ist und für andere auch etwas tut. Das ist klar, aber was ist vorher in der Kindheit, Schule, im Elternhaus?
Ich weiss noch als ich 11 war, war in unserer Gegend überhaupt zum ersten Mal eine Familie aus Afrika. Das Mädchen, ich weiss nicht mehr wieso, kam irgendwie zu uns und wir spielten in und auf eine Erdhaufen neben dem Haus. Neben dem, das um mich herum die Erwachsenen alle fanden, für viele war es fremd, eigentartig, speziell, war es für mich n o r m a l, d.h. a) Sandkasten und b) spielen. Nur an die Hände beim Händedruck kann ich mich noch erinnern, sie waren innen rosa weisslich und es waren Hände, die gearbeitet hatten, das fühlte sich anders an als wenn ich einem Kind hier die Hand gab. Meine Eltern waren mehr so auf arme Familie aus Afrika, helfen, schlimm... ich überhaupt nicht. Sie war cool beim spielen!
dann auch noch von mir das integrative Kindheitserlebnis :
Mein Vater suchte in den 60er Jahren Arbeitskräfte (wie so viele Betriebe) und es kamen vom Arbeitsamt Türken. Sie grinsten, verstanden kein Wort Deutsch, packten kräftig mit an im Gartenbau und kamen nicht so bald aus der Puste. Sie wurden in dem Hofhaus einquartiert, wo es ein wenig eng, dafür aber sehr preiswert war. Mein Vater war begeistert, weil diese Leute nicht tranken. Alkoholismus stand bei den Gartenarbeitern an der Spitze des Statistik. Mein Vater hatte schon Leuten von der Baustelle weg kündigen müssen, weil sie so stratze waren, daß sie nicht mehr mit Maschinen sicher umgehen konnten.
Die Türken lernten schnell, Deutsch, Führerschein, Gartenbau-Gerätebedienung, Radio (Sender Ankara, empfangen auf Kurzwelle 31 kHz, wehe, wenn jemand den Sender verstellte, das dauerte Minuten, den wieder zu kriegen ).
Und wir Kinder lernten ein wenig türkisch, tranken bei den Gastarbeitern Tee und guckten Fernsehen. Meine Eltern hatten keinen Fernseher und die Türken braucht Hilfe beim Schauen, weil sie noch nicht so gut Deutsch konnten.
Eines Tages meinte eine Klassenkameradin zu mir, Türken seien Messerstecher. Ich wußte gar nicht, was die meinte. Dann habe ich mir deren Brotmesser angeschaut, und gesehen, daß das keine Sägen waren, wie bei uns, sondern von Hand nachgeschliffene Krummdolche. Meinte sie etwa das damit ???
Also wir sind bestens klar gekommen und haben viel gelacht zusammen. Gelegentlich sehe ich im Dorf noch mal einen von unseren Alten. Sie erzählen dann, wie ihre Kinder gerade Karriere machen und wie viele Kinder sie schon haben.
Es gibt wohl ganz unterschiedliche Facetten. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen und kann mich nicht erinnern, mit Ausländerkindern in Berührung gekommen zu sein, als ich klein war. Gab es in der Stadt überhaupt Ausländer? Doch, als ich dann etwas größer wurde, so in der Pubertät, gab es Kontakte zu einem griechischen Jungen, zwei jugoslawischen Schwestern und einer sehr hübschen Spanierin. Da ich aber niemals von irgendwem vor Ausländern gewarnt wurde und auch mangels präsenz im Umfeld keinerlei Ausländer-Vorurteile gepflegt wurden, hatte ich auch nie Probleme mit Ausländern aufgrund ihres Status kennengelernt. Das hat im Grunde bis heute angehalten.
Insofern denke ich, dass die kleinen, oftmals sehr subtilen Bemerkungen, die in Familie und Umfeld wie Freundeskreis und Schule fallen, einen unbewussten und sehr negativen Einfluss auf Kinder haben können. Und das ist in den letzten Jahren nun wirklich nicht besser geworden.
Gab es in meiner Jugend z.B. Ausländerwitze (mal Ostfriesenwitze außen vor gelassen)? Nein, ich kann mich nicht erinnern.
Sicher, im ersten Moment dachte ich auch an den Spruch: "Denken Sie NICHT an einen rosa Elefanten!"
Aber wenn sowieso schon alle sich vor den rosa Elefanten fürchten, ob es ihn gibt oder nicht, ist es doch ganz sinnvoll, zu sagen, dass es nur 260 Personen in Deutschland sind, die potentielle Gefahr darstellen. Er stellt die Relation klar.
Das "Klima des Misstrauens" gibt es doch schon längst.
Der Hinweis auf den Unterschied zwischen Islamisten und Muslimen kann nicht oft genug genannt werden.
Womit ich natürlich nicht einverstanden bin, ist das erneute Aufflammen der Datenerfassungsdiskussion.
die Datenschutzdiskussion hilft meiner Sicht nach vor allem einer Gruppierung: nämlich den Leuten, deren Arbeitskräfte auf dem Spiel stehen. Der kalte Krieg ist vorbei und eine Menge Leute wissen nicht so recht, was sie machen sollen. Also wird der Datenschutz spannend gemacht.
Du lieber Gott, da hört einer mein Handy ab ? Wohl bekomms, sag ich nur. Ich mach auch unanständige Witze übers Handy.
Findest du tatsächlich ... ich finde um zu dieser fatalistischen Erkenntnis zu kommen hätte es garkeiner Worte bedurft ... im Gegenteil, eine weiße Seit unter der Titelzeile hätte vermutlich mehr Aussagekraft gehabt?!
Zitat von Falcone im Beitrag #164Ich kann in diesem Kommentar auch keinen Nutzen erkennen.
Da bleibt nur ein "Ja, ja, so ist es, früher war alles besser!"
Ich muss in letzter Zeit immer öfter an Monty Python's "Sinn des Lebens" denken, in dem die gut gekleidete Dame ihren Kuchen weiter isst ohne zu reagieren, während nebenan eine Bombe hochgeht. Wir sind genau da angekommen und nichts wird sich noch ändern. Und das stellt Frau Berg ganz gut dar.
Etwas zu ändern und die fehlgeleiteten Schäfchen in die Gesellschaft zurück führen, wer glaubt das denn noch?
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