Gestern Abend, „Bauer sucht Frau“ war gerade vorbei, lief in Brisant ein Beitrag zum Thema „Beratungsklau“, in dem angeprangert wurde, dass eine zunehmende Zahl Mitmenschen Beratung in Fachgeschäften in Anspruch nehmen, die Ware dann aber – meist günstiger – im Internet erwerben.
Als ich noch im Verkauf aktiv war, hat mich dieses Verhalten enorm angewidert. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings gelernt, gut damit umzugehen und die Beratungsintensität erst zu erhöhen, wenn es mir wahrscheinlich erschien, dass mein Gegenüber tatsächlich kaufwillig war und sich nicht nur Informationen erschleichen wollte.
Einen Knack hat es dann gegeben, als der große deutsche Automobilhersteller, für den ich tätig war, beschlossen hatte, die Kundenzufriedenheit (nicht die tatsächliche, sondern die statistische! Anm. des Autors) zu erhöhen und deshalb Testkäufer auf die Verkäuferschaft gehetzt hat. Für mich waren die erst einmal nicht von den Zeitdieben und Internetkäufern zu unterscheiden. Wenn man also als Verkäufer nicht Gefahr laufen wollte, einen Testkauf zu versieben, musste man all die Pappnasen, die man vorher ausgeklammert hat, plötzlich wieder ernst nehmen. Hmmm...
Warum ich das alles schreibe: Heute war ich bei Tante Louise. Ich wollte mir den Buese Open Road Evo in natura ansehen. Nach wenigen Sekunden hatte mich eine nette Verkäuferin im Blick und auch schon angesprochen. Da ich ja wusste, was ich wollte, bedankte ich mich artig und teilte ihr mit, dass ich zurech käme. Das war ihr aber egal und nach wenigen Minuten standen wir vorm Rukka-Regal. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ich bin jetzt wissend und wenn jemand Informationen braucht: Ich weiß jetzt über Rukka ALLES. Es ist mir tatsächlich gelungen, sie davon zu überzeugen, zurück zum Buese-Regal zu gehen, wo sie mir auch anstandslos Jacke und Hose gezeigt hat. Eigentlich wollte ich ja alles angreifen, aber das hat sie für mich gemacht. Naja... Nachdem ich ihr das so auch deutlich gemacht hatte, ließ sie mich dann gewähren aber nur, um nach wenigen Minuten das Thema Funktionsunterwäsche in epischer Breite zu behandeln.
Ich wollte mir kurz eine Jacke und eine Hose ansehen und habe eine gute halbe Stunde Beratung bekommen, die ich nicht haben wollte.
Natürlich habe ich die Dame darauf angesprochen. Wir haben noch mal gut zehn Minuten über die Situation im Verkauf gesprochen und sie hat freimütig zugegeben, dass sie bestimmte Produkte Punkte bekäme (was man auch immer damit anfangen kann...) und deshalb versucht, die Kunden auf diese Produkte zu heben. Außerdem hätten auch sie unter den Testkäufern zu leiden und von der GF gäbe es die Anweisung, jeden Kunden gleich gut zu bedienen. Und nein, sie wäre nicht böse auf mich und ja, sie ärgert sich auch über die Beratungsdiebe. Aber heute morgen hatte sie ja Zeit...
Fazit: Manchmal wird man einfach dazu gedrängt, ein Zeitdieb zu werden. Durch drohende Testkäufe wird den Verkäufern die Entscheidung genommen, einen Kunden einfach mal in Ruhe zu lassen und nur dann aufzutauchen, wenn man merkt, dass dieser nicht mehr weiter kommt. Und dann sollten Provisionen im Verkauf keine Rolle spielen dürfen. Da hat man schnell viel Geld ausgegeben, weil man die Provisionsgier des Verkäufers für einen fachlichen Rat gehalten hat.
Viele Grüße Thomas
Dinge rund um's Moped, die ich nicht mehr missen möchte:
- Schuberth J1 - Rukka sturmhaube windstopper - BMW Winterhandschuhe - Daytona Trans open GTX - Hupe Stebel Nautilus - HKS Kettenfett - Saito Batterieladegerät ...
Das Punktesystem bringt dem Verkäufer erst mal nichts außer keinem Stress. Wer zu wenig Punkte hat wird quasi zum Gespräch gebeten und erhält erst mal nen netten Einlauf, später auch mal nen kernigen. Wer viele Punkte hat bekommt nen kleinen Rabatt beim Einkauf. Ist also mehr ein Tätscheln für das brave verkäuferlie mit nem Leckerlie verbunden.
Das ist nix weiter wie ne Überwachung, ob der Verkäufer auch brav viel verkauft.
Und das war schon vor Jahren Anweisung von oben bei Louise, dem Kunden wenn möglich alles aufzuschwatzen. Es gab regelrecht Ärger, wenn rauskam, dass ein Kunde ohne ständiges Belabern durch den Laden ist.
Hat mich nie interessiert, ich war quasi die Techniktheke, die anderen konnten ja grad so nen Blinker von ner Lampe unterscheiden, und Bock hatten sie auch nicht da drauf. da hatte ich meine Ruhe.....
Zitat von magicfire im Beitrag #3Das Punktesystem bringt dem Verkäufer erst mal nichts außer keinem Stress. Wer zu wenig Punkte hat wird quasi zum Gespräch gebeten und erhält erst mal nen netten Einlauf, später auch mal nen kernigen. Wer viele Punkte hat bekommt nen kleinen Rabatt beim Einkauf. Ist also mehr ein Tätscheln für das brave verkäuferlie mit nem Leckerlie verbunden.
Das ist nix weiter wie ne Überwachung, ob der Verkäufer auch brav viel verkauft.
Und das war schon vor Jahren Anweisung von oben bei Louise, dem Kunden wenn möglich alles aufzuschwatzen. Es gab regelrecht Ärger, wenn rauskam, dass ein Kunde ohne ständiges Belabern durch den Laden ist.
Hat mich nie interessiert, ich war quasi die Techniktheke, die anderen konnten ja grad so nen Blinker von ner Lampe unterscheiden, und Bock hatten sie auch nicht da drauf. da hatte ich meine Ruhe.....
Ich find's sch... Sowohl von innen als auch von außen betrachtet.
Viele Grüße Thomas
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Zitat von Hans-Peter im Beitrag #4Erst Bauer sucht Frau und dann Brisant.... echt heavy... Reschpekt!
Joo, Hans-Peter, was muss das muss!
Die Bauern guckt mein Töchterlein. Soviel zur Wertevermittlung während der Kindheit! Und dann wandert die Fernbedienung meist so reihum, bis jeder einsieht, dass nur noch Sch... kommt. Gestern hat man das schon vorher eingesehen und keiner hat gezappt. Somit lief die Kiste durch und ich hab' mit halbem Ohr aus der Küche "Beratungsklau" gehört...
Also keine Angst: Ich geh' auch nie zu Mcdoof!!!
Viele Grüße Thomas
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Ich finds scheisse, von der GF! Motiviertes Personal sollte das Kapital einer solchen Firma sein. Denkste, auch hier wixen sich Controlling und Optimizer in jede Arbeitsminute einen ab
Tja, da hast du leider Recht! Aber die Problematik liegt ja darin, dass die GF oft im Vertriebssytem des Lieferanten "gefangen" sind. Dieser bestimmt den Weg und das Ziel und auch die GF muss springen.
Klartext: Der große deutsche Automobilhersteller diktiert de facto die Marschrichtung.
Viele Grüße Thomas
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Beratungsklau gab es übrigens schon immer, Mitte der 1970er sind die Leute zu uns gekommen, haben sich beraten lassen und sind dann zum Kistenschieber gegangen.
Da gab es noch kein Internet, keinen Saturn und MediaMarkt, in Frankfurt hieß das main Radio (edel) und Bieberhaus (billig) und Freibiergesichter gab es auch schon...
das mit dem klau ging schon zu meinen ladenzeiten los... bei mir info und beratung, um dann beim discounter zu kaufen... und hinterher zu mir kommen wenn was nicht in ordnung war... die hab ich dann oft genug auf den pott gesetzt...
heute noch viel schlimmer... bestes bsp derzeit bei mir in kundschaft hyundai... gehen zum vertragshändler, mit probefahrt und allem drum und dran, um dann bei grauen für summe xy weniger zu kaufen, und garantie wieder beim vertragshändler abzuwickeln...
selber ist man ja auch versucht so zu handeln... habe nun 2 tage nach reifen gesurft... dumm nur das meine alus kein mittelloch haben, somit nicht von jedem zu wuchten sind...
letztendlich bin ich nun bei einem meiner besten kunden gelandet, mit fast internetpreis, und vor allem ruhigem gewissen...
kompletträder sind nicht mal so weit weg von nur gummis, schon heftig... aber bei ner mähre mit fast 300000km lohnt das ja nicht wirklich...
Ich habe mit Unterbrechung sechs Jahre im Motorradverkauf gearbeitet und auch die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Weil wir damals außer Kawa alle Japaner und auch BMW als Marken hatten, hatten wir sehr viele Kunden. Unser Chef hatte die Meinung jeder Kunde verdiene gleiche Aufmerksamkeit. So haben wir jeden angesprochen, wenn er nur schauen wollte haben wir in eben in Ruhe schauen lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass später daraus oft ein „erfolgreiches“ Verkaufsgespräch entstand. Über die Verfügbarkeit einzelner Modelle bzw. die Preisgestaltung der Konkurrenz waren wir natürlich informiert. Da hat es mich oft geärgert, wenn „Interessenten“ aus ihrer Sicht besonders schlaue Fragen stellten und uns für dumm verkaufen wollten. Besonders ärgerlich waren Kommentare über unsere Gebrauchten. Einige Kunden glaubten ernsthaft für den Preis einer gebrauchten ein neues Motorrad, am besten unbenutzt mit Werksgarantie zu bekommen. Gerade aber mit den gebrauchten habe ich auch schöne Erlebnisse gehabt. Öfters wurde im Laufe des Gesprächs deutlich, dass sich der Kunde das Geld für den Kauf über eine längere Zeit angespart hatte und sich endlich einen Traum erfüllen wollte. Grau importierte Motorräder waren keine Problem, weil sie konstruktiv oft anders waren, als die offiziellen, z.B. Verkleidungen oder Auspuffanlagen. Außerdem gab es keine Werksgarantie, sondern nur vom Händler/Verkäufer. Spätestens bei Inzahlungnahme, wenn man in den Brief schaute, war zu erkennen, dass es eine graue war. Grüße Hanns
Meine technischen Geräte von der Waschmaschine bis zur Stereoanlage kaufe ich bei ein bis zwei ortsansässigen Händlern.
Vorher habe ich mich bereits im Internet und beim Blödmarkt über die Preise informiert. Bevor ich eine intensive Beratung überhaupt in Anspruch nehme, frage ich nach dem Preis des Händlers und nenne ihm die Preise der lieben Konkurrenz.
Anschließend frage ich ihn, zu welchem Preis er das Gerät anbieten kann. Im Allgemeinen treffen wir uns so etwa in der Mitte. Damit können wir beide leben, wie es scheint, denn eine ärgerliche Reaktion habe ich noch nie erlebt, dafür aber oft Tipps mit auf den Weg bekommen, die bares Geld wert waren.
Diese Vorgehensweise dürfte hoffentlich einiger- maßen fair sein.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Meine kurze Meinung: Das Wissen und die Erfahrung der Fachhändler schätze ich sehr. Gerne nehme ich auch eine (längere) Beratung bzw. Serviceempfehlungen in Anspruch, bin aber auch bereit, einen Obulus für fachmännischen Rat zu zahlen. Dies gilt für mich auch bei diversen Internetauskünften (z.B. Tuningfirmen), die oft sehr informativ sprich detailliert sind. Denn fachliche Beratung ist für mich ebenso eine Dienstleistung. Der Betrag kann dann im Falle eines Kaufes verrechnet werden. Einen ähnlichen Weg ist man früher auch mit den diversen (Reparatur-) Gutachten gegangen, die ja im Vorfeld ebenso kostenpflichtig sind. Ich möchte allerdings eine Beratung nicht als moralischen Druck auf mich erleben, nun auch das Produkt kaufen zu müssen, komme aber gerne wieder für einen Kauf, wenn ich weiß, dass ich mein Produkt für Pflege und Wartung guten Gewissens dem jeweiligen Händler/Werkstatt usw. anvertrauen kann.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich in Zeiten des Internets das letzte Mal eine Beratung gebraucht hätte. Ich informiere mich vorher über die Produkte und habe beim anstehenden Kauf allenfalls noch ein oder zwei ergänzende Fragen, wenn überhaupt. Wenn mir das Verkaufspersonal aufdringlich auf die Pelle rückt, obwohl ich nur mal gucken möchte oder sowieso weiß, was ich will, entwickele ich ausgeprägte Fluchttendenzen und bin weg.
Dagmar
PS: Die Ladengeschäfte brauchen sich nicht zu wundern, wenn viel im Netz gekauft wird. Bei Klamotten z.B. hingen früher Blusen hier, Hosen dort und Jacken an jener Stelle. Sortiert nach Größen und nicht nach Marken. Heute kann ich auf der Suche nach einem simplen T-Shirt von einem Markenbereich zum nächsten latschen. Das nervt! Ein anderes Beispiel: Mattes hat sich heute zu Real aufgemacht, um eine Butterdose zu erwerben. Angeboten wurde ein einziges Modell für sage und schreibe 16,00 Euro (aus Plaste ohne Blattgold), im Netz haben wir dann eine aus Edelmetall für 5,95 Euro inkl. Porto bestellt. Und es sage mir keiner, dass die Real-Dose in Handarbeit von den fair bezahlten Zwergen im Schwarzwald geklöppelt wurde statt von Billiglöhnern in China.
Ich finde ja immer wieder schön, wie die Händler hochgelobt werden. Empfinde es aber als gänzlich an der Realität vorbei beschrieben. Ich drücke es mal etwas überspitzt aus: Händler kennen nur ihre Marke und wollen das verkaufen, was sie haben, nicht das, was von Fall zu Fall am besten ist. Natürlich gibt es da auch alle Zwischenstufen, aber in den Zeiten des Internet ist der Kunde, so er denn will, in der Regel besser informiert als der Händler. Es gibt trotzdem manche Dinge, da ist mir ein Kontakt zum Händler wichtig, und sei es nur, weil der genauso tickt wie ich. Aber meistens kaufe ich doch übers Internet, zumindest alle Dinge des täglichen Gebrauchs.