Am geilsten waren die kurvenreichen Uferstraßen den Fjorden entlang. Wenn du da mit dem Supersportler lang brezelst bis die Kante glüht, dann tut dir Brundi auf ihrer Schunkelmühle richtig leid ...
Zitat von Brundi im Beitrag #25Ich hab ja nicht mal ein Schaf totgefahren.
Ich auch nicht. Es hat sich ja im letzten Moment eines Besseren besonnen und gerade noch die Kurve gekriegt. Dumme Viecher, die norwegischen Schafe. Die in Schottland sind zweifelsohne intelligenter.
Ziel war es, möglichst schnell Trondheim zu erreichen, um von dort aus bei schönstem Wetter Fjordnorwegen zu erkunden. Trollstigen, Geiranger, Dalsnibba, Sognefjell, Hardangervidda, Preikestolen ... die klassischen Ziele halt. Dabei zeichnete sich schnell ab, dass Brundi auf der W die deutlich bessere Kondition an den Tag legte als meiner einer auf dem Sporthobel. Was ich mühsam in Kurven an Vorsprung erkämpfte, fuhr Monika durch hemmungsloses Übertreten der Höchstgeschwindigkeit auf den langen Geraden locker wieder ein und klebte nicht abzuschütteln im Rückspiegel. Während ich am Abend jeweils platt darnieder lag und zu keinem Handgriff mehr in der Lage war, wuselte die W-Treiberin noch locker mit der Einkaufstüte durch die Gegend, besorgte die Hüttenunterkunft und natürlich auch die Kommunikation mit dem sozialen Umfeld. Selten habe ich mich so alt, schlapp und überflüssig gefühlt wie auf dieser Norwegenreise.
Ganz so schlimm war´s natürlich nicht, aber mühsam ist so eine Fahrt auf einem 200 PS-Flachhobel schon. Da weißt du wirklich jeden Abend, was du tagsüber gemacht hast und genießt jede Minute der Ruhe und Entspannung danach. Andererseits ist das Fjell- und Fjord-Hobeln mit so einem Gerät schon wirklich extrem geil, speziell die ersten 100 Kilometer nach dem Losfahren. So lange noch Kraft in den Armen ist, eben.
Glück mit dem Wetter hatten wir, denn es war der Jahrhundertsommer Skandinaviens. Aber das war per "wetterzentrale.de" im Vorfeld bereits klar gewesen. Mindestens eine Woche würde das Wetter halten, und das tat es dann auch. Sogar zwei Wochen - mit Temperaturen, wie man sie sonst nur von Südspanien oder der Türkei her kennt. Ich war froh um jede Wolke, die sich zwischen uns und den gnadenlosen Stern schob. Auf einen erfrischenden Regensprutz wagte man schon gar nicht mehr zu hoffen, und ich hätte viel um die ein oder andere Packtasche am Motorrad gegeben, wo man hätte die klebrigen und unerträglich schweren Leder-Klamotten verstauen können. Ich wäre sogar bereit gewesen, ohne Helm und Handschuhe zu fahren und Hausschuhe anzulegen, aber das ließen die beengten Platzverhältnisse auf den beiden Göppeln nicht zu.
So oder so: es war eine der ungewöhnlichsten und auch schönsten Touren, die ich je mit dem Motorrad unternommen habe. Dass ich motorradtechnisch bald ins Hintertreffen geraten würde, war natürlich klar gewesen, nicht aber, wie beschwerlich das Reisen in der Hitze damit tatsächlich sein könnte. Was aber bei der Suche nach der Unterkunft am Abend jeweils für Entspannung sorgte, denn ich hätte mich auch irgendwo einfach in die Wiese gelegt. Weg kommt bei den Skandinaviern jedenfalls nix - nicht mal ein auf der Parkbank vergessenes Geldbörserl ...
Zitat von Serpel im Beitrag #27Was ich mühsam in Kurven an Vorsprung erkämpfte, fuhr Monika durch hemmungsloses Übertreten der Höchstgeschwindigkeit auf den langen Geraden locker wieder ein und klebte nicht abzuschütteln im Rückspiegel.
Wie verschieden die Wahrnehmungen doch sein können...
Ein 50 PS Tourer und ein 200 PS Sporthobel... dazu noch die eklatanten Unterschiede im Fahrvermögen des jeweiligen Motorradeigners.
Der Aufbruch
Worauf hab ich mich da eigentlich eingelassen?
Wahrscheinlich kilometerlanges, einsames Cruisen an wunderschönen Fjordstraßen und über landschaftlich teilweise atemberaubend schöne Fjells. (oder ist der Plural von Fjell doch Fjelle?? )
Und irgendwie so in der Art kam es dann auch.
Warten auf Brundi
Während ich unter Aufbietung des Beschleunigungsvermögens meines Motorrads und all meines Fahrkönnens bemüht war, die W flott durch die Kurven zu treiben, war Serpel schon lange aus meinem Blickfeld verschwunden. Einmal am Gashahn gedreht und wuuummmm - weg war er. Da kannst du auf der W den Gashahn noch so beherzt auf und zu drehen und hin und her schalten, das ist und bleibt hoffnungslos. Zwischendrin hat Serpel immer mal wieder einen Fotostopp eingelegt und mich somit nicht völlig der Einsamkeit überlassen.
Wo bleibt sie nur...
Da hat er mich doch tatsächlich schon in Bremen abgehängt und musste dann auf der BAB aufm Parkplatz auf mich warten.