Tag 5, Sonntag, der 14.7.2013 Südschweden, Västergötland und Värmland
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Leider beginnt der Tag ohne Frühstück. Wir starten um 9.20 Uhr bei moderaten 17°, was genau der gleichen Temperatur entspricht wie am vorherigen Abend. Schon nach 30 Kilometern, in Smålandsstenar, finden wir an einem Kreisverkehr ein Café mit Terrasse. Sehr schön.
Frühstückspause!
Latte macchiato und etwas Gebäck, welches …
… wir aber mit Eingeborenen teilen müssen.
Gestärkt geht es nun weiter. In Gislaved biegen wir auf noch kleinere Straßen ab, grobe Richtung Trollhättan. So kommen wir bei Trane an einem Haus am Stiel vorbei und an einem großen Storch oder Reiher – wir wissen es nicht so genau. Teilweise ist der Straßenbelag nicht von allererster Güte. Wir trödeln also so durch die beschauliche Landschaft, meist ganz allein auf der Straße, bis wir kurz hinter Vargårda ein Hinweisschild zu einem schnuckeligen kleinen Café mitten in der Pampa (oder besser Tundra?) finden.
Haus am Stil und …
… großer Vogel an …
… manchmal etwa suboptimalen Straßen.
Kleines Café nahe der Straße in …
… einer alten Stallung untergebracht.
… innen sehr gemütlich, …
… aber dennoch …
… machen uns diese Gesellen Angst und wir …
… gehen nach draußen in die Sonne.
Es kommen noch andere Motorradfahrer und bald sind wir im Gespräch. Einer der Schweden war nach dem Sturm Kyrill beratend in Deutschland in der Eifel und im Hunsrück als Forstingenieur und schildert uns die Ablehnung der Einheimischen dort den Fremden gegenüber.
Nach einer Stunde brechen wir dann wieder auf, begleitet von guten Wünschen für unsere weitere Reise. In der Nähe des Sees Vanderydsvattnet begegnen wir einem größeren Rudel von Hirschkühen. So was habe ich bei uns zu Hause noch nie gesehen. Die Landschaft ist abwechslungsreich, viele kleine und große Seen, bunte, meist rot mit weiß abgesetzte typische skandinavische Holzhäuser und Gehöfte und viel Wald. Der Himmel ist meist wenig bewölkt, ideales Reisewetter.
Vereinzelte Gehöfte prägen das Landschaftsbild, durch dessen leichte Hügel die Straße entweder in weiten Kurven oder auch schnurgerade geführt wird.
Typisches Gehöft an …
… typischer Straße
Wir kommen durch Trollhättan, bekannt durch den Autobauer Saab, und fahren weiter in die Wald- und Seenwelt von Västergötland und Värmland, entlang am größten Binnensee Schwedens, dem Vänern. Aber eigentlich bekommen wir von alledem nicht viel mit, weil die Straße überwiegend durch Wälder führt, die immer wieder von Seen unterbrochen werden. So um 18 Uhr, kurz hinter Töcksfors, passieren wir auf der E18, auf die wir bei Arjäng gestoßen sind, die Grenze nach Norwegen in Richtung Oslo und beschließen, nun mal eine Übernachtung zu suchen, denn wir sind schon viel weiter, als es eigentlich für den fünften Tag angedacht war. Wir sehen ein Hinweisschild, dem wir folgen und kommen gleich an eine Weggabelung. Sowohl nach rechts als auch nach links ist je ein Wegweiser mit einem Bett zu sehen. Ene, mene, muh und raus bist du – wir fahren nach rechts.
Links neben der Straße auf einer Erhebung steht ein großes Holzhaus. Wir biegen ab, umrunden es und fahren hinter dem Haus an Stallungen entlang. Ein schwarzweißer Hütehund läuft neben uns her und Pferde traben am Zaun. Eine kleine, drahtige Frau empfängt uns vor der Küchentür am Hintereingang. Sie spricht gut deutsch und hat auch ein ganz besonderes Zimmer für uns, wie sie nach einem kurzen, taxierenden Blick verschmitzt mitteilt. „Kommt mal mit!“
Sie führt uns zu einer dieser auf dicken Holzpfosten stehenden Vorratshütten, wie man sie hier immer wieder in der Nähe alter Bauernhöfe sieht. Die beiden Vorratskammern darin sind mit Betten versehen. Anders kann man es nicht nennen, denn es ist ansonsten nichts darin verändert. Alles unbehandeltes, uraltes Holz, durch dessen Risse man auch mal nach draußen sehen kann, Fenster gibt es keine, die Türen sind so niedrig, dass man sich stark bücken muss, und viele alte Gerätschaften stehen einfach noch rum. Der einzige Hinweis auf die Gegenwart ist ein frei durch den Raum gelegtes Stromkabel, an dem eine Nachttischlampe und ein Heizlüfter angeschlossen sind. Gäbe es diese „Installation“ nicht, wir hätten uns mit dem Tritt über die Schwelle um 200 Jahre zurückversetzt gefühlt. Einfach unglaublich, dass es so was gibt. Gerne unterziehen wir uns daher dieser Zeitreise.
Lund Gård
Nachdem wir uns eingerichtet haben, unterhalten wir uns mit der Hausherrin, einer Samin, nördlich vom Polarkreis stammend, die für eine deutsche Touristik-Firma arbeitet. Sie erzählt uns, dass dieser alte Hof unter Denkmalschutz steht, Lund Gård heißt und eine alte Polizeiwache aus dem 17. Jahrhundert ist. Sie empfiehlt uns einen Spaziergang zum nahe gelegenen See und verweist darauf, dass wir dort noch eine Hütte abgelegen im Wald finden, die sie an Gäste vermietet, die die Einsamkeit suchen. Ihren Vorschlag nehmen wir gerne an. Auf dem Hof kommen wir an Pferden, Ziegen, Schafen, Hunden, Katzen und Kaninchen vorbei.
Begrüßung auf dem Hof …
… von Lund Gård
Und das soll dann die Unterkunft für die kommende Nacht werden.
Bitte einzutreten – oder einzukriechen?
Zwei alte Betten und ein Baldachin machen den Schober richtig gemütlich. Der Baldachin erweist sich aber als notwendig, ansonsten fällt einem laufend Schmutz und Staub von den im oberen Stockwerk raschelnden Mäusen durch die Dielenritzen aufs Bett.
In der Ecke noch ein paar ausgediente Gerätschaften, von denen …
… es im Vorraum noch mehr gibt.
Noch ein Blick aufs Haupthaus und dann machen wir und auf zu einer kleinen Wanderung.
Der alte Ford wird von einem Ziegenbock bewacht, dessen Gehörn so manchem Bobber als Lenker-Vorlage dienen könnte.
Das prächtige Stallgebäude leuchtet in der Abendsonne und Henny …
… begrüßt erst mal einen seiner Bewohner.
Immerhin ein Schaf interessiert sich für die neuen Gäste.
Soweit das Auge reicht, gehört das Gelände zum Hof. Heute hatte man gerade Heu verarbeitet.
Pause auf einem Ballen – man sieht schon den See.
Noch müssen wir über diese Brücke, dann …
… sind wir schon recht nahe am See, den wir aber durch die dichte Vegetation von hier aus nicht erreichen können. Also folgen wir dem Pfad weiter in den lichten Wald hinein.
Auf einer Anhöhe in einer kleinen Lichtung finden wir dann die Hütte.
Mal ein paar Tage ausspannen fernab der Zivilisation könnte ich mir hier schon vorstellen.
Und unartige Kinder kommen in diese Hütte. Man kennt das ja seit „Michel aus Lönneberga“
Mittlerweile hungrig geworden, wandern wir zurück zum Gehöft und werden …
… gleich von einer Katze begrüßt, während …
… eine andere unsere Motorräder bewacht.
Henny plauscht noch etwas mit der Chefin und freundet sich mit den Hunden an und dann …
… gibt es Abendessen in der Abendsonne.
Ein bisschen was fällt auch für die Katzen ab, während …
… der Hund schon mal das Bett anwärmt.
Mit einem letzten Blick auf die Stallungen in der untergehenden Sonne geht ein sehr schöner Abend zu ende.
Karte Tag 5, 454 km
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Norwegen 5. Tag Seite 32-47.pdf
Zephyr
(
gelöscht
)
Beiträge:
05.12.2013 07:52
#32 RE: Falcones Reisen - Norwegen 2013 - Von Bæren und Elchen
Und endlich mal so richtig blauer Himmel dabei! Lund Gard scheint wirklich einen Besuch wer! Muss ich mir für mein Sabbatjahr merken. Die Katzen sehen allerdings ein wenig groß geraten aus. Waren das Mutanten?
Hier in der großen Stadt kennt man sowas wie Pferd und Schaf natürlich nicht. Solche Bestien lassen wir nicht auf unsere Straßen und schon gar nicht in unsere Häuser!
Tag 6, Montag, der 15.7.2013 Südnorwegen - Østfold, Akershus, Buskerud, Vestfold
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Erst kommt der Weck-Hund ans Bett, dann…
… kommen uns der Begrüßungshund und -kater entgegen und …
… der Frühstückstisch ist auch schon gedeckt.
Wir haben prima geschlafen. Der Geruch des uralten Holzes und die viele frische Luft (wir ließen sogar die Türe offen), dazu die grenzenlose Stille waren einfach prima. Das Innere des 400 Jahre alten Haupthauses ist ein Erlebnis, die Besitzerin bat uns aber, keine Fotos ins Internet zu stellen. Was wir respektieren. Nur unser Frühstückstisch sei erlaubt.
Wir lassen uns etwas Zeit und starten erst um 10 Uhr. Bei bewölktem Himmel, aber milden Temperaturen wechseln wir nach einer Dreiviertelstunde von der Provinz (Fylken) Østfold in die Provinz Akershus, beide eine etwas bergige Gegend, die Straße verläuft so etwa 100 bis 200 Meter hoch. Wir queren die Europastraße 6, die bis zum Nordkap führt, und auf einmal geht es zügig bergab und die Straße verschwindet mit spürbarem Gefälle in einem Tunnel. Es ist der Oslofjord-Tunnel, mehr als 7 Kilometer lang und 134 Meter unter dem Meeresspiegel. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man an die Wassermassen denkt, die sich da gerade über einem befinden.
Nach der Tunneldurchfahrt sind wir in der Provinz Buskerud auf der Halbinsel Hurum, östlich von uns der Oslofjord, westlich der Drammensfjord. Es sind nur wenige Kilometer bis zu letzterem und wir setzen bei Svelvik mit einer Fähre über in die Provinz Vestfold.
Es geht runter zum Drammensfjord, wo …
… schon die Fähre auf uns wartet.
Blick über den Drammensfjord
Wie der Oslofjord ist auch der Drammensfjord eine wirtschaftlich wichtige Wasserstraße und das ganz Jahr über schiffbar, denn das Wasser ist relativ warm. Friert es doch mal zu, wird er mit Eisbrechern freigehalten. Wir sind hier im dichtest besiedelten und wirtschaftlich wichtigsten Gebiet von Norwegen. Deswegen müssen wir nun auch aufpassen, dass wir auf Nebenstraßen bleiben und nicht auf der Hauptstraße durch die Industriegebiete an der Südküste fahren müssen. Aber erst mal möchten wir einen Kaffee trinken.
Das Café Björge in Svelvik, gleich nach der Fähre, kommt uns da ganz recht. Zwei Milchkaffee für 7,70 Euro. War jetzt noch nicht sooo teuer, oder?
Weiter fahren wir nach Süden, erst mal noch am Drammensfjord entlang, bald kommen wir an den Holmestrandsfjord, schwenken erst mal ein Stück nordwärts, um bei Sanden wieder an seiner Westküste südwärts zu fahren. In Åsgårdstrand, einer Künstlerkolonie, in der auch Edvard Munch wohnte, machen wir auf einer Wiese am Fjord eine Pause mit einem Yoghurt und einem Apfel zur Stärkung.
Wiese am Fjord in Åsgårdstrand
Bei Tønsberg verlassen wir die Fjordküste und fahren westwärts ins Landesinnere. Wir wollen eine Weile dem Telemarkkanal folgen. Dazu müssen wir durch bergige und stark bewaldete Gegend bis nach Skien in der Provinz Telemark. Zur Zeit seiner Erbauung galt der Telemarkkanal als achtes Weltwunder. Er hatte für die Region wirtschaftlich große Bedeutung, diente der Holzabfuhr durch Flößen, das noch bis in dieses Jahrtausend dort betrieben wurde. Inzwischen ist er im Wesentlichen eine touristische Attraktion. Im Grunde ist der Kanal eine Verbindung zwischen einer ganzen Reihe von großen und kleinen Seen, deren unterschiedliche Höhenlage durch 18 Schleusenstufen ausgeglichen wird.
Staustufe am Telemarkkanal
Ob noch See oder …
… schon Kanal ist meist nicht eindeutig auszumachen.
Auf jeden Fall ist es landschaftlich dort sehr schön und vom Tourismus bekommt man kaum was mit.
Wir hoffen ja, eines der historischen Dampfschiffe zu Gesicht zu bekommen, die noch den Liniendienst auf dem Kanal versehen, aber leider haben wir da kein Glück. Am Flåvatn-See verlassen wir den Kanal Richtung Norden und finden uns plötzlich auf einer Schotterpiste wieder, die uns über einen 300 Meter hohen Pass, durch einen kleinen, engen Tunnel und entlang einer schroffen Felswand hinunter an den Seljordsvatn (See) bringt.
Es geht geschottert bergauf und …
… bergab und …
… an einem merkwürdigen Gebäude vorbei, dessen Sinn sich uns nicht erschließt. Wird hier den Trollen gehuldigt?
Inzwischen ist es schon 19.30 Uhr geworden und wir schwenken in Seljord ab und folgen einem Camping-Wegweiser an den See. Auf den Campingplätzen, so wurde uns berichtet, gäbe es auch so gut wie immer günstige Hütten (Hytter) zu mieten. Das sei die beste Übernachtungsmöglichkeit und das wollen wir nun auch mal ausprobieren. Der Schober der letzten Nacht fällt unseres Erachtens nicht in die Kategorie dieser üblichen Hytter. Womit wir richtig liegen. Die Campingplatz-Hytter sind doch deutlich weniger romantisch. Trotzdem gefällt uns unsere heutige Hytta ganz gut. Sie ist zwar so klein, dass gerade mal zwei Betten hineinpassen, aber das reicht ja zum Schlafen. Eine Toilette ist auch nur wenige Meter entfernt, zur Dusche ist es aber eine halbe Weltreise. Na ja, man kann nicht alles haben.
Unsere erste Hytta in Seljord, nicht …
… sehr geräumig, aber durchaus gemütlich, auch auf …
… der kleinen Terrasse davor.
Sie kostet 300 Kronen, was etwa 40 Euro entspricht. Bettzeug gibt es keines. Der Norweger führt immer umfangreiches Bettzeug im Kofferraum seines Autos mit sich. Wir hingegen müssen unsere Schlafsäcke auspacken.
Nach einem kleinen Spaziergang zum See …
… machen wir es uns auf der Veranda gemütlich und verzehren unser zuvor im in Skien im Many-Markt gekauftes Abendbrot. Die Abendsonne verschwindet leider schon bald hinter dem Berg und so gehen wir recht früh ins Bett.
Karte Tag 6, 336 km
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Norwegen 6. Tag Seite 48-56.pdf
Dachte ich erst auch - aber die schönen Gebiete kommen ja erst noch. Übrigens: Die Harley-Dichte in Dänemark liegt bei gefühlten 98% und in Schweden und Norwegen sind es auch noch erstaunlich viele.