Henny steckten noch die Temperaturen von über 40 Grad in den Knochen, die wir im vergangenen Jahr in Rumänien und Bulgarien erlebt hatten. Eine Reise in den Süden, beispielsweise in Richtung Südbalkan und Griechenland/Türkei oder in die andere Richtung nach Spanien und Portugal, lehnte sie daher ab, denn in den Monaten Juli und August ist es uns dort einfach zu heiß und außerdem vermutlich ziemlich überlaufen, da das ja die Haupt-Ferienzeiten in Europa sind. Also orientierte sich unsere Planung für 2013 nach Norden. Irland? Baltikum? Norwegen? Alles wurde angedacht. Aber Norwegen mauserte sich bald zum Favoriten. Ein Frage-Fred hier im Forum mit seinen vielen Tipps und Anregungen und vor allem die hilfreichen Informationen von Skoki festigten dann noch unseren Entschluss. Danke allen dafür!
Schnell war klar, dass wir uns nicht auf einen konkreten Termin für den Start festlegen wollten, also kam auch das vorherige Buchen einer Fähre nicht in Frage. Auch fanden wir es viel reizvoller, Norwegen auf dem Landwege zu erreichen und so langsam aus der Mitte Deutschlands in die nördlichen Gefilde zu wechseln. Wir wollten daher auch nicht gerade durch nach Norden fahren, sondern einen Bogen östlich um den Harz schlagen, da wir vor allem die von dort aus nördlich liegenden Bereiche in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg noch wenig kennen.
Kartenmaterial von freytag & berndt hatte ich besorgt, ein Info-Paket vom ADAC war auch angekommen und damit, sowie mit der Hilfe des Internets, insbesondere Wiki und dem RouteConverter, habe ich die Tour vorgeplant und auf das TomTom-Navi geladen. Die Motorräder sind durchgesehen, Papiere alle kontrolliert und ein paar dänische, schwedische und norwegische Kronen sind auch eingepackt. Ansonsten passt Plastikgeld ja immer.
Leider gehen die Bilder mit der Zeit verloren. Eine PDF-Datei mit Bildern finet ihr am Ende jeden Tages angehängt. Einfach draufklicken und der bebilderte Reisebericht wird heruntergeladen.
Es geht los:
Tag 1 - Mittwoch, der 10.7.2013 Thüringen, Harz, Börde, Altmark
An diesem Mittwoch hat Henny noch einen letzten Termin in der Schule und das Wetter spielt mit, so dass wir um 11.20 Uhr die Motoren starten können. Wie immer Autobahnen meidend, geht es vorbei an Vogelsberg und Knüll, über den Hainich und durch das Thüringer Becken in den Harz.
Nach zwei Stunden und etwa 125 Kilometern machen wir zwischen Sontra und Treffurt an einer kleinen Straße an der ehemaligen Zonengrenze eine Pause auf einer frisch gemähten Wiese in der Sonne. Für ein Weilchen fallen uns die Augen zu.
Weiter geht es frisch ausgeruht nach Norden. Den nächsten Halt gibt es am Kyffhäuser, den wir immer wieder ganz gerne aufsuchen. Henny maulte zwar ein wenig, weil sie liebend gerne die Kyffhäuser-Bergrennstrecke von Kelbra aus hinauf heizt und wir sie heute bergab befahren, aber die Bratwurst zum seit Jahren inflationsstabilen Kurs von nur einem Euro und die 9springe-Cola aus dem Eichsfeld versöhnen dann schnell.
Auch bergab lässt sich die Rennstrecke flott befahren und bald erreichen wir bei Roßla den Südharz und queren ihn strack nordwärts bis zum schönen Quedlinburg. Das Wetter ändert sich nördlich vom Harz, es wird windig und zunehmend kühler in der Magdeburger Börde. Die großen Windräder rotieren heftig. Wir kommen durch ein Waldgebiet, das sich „Saures Holz“ nennt. In der Börde sind die Dörfer nicht sonderlich ansprechend. Eine dröge Gegend. Das ändert sich, als wir weiter nördlich in die Altmark kommen. Die Dörfer sind gepflegt, haben ansprechende Fachwerkhäuser mit schönen Vorgärten. Stehen die großen Tore offen, gewähren sie so manchen Einblick in die weitläufigen Höfe dahinter.
Das Städtchen Bismark hatten wir uns als mögliches Tagesziel ausgeguckt. Der Ort ist übrigens nach dem Fluss Biese benannt, die hier durch die Altmark fließt und nicht etwa nach dem berühmten Hering . Wenige Kilometer später fällt uns ein Wegweiser zum „Landhotel Mehrin“ auf, das sich dann auch als sehr ansprechend entpuppt. Ihm liegt ein typischer Altmärkischer Dreiseitenhof zugrunde, der aus einer Ruine in den letzten Jahren zu einer Hotelanlage mit Reiterhof auf- und umgebaut wurde.
Landhotel Mehrin
Auf unsere Anfrage nach einem Zimmer werden wir zurück gefragt, ob wir leicht seekrank würden. Da wir etwas verdutzt blicken, klärt die fröhliche junge Frau uns auf, dass das Zimmer, das uns zugedacht ist, ein Wasserbett hat. Ja, warum denn nicht? Beide haben wir keine Wasserbett-Erfahrung und probieren das natürlich gerne mal aus. Leider ist es inzwischen so kühl geworden, dass das Abendessen draußen auf der Terrasse entfällt. Aber auch drin schmecken Schnitzel und Knoblauchpfanne ganz hervorragend. Nun gilt es nur noch, das Wasserbett auszuprobieren …
Von Henny beim Abendessen dürft ihr ein Bild sehen, vom Henny im Wasserbett nicht!
Karte Tag 1, 436 km
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Norwegen 1. Tag Seite 1-3.pdf
Tag 2 - Donnerstag, der 11.7.2013 Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
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Wir haben gut geschlafen im Wasserbett. Feine Sache. Beim Frühstück schallt es vom Nachbartisch hessisch herüber – es ist eine Familie aus Grundschwalheim, wie wir erlauschen. Immer noch ist es recht windig, als wir um 9.10 Uhr starten. Alleen und hübsche Backsteinbauten in verträumten Dörfchen bilden den Beginn unserer heutigen Etappe. Nach Brandenburg geht es bei Wittenberge über die Elbe und damit über das Gebiet des noch nicht allzu lange zurückliegenden großen Frühjahrshochwassers – die Elb-Auen machen noch einen arg versumpften Eindruck. Hinter Perleberg beginnen die kilometerlangen schnurgeraden Straßen und zügig sind wir in MecPomm angekommen. Teilweise fühlen wir uns hier an die Dörfer in Transsilvanien (Siebenbürgen) erinnert: Von der Straße durch einen Grünstreifen getrennte, zurückgesetzte Vorgärten, die Häuser stehen mit Abstand zur Straße und sogar ein paar Verkaufsstände mit Gemüse, Pfifferlingen und Blaubeeren gibt es.
Dörfer wie in Rumänien, fehlt nur noch ein Pferdefuhrwerk
Gegen 11.30 Uhr erreichen wir Schwerin und nehmen einen Kaffee auf einer Ausflugsterrasse am Faulen See. Der sehr redselige Ober erklärt uns, dass der Name des Sees weder von den faulen Schwerinern noch von faulem Wasser herrührt, sondern dass auf den Uferwiesen früher das Militär die Fohlen des nahe gelegenen Gestüts weidete.
Faul sein am Faulen See
Als wir weiterfahren wollen, sehen wir, dass sich eine MZ zu unseren Motorrädern gesellt hat:
Wir erhaschen einen wunderschönen Blick auf das Schweriner Schloss, beschließen aber, dass wir jetzt keine Lust zu einer Besichtigung haben. Das Schloss wird uns schon nicht weglaufen.
Schweriner Schloss (nein, das Foto ist echt, keine Postkarte)
Wismar streifend fahren wir weiter nach Norden an die Ostsee, denn ich möchte mal nach Boltenhagen schauen. Dort habe ich in meiner aktiven Zeit als DS-Club-Vorstand kurz nach der Grenzöffnung ein DS-Treffen organisiert. Damals ging das noch oben auf einer Wiese über den Klippen, dort, wo heute schon längst ein Naturschutzgebiet ist. Überhaupt habe ich Boltenhagen nicht wiedererkannt: Damals noch eher ein verträumtes Dörfchen, ist heute alles weitläufig bebaut und erschlossen. Damals fast menschenleer, wimmelt es heute von Urlaubern. Wir machen etwas außerhalb Halt am Strand, legen uns in die Sonne und dösen ein. Durch eine Bimmelbahn werden wir geweckt und beschließen, mal ein Räucher-Ei zu probieren. Es gibt aber nur Fisch.
Pause am Strand von Boltenhagen bis …
… der Touristenexpress uns weckt und in uns Gelüste nach einem …
… Räucher-Ei weckt.
Es gibt aber nur Fisch, allerdings sehr lecker duftend, so dass …
… davon bald etwas auf unseren Tellern liegt und …
… gekonnt verwandelt wird.
Mit einer Fähre setzen wir einige Kilometer später zusammen mit anderen Motorradfahrern über die Trave über nach Travemünde.
Auf der Fähre mit …
… Blick auf Travemünde.
Die nächsten Kilometer machen dann wenig Freude, alles dicht bebaut, viel Verkehr und Tourismus, und schön ist es dort auch nicht. Nun wissen wir wenigstens, warum wir sicher nicht nach Scharbeutz oder Timmendorferstrand wollen.
Es geht weiter ins Landesinnere. Wir passieren Plön und kommen nach Preetz. Dort legen wir noch mal eine Pause ein, denn wir sind schneller vorangekommen, als geplant und außerdem tut uns jetzt ein Kaffee gut. Zu meiner Freude gab es ein Stück Marzipantorte!
In der Fußgängerzone in Preetz
Die nun vor uns liegende Strecke ist gesperrt, so dass wir ungewollt über Kiel fahren müssen und von Norden her nach Flintbek kommen. Da ich selbstsicher der Meinung bin, Achims Haus sofort wiederzufinden, irritiert mich nun doch die Ankunft von der falschen Seite her und wir machen erst mal eine Sightseeing-Tour durch Großflintbek, bis ich Windis Windkraftwerk sehe und nun auch den Weg zu seinem Haus, idyllisch an der Eider gelegen, finde.
Ankunft bei Achim
Wir werden mit Spaghetti mit Lammhack und Erdbeeren mit Sahne verwöhnt und genießen noch lange den milden Abend im Garten. Und die Mücken genießen trotz offenen Feuers unser Blut. Na ja, wir nehmen es mal als Vorgeschmack auf Norwegen, also etwas, an das wir uns sowieso noch gewöhnen müssen.
Karte Tag 2, 345 km
Grüße Falcone
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Norwegen 2. Tag Seite 4-10.pdf
Sehr schöne Bilder und schöner Bericht. Deutschland hat auch schönes an Landschaften zu bieten.
Guten Morgen Serpel, das ist der zweite Tag. Verstehst du das nicht, das ist ein Gesamtkunstwerk, das gehört alles dazu. Allein das Gefühl unterwegs zu sein, stetig verändernde Landschaften, neue Eindrücke... Wer schnell da sein will sollte fliegen,
Bist du des Wahnsinns fette Beute! Ich halte es hier mit Irmi und genieße auch die Vorfreude auf die Bären und Elche und auf Alles, was da noch so kommt.
Zitat von W-iedehopf im Beitrag #6Guten Morgen Serpel, das ist der zweite Tag. Verstehst du das nicht, das ist ein Gesamtkunstwerk, das gehört alles dazu.
Und jetzt kommt erst noch das ganze langweilige Dänemark, ich darf gar nicht dran denken ...