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Dieses Thema hat 116 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

23.11.2013 14:24
#61 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Mit etwas
Weihnachtsfeierbedingter (Systemabsturz)
Verspätung
hier der 9. Tag



http://feldweg-streuner.blogspot.de/2013...-von-einem.html

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

26.11.2013 14:10
#62 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

27.11.2013 12:30
#63 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Tag 10. Arm dran - Spiegel ab
Bistrita - Colibita - Piatra Fantanele (116 km)

Beschreibung:
Sehr entspannende Genusstour zu einem in den Bergen versteckten Badeparadies und Besuch eines maximalvermarkteten alten Herrn
Ausfälle: Rückspiegel



Leicht bedudelt von Volksfest bringt uns das Taxi im Tiefflug zurück zum Hotel.
Übrigens Taxifahren im nächtlichen Innenstadtverkehr ist etwas was man nur sehr mutig oder sehr besoffen machen sollte. Letztlich wird man herausfinden, dass das Produkt aus Fahrpreis und Lebensgefahr stets eine Konstante ist. Je teurer die Fahrt, desto größer die Wahrscheinlichkeit sein erworbenes Abendmahl bei sich zu behalten. Oder andersrum, je billiger desto Tod.
Wir begegneten diesem gar zweimal in Gestalt des gleichen Taxifahrers, in dessen Matschia (ein im Innenstadtverkehr gereifter Dacia) Logan die Gurte die Rücksitzbank fixierten und der Airbag schon mal zum Einkaufen herhalten musste.
Einige Sekunden spiele ich mit dem Gedanken mir das Ding auszuleihen, denn beim Aussteigen fallen die ersten Tropfen zeitgleich mit meinen Münzen in den Matschia.
Gutes Timing, denn es soll noch die ganze Nacht sintflutartig weiter regnen und die Parkplätze des Industriegebietes in eine lose verbundene Seenplatte verwandeln.
Mir tun die Melonenverkäufer am Straßenrand leid, die unter Ihren Planen auf Europaletten gebettet die Nacht überstehen müssen.
Irgendwie schaue ich mir die ganze Nacht beim Schlafen oder Dösen zu und werde schon müde Wach. Es hämmert metallisch in meinem Schädel, es ist mir nicht unbekannt, nur dass sich die Lautstärke mit dem Fensterflügel modulieren lässt ist neu. Ich geh der Sache bei der Suche meiner Tagesdosis Ibu auf den Grund. Das Hämmern schallt von der Schlosserei gegenüber im Hof herüber und stammt irgendwie von einer Höllenmaschine, die offensichtlich völlig sinnbefreit alle halbe Sekunde ein Hämmerchen niederfallen lässt. Grrrrrrr
Es ist eh Zeit aufzustehen und mal nach den Motorrädern zu sehen, die ja den Eingangsbereich der Fenstermanufaktur blockieren.
Der Besitzer zeigte sich bezüglich der vorgefundenen Motorräder ebenso erstaunt wie tiefenentspannt. Er plaudert ein wenig mit Lutz und mir und gibt uns dann noch ein paar Ausflugstipps.
Ausgehungert schaffe ich es zurück in den Frühstücksraum. Wir werden mit Kaffee und Röstbrot eingedeckt bis wir nicht mehr können und zahlen lächerliche 55 Lei.

Das Wetter klart etwas auf und ich genieße die Sonne, wie sie sich in dem See, wo gestern noch der Lidelparkplatz verweilte, spiegelt. Die Fluten weichen langsam zurück und ich denke noch bei mir, wo will Lutz eigentlich mit dem Rückspiegel hin, als mir klar wird, dass wir einen der wenigen Defekte dieser Tour beheben müssen.
Der original Spiegel scheint aus dem Vollen geschmiedet. Genau dieses massive Auftreten ist ihm auf den holprigen Straßen wohl zum Verhängnis geworden, denn das Ding ist satt oberhalb des Gewindes abgeschert und stellt uns nun vor zwei Probleme. Wie bekommen wir den Gewindestumpf aus der Bohrung und wo einen neuen Spiegel her.
Zumindest was den Spiegel angeht hilft das NAVI, denn nur wenige Hausnummern weiter soll sich eine Motorradwerkstatt befinden. Wir laufen mutig zu Fuß drauf los- die paar Hausnummern ha!
Da jede Hausnummer aber ca. einen Quadratkilomer abdeckt, zog es sich dann doch etwas länger bis wir eine kleine MX- und Roller-Werkstatt erreichten. Der Besitzer konnte uns erstmal nicht helfen, bis er in seinem Resteregal noch einen Satz Spiegel von irgendwas yamahaähnlichem fand und uns zum probieren einfach so mitgab.




Und wie man sieht, es passte und die XJ war nun bestimmt 2 kg leichter.
Natürlich hat Lutz die Spiegel dann auch später bezahlt.

Die ganze Aktion war eher ein Gewinn, denn kaum war der Spiegel montiert kam die Sonne endgültig durch und wir fuhren raus zu dem See, den uns Flori empfohlen hatte.


Schon die Anfahrt war ziemlich klasse, denn die Straße war wieder voll Abenteuermodus. Ich weiß auch nicht mehr so genau ob ich oder das Schaf größere Augen machte, als es getrieben von einer ungeduldigen Schäferin im Steilhang den Halt verlor und mir vor die Räder purzelte. Der Schäferhund lag derweil gelangweilt im Straßengraben und ich meinte kurz eine Bewertungstafel in seiner Pfote aufblinken zu sehen.
Wir erreichen den See und kurz nach der Staumauer erweckt eine kleine Felswand meine Aufmerksamkeit.


Ich kann die Kletterei hier aber nicht empfehlen, denn die Felsen sind hier identisch aus der selben Pampe, mit der ich früher die Berge meiner HO-Eisenbahn gebastelt hab.
Man kann ganze Felsstücke mit der Hand rausbrechen und mit den Endurostiefeln merkt man auch erst sehr spät wann es unter einem zu arg nachgibt.
Aber Spaß hats dennoch gemacht.



Nach der Klettereinlage erreichen wir das versprochene Hotel und staunen nicht schlecht.


So viel Karibik hätte ich hier nicht erwartet.



Wir nutzen die Gelegenheit tauchen unsere Füße ins kalte Wasser und lösen eine der größten Umweltkatastrophen der letzten Jahre aus.


Nein natürlich nicht. Es gab keinen Umweltalarm und auch kein Fischsterben, aber die Trägheit, die das plötzlich warme Wetter beschert steht einem deutlich ins Gesicht geschrieben.


Es fällt mir jedenfalls sichtlich schwer mich aufzuraffen. Der Bedienung auf der Hotelterrasse geht es scheinbar ebenso und so verstreicht eine angenehme Weile, bis wir bezahlen und weiter dürfen. Hatte ich schon den tollen Apfelstrudel erwähnt?
Noch ein verträumter Blick zurück und aufsitzen.


Der Weg soll uns hier hin führen!!



Macht er aber nicht.
Er endet in einem Schweinepfad in den Bergen und so müssen wir wieder ein Paar km zurück, bis wir dann den Pass mit dem Kloster erreichen.


Es ist ein Nonnenkloster und wenn man vorher noch nie mit dem Antlitz einer orthodoxen Nonne konfrontiert wurde, bleibt der Blick doch etwas länger als höflich gewesen wäre an der Kleidung fixiert.
Das Kloster liegt direkt unter der Anhöhe, auf der ein riesiges Kreuz errichtet wurde. Ich persönlich bin mir sicher, das es sich um eine Vampir-Flug-Abwehranlage handelt, die verhindern soll, dass einfliegende Vampire, Schloss Dracula auf der anderen Seite erreichen.




Und somit befinden wir uns schon mitten in der bizarren Welt,


maximal vermarkteter Minimalattraktionen,



die uns dieser Knabe hier,


angedichtet hat.


Das Warnschild fand ich dennoch schwer in Ordnung, auch wenn sich heute kaum noch jemand für dein Blut interessiert, kann man hier ganz schön ausgesaugt werden. Fairerweise muss man aber auch zugeben, dass dieses Draculaland für Kids wohl echt eine spannende Sache ist.

Nachtrag füs private Logbuch:
1. Immer wenn man denkt, man wäre gänzlich allein, kommt, kaum das man nackig in die Fluten springen will, irgendwo doch noch so ein Terrouristenpaar mit Cam an.
2. Die Sache mit den Spiegeln zeigt mal wieder, dass die Rumänen uns vielmehr vertrauen als wir Ihnen.
Direktive an Kleinhirn, Vorurteilsmodus auf 86% reduzieren.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

28.11.2013 21:49
#64 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Fazit Motorrad:

Natürlich ist es kein Pappenstiel, auf einer 250er mit Gepäck in 21 Tagen 6300 km auf nur rudimentär vorhandenen Straßen zurückzulegen.

Aber das wäre es mit einem anderen Motorrad genau so wenig und so gab es viele Momente, in denen ich die Leichtigkeit und Luftigkeit dieser kleinen Räuber zu lieben gelernt habe.

Ich will es mal anders darstellen und ein paar Vorurteile ausräumen.

Geringe Durchschnittsgeschwindigkeit:

Also wenn du nicht gerade über die Autostrada bolzt oder dich im Kampfmodus auf jeder noch so schönen Passstraße der gebotenen wunderbaren Aussicht berauben willst, dann muss man sich eingestehen, dass man mit der 250 ca. genau 0,nix langsamer ist als mit einem 100 kW Bike.

Einzig Überholen im dichten Verkehr ist eine Angelegenheit, die man etwas sorgfältiger planen sollte. Nach meiner Erfahrung aus dieser wie auch anderen Reisen sind Faktoren wie Wetter, Straßen- und Verkehrsbedingungen und die eigene Kondition viel entscheidender und letztlich bestimmender für die Länge der Tagesetappen.

Platzangebot:

Nun, dies ist definitiv einer der Schwachpunkte einer 250er Enduro. Außer einem kleinen Tankrucksack und ca. 50-70 Liter Gepäcksack lässt sich kaum weiteres Gepäck verstauen. Zelt, Schlafsack und Kochgeschirr finden sinnvoll eher keinen Platz auf solch einem Motorrad. Das liegt weniger an der Konstruktion –gerade die CRF bietet da schon genug Reserven- sondern eher an der hecklastigen hohen Gewichtverteilung. Es macht wenig Sinn, ein 145 kg Motorrad mit 70 kg Gepäck zu beladen.

Man beraubt sich einfach der Vorteile dieser Motorradklasse. Daher halte ich auch die Montage von Koffern für wenig geeignet, den Reisespaß zu vergrößern. Man muss sich vorher sicher sein was man möchte. Will ich in den Bergen komfortbefreit übernachten, dann muss ein kleiner Schlafsack genügen. Will ich mir ein Land ansehen, aber nicht auf den Luxus einer Pension verzichten, dann bin ich mit der kleinen Enduro optimal bedient.

Ergonomie:

Die Sitzposition (Kniewinkel, Ellenbogen, Schulter) sollte passen. Der Lenker muss hoch genug sein, um im Stehen fahren zu können und neben dem Tank muss Platz für die Knie bleiben.

Man sitzt auf einer Enduro in der Regel recht aufrecht. Das muss auf langen Etappen nicht unbedingt von Vorteil sein. Die Möglichkeit, die Sitzposition in eine leicht nach vorne gebeugte Position zu variieren, sollte durch das Gepäck nicht verhindert werden.

Vibrationen sind bei der CRF kein Thema. Selbst bei Marschgeschwindigkeit Tacho 120 spürt man vom Motor recht wenig. Schätze mal, dies ist auch der Grund, warum die Reisegeschwindigkeit sich nicht von meinen Erfahrungen mit 650er Einzylindern unterscheidet. Das Geräusch ist allerdings deutlich hochfrequenter. Im Gegenzug muss man sich keine Gedanken um die Haltbarkeit des Triebwerks machen. Denn im direkten Vergleich zu den bekannten großvolumigen luftgekühlten Einzylindern wird man eine CRF durch Dauervollast niemals zerstören. Ja, und dann ist da noch der über die 6300km Distanz nicht messbare Ölverbrauch. Da kann eine XT oder Domi schon mal 3 Liter durchblasen.

Das Fahrwerk bleibt auch jenseits der 100 stabil, wobei eine leichte hochbeinige Maschine auf äußere Einflüsse natürlich stärker reagiert als ein 6 Zentner Tourer. Und bei derben stürmischen Verhältnissen sollte man den Lenker schon mal etwas beherzter anfassen und sich den Einflüssen entgegenstemmen.

Die Sitzbank:

Der erste Eindruck täuscht nicht, es handelt sich eher um den String-Tanga unter den Motorradsitzmöbeln.

Brauchst Du in der S-Bahn eher zwei Sitzplätze (ausgenommen der Mainzer Modellbauversion einer S-Bahn) oder empfindest bereits die Sitzbank eines Carrera 4 für puren Sadismus, dann wirst du mit diesem String nicht klarkommen. Knackst Du aber mit deinen Pobäckchen im Advent Nüsse (nein keine Kokosnüsse), dann wirst du das Ding abmontieren und durch eine Kohleschaufel ersetzen.

Von solchen Extremen abgesehen, sollte der normal leidensbereite Hintern ab dem zweiten Tag mit dem roten Sitzbalken gut klarkommen. Bei Tagesetappen um die 10 Stunden ist eine weiche üppig gepolsterte Sitzbank auch nicht das Richtige und steigen dann noch die Temperaturen, bist du schnell froh, nicht zu viel von deiner Alabasterhaut am Gesäß durch die Sitzbank abzudecken und so der kühlenden Konvektion zu entziehen.

Mit 75-80 kg wird es in der Regel nicht gelingen, die Sitzbank der CRF bis auf die Karkasse durchzusitzen und somit halten sich die Druckstellen an deinem Allerwertesten in Grenzen.

Ich kann die Sitzbank also eingeschränkt empfehlen. Verbesserungspotential sehe ich primär darin, sie im Mittelteil etwas breiter und sogar noch etwas härter zu gestalten.

Reichweite:

Den kleinen 7,7 Liter fassenden Tank hielt ich anfangs für einen schlechten Witz. Im Normalbetrieb hat er sich dennoch als dicke ausreichend gezeigt, denn mit Verbräuchen von maximal 3,6 Litern (Autobahn annähernd Dauervollgas) bis deutlich unter 3 Litern (Landstraße im Urlaubsmodus) bewegt sich der Spritkonsum auf einem geradezu lächerlich niedrigen Niveau. Verlässlich 240 km schafften wir auf dem Rumänientrip, bevor wir wieder an die Säule mussten.

Oder anders gesagt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wir haben fast 500€ Spritkosten dadurch gespart, dass wir unsere Vierzylinder auf der Koppel haben grasen lassen und mit den Fohlen ausgeritten sind.

Würden wir es wieder tun:

Aber hallo!

Die Planung unserer 6000 km Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien und dann mal sehen Tour in 2014 ist schon weit fortgeschritten.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

30.11.2013 10:20
#65 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Weiter gehts.......

feldweg-streuner.blogspot.de/2013/11/tag...argu-mures.html

Viel Freude beim Lesen

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
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Turtle Offline




Beiträge: 15.095

03.12.2013 12:37
#66 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Das Hotel Castle Dracula war aber nicht übel. Essen war gut in dem verwinkelten Gemäuer und ne "Gruft" hatten die auch. Habt ihr da übernachtet?

Werner

O tempora, o mores

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

05.12.2013 19:03
#67 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Wir wollten da pennen, aber den Mädels war mehr nach einer Vollstreckbank
aber da gab es nur eine Steckbank.

Bin übrigens aus Starnberg zurück
hab also wieder Netzt
und bald gehts mit dem Bericht weiter.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

06.12.2013 11:35
#68 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

08.12.2013 10:27
#69 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Tag 11

Etappe: Bistrita -Targu Mures- Sibiu (Herrmannstadt) (292km)

Beschreibung: Abwechslungsreiche Etappe über Stock und Stein und Asphalt ohne Halt. Die Etappe ist der Beweis, dass man auch ohne hohe Berge kurvige Straßen bauen kann.



Der Tag beginnt mit dem üblichen morgendlichen Regen, der sich aber schon zum Frühstück hin verflüchtigt und da wir gestern Abend ja wirklich wieder alles, was es gab, aufgegessen hatten, bin ich auch guter Dinge, dass es trocken bleiben wird.

Unser heutiges Ziel ist Sibiu. Die Etappe hatten wir beim Abendessen vorgeplant und auch schon das Hotel gebucht. Es wird nämlich eine recht lange Tour, in deren Verlauf wir uns auch trennen werden, da Helga und Lutz noch Besuche zu machen haben und wir noch etwas tiefer in den Dreck wollen.

Am frühen Mittag erreichen wir Targu Mures. Die Stadt zweigt sich als die bisher belebteste und imposanteste rumänische Stadt und der Straßenverkehr läuft dank Komplettverampelung überwiegend anarchiebefreit.





Doch wie der Teufel es will, trennt genau eine solche Lichtzeichenanlage unsere kleine Gruppe und ich nutze die Gelegenheit, mich in der Mitte des Ringverkehrs unübersehbar so zu positionieren, dass ich den Rest der Truppe einfangen kann und zugleich ein paar Bilder der tollen Bausubstanz machen kann.



Der Rest der Truppe hingegen nutzt die Gelegenheit, sich durch Vorbeifahren zwanglos vom Tourguide zu verabschieden.

Mit noch in fassungslosem Blick versteinerter Miene bleibt dem Rest meines Körpers keine Zeit zu verharren. Wenn ich die hier verliere, sehe ich sie vielleicht nie wieder. Ich wende in der Einbahnstraße über die flache Fußgängertreppe und ordne mich geräuschoptimiert in den laufenden Verkehr ein. Drei Ampeln weiter erkenne ich Lutzens gelben Helm und dass sich der Gasgriff viel besser bedienen lässt, wenn ich endlich die Cam wieder in die Jackentasche stecke.

Ab jetzt fließt der Verkehr viereinhalbspurig. Ein letztes beherztes Ignorieren der roten Ampel und schon ziehe ich an Helga vorbei, die mir genau so freudig wie überrascht zuwinkt. Auch Sabine scheint dann doch ganz froh, mich wieder vor sich zu sehen. Wir drehen bei und fahren zurück zu den kleinen Lokalen, die ich vor dem Gebäude hier



entdeckt hatte. Es ist Zeit für Kaffee und durchatmen.



Das Lokal entpuppt sich als Dönerbude, was uns aber sehr entgegen kommt. Es erleichtert das Bestellen doch deutlich, wenn man die Speisen kennt.

Soooo der Plan......

Es war dann doch etwas aufwändiger, aber nichts, was man nicht durch Beharrlichkeit und mit dem Finger drauf zeigen hätte regeln können.

Derb war jedoch die Nummer mit der Toilette. Ihr wisst ja, die sind furchtbar dreckig in Rumänien.

Ja, stimmte leider auch nicht. Die hier war sauber aber abgelegen in einer seitlichen Katakombe nur etwas schwer zu finden. Ein Schild hing an der Tür, das vermutlich auf die Gebührenpflicht für Nichtkunden hinwies. Sooo mein Gedanke.

Etwas unlustig wurde die Sache, als ich merkte, dass der Schnapper defekt war und sich von innen nicht mehr öffnen ließ. Und das bei meiner Klaustrophobie.

Unruhig wurde ich, als ich merkte, dass ich mein Handy auf dem Tisch hatte liegen lassen. Es könnte also dauern, bis ich aus diesem Loch wieder raus komme.

Panisch hingegen wurde ich erst, als ich merkte, dass hier nur rumänische Frauenzeitungen oder die Ru Ausgabe der Bunten zum Lesen lagen.

Wild gegen die Tür hämmernd wurde ich von einer Küchenfrau befreit, die mich vermutlich gesehen hatte, als ich zur Toilette ging und sich einen Spaß draus gemacht hatte, mich da etwas zappeln zu lassen.



Während des Genusses der pappsüßen Nachspeisen, beobachte ich, wie die Polizei die Straße teilweise absperrt. Ich ahne noch nicht, dass wir in wenigen Minuten Teil dieses verschärften Verkehrschaos werden würden.

Der Weg führt uns durch fast unberührte Teile Siebenbürgens






an die Große Kokel.

Ja nee, heißt echt so.

Die Strecke ist deutlich abwechslungsreicher als die Bilder zeigen. Führt an Flussläufen vorbei und auch schon mal durch den Wald.

Wir trennen uns unterwegs, denn Sabine und ich wollen nach Sighisoara, während Helga und Lutz nach Medias abzweigen.

Auf dem Weg begegnen wir diesem Abschleppwagen. Leider hab ich das Gefährt während der Fahrt nicht optimal erwischt, aber der Wagen stand nur bis zur B Säule auf der Pritsche.

Rumänen-Abenteuer Pur.



Schäßburg selbst zeigt sich dann recht rummelig. Die Stadt hat mit Ihrem mittelalterlichen Flair echt was zu bieten und trägt den Status als Weltkulturerbe zurecht. Für uns wars an diesem Tag aber nicht das Richtige und so suchen wir uns einen schönen Platz gegenüber auf einem Berg, um das Treiben aus der Ferne zu bewundern.





Dabei wurden wir auf diese Topimmobilie aufmerksam.



Leider war die Baugenehmigung für den Pool noch nicht durch, sonst hätten wir zugeschlagen.

Wir ziehen weiter nach Agnita, um Lutz und Helga abzufangen. Dabei queren wir eine der ärmsten Regionen unseres bisherigen Weges. Eigentlich wollen wir nochmal einkehren, aber hier gibt es ausser Landschaft und ab und an einem kleinen Supermarkt gar nichts. Vor den Märkten stehen Landarbeiter, die sich betrinken. Der Regen kommt zurück wir halten kurz an einer Einfahrt, aus der geschwindt zwei Kinderköpfe zum Vorschein kommen. Wir schenken ihnen ein paar Süßigkeiten und ich blicke in erstaunlich dankbare Augen eines kleinen blondgelockten Engels.

In Agnita finden wir diese völlig brachliegende Feste und eine Baustelle, die die ganze Straße erfasst. Die Umleitung erscheint uns bei dem aufkommenden Regen als keine echte Alternative und so holpern wir 2 km über den eigentlich nicht vorhandenen Bürgersteig.

Wie vermutet werden Helga und Lutz sich nicht so einfach bei Ihren Gastgebern davonstehlen können, ohne den halben Vorratskeller durchgekostet zu haben und wir beschließen, nach Herrmannstadt durchzubrummen.

Dank NAVI finden wir das Hotel am Ende der Fußgängerzone auch direkt (also wir sehen es). Einen fahrbaren Weg dorthin zu finden, soll uns aber noch eine Weile beschäftigen.

Wie besprochen dürfen wir mit den Motorrädern im Hof parken.

Wir bekommen die Schlüssel, ich öffne die Zimmertür und.......






kanns kaum Glauben, was man so für 30€ pro Nase inkl. Frühstück bekommen kann.

Fast hat man Hemmungen, mit den schweren Stiefeln über den roten Teppich zu schlappen.

Es gibt auch eine riesige Badewanne und ein Bild von mir, wie ich da mit der Hotelduschhaube auf dem Kopf meinen Elitekörper in Schaumbad ertränke.

Wollt Ihr das sehen?

Besser nicht. Die Farbe der Haube harmoniert nicht sonderlich mit meiner sonnenverwöhnten Haut.

Soll ich noch von dem Spa, dem Schwimmbad und dem Jugendstil-Speisesaal mit dem verschiebbaren Dach und dem Erotikkanal berichten????

Na ja, morgen vielleicht.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

W-iedehopf Offline




Beiträge: 8.114

08.12.2013 10:44
#70 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Super Bericht mit total schönen Fotos.
Macht Lust auf mehr!

Ich hab mir nie vorstellen können in den Ostblock zu fahren.
Bei Rumänien fiel mir nur Dracula und Ceaucescu ein.
Euer Bericht macht richtig Lust diese Länder mal zu entdecken.

Danke!

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

08.12.2013 11:09
#71 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Moin Irmi.

Das ist auch mein Ziel..................
dich anzulocken........
und nächstes Jahr mitzuschleifen...

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

08.12.2013 17:15
#72 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
Ich möchte schlafend sterben, wie mein OPA .... nicht schreiend wie sein Beifahrer

Turtle Offline




Beiträge: 15.095

09.12.2013 11:24
#73 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Zitat
Ich hab mir nie vorstellen können in den Ostblock zu fahren.
Bei Rumänien fiel mir nur Dracula und Ceaucescu ein.
Euer Bericht macht richtig Lust diese Länder mal zu entdecken.



Ich kann das auch nur empfehlen. Eine Rumänienrundreise hab ich schon vor einigen Jahren gemacht, wir waren auch zu viert. Hintendran noch ne Woche in Eforie Süd die Seele baumeln lassen. Da fahren viele Deutsche zur Kur hin.
Nächstes Jahr gehts Rund durchs Baltikum.

Zitat
Targu Mures


In nem Kaffee gegenüber dem schönen Volkshaus haben wir damals Pause gemacht. War in gedanken wieder da, als ich die Bilder hier gesehen habe.
Werner

Die Sozialisiernug der Schulden gibt dem Begriff Bürger eine ganz neue Bedeutung

König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

09.12.2013 18:44
#74 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Tag 12 Sibiu "ein toter Vogel kommt vorbei und stirbt"
Tag 12 Sibiu - Speisesaal - Schwimmbad - Speisesaal (0 km)
Beschreibung: Launige Tour durch die plüschbehangenen Gänge und Säle der Jungenstilvilla mit anschließender venizianischer Stadtbesichtigung

Der Weg nach dem Erwachen führt uns durch endlose nur schwach mit künstlichem Licht erhellte Gänge,

von Tür zu Tür in einen Großen Saal. Eine fremde laute Meschenmasse empfängt uns mit gesenktem Blick. Ihre Hände gerüstet mit primitiven Hieb- und Stichwaffen versperren sie uns den Weg.
Werden sie uns feindlich gesinnt sein? Uns versuchen, von unserem Weg abzubringen oder uns zu verjagen?
Wir lassen uns nicht einschüchtern, viel zu weit sind wir schon nach Osten vorgedrungen. Wir sind bereit, für unser Recht zu kämpfen....


bereit, auch unter großen Verlusten das Frühstücksbuffet zu erreichen.
:-)



Der Himmel bleibt bedeckt. Es wird wohl den ganzen Tag regnen.
Wir fröhnen dem üppigen und stilvollen Angebot in dem netten Jungenstilambiente des Speisesaales.


Leider kommen wir nicht in den Genuss des offenen Daches.
In Anbetracht dses ausgewogenen Frühstücks - eine Komposition, die selbst gesundestes Blut in die Konsistenz von 3 Grad kaltem 50er Oldtimeröl verwandelt -


soll der Tag mit einer Trainingseinheit im gestern Abend schon besichtigten Hotelpool starten.
Soooooooo....................der Plan.


Vermutlich wegen der anhaltenden Dürreperiode - im Senegal - erweist sich der Pool leider nicht wie geplant als Hort willkommener körperlicher Ertüchtigung,

da er ausgerechnet heute wegen Servicearbeiten abgelassen wurde. Sehr ärgerlich, denn so ein Tag mit Waschen, Schwimmen, Saunieren wäre exakt das gewesen, was uns gerade gut zu Gesicht gestanden hätte.

Während der Pool sich langsam, sehr langsam, viel zu langsam wieder mit Dürrebekämpfungsmittel füllt, verlassen wir unser Hotel (das da)

und drehen, bei nicht gerade üppigem Tageslicht, eine erste Runde durch Herrmannstadt.


Die Stadt hat mit ihrem etwas angestaubten K&K Flair











(Das ist St.Hanfes. Habt Ihr gesehen, was der in der Hand hält)




(ArtWork von Kiff Heering)

den in diversen Baustilen errrichteten Kirchen und Gebäuden





doch einiges zu bieten.



Wobei ich die Lust der Orthodoxen am Abknutschen von Reliquien nur schwer nachvollziehen kann.


Auch wenn noch recht viele Hinweise auf deutsche Kultur und Sprache zu finden sind,


möchte ich Euch gleich der Hoffnung berauben, dass in diesem Teil Rumäniens die Sprachbarriere tatsächlich niedriger ausfällt. Nach unseren Erfahrungen bringt einen ein wenig Englisch definitiv besser voran.

Und dann war da noch dieser nette Einheimische, der mich zum Essen einladen wollte



Irgendwie drückt das düstere Wetter dann aber doch auf die Stimmung.
Auch der am Stadtrand liegende bizarre Einkaufstempel mit seinen 4 Etagen Expose kann uns nicht aufheitern.
Magazinul Dumbrava
Das Ding muss man echt gesehen haben. Der Bau stammt wohl noch aus der Hochblütezeit des Spätsozialismus und war einst Einkaufstempel numero uno in der Region. Die äußere Bausubstanz hat den Sprung in die Einkaufsneuzeit gänzlich unbeschadet überwunden, was in erster Linie dazu dient, Ortsfremde in diese Labyrinth der Geschmacklosigkeit hinein zu locken.
Auf vier Etagen wird dem verwirrten ausländischen Besucher ein unüberschaubares Potpourri an Merkwürdigkeiten und Waren präsentiert,

***Zensiert: Bild widerspricht den Googel-Richtlinien zum Schutz des Augenlichtes***
***Picture is wegmaked by Abusecenter and insperred in a restricted area for never find back to the tageslicht***

welches man sonst allenfalls von Trödelmärkten oder der Altkleidersammlung her kennt. Nach einigen verzweifelten Versuchen gelingt es uns, diesen Tempel des Besonderen zu verlassen und draußen erst mal um Luft zu ringen und sich geistig vom Suizid zu lösen.
Nicht allen sollte dies gelingen.

Ein toter Vogel kommt vorbei und stirbt......



.....der Kellner spiel Klavier......

Der Tagestiefpunkt ist, denke ich, erreicht, als wir weitab aller Unterstellmöglichkeiten von einem Platzregen überrascht werden.
Wir gehen zurück zum Hotel, nicht ohne vorher im Supermarkt noch was zu knabbern und eine Flasche Wein zu kaufen.




Um halb sechs sitzen wir im Zimmer und warten.....


auf was auch immer.
Kanal 16 bringt die Stimmung auch nicht weiter hoch und das Lustigste, was so passiert, ist das Glas Wein, das mein Bettlaken in eine Requisite aus Nightmare verwandelt.
Der Himmel klart unbemerkt auf. Das Dach vom Speisesaal öffnet sich.
Aber irgendwie sind wir alle Vier ganz schön fertig.
Irgendwann döse ich, begleitet von dem aus dem offenen Dach des Speisesaals dringenden Pianokonzert, beseelt ein.


Sooooo schlecht war der Tag dann doch nicht und ich träume schon mal von der Transfogarasan, die wir morgen unter die Räder nehmen werden.


Und vom Ende der Dürreperiode, welches morgen, wenn auch zaghaft, eingeleitet wird.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
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König-Welle Offline




Beiträge: 1.808

09.12.2013 19:35
#75 RE: Rumänien 2013 2xCRF vs.6300km Antworten

Zitat
Nächstes Jahr gehts Rund durchs Baltikum.



Das hör ich jetzt von so Vielen.
Bin mal gespannt mit welchen Eindrücken Ihr da zurückkommt.

Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt*
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