Vor allem bin ich der Meinung, wenn ein Konsument ein Produkt oder dessen Design nicht versteht, dann ist das überhaupt nicht sein Problem sondern das Problem des Herstellers.
Genau das habe ich ja gemeint. Ich habe nie gesagt, dass das Problem beim Kunden liegt. Der Hersteller verkauft ein Produkt nicht, dass beim Kunden (noch) nicht ankommt. Und er hat dann das Problem.
Aber wenn du es jetzt z.B. mal auf Prototypen beziehst, denn werden die mit neuartigem Design von ganz vielen erst mal abgelehnt, weil es einfach zu neu, zu anders ist. Ein paar Jahre später hat man sich gewöhnt, es wird dann gekauft und noch zwei, drei Jahre später ist es allgemein gültiges Design.
Zitat von electro im Beitrag #188Perfekt ist naemlich meistens auch scheisslangweilig und dann hat der Designer eben auch versagt.
Wenn es langweilig ist, dann ist es nicht perfekt. Ich behaupte, daß Perfektion, oder auch nur annähernde Perfektion, bei einem Gebrauchsgegenstand oder einem Kunstwerk niemals langweilig ist, denn allein die Anmutung der Perfektion erweckt Emotionen. Es gibt einige Beispiele für in meinen Augen annähernde Perfektion bei völlig banalen Gegenständen, die mich jedesmal mit Freude erfüllen, wenn ich sie sehe. Zum Beispiel dieses geniale Teil:
Bin das Ding heute probegefahren. Konnte dem Angebot nicht widerstehen, während die RR zur Erstinspektion beim Freundlichen stand.
Hueregeiler Töff, ums gleich vorweg zu nehmen! Der Boxermotor dominiert die Optik ebenso wie das Fahren, und der Rest scheint wie darum herum gebaut. Im direkten Vergleich zu meiner perfekt, aber steril funktionierenden und nur auf Höchstleistung getrimmten RR steht hier der Motor im Vordergrund.
Das geht schon beim Druck auf den Starterknopf los: Heftig schüttelnd bringt der Elektrostarter die dicken Kolben in Schwung und erweckt den großvolumigen B2 zum Leben. Bei jedem Gasstoß neigt sich die Maschine zur Seite und fordert zum Festhalten am breiten und und vergleichsweise geraden Lenker auf. Hier ist nix weichgespült, nix auf Komfort oder Mädchen getrimmt. Alles vibriert, schüttelt und lebt. Alles funktioniert ein wenig strenger und mit mehr Krafteinsatz als man das von einem modernen Motorrad erwarten würde. Aber es passt - es passt zu einer aktiven Fahrmaschine, die sich den BMW-Slogan "Sheer Driving Pleasure" wie kaum ein anderes Modell der Marke auf die Fahnen geschrieben hat.
Bei mittleren Drehzahlen geht’s erst mal behutsam aus dem Ort hinaus und auf den Uznaberg hinauf. Der Akrapovic-Topf ballert extrem heftig und zieht die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Obwohl ich mich mit dem Motorrad außergewöhnlich gut angezogen fühle, ist mir das definitiv zu viel des Guten und ich bin froh, die Ortstafel hinter mir zu lassen, um den Boxer ungestört und ohne zu stören durch das Drehzahlband zu jagen. Brutal schiebt der 1200er von unten raus und lässt beim Ausdrehen keine Sekunde nach. Ja - so muss ein Antrieb für eine solche Lifestyle-Maschine sein: kräftig, kernig, kompromisslos. Ob dynamisch aus den Kehren schnalzen, harmonisch geschwungenen Flussläufen entlang eilen oder einfach nur gemütlich im Rahmen des legalen Geschwindigkeitsfensters Kolonne tuckern. Der Motor - das Motorrad - macht einfach souverän, und man klebt nicht ständig dem Vordermann im Rückspiegel, sondern gibt mit etwas Abstand selbst die Pace vor.
Alles funktioniert - funktioniert bestens, wie man das von einer BMW erwartet und von BMW gewohnt ist - aber das Fahrwerk ist mir doch ein wenig zu straff. Dabei bin ich von der RR nicht verwöhnt, aber selbst nahezu unsichtbare Waschbrettwellen auf frisch gewalzten Streckenabschnitten werden von hinten her durchs stark gedämpfte Federbein allzu deutlich an den Fahrer weiter gereicht. Hier wäre ein wenig weicher eindeutig mehr gewesen. Auch ist die Sitzbank - wie bei so vielen BMW - nicht unbedingt für mein Gesäß maßgeschneidert. Wie kürzlich bei der K 1300 R stören vorn seitlich zwei Absätze, so dass ich mich dabei ertappe, auf der Suche nach mehr Komfort im Sitz hin und her zu rutschen.
Das sind freilich Marginalien, deren Erwähnung nur Zeichen dafür ist, dass es nix Wesentliches zu kritisieren gibt. Wer dieses Motorrad kauft, wird nicht enttäuscht. Es steckt genau das drin, was das Äußere verspricht: eine ursprüngliche, ehrliche Fahrmaschine, die es mit dem Zeitgeist ernst nimmt und dabei vielleicht ein bisschen übertreibt. Wie bereits erwähnt, fühlt man sich mit der R nine T sehr gut angezogen und findet Fahrspaß im Überfluss bereits bei Geschwindigkeiten diesseits der Legalität. Damit ist BMW der Wurf gelungen, der mit der R 1200 C selig trotz großen Aufwands und durchaus ansehnlichen Resultats zu kurz geraten war.
Als ich den Schlüssel auf den Tresen lege, steht mir die Freude ins Gesicht geschrieben und ich kann mir ein herzhaftes: "So än huere geiler Töff!" nicht verkneifen.
Hast du keine Angst gehabt einen Zylinder auf dem Asphalt anzuschleifen?
Das war mein erster Gedanke beim Probesitzen.
Eventuell mache ich 2015 eine Probefahrt,- wenn sich im nächsten Jahr der Hype nach der Maschine gelegt hat und die "Rückengeplagten" wieder zur GS tendieren.
Die Zylinder hängen zwar tief, aber die Fußrasten sind noch tiefer. Ich hab auf den 60 Kilometern die Nippel zwar nicht zum Schleifen gebracht, aber ein paar Mal waren sie gefährlich weit unten. Zum normalen oder flotten Cruisen reicht’s aber allemal aus.
sehr schön beschrieben, was die Nine T so faszinierend macht. Nach über 7000 km steige ich immer noch mit einem breiten Grinsen nach jeder Tour vom Töff.
Jetzt hab ich das Interview auch mal gelesen - der ist ja nur von sich voreingenommen und alle anderen sind doof. Mit dem hätte ich nicht arbeiten wollen.