Wohnmobil plus Oldtimer auf Hänger dahinter. Auf der Fahrt nach Österreich bin ich auf der Raststätte Irschenberg an der Autobahn München Salzburg in der Nacht vom 28. zum 29.6. ausgeraubt worden, die Story dazu weiter unten.
Soeben habe ich für die Abwicklung mit der Versicherung das Aktenzeichen bei der Autobahnpolizei Holzkirchen abgefragt und dabei erfahren, daß es mittlerweile eine Serie dieser Straftaten dort und an der Inntalautobahn auf österreichischer Seite gibt. Falls dort jemand in Womo oder Wohnanhänger übernachten will, möge er hier zu Ende lesen.
Die Story:
Eine Woche Kleinwagentreiben mit Gleichgesinnten in Österreich, der Großglockner soll gestürmt werden. Treffpunkt ist Zell am See am Samstag, über 800 Kilometer Anreise, so fahren wir schon freitags.
An der Raste Irschenberg an der A8 München - Salzburg ist gegen 20.00 Uhr Schluß. Parkplatz zwischen anderen Womos, Essen, gegen 22.00 Uhr ablegen.
Irschenberg ist eine einseitige Raste, also der Verkehr beider Fahrtrichtungen wird auf eine zentrale Anlage südlich geleitet. Dort gibt es drei Parkbereiche : PKW Raststätte, LKW + Hängerzüge und MC Donalds. Die Tanke ist kameraüberwacht. Freitagabends massives Schweinetreiben, die Raste ist rappelvoll, Laster kommen und gehen, Menschen johlen, ständiger Lärm. Wir fühlen uns sicher.
Bei Fahrten mit Hänger + Ladung kurbeln wir am Womo keine Stützen aus, um Bewegungen wahrnehmen zu können, sollte jemand auf dem Hänger turnen. Eigentlich spürt man so jeden Luftzug. Eigentlich...
Samstags um 8.00 , wir sind eben aufgestanden, klopft es an der Tür: Ob die Handtasche unter dem Womo uns gehöre... . Tut sie, auch die Brille und ein paar Fahrzeugpapiere. Nun sehen wir auch, daß die Beifahrertür nur angelehnt ist. Und der Vorhang zwischen Fahrerhaus und Wohnbereich ist auch auf, der war garantiert zu (nicht, daß jemand nach Erblicken meines nackten Vollmondes Rente wegen diverser Traumata einfordert.)
Es dämmert: Da war was !
Kurzer Check: Meine "Handtasche", also mein Jackett mit Brieftasche, allen Papieren, Handy und Kleinkram fehlt. Und ein Fotoapparat. In der Reisekasse befanden sich fast 2500 Euronen, die allein verschmerzbar wären, aber all die Papiere, Personalausweis, Führerschein, Geldkarten, Kreditkarte, Fahrzeugpapiere, Metro, ADAC und was weiß ich noch alles... ! Glücklicherweise hatte meine Weib ihre Dokumente, Handy und ihr Bares anderweitig gelagert, sodaß die Tour nicht gefährdet ist. Alle Karten gesperrt, Polizei gerufen.
Die Täter sind sehr professionell vorgegangen:
Schloß der Beifahrerseite aufgebrochen. Das macht man, wenn gerade ein Laster vorbeirumpelt, so ein Polizist. Dann den zum Innenraum gedrehten Sitz umfaßt und die Lehne steilgedreht, so daß man um den Sitz schleichen kann (würde man den Sitz drehen, rastet er hörbar laut ein).
Einmal im Womo werden Alkoven , Sitze und Kleiderhaken gefilzt, dabei nähern sich der oder die Täter bis auf einen guten Meter den sägenden Besitzern. Völlig lautlos und schaukelfrei ( vergl . Anhängerwippen, oben). Dabei werden Vorhänge geschoben, die sonst gut Lärm machen und offensichtlich das Restlicht des Parkplatzes durch die Oberlichter genutzt. Die Geräuschkulisse des Rastplatzes schützt die Täter dabei.
Schon beim Verlassen des Womos wird meine gefilzte Jeans zurückgelassen (nur Schlüssel drin), die uninteressante Handtasche fliegt unters Wohnmobil.
Später erinnere ich mich, mich morgens gegen 5 anläßlich eines WC Besuches gewundert zu haben, daß der vordere Vorhang auf war. Aber im Halbschlaf war nicht viel mit Denken.
Die Spurensicherung erklärt, daß die Diebe eine Art großen T Griff in das Schloß rammen, kräftig drehen, fertig. Übrigens hätten die Opfer der Vornacht ihre Papiere in irgendeinem Gestrüpp wiedergefunden.
Nach zwei Stunden kenne ich jede Mülltonne der Raste persönlich und die Eßgewohnheiten derer Benutzer. Blicke von mitleidig bis angewidert werden mir geschenkt. In der hintersten Ecke der Wendeschleife des Parkplatzes finde ich meine Jacke. Papiere drin , Geld weg, ein Teil der Tascheninhalte im Gras. Urlaub gerettet.
Von nun an werde ich wieder auf die alten Sicherheitsregel setzen, die ich ansonsten nur auf französischen Autobahnen (erfolgreich) genutzt habe:
Zwischen den beiden Fronttüren wird ein gut sichtbarer , grelloranger Spanngurt gespannt. So kann man zwar ein Schloß brechen, die Tür aber nicht öffnen. Die Seitentür hat mechanische Zusatzriegel, aufbrechen wäre zu laut. Da geht der Herr Dieb dann lieber zum ungesicherten Nachbarn.
Im Inneren wird es eine leicht zugängliche Brieftasche geben, ein paar Euros, abgelaufene Karten und Ausweise, das sieht man im Halbdunkel eh nicht. Die Hauptkasse wird separat verwahrt.
Bayern hatte ich für völlig sicher gehalten, aber seit Strauß tot ist... .
Kasko und Hausrat werden knapp 50 % des Schadens decken, die Maschinerie läuft gerade an. Aber die Edelweißspitze bei wolkenlosem Himmel mit Puderzuckerpanorama war es schon wert !
Am Ende noch ein lustige Geschichte am Rande: Auf der Suchsafari durch die Büsche des Rasthofes finde ich eine Handtasche. "Das nächste Opfer", denke ich, schaue hinein, der übliche Krimskrams. Tasche wieder hingelegt, Visitenkarten der Polizisten hervorgekramt.
Gerade wählen wir die Nummer, erscheint ein Typ und fragt, was wir denn da täten? "Die Polizei anrufen", sagen wir. "Er sei die Polizei", sagt er und weist auf seine Plakette der Bundespolizei an der Kleidung. Schnell ist die Lage klar, er und sein Kollege übernehmen.
Wir treffen ihn und unsere Autobahnstreife später nochmal, als sie die Tasche sichergestellt hatten (und wir eben unsere Papiere gefunden hatten).
Echt blöde sowas, tut mir leid für euch. Uns haben sie vor Jahren auch mal das Womo aufgebrochen, während wir an einer Raststätte drinnen geschlafen haben. Die Jungs waren so gut, dass wir erst gar nichts gemerkt haben und erst stutzig geworden sind, als meine Jacke nicht aufzufinden war. Die Brieftasche und die Haustürschlüssel hatte ich zum Glück rausgenommen, sonst hätten wir uns wohl über eine auf links gedrehte Wohnung freuen dürfen....
Die Bayern haben damit wenig zu tun. Dem Schloß wird nicht durch Zufall mit einem "Polenschlüssel" zu Leibe gerückt und der "Fachausdruck" für das Aufhebeln der Tür durch oben angesetzten Hebel ist "Rumänenknick". Meist sind das Tätergruppen, die eine bestimmte Gegend abgrasen und dann weiterziehen, wenn es langsam zu heiß wird.
Natürlich war die "Bayernmecker" eher scherzhaft gemeint. Rumänen waren mein erster Gedanke, keine Ahnung, warum.
Mit dem Wohnmobil bin ich viel unterwegs, früher durch den Motorsport, heute durch die Kleinwagen. Fast immer geht es um lange Strecken, oft mit Übernachtung unterwegs.
Dabei gibt es im Grunde zwei Varianten: Die Raststätte mit viel Betrieb, Licht usw. . Dies scheint mir sinnvoll, da bei einem möglichen Überfall andere Menschen alarmiert werden können.
Variante zwei ist die Fahrt in eine Gemeinde. Am Freibad, Sportplatz usw findet sich immer was. Dann aber alleine. Das Risiko ist hier eher gering, weil eine gezielte Opfersuche wohl eher auf dem Rastplatz stattfindet. Wird man allerdings jetzt angegriffen, ist man ganz auf sich gestellt. Risiko hier weniger die organisierten Gauner, dafür aber betrunkene Jungböckchen in Horden.
Aus diesen Erwägungen und aus zeitökonomischen Gründen habe ich immer Rastplätze angefahren. Das werde ich auch weiterhin machen, allerdings nun mit Spanngurt, Knüppel und Gasen vorbereitet.
Glaubt man der Statistik, habe ich sowieso mein Soll erfüllt. In Bayern, wennn ich das mal anmerken darf.
Zitat von Zephyr im Beitrag #7 Das werde ich auch weiterhin machen, allerdings nun mit Spanngurt, Knüppel und Gasen vorbereitet.
Dann pass bloß auf, das Du nicht der Empfänger von Gas wirst. Einige der Typen sind so freundlich und leiten Gas ins Fahrzeug um die Insassen auszuknocken (zumindest in Südeuropa sehr beliebt)
Zitat von gerry im Beitrag #8Dann pass bloß auf, das Du nicht der Empfänger von Gas wirst. Einige der Typen sind so freundlich und leiten Gas ins Fahrzeug um die Insassen auszuknocken ...
dagegen hat der gemeine Camper einen Gasalarm, seit zig Jahren, genau wie der stabile Gurt von Klinke zu Klinke
ihr habt aber einen gesegneten schlaf... ich wach schon auf wenn die flöhe husten... manchmal doch ganz gut wenn man weiter schlummert, wer weis wie es sonst ausgegangen wäre, so mit gestörten suchern...
Zitat von mappen im Beitrag #11... ihr habt aber einen gesegneten schlaf... ich wach schon auf wenn die flöhe husten...
vertu Dich mal nicht, Markus. Wenn es rings um Dich herum lärmt (laute Raststätte), dann hörst Du nix mehr, oder Du kannst dann eh nicht schlafen. Ich such mir immer einen nahegelegenen Campingplatz.
Das erste was wir damals immer in unsere Womos gebaut haben waren Geldkassetten und zwar so mit 4 Schloßschrauben im Unterboden und in Ecken befestigt das man sie weder aufbrechen oder rausbrechen konnte. Unmittelbar vor der Fahrt wandert sämtlichen Bargeld (bis auf Tankgeld), Papiere und sonstiges wichtige da rein. Wenn Ihr weiterhin Euren Kram einfach offen rumliegen lasst und es Dieben derart einfach macht viel Geld in sehr kurzer Zeit zu "verdienen" müsst Ihr Euch nicht wundern das immer mehr auf die Idee kommen es Ihnen nach zu machen. Knapp 3 Mille in ein paar Sekunden, nicht schlecht. Die Diebe & Ihre Familien leben sicher ganz gut, ganz sicher besser als mit ehrlicher Arbeit allein, das sehen auch deren Nachbarn. Dann wird auch noch die Versicherung angestrengt den Schaden zu bezahlen und macht die Tarife für uns alle teurer ... Es gibt vieles an der Geschichte das ich nicht verstehe.
Age is of no importance unless you are a cheese
Zephyr
(
gelöscht
)
Beiträge:
09.07.2013 12:51
#14 RE: Warnung vor Ausrauben von Wohnmobilen in Bayern
Zitat von Freewheelin Steve im Beitrag #13 Dann wird auch noch die Versicherung angestrengt den Schaden zu bezahlen .
Na und? Dafür bezahle ich doch letztlich.
Zitat von Freewheelin Steve im Beitrag #13 macht die Tarife für uns alle teurer ...
Verstehe. Damit Du "wenig" zahlst, soll ich gefälligst meinen Schaden selber tragen. Mir scheint, Du hast den Sinn von Versicherungen nicht vollständig erfasst.
Zitat von Freewheelin Steve im Beitrag #13 Es gibt vieles an der Geschichte das ich nicht verstehe.