Jau, Soulie! Heute war es nasskalt und ungemütlich. Aber morgen soll es wieder schön sein und meine Tour steht schon ziemlich fest. Gibt dann gut erholt die nächsten 500 Kilometer und die Vorfreude ist schon mal groß.
Doch, doch! Alles gut gegangen und aus dem Sattel hab ich auch gefunden.
Mein Weg soll mich heute zu Achim (wisi) und Sonja an den Bodensee führen. Da das allerdings nur rund 170 Kilometer wären, bleibt ausreichend Zeit für einen kleinen Umweg. Und da mir die Pässerunde durch den Regen gestern vergälllt war, kann ich das heute nach holen. Jochpass und Gaichtpass sind beide noch leer. Das ändert sich zügig am Fernpass. Boah, was für Massen sind denn da unterwegs? Autos, Wohnmobile und Fahrradfahrer. Erst heute wird mir klar, dass ich vorgestern fast alleine auf den Straßen unterwegs war. Das war um einiges schöner und entspannter. Heute ist erhöhte Aufmerksamkeit angesagt und man kommt kaum voran
Da die Silvretta Hochalpenstrasse leider gespeert ist nehme ich nochmal den Weg über den Arlbergpass. Und weil das Wetter so fantastisch ist, schau ich noch am Furkajoch vorbei, das auch noch gespeert ist. Über das Faschingsjoch (muss erst nachlesen , wie man das richtig schreibt) gehts weiter zu einem der schönsten Streckenenabschnitte meiner Tour: dem Hochtannbergpass. Da sind sie heute alle: von der Gold Wing mit Stereoanlage bis hin zum fauchenden Sporthobel eben alles, was Rang und Namen hat - selbst die Rennleitung fährt entweder mit im Getümmel oder steht am Straßenrand und lasert. Die Grüßerei ist heute auch ein einziges Elend und ich gebe es irgendwann auf. Da bekommt man schon allein vom vielen Winken lahme Arme
Dann wird es langsam Zeit, Radolfzell ins Navi als Ziel ein zu geben. In Richtung See flacht die Landschaft merklich ab und wird hügeliger. Der Schweizer Zöllner scheint Langeweile zu haben, denn er hält mich mit der W an, begutachtet sie ausführlich, will noch wissen, woher ich komme und wohin ich fahre und entläßt mich freundlichem "auf gehts" dann auch wieder. Die Strecke am See entlang ist so langweilig, dass ich unkonzentriert bin und aus Versehen auf der Autobahn lande. Was kostet das Schwarzfahren in der Schweiz? Da ich mir nicht so sicher bin, ob die Schweizer Spaß verstehen nehme ich vorsichtshalber die nächste Ausfahrt. Das Fahren in der Schweiz... Nicht schön. Ein ziemliches Geduldsspiel. Auf der Strecke sind fast nur 60 km/h erlaubt (selten genug auch mal 80) und die Schweizer tuckern mit 55 km/h (bzw. 75 km/h) durchs Land. Das ist wie ne Schlaftablette. Man stumpft völlig ab. Da aber die österreichische Rennleitung heute schon wie blöd am Lasern und Rauswinken war gehe ich lieber erstmal kein Risiko ein und reihe mich brav ein. Aber zwischendrin juckt es dann doch in der rechten Hand und schwupps erwische ich mich, wie ich an der Autoschlange vorbei ziehe. Ab Konschtanz geht dann alles ziemlich fix und nach 400 schönen Kilometern stehe ich bei Achim und Sonja vor der Tür und genieße einen wunderschönen Abend am Bodensee! Danke!
Zitat Jochpass und Gaichtpass sind beide noch leer.
Das Oberjoch war aber in meinem Routenvorschlag mit drin, falls du das übersehen haben solltest.
Zitat Das ändert sich zügig am Fernpass. Boah, was für Massen sind denn da unterwegs?
Den hatte ich allerdings bewusst ausgelassen.
Zitat Da die Silvretta Hochalpenstrasse leider gespeert ist nehme ich nochmal den Weg über den Arlbergpass. Und weil das Wetter so fantastisch ist, schau ich noch am Furkajoch vorbei, das auch noch gespeert ist.
Deswegen war’s gar nicht so einfach, was Vernünftiges zusammenzustellen.
Zitat Über das Faschingsjoch (muss erst nachlesen , wie man das richtig schreibt)
"Faschingsjoch" (Faschinajoch) ist gut, das schreibst du jetzt schon zum zweiten Mal. Du hast doch auch Google auf deinem kleinen Telefon, nicht?!
Zitat Die Grüßerei ist heute auch ein einziges Elend und ich gebe es irgendwann auf. Da bekommt man schon allein vom vielen Winken lahme Arme
Wir sind eben ein freundliches Volk, hier in den Alpen! (Aber nur auf dem Motorrad, an der Tankstelle kennen wir uns nimmer ... )
Zitat Der Schweizer Zöllner scheint Langeweile zu haben, denn er hält mich mit der W an, begutachtet sie ausführlich, will noch wissen, woher ich komme und wohin ich fahre und entläßt mich freundlichem "auf gehts" dann auch wieder.
Du hast ihn doch hoffentlich nicht auf Hochdeutsch angesprochen?!
Zitat Die Strecke am See entlang ist so langweilig, dass ich unkonzentriert bin und aus Versehen auf der Autobahn lande. Was kostet das Schwarzfahren in der Schweiz? Da ich mir nicht so sicher bin, ob die Schweizer Spaß verstehen nehme ich vorsichtshalber die nächste Ausfahrt. Das Fahren in der Schweiz... Nicht schön. Ein ziemliches Geduldsspiel. Auf der Strecke sind fast nur 60 km/h erlaubt (selten genug auch mal 80) und die Schweizer tuckern mit 55 km/h (bzw. 75 km/h) durchs Land. Das ist wie ne Schlaftablette. Man stumpft völlig ab.
Ich hab dir gesagt - Bodensee ist scheiße. Das kannst du drehen und wenden wie du willst. Das war zu Zeiten des Konschdanzer Konzils mal Nabel der Welt, und die Nachwirkungen sind noch heute zu spüren ...
Zitat von woolf im Beitrag #38Schön schön, aber wie kann man nur in die Schweiz fahren? Notfalls mal in einen Skiort und nach ner Woche schnell wiedr weg.
Fahr mal Bernina-Südrampe mit 100. Das reicht wirklich dicke bis obenhin.
Der Bodensee, lieber Serpel, mag ja für eine Rund-um-den-See-Tour nicht geeignet sein, aber ansonsten ist es atmosphärisch schon sehr idyllisch, wenn man abends mit einen Gläschen Wein am See sitz, und ein nettes Pläuschchen führt.
Der neue Tag kündigt sich erst mit viel Wind und dann mit viel Regen an. Ausgebremst! Schon wieder! Kann doch nicht wahr sein.
Also gemach, gemach und den ersten Kaffee genossen. Achim war so nett, schon mal zu schauen, welche Pässe in der Schweiz aktuell eigentlich geöffnet sind. Das hat was von "den Mund wässrig machen" Nach dem Frühstück beschließen wir einen Besuch auf der Blumeninsel Mainau. Und ich muss sagen, dass ich angenehmüberrascht bin. Die riesigen, schillernden Schmetterlinge haben ein bisschen was Surreales, wie sie durch den Raum flattern und die üppige Blütenpracht an manchen Stellen ist schier umwerfend. Außerdem hab ich zum ersten Mal im Leben einen Taschentuchbaum gesehen (den Wiki-Link dazu hole ich nach ) Während des Besuchs auf der Insel hört der Regen langsam auf. Und prompt werde ich unruhig. Als sich das Wetter stabilisiert und sogar noch die Sonne heraus kommt ist klar: ich fahre heute noch Richtung Klausen. Also schnell zurück, Sachen gepackt und aufs Motorrad.
Meinen ganz besonders herzlichen Dank an Achim und Sonja
Es sind wenigstens noch 150 sonnige Kilometer zustande gekommen. Das Glück ist wohl mal wieder mit den Doofen, denn der Cheeef des Hostels erklärt mir, dass der Klausen erst seit gestern geöffnet ist. Eigentlich findet er, dass man als Frau nicht alleine so gefährliche Strecken fahre sollte und gibt mir mit auf den Weg, vorsichtig zu fahren. Ich bin immer froh, wenn sie mir nicht sagen "fahre langsam", denn noch langsamer als die Schweizer geht gar nicht. Entgegen aller guten Vorsätze bin ich heute reichlich geblitzt worden. Dafür hab ich kapiert, dass die grünen Schilder die Autobahnzufahrten ausschildern und die blauen die Bundes- und Landstraßen. Dass man hier mit Euro bezahlen kann ist praktisch, dass man für die Steckdosen einen Adapter braucht, hätte man mir auch mal vorher sagen können. Fast so schlimm als wie bei den Engländern.
Nun sitze ich in einem obermegageilem Backpacker Hostel, mit einem traumhaften Blick auf schneebedeckte Berge, während der Rest der Hostelbewohner in der Bar das Eishockeyfinale Schweden - Schweiz anschaut und mit ihrer Mannschaft leidet (im dritten Drittel führen die Schweden mit 2:1) Morgen ist Fussballcupfinale zwischen dem FC Basel und den Grashoppern. Das gucke ich bestimmt auch. Jetzt gibts noch ein Weizen und dann ins Bett, damit ich morgen top fit und frisch bin! Ich bin schon wieder soo gespannt und voller Vorfreude .
Zitat von Brundi im Beitrag #43Der Bodensee, lieber Serpel, mag ja für eine Rund-um-den-See-Tour nicht geeignet sein, aber ansonsten ist es atmosphärisch schon sehr idyllisch, wenn man abends mit einen Gläschen Wein am See sitz, und ein nettes Pläuschchen führt.
Rund um den See fährt man normalerweise mit dem Fahrrad. Ich dachte wir sprechen von Motorradfahren ...
Zitat von Serpel im Beitrag #44 Rund um den See fährt man normalerweise mit dem Fahrrad.
Genau! Am besten im papageigrünem Radrenn-T-Shirt mit schwarzer Radlershorts und lila Legging drunter, so macht Mann jenseits der 50 das heute und glaubt dabei auch noch, er habe die Straße für sich allein gepachtet.