Ja, im Grunde. Allerdings inzwischen in Kartons. Im Quadrat M4, Etage 2. Gleichstrom, also Fleischmann, Piko, Rivarossi, Kleinbahn und was es sonst noch so im H0-Maßstab gab. Aber ich will nicht abschweifen, deswegen: Auf der Modelleisenbahn gab es auch schon ein paar kleine Motorradmodelle (ich glaube, Viking). Es hat also auch vorher schon was gegärt
Über meine Dritte gibt's eigentlich nichts zu berichten, außer daß ich in 38 Jahren läppische 150000 km damit in ganz Europa von Andalusien bis zum Nordkap, von Griechenland bis Schottland unterwegs war, daß ich sie mit Ausnahme des Getriebes (war nie kaputt) bis zur letzten Schraube zerlegen konnte, daß ich stolz einige wirkliche Verbesserungen an der eh schon guten anbringen konnte, daß sie Gründung und Anwachsen der Familie überstand, ja, daß sie mit mir alt geworden ist. In den letzten Jahren hörte allerdings irgendwann irgendwie der Spaß auf, und ich holte sie nur noch ein-, zweimal im Jahr zu einer kleinen Kaffeefahrt raus.
Dann... mußte ich 2009 meinem Kind in Heidelberg bei der Wohnungssuche helfen, es gab einigen Leerlauf, und ich ging viel in der Altstadt spazieren. In der Nähe der Uni stand auf einem Parkplatz ein bildschönes Motorrad. Mit Königswelle. Und knallrot. Ich schlich mindestens 10 mal um das Teil rum. Sabbernd. Der einzige Hinweis darauf, wes Geschlechts dieses Wunderteil war, stand auf dem Luftfilterkasten: "W650". Keine Marke, kein Logo, verflixt noch mal. BSA? Die haben nie Königswellen gebaut. Norton? Ja, aber nur in alten Einzylindern. Triumph? Nee, die bauen DOHCs, und der Stil stimmt nicht. Auf die Idee, das Typenschild zu lesen, kam ich erst mal nicht (Wenn man richtig sucht, findet man schon was, aber da muß man wissen, wo). Ich machte mir eine geistige Notiz mit der kümmerlichen Information "W650". Wozu gibt's schließlich Google? Tags drauf war ich wieder zeittotschlagend zu Gange, und hörte so was, unterschwellig, und erst ziemlich spät riß es mir den Kopf rum, das war doch eindeutig ein Paralleltwin von der feinsten Sorte, oh yeah, da blubberte das knallrote Objekt der gestrigen Begierde gerade um eine Ecke und war außer Sicht. Daß ich bei dieser akustischen Offenbarung nicht naß im Schritt wurde, muß man mir jetzt einfach glauben. Ach Du liebe Güte. Ich war wieder wie der Schuljunge, der zum ersten Mal ein richtiges Motorrad aus der Nähe erlebt. Aber was? Was war das für ein Ding?
Wieder daheim, googelte ich sofort nach "W650" und wurde auch fündig. In Wikipedia ist ein eigener Artikel über diese --- Kawasaki ?!? Und dort steht, daß man sie nicht mehr kaufen kann. Schade. Vergessen wir's.
Gesagt - getan. Aber so einfach geht das nicht. Denn im Herbst 2010 machte der ortsansässige Harley-Händler pleite, und in die Räumlichkeiten zog eine Kawasaki-Vertretung ein. Ab und zu fuhr ich dort vorbei. Und sapperdipix, im Frühjahr 2011 stand da ein edelgrünes Motorrad mit Königswelle, ich natürlich sofort in den Hof und gekuckt, holla, da steht ja 800 drauf, und der Freundliche beantwortete bereitwilligst alle meine Fragen, gab mir auch den Prospekt mit, und ja, die ist zugelassen, rufst halt amal an, wennst a Probefahrt machen wuist. Klar wollte ich. Böser Fehler. Ich ging's ganz sachte an, aber kaum war ich nach ein paar vorsichtig gezirkelten Achtern vom Hof runter und auf der Straße, da stach mich der Hafer, und ich ließ den Gaul antraben. Meiomei, sowas hatte ich noch nicht unterm Arsch gehabt, nicht meinen braven Methusalix, nicht 1972 Heinzels Honda CB500, nicht 1975 Lutzens Lehmanns-Guzzi, nicht 1976 Günters 1000er Laverda, nicht 2002 Jonas' Harley, das war einfach eine völlig neue Erfahrung, gaaanz anders. Als ich sie nach einer dreiviertel Stunde wieder auf den Hof stellte und den Schlüssel ablieferte, muß ich sehr glücklich ausgesehen haben, denn der Kapo grinste, und fragte: "Schee, gell?" - Ja. Schee.
Aber ich bin ein Zauderer und geizig obendrein, und brauch ich das wirklich, und und und, die Familie war zwar nicht dagegen, aber... die Wochen vergingen.
Dann begegnete mir ein Gespenst. Es war, wie Dickens' "Ghostof Christmas Past", das Gespenst der vielen verpaßten Gelegenheiten, derer ich mich schuldig gemacht hatte. Es war nicht schrecklich, es war nur schrecklich deprimierend. Sacklzementhalleluja, nicht schon wieder eine!
Am nächsten Tag kaufte ich mein viertes Motorrad. Hmpf.
Schone Arbeit an der BMW, Sauber!. Und mit Kröber. der war doch richtig teuer. Und was ist das für eine runde Dose, ein Instrument oder ist da ein Schwämmchen für die Brillenreinigung drin? Merkwürdig ist der Winkel der Bremshebel. Du hattest doch Klacks gelesen: In gezogenem Zustand sollte der 90° betragen Aber ein interessanter Umbau. Ich hatte beim Lesen erst vermutet, du hättest eine Bremse von den großen eingebaut. Was ist das denn für eine Ankerplatte?
Zitat von Falcone...was ist das für eine runde Dose, ein Instrument oder ist da ein Schwämmchen für die Brillenreinigung drin?
Öltemperaturanzeige. Der Grauguß-Zylinder vom Kleinwagen-Boxer war ziemlich eng verrippt (für Gebläsekühlung), und wir hatten Manschetten, ob die Kühlung ausreicht - im Betrieb zeigte das Ding schon mal 120° an
Zitat Merkwürdig ist der Winkel der Bremshebel. Du hattest doch Klacks gelesen: In gezogenem Zustand sollte der 90° betragen
Hat er auch. Aber der Hebelweg vorn war ziemlich groß...
Zitat Aber ein interessanter Umbau. Ich hatte beim Lesen erst vermutet, du hättest eine Bremse von den großen eingebaut. Was ist das denn für eine Ankerplatte?
Die originale Heute würd ich mich so was nicht mehr trauen, aber damals fuhr ich mit der Bastelbremse ganz ungeniert in den Alpen rum. Wie gesagt, ich muß einen kompetenten Schutzpatron gehabt haben
Zitat Der Grauguß-Zylinder vom Kleinwagen-Boxer war ziemlich eng verrippt
Bei uns gab es auch solche Umbauten, allein zwei mit dem 700er Automotor im Stuken-Gespann. Es galt eigentlich immer die Meinung, dass der Zylinder ja mehr Kühlfläche hat, also eher zu kalt laufen würde. Aber wirklich Gedanken hat sich eigentlich keiner gemacht. Die Dinger liefen halt. Einer der alten Kumpel fährt heute noch damit rum und kommt auch einmal im Jahr mit hier vorbei.
Du hast also einfach eine zusätzliche Bohrung für den zweiten Bremsschlüssel in die Ankerplatte gebohrt? Mutig! Aber man war ja jung und unerschrocken.
Ich habe auch mal in Ermangelung eines originalen Max-Hinterrades den Kettenblattträger der Max auf das die Blechtrommel eines Victoria-Rades geschraubt und bin eine ganze Weile damit gefahren
Zitat von FalconeDu hast also einfach eine zusätzliche Bohrung für den zweiten Bremsschlüssel in die Ankerplatte gebohrt? Mutig! Aber man war ja jung und unerschrocken.
Mutig... eher unwissend und unverfroren. Aber das mit der zusätzlichen Bohrung war halb so wild, die Bremsbacken hatten ja einen in der Ankerplatte eingepressten Stift, an dem sie sich abstützen, da war die Ankerplatte an der richtigen Stelle gußtechnisch verstärkt. Der Schweinkram steckte woanders. Ich möchte mich nicht so detailliert erinnern, sonst kann ich wieder nicht schlafen
Als ich schweren Herzens das Projekt abbrach, hatte ich im Schuppen schon ein nagelneues 19er Vorderrad (Borrani-Hochschulterfelge um die Nabe vom Zweizylinder gespeicht) samt der RICHTIGEN Doppelnockenbremse, und ausführliche Pläne, wie die diversen anderen Schwachstellen zu sanieren wären - aber dann ging mir das Geld aus, und so isses halt. Weine nicht über verschüttete Milch, wie die allwissende Müllhalde sagte
Zitat Über meine Dritte gibt's eigentlich nichts zu berichten,
Du schreibst immer in der Vergangenheit, hast du die eigentlich noch? Und auch ein Foto?
Steht angemeldet im Schuppen, ich bring's nicht übers Herz, sie abzustoßen. Vielleicht beantrage ich ein H-Kennzeichen. Bilder gibt's auch, aber die muß ich erst suchen. Bei mir herrscht Ordnung. D.h. "herrscht" ist der falsche Ausdruck, man kann die Ordnung finden, wenn man danach sucht
Zitat ich bring's nicht übers Herz, sie abzustoßen. Vielleicht beantrage ich ein H-Kennzeichen.
Das ist doch die 60/5, oder? Die würde ich auch nicht abstoßen. Erst mal und im Wesentlichen deswegen, weil du ja sicher sehr viel damit erlebt hast und viele Erinnerungen dran hängen (ich hab auch noch so eine "Erinnerungs-Kiste" seit 1975 in der Ecke stehen) und auch deswegen, weil sie nicht so viel Geld bringt und/oder kostet, dass man sie nicht noch als Zweitmotorrad behalten könnte. Die Ummeldung auf H-Kennzeichen lohnt sich im Übrigen nicht. Du brauchst dazu erst mal ein Gutachten über ca. 75 Euro, dann müssen neue Papiere ausgestellt werden und du brauchst ein neues Kennzeichen. Alles Kosten. Und es gibt keine Ersparnis, denn jetzt zahlst du (wenn ich das richtig im Kopf habe) 43,- Euro an Steuern und mit H-Kennzeichen satte 46,-.
Zitat von FalconeDie Ummeldung auf H-Kennzeichen lohnt sich im Übrigen nicht.
Wenn Du das sagst, dann laß' ich das mal. Durch den TÜV geht sie immer, und außerdem hab ich ein Kennzeichen mit einer einstelligen Nummer - das so nicht mehr zugeteilt würde... Noch ein Grund, das Gnadenbrot zu geben.
Zitat von FalconeMerkwürdig ist der Winkel der Bremshebel.
Haaalt! Ich hab mir das Bild noch einmal aufmerksam angeschaut, und jetzt weiß ich, worauf Du hinauswolltest. Das Foto ist etwas irreführend, weil auf der Bremse dunkle Schmierer sind, die eine andere Hebelei vortäuschen. Ich hab das mal skizziert: schwarzweiß ist die Anordnung des Original-Bremshebels, und rot ist das Zeug, was dazugekommen ist. Da waren diverse Schweiß- Säge- Feil- Bohr- und Poliervorgänge beteiligt...
Edit: langsam, langsam sammelt sich auf dem Grund der Gedächtnispfütze noch ein Detail: das sind keine schwarzen Schmierer, das ist eine Rückholfeder, die einen peinlichen Konstruktionsfehler ausbügelte
Angefügte Bilder:
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Also gut, an Mut gebricht's mir nicht. Meine geniale Konstruktion bestand darin, daß der Bremsschlüssel für die eine Bremsbacke gleichzeitig Abstützung und Drehpunkt für die andere Backe war. Mal abgesehen von möglichen Festigkeitsproblemen hatte das die Wirkung, daß beim Bremsen die Backen ein Kippmoment auf die Bremsschlüssel ausübten und sie in ihren Lagerbohrungen verkanteten -> sie klemmten. Oops. Mit der Gewalt einer zusätzlichen starken Rückholfeder an der Bremshebelei konnte zwar die Klemmung beim Freigeben des Bremshebels überwunden werden, dafür wuchs die erforderliche Handkraft am Bremshebel so an, daß die Servowirkung der beiden auflaufenden Backen weitgehend kompensiert wurde. Dumm gelaufen. Immerhin war die Bremse dadurch auch besser dosierbar. Noch Fragen?
Dieter (der vor einem Selbstversuch nicht zurückschreckt, wenn's einem guten Zweck dient)