heute wollen wir Euch mal zeigen, wie aus nem alten Aluklotz ein Meßanschluß für das Sekundärluftsystem der W 650 wird.
Das ist Wännäs Säge.
Wännä ist Bastler und Erfinder - sagt er . Er möchte gerne wissen, wieviel Unterdruck am SLS-Anschluß gemessen werden kann, wenn die W im Leerlauf läuft oder unter Belastung bei verschiedenen Drehzahlen fährt.
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So sieht die von dem alten Klotz abgeschnittene Scheibe aus. Das Originalteil ist genau 75mm lang. Wännä meint, das wird gaaanz knapp mit der Länge, aber er will es versuchen.
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Auf den nächsten vier Bildern könnt Ihr sehen, wie aus dem abgesägten Dreieck eine runde Stange wird
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So, die Länge und der Durchmesser passen schon mal. Das neue Teil glänzt auch fast so schön. Wir sind gespannt, was als nächstes kommt.
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Jetzt müssen noch auf jeder Seite außen solche kleinen Rillen angebracht werden. In diesen Rillen sitzt später ein Gummi-O-Ring, der den Anschluß nach außen hin abdichtet.
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Die inneren, breiteren Rillen sind genau so wichtig. Ohne sie würden die Schraubenköpfe für die Deckelchen nicht an dem Anschluß vorbeigeführt werden können.
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Soooo, wir hamm ne kleine Pause gemacht und n Kaffee getrunken. Jetzt sieht das neue Teil dem alten schon sehr ähnlich - bis auf den Anschluß an die Luftsaugleitung. Aber das erklären wir gleich.
Wännä hat inzwischen auch schon längs von jeder Seite eine Bohrung angebracht. Schade, hättenwer gerne gefilmt, aber er war schneller. Bei dem neuen Teil geht jetzt keine Bohrung mehr durch, sondern jede Seite bekommt ihren eigenen Anschluß. So kann man für jeden Zylinder getrennt gleichzeitig messen. Wännä hat zwei Unterdruckuhren gekauft und er findet, daß sie auch beide benutzt werden sollen .
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In die Bohrmaschine hat Wännä jetzt einen alten Fräser eingespannt und schrappt damit auf dem neuen Teil herum . Er sagt, damit bekommt er eine Fläche, auf der er Bohrungen vernünftig ankörnen kann .
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Hier sehen wir das Ankörnen der Bohrungen für die Unterdruckanschlüsse.
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Die Löcher werden mit 4 mm gebohrt, damit ein M5-Gewinde geschnitten werden kann.
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Das Gewinde wird auf der Bohrmaschine nur vorsichtig angeschnitten, damit es auch genau gerade sitzt.
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Der Rest wird dann von Hand weitergeschnitten. M5-Gewindebohrer sind empfindlich. Wännä sagt, damals in seiner Lehrzeit hat er schon viele davon abgerissen
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Aus den Anschlußstücken für die Meßuhren hat Wännä inszwischen zwei gleichlange Stücke abgelängt und mal zum Anschauen in die Gewindebohrungen geschraubt.
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Jetzt kommt noch was ganz komisches: Wännä schleift in kleine Schrauben eine Rille ein.
Diese Schrauben kommen auf die gegenüberliegende Seite der Unterdruckanschlüsse und dienen später zur Belüftung des Systems. Wenn der Motor einmal einen Unterdruck gesaugt hat, halten die Membranventile im Zylinderkopf den Unterdruck aufrecht und man kann nix mehr messen.
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Hier sehen wir nochmal alle Teile. Die kleinen Schrauben mit dem Schlitz kann man später weiter rein oder weiter raus schrauben - ganz so, wie stark man den Anschluß belüften will.
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So, wir haben wieder eine kleine Pause gemacht und sehen jetzt das fertige Teil.
Wännä hat sich geärgert, weil ihm einer der kleinen Messingröhren beim Anziehen der Kontermutter kaputt gegangen ist. Aber nicht schlimm, es ist noch soviel Gewinde drangeblieben, daß er das Röhren jetzt ohne Kontermutter noch einschrauben kann. Und weil er seine eigene Panne nicht mehr ständig sehen möchte, hat ers gleich bei dem anderen auch noch so gemacht
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Wir nehmen jetzt die Kamera mit in Wännäs Garage und schauen, ob das neue Teil auch dranpaßt. Die Gummidichtungen scheinen schon mal zu passen.
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Das neue Teil paßt stramm in die kleinen Deckelchen. "Genau so, wie das muß!" sagt Wännä.
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Paßt perfekt ! Natürlich muß es das, wenn alle Maße stimmen, aber es ist doch beruhigend, wenn man es dann auch sehen kann.
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So, das wars mal wieder für diese Sendung. Und in der nächsten Maus erklären wir Euch, was Wännä auf seinen Meßfahrten alles festgestellt hat.
Ja, wenn ich mal neben mir stehe, spreche ich von mir auch in der dritten Person Bin mal gespannt auf deine Ergebnisse. Und verbrenn dir nicht die Pfoten, wenn du bei laufenden Motor zwischen den Krümmern herumhantierst.
Die Materialkosten jedenfalls sind überschaubar - und beim Anblick der Bilder von den Dreharbeiten fiel mir mein Praktikumsmeister ein, mit dem ich gewettet hatte, daß ich auf der Drehbank einen Vierkant herstellen könnte
ich fand die Diskussion übers SLS etwas anstrengend, aber ich steh auf diese Art von Bastel-Comics... ...nun bin ich doch neugierig wie weitergeht und wer nu am Ende Recht hat...
es geht eigentlich nicht um Recht oder Unrecht. Aus meiner Sicht dienen diese Untersuchungen dazu, ein wenig schlauer zu werden und nicht, wer die beste Prognose hat.
Die Sache ist schon sehr komplex und ohne diese üblen Beleidigungen hätte man durchaus ein Clübchen der Denker und Forscher bilden können. (Freilich rein akademischer Lustgewinn )
Vorab einfach mal ein paar Beobachtungen. Messungen möchte ich es nicht nennen. Vorhin war viel zu viel und viel zu verträumter Verkehr, um auch nur ansatzweise mal was testen zu können.
Eine Sache ich schon frappierend. Im Drehzahlbereich bei 3500/min, saugt in der Tat in der Schubphase der Motor den stärksten Unterdruck. Auf Last geht das wieder zurück. Den Wert kann ich nicht nennen, zu kurz der Augenblick und zu wenig Aussage. Der Unterschied zwischen Schubphase und Teillast ist aber markant. Das bedeutet, daß das öffnende Auslaßventil mit dem Sog im Zylinder stärkeren Unterdruck erzeugt, als vorbeischießende Feuergase unter Last.
(Man könnte einmal die Membranen entfernen und ohne Deckelchen fahren, dann dürfte aus den Löchern keine Flamme kommen, WENN die Abgase wirklich saugen.)
Bei niedrigen Drehzahlen, wo ich gerne fahre, ist es umgekehrt. In der Schubphase tut sich gar nix (meßbares), beim Angasen gibt es deutlich etwas Unterdruck, aber nur sehr wenig. Die Zeigeruhren reagieren träge und da kommt nicht viel zusammen.
Interessant wird es wieder bei ganz hohen Drehzahlen. Da tut sich in der Schubphase nur ein bißchen und auf Last "zieht" das System richtig. Der Unterdruck liegt dann wieder im Bereich von "Schubphase bei 3500/min". Um das alles richtig aufzunehmen, müßte man also Kennfelder machen. Ich werde die Drosseln noch ein wenig weiter schließen und nochmal zu einer Fahrt aufbrechen. Allerdings ist meine Doktorin krank und ich weiß nicht, ob ich noch im hellen wegkomme. Die Uhren sind nicht beleuchtet und bei Dunkelheit möchte ich schon gar keine Fahrexperimente machen => morgen ist auch noch n Tag.
Für mich ist ein erstes, aber vorläufiges Fazit:
1. das SLS wurde nicht geschaffen unter wissenschaflicher Berücksichtigung irgendwelcher Mengen usw., sondern es wurde ein Anschluß drangebastelt und getestet und gut.
2. das SLS saugt in jeder Lebenslage, aber unterschiedlich stark. Insgesamt scheinen die Unterdrücke eher im Sanftbereich zu liegen. An den Saugrohren ist mehr Unterdruck zu messen gewesen.
3. um eine Aussage über die gezogenen Mengen zu machen, ist diese Methode nicht geeignet. Da muß eine Volumenmeßmethode ran, die nicht einfach nur den entstehenden Unterdruck mißt. Das ist so alles für mich keine Aussage.
Wenn starker Unterdruck gemessen wird und ich lasse es zu, daß Menge strömt, kann sich der Unterdruck sofort abbauen und es baut sich gar nicht viel Strömung auf. Demgegenüber kann aber auch bei rel. schwachen Unterdruck eine sehr große Menge strömen, wenn dieser Unterdruck durch die Strömung nicht zusammenfällt. Jeder Saugmaschine, egal welche, hat ihre Kennlinien und die sind mir bei dem SLS nicht bekannt. Im großen und ganzen wird es sich schon so in etwa verhalten, daß bei stärkerem Unterdruck auch später, wenn die Vorrichtung wieder ab ist und die Sekundärluft ungehindert zuströmen kann, eine größere Menge einstellt. Bei pulsierenden Strömungen muß man aber extrem vorsichtig mit solchen Aussagen sein.
Im Leerlauf kann ich mit meinen Grobührchen nix mehr messen. Dennoch weiß ich, daß etwas strömt, weil ich den Krams ab hatte und es gehört und gefühlt habe. Um eine Luftströmung mit 10 m/s in Gang zu setzen, reicht ein Druckunterschied von 0,6 mbar. Das ist so extrem wenig, daß man das sogar mit der Wasserwaage nur noch schlecht sieht. Allerdings sind 10 m/s Strömung durch das SLS-Rohr schon einiges, dabei kann man schon nicht mehr von Schleichmengen sprechen.
Interessant finde ich, daß in der Schubphase genau bei der Drehzahl, wo meine W das max. Drehmoment hat, auch der stärkste Unterdruck entsteht. Darüber nimmt er wieder ab, darunter ebenfalls. Bin ich hier Resonanzfrequenzen der Auspuffanlage auf der Spur ?
Sodann verblüfft mich, daß im Bereich des besten Drehmomentes unter Last der Unterdruck gar nicht so doll ist und dann aber mit der Drehzahl wieder zunimmt
Ich hätte jetzt eher darauf getippt, daß der Auspuff-Dämpferwiderstand bei hohen Drehzahlen immer weiter ansteigt und dadurch immer weniger Sekundärluft strömt.
So ist das mit den Experimenten. Zwei Antworten werden 10 neue Fragen auf. Eine wirklich Klärung wird vielleicht nie erreicht. Von dem System haben die Hersteller eh schon Abstand genommen. Vielleicht sieht man jetzt besser, warum . . .
Großes Kompliment zu dieser Kapitulationserklärung, Wännä:
Zitat von WännäEine Sache ich schon frappierend. Im Drehzahlbereich bei 3500/min, saugt in der Tat in der Schubphase der Motor den stärksten Unterdruck. Auf Last geht das wieder zurück. Den Wert kann ich nicht nennen, zu kurz der Augenblick und zu wenig Aussage. Der Unterschied zwischen Schubphase und Teillast ist aber markant. Das bedeutet, daß das öffnende Auslaßventil mit dem Sog im Zylinder stärkeren Unterdruck erzeugt, als vorbeischießende Feuergase unter Last.
Und bei höheren Drehzahlen drehen sich die Verhältnisse bei der W nur deswegen um, weil das Steuerventil zu macht. Bei der Triumph (wo das Ventil erst sehr viel später schließt) geht ’s dann erst richtig los mit Sekundärluft im Schiebebetrieb, aber holla!
Wenn Du, mindestens im Stand, aufgebockt, genauere Druckmessungen machn willst, nimm ein U-Rohrmanometer oder noch feiner, ein Schrägrohrmanometer. Siehe z.B. http://www.db-industrietechnik.de/pdf/kimo.pdf
Zitat Sodann verblüfft mich, daß im Bereich des besten Drehmomentes unter Last der Unterdruck gar nicht so doll ist und dann aber mit der Drehzahl wieder zunimmt
Drosselklape voll geöffnet, zudem Strömungsgeschwindigkeit noch gering = geringer Unterdruck. Drehzahl nimmt zu, Unterdruck steigt durch ansteigende Strömungsgeschwindigkeit. Oder?
Moin auch Der Bereich um 3500 scheint sehr speziell zu sein. Auf den Drehmomentkurven der W ist hier ein leichter Einbruch zu beobachten, der sich mit schärferen Steuerzeiten noch verstärkt. Die Sache scheint durch den Auspuff verursacht zu sein, denn zB mit der SR Anlage sieht das schon wieder ganz anders aus.
Interessant ist auch, daß es sich bei hohen Drehzahlen wieder ändert.
Zitat von SerpelUnd bei höheren Drehzahlen drehen sich die Verhältnisse bei der W nur deswegen um, weil das Steuerventil zu macht.
Am Steuerventil kanns übrigens nicht liegen. Dem aufmerksamen Leser sollte nicht entgangen sein, daß das bei Wännäs Versuchaufbau nicht aktiv war.