Freitag, 16.09.2011 Auch die Nacht und das Frühstück haben meine Erwartungen an ein Privatzimmer voll erfüllt und ich werde diese Pension als Empfehlung im W-Forum nennen. Heute soll dann die Runde folgen, deren Ende mich fast wieder zum Stilfser Joch bringt. Unterwegs habe ich die nächsten Guzzi-Isten getroffen. Sie sind auf der Anreise aus Holland und haben sich diebisch über die wunderschöne Bergwelt und die Pässe gefreut. Wen wundert’s? Und diese Holländer hatten keine Wohnwagen an der Guzzi. Aber die Farbkombinationen an den Guzzi’s waren schon … na ja… gewagt. Schwarz, rote Zierstreifen, Schwarz-Weiße Sitzbank und LILA Koffer.
Holland-Guzzi
Von Trafoi geht es über Prad und Glorenza durch Tubre mit dem Kloster St. Johann aus dem Mittelalter, das 1983 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.
Kloster St. Johann
Die Anfahrt zum Umbrailpass machte mir sehr schnell klar, warum ich in der Literatur so wenig über diesen Pass gelesen habe: eine Schottereinlage und auf dieser Strecke ausgewaschene Fahrrillen, machen diesen Pass für „Peter-Fondas-Erben“ oder für „Super-Sportler“ bestimmt schwer fahrbar. Ich war zumindest froh, dass ich zu Hause schon die Accos gegen W-anderreifen getauscht und somit mit der W auch gar keine Probleme auf dieser Strecke hatte. Talbegrenzungen gab es in diesem Bereich so gut wie gar keine.
Schottereinlage am Umbrail
Weiter oben wurden die Straßen dann wieder asphaltiert. Aber so richtig funktionsfähige Absperrungen zur Talseite waren auch hier keine Selbstverständlichkeit. Für Leute mit Höhenangst ein vielleicht zu überlegendes Unterfangen (und ehrlich: manchmal (öfter?) war es mir auch nicht einerlei). Auf der Anfahrt hatte ich wenig Verkehr. Vielleicht liegt das ja wirklich daran, dass dieser wunderschöne Pass in den einschlägigen Büchern und Zeitschriften so wenig beschrieben wird.
Passhöhe am Umbrail
Am Pass selbst ist auf Schweitzer-Seite ein wunderschön erhaltenes (oder zurechtgemachtes?) Zollhaus. Nur ist dieses zwischenzeitlich wohl ziemlich überflüssig und wird angeblich auch nur noch wenig genutzt. Ganz anders das Zollhaus auf der italienischen Seite – nicht was den Nutzungsgrad angeht, aber: der Zustand kann als „herabgekommen“ bezeichnet werden. Vergleichbare Unterschiede kann man zwischen der Schweiz und Italien besonders auch in den Tunnel feststellen. In der Schweiz gleichmäßig betonierte, mit heller Farbe (oder dem Beton) gestrichene Wände und häufig beleuchtet. In Italien häufig einfach aus dem Fels gesprengte, nicht weiter behandelte Wände, in deren rauhen Oberfläche sich der Schmutz von Auspuffabgasen vieler Jahrzehnte sammelt, meistens unbeleuchtet und manchmal noch mit katastrophalem Straßenbelag. Direkt hinter der italienischen Zollstation kommt man dann wieder auf die Straße, die ich bereits bei der Anfahrt zum Stilfser Joch am Vortag befahren habe. Mit alle den wunderbaren Kurven, Kehren und dem daraus resultierenden Hochgefühl.
500 Kurven?
Die Strecke bis Bormio war ich am Vortag ja schon in anderer Richtung gefahren. Trotzdem faszinierten mich alle diese Eindrücke noch mal.
Impressionen
Von Bormio aus ging es über Valfurva zum Gavia-Pass. Auch von diesem hatte ich im Rahmen meiner Vorbereitungen nur sehr wenig gelesen. Und auch hier wurde ich sowohl bei der An-, als auch bei der Abfahrt vom Schwierigkeitsgrad überrascht. Was mir dabei oft durch den Kopf ging: Am Anfang dieses Tourberichtes habe ich fast jede Kurve, die ich gefahren bin, einzeln beschrieben – jedenfalls kam mir das so vor, als ich meine abendlichen Notizen machte – zwischenzeitlich sind Kurven und Kehren zur Selbstverständlichkeit geworden.
Die beiden letzten Pässe waren für mich wirklich noch mal was ganz besonderes. Auch am Gavia-Pass findet man diese wunderschöne Landschaft. Und was mich wirklich immer wieder besonders begeistert, sind die Landschaften oberhalb der Baumgrenze.
Anfahrt zum Gavia
Am Gavia-Pass ist neben einem Imbiss auch noch ein Kriegerdenkmal zu besichtigen.
Kriegerdenkmal am Gavia-Pass
Der Gavia-Pass verlangt absolut höchste Aufmerksamkeit: Die Strecke an der Südrampe ist so schmal, dass eine Koffer-behangene Hängezylinder-Guzzi vom Typ GS im Gegenverkehr einen fast zum Anhalten zwingt. Mir ging es so mit entgegenkommenden Alfas – ich war auf der Talseite (ohne wirkliche Randbegrenzung) – und ich bin so lange stehen geblieben und war unnachgiebig, bis sich die Alfas rückwärts in Richtung Ausweichstelle bewegt haben, Ich wäre keinen Meter weiter gefahren ….
Am Gavia-Pass
Vom Passschild selbst ist nicht mehr viel zu erkennen – aber in direkter Nachbarschaft gibt es ein Restaurant und für dieses eine Holz-Hinweistafel. Und da ist klar und deutlich lesbar: hier ist und isst man am Gavia.
Während der Abfahrt zogen kurzzeitig ein paar Wolken auf, die sich jedoch auch sehr schnell wieder verzogen. Und auch auf dieser Abfahrt lag ein wunderschöner, türkisblauer See und auch hier versagte mir die kleine Digital-Kamera das zu verewigen. Vielleicht muss ich mir für die nächsten Touren doch mal eine Digi-Spiegelreflex zulegen. Da bin ich von früher von meiner Spiegelreflex echt besseres gewohnt und auch ein wenig verwöhnt. Auf der anderen Seite lässt sich diese kleine Kamera wunderbar unterbringen und ist schnell zur Hand ….
Auf dem Weg in Richtung Meran kam ich noch über den Passo del Tonale, den auch wieder ein italienisches Kriegerdenkmal schmückt. Dieses soll an die viel umkämpfte Kriegsfront zwischen Italien und Österreich im ersten Weltkrieg erinnern.
Kriegerdenkmal am Passo del Tonale
Auch einen Imbiss, der scheinbar ein Biker-Treff ist, gibt es direkt an der Passhöhe. Aber da ich dort nur eine Horde wilder Superbiker ausmachen konnte, die ihre Motoren im Stand mit m.E. übertriebenem Gas geben quälten oder die einen „Sound-Kontest“ brauchten, habe ich es vorgezogen wie ein einsamer Wolf weiterzuziehen.
Biker am Passo Del Tonale
Auf dem Weg in Richtung Meran kommt man in der Umgebung von Fondo durch ein riesiges Apfelanbaugebiet. Hier werden die „Golden Delicius“ angebaut und geerntet. Und die Ernte war gerade im Gange. Überall waren Netze über die Bäume gespannt und Kisten für den Abtransport standen bereit.
Apfelanbau in der Umgebung von Fondo
Mini-Trecker, die auch zwischen den Baumreihen fahren können, waren sowohl in den Plantagen, als auch auf den Straßen unterwegs. Und eigentlich wäre jetzt Zeit für meine Mittagspause gewesen.
Aber da ich mir heute Äpfel zur Pause mitgenommen habe und da hier die Apfelernte in vollem Gange war, habe ich mich gar nicht getraut meine Äpfel zu essen – wenn das einer der Bauern gesehen hätte, hätte er mich wahrscheinlich wegen vermutetem Diebstahl sofort gelyncht.
Irgendwann so gegen 14:00 hatte ich dann außerhalb des Apfelanbaugebietes einen sehr schönen Parkplatz gefunden und habe zum Pausieren angehalten. Jacke aus, Wasser und Obst angerichtet. Und während ich so um das Mopp’s laufe, fällt mir fast der Apfel-Bissen aus dem Mund: Ich entdecke eine Schraube im Hinterrad ….
Schreck :-0
Rein oder raus – diese Frage stellte ich mir und legte erst mal den Apfel und alles andere zur Seite. Ich entschied mich für RAUS. Auch auf die Gefahr hin, dass dann das Hinterrad Luft verliert (so war es mir mal bei einem Autoreifen gegangen). Aber ich hatte Riesen-Glück. Die Schraube steckte nur knapp 2 Umdrehungen im Gummi und der Schlauch war scheinbar nicht verletzt. Danach kam noch ein BMW-Fahrer auch zum Pausieren und quatschte mir die Ohren voll, wie toll es sei: er ist schon seit 2 Wochen unterwegs und hat weitere 2 Wochen Zeit für seine Tour (Neid kam auf). Und als ich dann vom Wetterbericht am Morgen erzählte und vom angekündigten Schneefall bis auf ca. 1.500 Meter, meinte er erst nur, dass das nichts macht (so von wegen Griff- und Sitzheizung). Aber dann ist er doch ins Grübeln gekommen: bei solchen Temperaturen bauen seine Reifen ja keinen Gripp mehr auf … Ich bin weitergefahren und wollte am Gampen Joch eigentlich nett einen Kaffee trinken und vielleicht noch mal andere Mopp’s-Fahrer treffen.
Ruhetag am Gampen Joch
Aber am Gampen Joch war leider Ruhetag. Also ging es weiter in Richtung Meran.
Meran liegt in einem Tal, dessen Bergwände wie ein Schuhkarton abfallen und im Tal gibt es wieder jede Menge Obstanbau – und auch hier werden die Obst-Plantagen von Netzen geschützt. Von oben wirken diese schwarz.
Tal bei Meran
In Meran hat mich dann wieder die Hitze getroffen – es muss was um die 30 Grad gewesen sein. Und ich hatte mich verkehrstechnisch total verkeult. Die Strecke in Richtung Timmelsjoch war in der Stadtmitte ausgezeichnet, aber dann hab ich mehrmals die Route verloren. Und aus den Bergen kamen Unmengen von Autos und anderen Möpp’sen – lange Staus haben sich auf der Gegenfahrbahn gebildet und ich habe nur noch gehofft, dass ich bitte alles, nur nicht zurück müsse. Man merkte, dass Freitagnachmittag war und es viele Wochenendurlauber in die Berge bzw. nach Italien zog. Diese Temperaturen in den Städten und die Klamotten, die man in den Bergen sehr wohl braucht – das passt nicht zusammen.
Natürlich musste ich dann doch irgendwann zurück, da ich mich verfahren hatte und ich hoffe nur, dass in meinem Helm kein Mikro eingebaut ist und irgendwer mein Gefluche aufgezeichnet hat …
Als ich es aber dann doch irgendwie geschafft hatte, haben sich (mal wieder) schöne Strecken und Aussichten aufgetan.
Auf dem Weg zum Timmelsjoch
Vor dem Timmelsjoch selbst hatte ich ordentlich Respekt. Zum einen wegen der unterschiedlichsten Berichte, die ich im Vorfeld gelesen habe, zum anderen aber auch durch Erzählungen meiner Eltern, die mit uns als Kinder einmal aus dem Italien-Urlaub kommend über das Timmelsjoch zurück gefahren sind.
Heute waren in beiden Richtungen immer ganze Pulks von Autos und Möpp’sen unterwegs. Das lag wohl an den Ampelsteuerungen an den Straßen-Baustellen. Und sowohl die, die von Norden nach Süden gefahren sind (und mir somit in den Kurven entgegen gekommen sind), als auch die, die mit mir in einer Richtung gefahren sind, haben mir Angst gemacht. Das war bei vielen einfach Adrenalin pur – Speed ohne Ende. Mehrmals habe ich langsam gemacht und habe ganze Pulks vorbei gewunken (bevor mir diese Knieschleifer in den Kurven unterm Ellenbogen durch fahren ….). Das ist nicht meine Wanderer-Welt.
Immer noch: auf dem Weg zum Timmelsjoch
Die Strecke selbst (auch auf Italienischer Seite) halte ich – mal von den bitumengefüllten Längsrillen auf der Ideallinie abgesehen – fast für zahm; im Vergleich zu manch anderen Pässen schon fast für zahnlos.
Blinkend am Timmelsjoch – dem passo RAMBO
Die Landschaft allerdings, und das muss ich wirklich zugestehen, ist an vielen Stellen spektakulär,
Landschaft am Timmelsjoch
Und dann an der Mautstelle in Österreich – die einzige übrigens, an der ich während meiner ganzen Tour Maut für eine Passstraße bezahlen musste – tiefes Gegrummel und Gefauche.
Und auf einmal kamen 7 Lambos um die Ecke. Alle mit Liechtensteiner- oder Schweitzer-Kennzeichen. Und alle mit gebräunten, jungen Leuten am Steuer. Und die Mädels hatten Ausschnitte fast bis zum Bauchnabel – aber natürlich interessierten mich nur die Lambos. Leider habe ich es nicht geschafft, alle auf ein Bild zu bekommen. Auf die Lambos steht nämlich mein „Kleiner“ zu Hause.
Lambos am Timmelsjoch
Die Abfahrt vom Timmelsjoch in Österreich ist m.E. unspektakulär, die großen Ski-Orte im Ötztal sind im Sommer eher ätzend. Nichts hat mich zum Anhalten und Fotografieren bewogen (was bei der Anzahl der gemachten Bilder schon was heißen will).
In etwas kleineren Orten im Ötztal habe ich mir dann eine Bleibe gesucht und auch hier in Huben in einer Privat-Unterkunft eine sehr nette Herberge gefunden, die ich auch gerne empfehlen möchte. Leider musste die W vorerst auf dem Parkplatz vor dem Haus stehen bleiben und ich hätte sie nach Rückkehr der Wirtin am späten Abend noch unter das Vordach der Garage stellen dürfen. Das habe ich aber dann nicht mehr gemacht.
Interessant zu lesen, wie ein "Ortsfremder" die grandiose Alpenwelt erlebt, Hans-Peter.
Ich kann dir allerdings versichern, dass der Umbrail mit einem Sportler nicht nur nicht schwierig zu fahren ist, sondern geradezu ein Genuss.
Zitat Die Anfahrt zum Umbrailpass machte mir sehr schnell klar, warum ich in der Literatur so wenig über diesen Pass gelesen habe: eine Schottereinlage und auf dieser Strecke ausgewaschene Fahrrillen, machen diesen Pass für „Peter-Fondas-Erben“ oder für „Super-Sportler“ bestimmt schwer fahrbar.
Er ist ein echter Geheimtipp! Selbst an sonnigen Sommerwochenenden wenig los (während sie sich am Stelvio stapeln), sehr griffiger Belag und tolle Streckenführung. Das kurze Schotterstück wächst jährlich ein wenig enger zusammen (momentan 1.5 km), bald ist es Geschichte.
btw. Das Claustra Son Jon ist nicht in Taufers, sondern in Müstair, also auf der anderen Seite der Grenze.
Zitat Von Trafoi geht es über Prad und Glorenza durch Tubre mit dem Kloster St. Johann aus dem Mittelalter, das 1983 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.
Die Strecke von Sta. Maria den Umbrail hoch und gen Italy runter ist mit der W ein Genuss. Die engen Kurven kann man extrem eng fahren, wie ein Velo. Ich liebe diese Gegend. Von Zernez kommend ist auch der Ofenpass ein extrem langezogenes Teil. Da kann man richtig genüsslich und, meistens jedenfalls, entspannt fahren. Man muss nur wissen, dass in den Kurven, wo Parkplätze sind, auch Kieselsteinchen vorkommen
Meine erste Alpentour mit der W anno 2000 ging auch über Ofen, Umbrail und Südrampe Stelvio. Ich habe da Schotterstück aber noch als ziemlich lang in Erinnerung, vermutlich war s das vor 11 Jahren auch.
Heute war ich übrigens bei SR-Junkie, denn das mit dem durchgebrannten Rücklichtbirnchen wollte ich ja nicht auf mir sitzen lassen. Wenn ich auch keinen Ersatz liefern wollt, so wollte ich doch wenigstens versuchen, es zu reparieren. Aber der Verschwender hatte es schon in der Schweiz weggeworfen. Tja ...
...und mit der letzten Eintragung endet meine 2011-Tour
Samstag, 17.09.2011
Nach dem sehr netten, kleinen Frühstück am Morgen bin ich zum Packen raus an die W. Vom Zimmer aus hatte ich schon gesehen, dass es in der Nacht geregnet hatte.
Beim Packen in Huben – in Gesellschaft einer GS
Aber der Himmel sah nicht groß nach weiterem Regen aus. Trotzdem habe ich die Rolltasche in einen sicherheitshalber mitgenommenen Müllsack (schwere Ausführung) gepackt. Die Packtaschen und den Tankrucksack habe ich in der „Gut-Wetter-Ausprägung“ belassen. Die ersten 3 KM bis zur Tanke gingen – es hat ein wenig genieselt. Nach dem Tanken dann der prüfende Blick an den Himmel und die Entscheidung: es ist gutes Wetter – also los.
Keine 5 KM später hat es so geregnet und ich begann durch die Mopp’s-Klamotten und trotz Imprägnierung vor der Tour so nass zu werden, dass ich in einer Bushaltestelle angehalten habe und das ganz große Programm abgezogen habe: Rucksack und Tankrucksack als Ganzes montieren (dann hält das Regenverhüterli besser), Regenjacke und – hose an, die Gamaschen über die Stiefel und die dann auch noch die Regenhandschuhe an. So ausgerüstet fühle ich mich immer wie ein Michelin-Männchen. Aber was soll‘s: die Klamotten sind dicht und man steht maximal im eigenen Saft. An „meiner“ Bushaltestelle haben es mir vier weitere Biker gleich getan. Auch sie waren von der Menge des Regen überrascht.
Ich wollte über Imst und dann zum Hahntennjoch fahren und dann ggf. noch einmal in das „Namlos-Tal“ (Berwanger Tal). Das soll dort sehr schön sein. In Imst sind mir aber dann vier Möpp’se mit GAP-Kennzeichen entgegen gekommen und berichtet, dass das Hahntennjoch wegen Vieh(ab)trieb gesperrt ist und wir über den Fernpass ausweichen müssten. Das mit dem Almabtrieb für dieses Wochenende habe ich während meiner Tour öfter gelesen – dass deswegen aber ganze Pässe gesperrt werden, habe ich nicht gedacht. Aber da es ja eh geregnet hat, war mir die Strecke eigentlich nicht so wichtig. Dachte ich. Natürlich wurde auch aus nördlicher Richtung der Verkehr umgeleitet und so kam mir über „was weiß ich wie viel“ Kilometer eine endlose Auto- und Mopp’s-Schlange entgegen – mit all‘ den riskanten Überholmanövern.
Hohes Verkehrsaufkommen und lange Staus am Fernpass
Auch in meiner Richtung staute sich der Verkehr ganz ordentlich und ich konnte später auch ausmachen, was die Gründe waren: ein Dickschiff-Mopp‘s ist scheinbar beim Anbremsen vor einer Kurve oder wegen der Verkehrs mit dem Vorderrad ins Rutschen gekommen und umgekippt. Das Teil wollte erst mal aufgestellt werden und stand dann auf der Fahrbahn und ist nicht angesprungen. Möglichkeiten zum Abstellen am Straßenrand waren keine da – also musste der komplette Verkehr aus beiden Seiten daran vorbeigeführt werden. Dann musste auf der Passhöhe der ADAC auch noch einen Familienkombi Huckepack nehmen – und auch hier musste der Verkehr aus beiden Richtungen vorbei geführt werden. Auch das hat für mächtigen Rückstau gesorgt. Als „Ausgleich“ hat es ab dem Fernpass nicht mehr geregnet und ich konnte mich der Gummi-Klamotten entledigen.
Am Fernpass
Da ich jetzt schon am Fernpass war und in Richtung Füssen wollte, habe ich kurzerhand entschieden, am Plansee einen kurzen Zwischenstopp einzulegen. Den Plansee habe ich auch mit diesem Wahnsinns-türkisfarbenem Wasser in Erinnerung und die Uferstraße ist nicht nur ein landschaftlicher Leckerbissen. Und meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich bin eine ganze Zeit lang am Ufer unterwegs gewesen und dann die gleiche Strecke wieder zurück nach Füssen gefahren, um von dort aus die weitere Heimreise anzutreten.
Am Plansee
Leider kann die Kamera auch diese schöne Farbe des Plansee nicht richtig darstellen.
In Füssen habe ich die erste Hochrechnungen angestellt und festgestellt, dass ich so um ca. 18:00 in der Gegend von Würzburg sein müsste. Dann würde ich in dem kleinen Bett & Bike-Hotel übernachten, in dem ich wochentags während der Arbeitszeiten öfter wohne. Oder ich müsste unterwegs irgendwo auf die Autobahn...
Aber erst mal bin ich tiefenentspannt in das Oberallgäu. Die Landschaft hier ist gefälliger, als in den hohen Bergen. Hügelige Weiden, kaum kahler Felsen – auch sehr schön zum Anschauen. Und auch hier gibt es sehr schöne kleine, kurvige Straßen und sehenswerte Ortsdurchfahrten.
Im Oberallgäu
Die Heimfahrt führte mich durch das Ober- und Unterallgäu und u.a. durch die Städte Marktoberdorf, Kaufbeuren, Mindelheim, Kulmbach, Günzburg (mit dem Legoland) und dann nach Heidenheim. Die Strecke ist wesentlich angenehmer zu fahren, als die B2, die ich für die Anfahrt wählte. Hier hat es noch mal richtig Spaß gemacht. Aber nach dem ich durch die Ellwanger Berge durch war – eine Gegend, die ich von der A7 aus schon immer mal gesehen hatte und unbedingt auch mal kennenlernen wollte – hat mich dann irgendwie das „Heimweh“ gepackt und ich bin nördlich von Ellwangen auf die A7, in Würzburg auf die A3 und in Seligenstadt auf die A45 und konnte so doch noch ca. 20:00 zu Hause sein.
Kurz vor Würzburg hat mich dabei noch mal so richtig ein dicker, fieser Regenschauer erwischt (er dauerte keine 10 Minuten) und ich konnte auf der Autobahn nirgends anhalten und mich unterstellen bzw. die Regensachen anziehen. Und seit diesem Schauer weiß ich, dass trotz allen Imprägnierversuchen vor dem Urlaub, meine Mopp’s-Klamotten nach ca. 4 Jahren und ca. 30.000 KM nicht mehr wasserdicht sind. In den Ellenbogen und am Hintern kann ich max. noch von wasserabweisend reden (wobei vielleicht sogar das noch übertrieben ist). In Wertheim auf dem Parkplatz habe ich mich dann auch wegen des auskühlenden Fahrtwindes in die Gummi-Pelle gezwungen und bin einigermaßen warm – aber auf jeden Fall super zufrieden – zu Hause angekommen.
Die schönsten Erinnerungen habe ich an den Umbrail- und den Gavia-Pass, da ich von diesen beiden nur so wenig wusste und sie mich soooooo doll überraschten
Und obwohl ich jeden Tag vor dem Frühstück wegen meiner Hüftprobleme einen Schmerztrip eingeworfen habe, denke ich …
… ich mach das wieder!
Es war sans pareils. Ohnegleichen. Unbeschreiblich. W-ahnsinn!
Zwei Tage später habe ich mich dann erst mal intensiv um die W gekümmert:
Pflegebedürftig
Mit dem Schreiben dieses Berichtes und den vielen schönen Erinnerungen habe ich mich entschieden, meine W umzubenennen.
Zukünftig heißt sie nicht mehr Wilma – sie wird ehrenvoll ihren neuen Namen tragen:
Sehr schöner Bericht! Aber der neue Name Weh-Nuss erinnert mich eigentlich mehr daran, was man spürt, wenn man bei einer Vollbremsung auf den Tank knallt.
Das Hahntennjoch mit seiner engen Straße und den Abgründen auf der Nordseite bei dem ganzen Dreck vom Viehtrieb stelle ich mir nicht gerade spannend vor, vielleicht warst du da mit dem etwas langweiligen Fernpass ganz gut bedient.
Da hast Du Dir ja wirklich viel Mühe gemacht. Ist toll geworden Dein Bericht. Einige Strecken davon bin ich auch schon gefahren und freue mich über die Erinnerung. Wenn Du noch zwei Wochen warten kannst, dann sollte mein Bericht von der letzten Tour fertig sein. Vielleicht unterstützt der Deine Reiseplanung.
Ich musste bis heute warten, um ihn zu lesen. Die Netzverbindung in Italien per Stick ist zu langsam, wenns um Bilder geht. Die Netze über den Apfelplantagen sind übrigens gegen Hagel. Hab ich dieses Jahr gelernt. Uns hats nämlich die Trauben verhagelt, während unsere Nachbarin ihren kompletten Gemüsegarten 'vernetzt' hat. Da hing dann der Hagel in großen Klumpen und brauchte trotz des warmen Wetters bis zu 20 Stunden, um zu tauen.