Zitat von FalconeJeden Tag nur einen Reisetag ins Forum stellen, dann kann man auch viele Bilder gerne anschauen und hat tagelang was, um sich drauf zu freuen.
... auch eine Idee - das werde ich so machen.
@Serpel: Hut ab - mit welcher Software sucht Du?
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
So. Der Reisebericht ist fertig und ich werde nach und nach die Berichte zu den einzelnen Tagen einstellen. Ich wünsche denen, die den Bericht lesen viel Spaß.
dabbel-U Grüße Hans-Peter
Sans pareils 2011
...der Plan
... das Motorrad
Fern-W
Der Bericht…
Sonntag 11.09.2011
Nach kurzer Nacht bin ich an diesem geschichtsträchtigen Tag („nine-eleven“) um ca. 08:30 gestartet. Das Wetter versprach für diesen Tag super zu werden bzw. zu bleiben: Sonne, kaum Wolken und sehr angenehme Temperaturen.
Vor der Abfahrt - die W fertig gepackt
Die W hat für die Tour die Packtaschen angehängt bekommen – hier sind das Benzin und Öl, das Werkzeug, Ersatzbirnen und –züge, die Schraubnippel, das DryLube und eine Ersatzdose Luft für die Reifen, sowie die kompletten Regensachen untergebracht. In der Rolltasche sind die normalen Klamotten, der Kultur-(Schock-)Beutel und ein paar Turnschuhe und im Tankrucksack die benötigten Bücher, Karten, der Foto mit Batterien und das Tourenbuch verpackt. Im Rucksack sind dann schließlich noch das Futter für die Motorrad-Klamotten und das Futter für mich (sprich die tägliche Essen- und Trinkration) eingepackt.
Rucksack und Tankrucksack können über einen Reißverschluss als „großer TaRu“ verbunden werden, für den es dann auch eine genau passende Regenhülle gibt – leider kann man in dieser „großen Kombination“ dann das Kartenfach während der Fahrt nicht mehr wirklich gut einsehen.
Die Schweitzer Franken für unterwegs hatte ich mir schon besorgt, ein paar Euro habe ich mir noch schnell an der Bank geholt und final den Luftdruck der W an der Tanke überprüft – und dann ging es ab auf die Bahn.
Ich wollte – wenn es ohne Stress und große Anstrengungen möglich war – die erste Nacht in Tannheim im Tannheimer-Tal in Ösi-Land verbringen. Und dort im ehemaligen Jugendgästehaus, wo ich auch meine Abi-Freizeit vor „was-weiß-ich“ wie vielen Jahren verbracht habe. Da ich für diese Strecke schon im Vorfeld über 500 KM recherchiert habe, wollte ich bis ca. Würzburg die Autobahn nutzen und dann über Landstraßen weiterfahren – eine so lange Strecke auf der Autobahn ist für mich jedoch total neu. So bin ich dann mit Bauchgrummeln erst auf die A45 und in Seligenstadt dann auf die A3.
Es war erstaunlich viel Verkehr auf der Autobahn und es sind erstaunlich viele Fahrzeuge mit MK-Kennzeichen unterwegs gewesen (ich musste bei jedem an den Dierk mit seinen vielfältigen W’s aus dem Forum denken) – auch 3 Möpp’se aus MK haben mich überholt.
Soll ich …..?
Nein, ich hatte mir für die Bahn ein Limit von ca. 4.500 U/min gesetzt.
Und außerdem - mein Motto:
Heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Bewährt hat sich auf dieser Autobahnfahrt bereits der „Tempomat“, den ich mir eigentlich für die Tempo-Limits in den „Urlaubsländern“ gekauft hatte – Geschwindigkeiten konstant einzuhalten ist damit kein Problem:
Der Tempomat
Am Rasthof Spessart habe ich die erste Pause eingelegt und habe die „Sanifair-Gutscheine“ von der diesjährigen Familien-Urlaubsfahrt gegen Traubenzucker und Bonbons eingetauscht. Als ich aus der Raststätte kam, waren wenige Regentropfen auf der Chromlampe zu sehen. Wo kommen die denn her?
Die W am Rasthof Spessart
Was sich aber bisher schon bestätigte: Autobahnfahren mit dem Mopp’s ist doof!
Bis zur Abfahrt nach Marktheidenfeld waren es nur noch wenige Kilometer, die Tropfen vom Rastplatz wurden größer und mehr: ein Schauer hat mich erwischt. Kurz nach dem Rasthof und dann die ersten Kilometer auf der Landstraße – Gott sei Dank war in Fahrtrichtung aber schon wieder die Sonne zu sehen. Und das war’s dann auch mit Regenfahrten für diesen Tag.
Ab Marktheidenfeld ging es dann auf die Bundesstraße und über Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim nach Rothenburg ob der Tauber.
Die sogenannte „Romantische Straße“.
Schilder, dass man sich auf dieser befindet, stehen ca. alle 2 KM – und manchmal war das auch wirklich nötig. Ich finde es ok, wenn man auf einer 2-spurigen Schnellstraße „unaufdringlich“ daran erinnert wird, dass man auf einer „Romantischen Straße“ ist.
Aber es gibt auch sehr schöne Ortschaften und das Fahren zwischen den Weinbergen ist wirklich toll.
In den Weinbergen
Das Taubertal ist landschaftlich wirklich sehr reizvoll. Und hier kam mir ein Trupp Ford Fokus in Sportausführung entgegen (RS hieß das, glaub‘ ich, früher bei Ford mal) – überwiegend in Orange und Gift-Grün und teilweise mit Tablett-artigen Heckspoilern. Aber aufregend finde ich das dann auch wieder. Zumal der Sound dieser Autos mich doch sehr an die Zeiten erinnerten, wo wir mit geänderten Luftmengenmessern oder mit Doppel-Vergasern und scharfen Nocken in den damals aktuellen VW-, Ford- und Opel-Modellen unterwegs waren.
Der erste Tankstopp hat mich dann auf den Rasthof Wörnitz gebracht. Der Rasthof liegt direkt an der Bundesstraße und an der A7. Auf dem großen Parkplatz war eine Oldtimer-LKW und –Bus-Ausstellung. Beim Vorbeifahren habe ich alte Hanomag-Buse und so was gesehen und bin dann mal lieber nicht zum Schauen gegangen. Da wären vermutlich schnell ein paar Stunden weg gewesen... So habe ich nur schnell getankt, ein paar Bissen gegessen und dann ging es wieder weiter.
Am Rasthof Wörnitz
Unterwegs wollte ich öfter von den großen Bundesstraßen fliehen, habe aber zweimal mit irgendwelchen lokalen Umleitungen (wegen Bauarbeiten) so sehr kämpfen müssen, dass ich immer wieder auf die großen Bundesstraßen zurück bin / musste. Ganz schlimm war das in der Nähe von Landsberg – hier und im Umkreis von Augsburg habe ich zusätzlich unter der Mittagshitze gelitten und musste überwiegend zwischen Maisfeldern auf fast ausschließlich geraden Strecken fahrend immer wieder über alternative Anreisen in die Alpenregion mit der Bahn oder auf einem Hänger nachdenken. Dieses Stück der Tour war echt ätzend.
Schöner wurde es dann wieder im Allgäu. Die annähernd 30 Grad vom Nachmitttag waren zwischenzeitlich etwas abgekühlt, es gab Waldstücke und auch die ersten Berge waren zu sehen.
Der „erste Bergblick“
Und ein weiterer Autoclub ist mir entgegengekommen, die ich aber leider auch nicht fotografieren konnte: ca. 8 - 10 Opel GT (teilweise wunderbar im Originalzustand restauriert, aber wenige auch in den damals üblichen Umbauten mit dicken Kotflügelverbeiterungen, 235/60-13-er Reifen auf ATS-Felgen und teilweise leider auch mit dem ganzen Spoilerwerk, das so um 1980 an die Opels geschraubt oder laminiert wurde …). Dabei ist mir sofort wieder der Werbe-Slogan von damals eingefallen: Nur Fliegen ist schöner …
Und dann kam ich auch zum ersten Königsschloss. Aber auf einen Besuch am Sonntag-Nachmittag habe ich aber wegen der Menschenmengen auf den Straßen und in den Ortschaften verzichtet.
„Ludwigs-Hausen“
Vom Schloss Neuschwanstein bin ich dann nach Füssen und habe am „Lech-Fall“ pausiert und von hier auch die Pension in Tannheim angerufen und mein Zimmer gebucht. Es gibt scheinbar einen neuen Besitzer.
Der Lechfall in Füssen
Von Füssen ging es über Reutte und entlang dem Haldensee nach Tannheim. Auf dieser schönen Strecke „musste“ ich dann auch meinen ersten Pass fahren. Der Gaichtpass. Aber leider hat der noch nicht mal ein eigenes Passschild und so muss zur Doku der Wegweiser zur Gaichtpassstube reichen.
Am Gaichtpass
Während meiner Pause am Gaichtpass ist eine W in blau/silber mit Lukas-Style-Rücklicht und vermutlich Schweitzer-Kennzeichen vorbeigefahren – leider hat mich der Fahrer scheinbar aber nicht gesehen und hat auch nicht angehalten.
Die Strecke vom Gaichtpass nach Tannheim ist wieder wunderschön zu fahren.
In Tannheim bin ich in den „Bergheim – Treff 12“ gefahren und: es gibt tatsächlich einen neuen Besitzer.
Das wundert nicht – als ich 2008 zum Skilaufen für zwei Tage im Bergheim in Tannheim war, da war noch die Wirtin da, die wir schon auf unserer Abi-Freizeit kennen gelernt hatten. Und sie hatte in 2008 noch die gleiche Küchen-Schürze an, wie zur Abi-Zeit 1984/1985.
Leider wurde mit dem jetzigen Besitzerwechsel auch die Küche geschlossen, die auch in 2008 noch wirklich gutschmeckende Gerichte zauberte – und dass, obwohl man sich das bei dem Zustand der Küche gar nicht vorstellen konnte. Auch der Gastraum mit dem wunderschönen Grundofen steht den Gästen leider nicht mehr zur Verfügung. Hier haben wir in unserer Abi-Zeit Karten- und Brettspiele gespielt, geklönt, gesungen und unserem Physik-Lehrer mit über 60 beigebracht, wie man Stones-Song auf dem Schiffer-Klavier spielt und so unsere Gitarristen begleitete – feine Erinnerungen!
Ich musste also für das Abendbrot in eine benachbarte Gaststätte gehen. Während ich zu Abend gegessen habe, ist Regenwetter aufgezogen. Schön, dass ich vorher die W in einem Schuppen unterstellen konnte.
Der W-Regenschutz-Schuppen
Trotz des heranziehenden Regens bin ich noch ziemlich trocken zurück in das Bergheim gekommen und konnte da mit einem Mopp’s-Ehepaar aus dem Ruhrpott und dem neuen Eigentümer unter dem Balkon und später an der Bar über Motorradtouren reden. Der neue Besitzer und seine Frau sind Mitbegründer von „Alpen-Motorradhotels“ (www.alpen-motorradhotels.com) die unter anderem Motorrad-Touren in den Alpen planen, verkaufen und begleiten und die auch eigenes Kartenmaterial von den Alpen erstellen.
Die W hat an diesem ersten Tag klasse funktioniert – nur den rechten Spiegel musste ich unterwegs noch mal festschrauben, nachdem ich beim Tanken selber daran hängen geblieben bin. Die dann doch mehr als 600 gefahrenen Kilometer spüre ich am Abend schon in der Hüfte und wie vor 2 Jahren denke ich mir: Vielleicht sollte ich doch lieber Tagesetappen ohne Endziel in Angriff nehmen?
Der Abendhimmel des 11.09.2011 in Tannheim
In den nächsten Tagen werde ich irgendwann den Bericht für den Montag einstellen.....
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Ja, so machen Reiseberichte richtig viel Spaß! Schöne Bilder mit tollen Texten. Schließe mich Falcones Worten an und freue mich auch auf die Fortsetzung!
So, auch für den 2. Tag sind die Bilder hochgeladen und der "milchig"-Kommentar von Serpel stimmt irgendwie. Beim Anschauen der Bilder über den Beamer ist mir das gar nicht aufgefallen - aber hier jetzt ..... Ändern kann ich es leider nicht.
Montag 12.09.2011
Am Morgen hat es dann nicht mehr geregnet. Die Straßen waren jedoch noch feucht und in / über den Bergen hingen noch Wolkenreste bzw. Nebel.
Den Tag begann ich vor dem Frühstück mit einer Prophylaxe-Schmerztablette. Zum Frühstück kam das Ehepaar aus dem Ruhrpott und wir haben gleich noch ein bisschen über die jeweils geplanten Tagestouren gesprochen. Auch hier war die Bewirtung und vor allem die Freundlichkeit des neuen Besitzers mehr als ungewöhnlich. Mit ihm haben wir noch über mögliche Touren gesprochen und er hat mir Kartenmaterial von Österreich / Schweiz / Italien und von den Dolomiten mitgegeben. Nach dem Bezahlen ging es dann aber doch endlich los.
… beim Packen
Die Bezahlung war keine Überraschung, obwohl, wie im Telefonat angekündigt, zu den Übernachtungskosten ein „Eine-Nacht-Zuschlag“ kam, der den Übernachtungspreis in (m.E.) nicht gerechtfertigte Höhe schnellen lies.
Ich habe es dennoch unkommentiert gezahlt – für mich ist das Bergheim nicht nur eine Unterkunft: für mich ist es auch eine sehr schöne Erinnerung an eine verdammt coole Schulzeit mit wirklich duften Schulfreunden und supi-Lehrern (echt) und sehr, sehr viel Spaß beim Skifahren und besonders auch an die „Party“-Abende im Bergheim.
Bei der Abfahrt aus Tannheim gab es noch ein paar nasse Stellen auf den Straßen und auch noch ein paar Wolken, aber nach Regen hat es nicht mehr ausgeschaut.
Ich hatte auch nichts regendicht verpackt.
Die W bei der Abreise vom Berghof
Die Fahrt nach Sonthofen begann mit den üblichen Kontrollen von Öl vor der Abfahrt und des Luftdruck an der erst-besten Tanke. Das Wetter sah in meiner Richtung immer besser aus - und es wurde auch immer besser.
Der Weg führte mich zum Oberjochpass. Hier hat es Kurven zum „schwindelig fahren“ – rechts-links-rechts-links-rechts-…. Es hört überhaupt nicht mehr auf – und so ist die Abfahrt nach Sonthofen auch eine schöne Strecke zum warmfahren. Das Tannheimer-Tal kann m.E. uneingeschränkt zum Mopp’s-fahren empfohlen werden. Und das kann ich sagen, obwohl am heutigen Montag sehr viel Auto-Verkehr herrschte.
Es folgte danach die Anfahrt zum Riedbergpass. Und die versprach große Freude: 10 KM Kurven, die dann auch wirklich folgten und die mir diese Strecke in guter Erinnerung blieben ließen.
Freude kommt auf ….
Am Riedbergpass gab es dann wenigstens ein richtiges Passschild – damit man nachher noch weiß, wo - und auf jeden Fall wie hoch - man war.
Am Riedbergpass
Und auch die folgende Abfahrt war mehr als nur nett. Schöne Landschaft, schöne Straßen und sehr nett anzuschauende Dörfer und Bauernhäuser.
An der Grenze zur Schweiz in Dornbirn habe ich mich dann ordentlich verfahren. Und in der Stadt war es wieder mal verdammt warm – besonders in den Mopp’s-Klamotten. Ein vergleichbares Erlebnis hatte ich 2009 in Salzburg …
Auf dem Weg zum Ricken-Pass kamen dann die ersten Häuser in einem Baustil, den ich in der Schweiz immer öfter gesehen habe, dem ich aber (noch) keinen Stil-Namen zuordnen kann. Aber gefallen tut mir diese Bauweise.
Schöne Häuser in der Schweiz
Über Widnau, Heiden, und Wald ging es in einem Kurvengewitter zum Charontenpass und dann weiter über Hernberg und Wattwil zum Ricken-Pass.
Irgendwo unterwegs kam mir eine W (vermutlich eine W800) mit Schweizer-Kennzeichen entgegen – aber auch dieser Fahrer hat nicht angehalten. Ich habe den Stopp zum Fotografieren genutzt. Bei dem heutigen Kaiserwetter musste ich einfach 1000-te von Bildern machen …
Auf dem weiteren Weg zum Klausenpass habe ich unterwegs meine Brotzeit gemacht und – ähnlich wie am 2.-ten Tag meiner 2009-er Tour – den Rucksack nach der Pause vergessen mitzunehmen (er stand ja auch ganz unauffällig direkt am Hinterrad ). Glücklicherweise hab‘ ich es recht zügig gemerkt und konnte ihn unversehrt wieder abholen.
Die Anfahrt zum Klausen ist absolut reizvoll und bietet tolle Aus- und Ansichten und tolle Kurven. Die Strecke hatte zu Beginn ein Stück Kopfsteinpflaster, was mit der W und den W-anderreifen kein Problem war.
Die Anfahrt zum Klausen-Pass
Die Aussichten und die Talblicke faszinierten mich während der gesamten Anfahrt.
Talblick am Klausen-Pass
Neben den Talblicken waren auch die Bergblicke so gigantisch, dass ich mehrmals die Fahrt unterbrechen und anhalten musste.
Bergblick am Klausen-Pass
Am Klausen-Pass habe ich dann auf der Passhöhe im Kiosk Ansichtskarten gekauft und eine kurze Pause gemacht. Meinen Wunsch-Kaffee habe ich hier wegen des montäglichen-Ruhetages leider nicht trinken können.
Auf dem Klausen-Pass
Auch die Abfahrt versprach ein absolutes Highlight zu werden – mit vielen Kurven und Kehren und ebenfalls tollen Ausblicken.
Die Abfahrt vom Klausen-Pass
Die Talbegrenzungen der Straße sind häufig mehr als marode, manchmal auch gar nicht mehr vorhanden, andere aber dann doch auch wieder im guten Zustand.
Absperrungen am Klausen-Pass
Am Klausenpass habe ich dann drei Holländer mit zwei Guzzi‘s getroffen, die nach Mandello zum 90.-ten Jubiläum in das Werk von Moto Guzzi wollten.
Weil viele Straßen „in Renovierung“ sind, habe ich mein gewünschtes Tagesziel nicht ganz erreicht. In einem „Hotel“ in Intschi habe ich übernachtet.
Nach einer Absage in einem kleinen Privat-Apartment und einer Anfrage in einem „Gasthaus“ mit 80 SFR Übernachtungskosten, bin ich für 55 SFR in einem Gasthaus etwas abseits der Hauptstraße „abgestiegen“. Der „Duschtempel“ stand frei im Zimmer, der Rest des Bades war mit einer tapezierten Holz-Abtrennung vom Zimmer getrennt. Aber (fast) egal – das Wasser war warm, das Bad sauber und die Wander-W konnte unter einem Unterstand trocken übernachten.
Die Wirtin hatte jede Menge Tattoos und m.E. mindestens 30 Kilo Übergewicht (dadurch hatten die Tattoos aber zumindest keine Falten). Die Brotzeit am Abend war mit 15 € eindeutig überteuert – aber ich war froh überhaupt eine Bleibe gefunden zu haben. In dieser Gegend gibt es sehr wenige „Privat-Zimmer“ – auch nicht, wenn man in die kleinen Ortschaften abseits der Hauptroute fährt.
Die Übernachtungen in der Schweiz sind im Allgemeinen scheinbar wesentlich teurer, als die in Ösi-Land.
mal schau'n, ob ich bis Dienstg vielleicht die nächsten Bilder laden kann ...
dabbel-U Grüße Hans-Peter -
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Wieviele Tage warst du unterwegs? Hoffentlich gaaaanz viele Wochen, dann hätten wir bis Weihnachten ausreichend Stoff zu lesen und schöne Bilder zum angucken!
....der Versuch den nächsten Tag zu dokumentieren:
Dienstag 13.09.2011
Der morgendliche Blick vor dem Frühstück aus dem Fenster versprach vieeeel für den neuen Tag.
Der neue Morgen
Nach einem ebenfalls annähernd katastrophalem Frühstück mit einem Kaffee, dass selbst ich keine weitere Lust mehr auf einen zweiten hatte und einem „Nein“ auf meine Frage nach Marmelade, bin ich los und habe noch geschwind die Postkarten eingeworfenen. Die Anfahrt zum Sustenpass präsentierte sich von ihrer besten Seite – im Gegensatz zu dem Hotel der letzten Nacht:
Weder das Abendbrot, noch die Übernachtung oder das Frühstück waren ihren Preis wert. Aber ich musste ja irgendwo übernachten. Vergleichbares hatte ich auf meiner 2009-er Tour in den Dolomiten auch erlebt: braucht jede Tour ein solches Erlebnis?
Um 08:30 bin ich also aufgebrochen und habe kurze Zeit später dann doch noch einen dünnen Langarmpulli unter die Kombi gezogen: frisch war es.
Während den ersten Kilometern habe mir vorgenommen, dass ich den „versäumten“ Kaffee irgendwo unterwegs nachholen wollte (am liebsten in landschaftlich schöner Umgebung).
Die Anfahrt zum Sustenpass
Von Intschi aus ging es also über Wassen und von dort zur der Passhöhe des Sustenpass, von wo aus man den Gletscher sehr schön sehen kann.
Der Sustenpass
Der Blick auf den Gletscher.
W mit Gletscherblick
Das mit dem Kaffee habe ich nach fantastischer Anfahrt zum Sustenpass und kurzer Pause am Pass, auf der Abfahrt im Hotel Steingletscher realisiert.
Latte am Sustenpass
Die Wertung aus einem der Pässe-Vergleiche, der Susten sei „der schönste Pass der Schweiz“ kann ich zumindest nicht widersprechen – nein: sogar gut verstehen (ohne die anderen befahren zu haben). Zum Stausee und zum Steingletscher bin ich explizit nicht gefahren.
Übrigens: Der Latte - der war großes Kino … Was mir bei der Abfahrt besonders toll aufgefallen ist und was ich mir auch immer wieder anschauen musste: wenn man sich von oben die kommende Strecke ansehen kann.
Die Abfahrt
Über Innertkirchen ging es dann zum Grimselpass. Und auch auf dieser Strecke musste ich unterwegs immer wieder anhalten und Bilder machen.
Unterwegs zum Grimsel
Für mich sind die Alpen – und vor allem die Gegenden oberhalb der Baumgrenze – einfach eine Traumlandschaft. Diese Aussichten, dieser Himmel und die Temperaturen in den Bergen, das Kaiserwetter – genauso hatte ich mir meine 2011-er Tour gewünscht.
Traumlandschaft
Was mich besonders genoss: vor 11:00 Uhr sind wenige Möpp’se und wenige Autos unterwegs.
Bei der Auffahrt zum Grimsel war es sehr windig. An den 3-stufigen Stauseen habe ich mehrere Stopps eingelegt. Was mir auffiel: das Gletscherwasser der Stauseen hat eine fast unnatürliche Farbe. Milchig bis grau – mit einem Grünstich.
Grimselsee
Natürlich bin ich auch über die Staumauer zum Hospiz gefahren – aber da war total tote Hose. Die Bediensteten haben wartend vor den Türen gestanden und Zigaretten geraucht.
Der See am Pass selber hatte dann wieder diese tolle türkisblaue Farbe und das Wasser ist absolut klar – wie immer wieder in den Bergen. Die Panoramastraße am Hotel Alpenrösli habe ich mir nicht gegönnt, obwohl sie in der Literatur empfohlen wird – ich denke, dass ich genügend „Panorama“ auf der normalen An- und Abfahrt hatte. Ein Passschild habe ich nicht gefunden, also musste das Rost-Mopp’s vor dem Berghotel Grimselblick dafür herhalten. Das ist ja mindestens genauso aussagekräftig (weil bekannt) – ein beliebtes Motiv.
Passschild?
Auf der Grimsel-Abfahrt kann man schon die Auffahrt zum Furkapass sehen….
Links: Abfahrt vom Grimsel Rechts: Auffahrt zum Furka
… und von unten kann man die Streckenführung vom Grimsel sehr gut erkennen.
Rückblick auf die Grimsel-Abfahrt
Bei diesen vielen Kehren und „turnarounds“ müsste es einem eigentlich permanent schwindelig sein. Und m.E. ist es auf diesen Strecken eigentlich fast egal, mit welchem Mopp’s man unterwegs ist und wie viel Leistung man unter dem Hintern hat – solange man ein einigermaßen vernünftiges Fahrwerk hat und ein paar Passerfahrungen, gibt es auch für die vermeidlich schnellen Racer und Reiseenduros wenig Möglichkeiten wirklich viel schneller zu sein.
In Gletsch steht das wunderschöne Hotel Glacier du Rhone aus der „Belle Epoque“- Zeit. Hier muss man einfach anhalten und schauen. Ich habe mich nicht getraut, nach irgendwelchen Preislisten zu schauen – was mich im Nachgang dann ziemlich geärgert hat – einen Kaffee und vielleicht ein Stück Kuchen oder ein Eis hätte ich mir ruhig mal gönnen sollen. So ein tolles Gebäude …
Traum-Hotel
Die Auffahrt zum Furkapass wird belohnt mit tollen Ausblicken in das Rhone-Tal. Und auch der Rhone-Gletscher ist ein weiteres Highlight.
Blick vom Rhonegletscher in das Rhonetal
Der Pass an sich, wird bei mir keine besonderen Erinnerungen auslösen – es ist eine schöne Landschaft, die Straßen waren überwiegend in vernünftigem Zustand…
Auf dem Furkapass
… was mir aber in sehr guter Erinnerung geblieben ist:
auf der Abfahrt gibt es 24 Kehren …
Die Abfahrt vom Furkapass
Nach der Abfahrt vom Furkapass musste ich kurz nach Andermatt: zum Tanken – ich hatte unterwegs keine andere offene Tanke gefunden. Der Umweg lohnte sich – oder auch nicht: Zum einen habe ich erneut die Matterhorn-Gotthard-Bahn gesehen, die mit „eigenen“ Panaromawagen durch die Alpen fahren. Diese Wagen erinnern mich so ein bisschen an die VW-Samba-Typ1-Buse: mit Fenstern in der Dachwölbung. Zum anderen habe ich die Tanke in Andermatt als die unfreundlichste Tanke in Erinnerung, die ich je angefahren habe. Und das, obwohl es eine Shell-Tanke war und Shell (zumindest in Deutschland) mit dem „Tankwart-Konzept“ versucht einen auf „Service“ zu machen. Was ich spannend fand, wovon ich jedoch leider kein Bild gemacht habe: direkt nach mir kam ein Lotus Ellise zum Tanken – Herkunft irgendwo aus östlichen Ländern. Der Sound und die Tieferlegung ließen auf „Optimierung“ und „Kurvenspaß“ schließen – als die ganz junge Beifahrerin ausstieg, wurde das bestätigt. Sie wär käsebleich – und als ich später den Lotus irgendwo in den Bergen noch mal gesehen (und gehört) hatte, wusste ich auch warum: der Fahrer ist / war ein absoluter Speed-Junkie …
Von Andermatt aus bin ich zum St- Gotthard – und weil das Wetter so traumhaft war, musste ich natürlich auf die Tremola – die alte Kopfsteinpflaster-Passstraße, auf der heute teilweise als Touri-Attraktion noch historische Postkutschen unterwegs sind.
Tremola
Oben am Pass war dann ganz schön was los – viele Möpp’se, aber auch Autos und WoMos.
San Gottardo
Schön, dass es auch wieder einen tollen Pass-See gab.
See am St. Gotthard
Und auf dem Weg zur Abfahrt – direkt am Schild der Tremola – passierte ES:
Tremola
Mir ist die W beim Anhalten für den Foto-Stopp unter dem Hintern umgekippt. Das Bild war noch nicht gemacht und die W lag da und ich dachte nur: Oh-W: der Tank, der Auspuff und der Lima-Deckel. Und im Forum ist vor kurzem noch ein supi Merlon-Marzipan-Tank und eine fast neue (nicht getüvte) Auspuffanlage verkauft worden. Und ich war bei beiden Aktionen zu zögerlich und dann zu spät. Und beim letzten „einigermaßen“ Lima-Deckel in der Bucht, hatte ich zum Auktionsende keinen Funk-Empfang in diesem dusseligen ICE-Zug. Und jetzt könnte ich die ganzen Teile doch soooooo gut gebrauchen…. Was einem in so kurzer Zeit alles durch den Kopf geht?
Natürlich habe ich sofort versucht die W aufzurichten – dabei passierte mir die nächste Panne: der linke Spiegel hat sich unter dem Brustgurt des Rucksack geschoben. Ich stand da: aufrichten ging nicht weiter (ich hätte mich selber hochheben müssen), ablegen ging nicht (ich hätte mich dazu legen müssen). Gott sei Dank kamen zwei wirklich sehr nette Guzzi-Isten aus Dänemark und haben mir aus meiner misslichen Lage geholfen. Ich konnte die W aufstellen. Ein erster kurzer Check: der Tank hat nichts, der Auspuff hat zwei winzigste Kratzerchen und der Lima-Deckel hat an der bereits vom Vorbesitzer nachpolierten Stelle (ohne Klarlack) zwei weitere winzige Pünktchen bekommen. Scheinbar haben die Packtaschen das meiste abgehalten? Nein: am Kupplungshebel ist die Kugel weiter nach vorne gebogen und der Hebel wesentlich näher am Griff. Der einzige wirkliche „Schaden“, denn auch die Kupplung trennte nach dem nachstellen des Zuges wieder sauber. Mensch – ich hatte scheinbar mehr Glück als Verstand.
Nach der Suche, warum mir die W umgekippt ist, habe ich dann gesehen, dass genau da, wo ich meinen linken Fuß abstellen wollte, eine ziemliche Spurrinne war – und die hatte ich auf dem Kopfsteinpflaster und mit der relativ neuen Gleitsichtbrille und dem Sonnenvisier des Helms einfach nicht gesehen. Ich bin schlichtweg ins Leere getreten und bis ich darauf reagieren konnte, hatte die W eine Schräglage, in der ich sie nicht mehr halten, sondern nur noch „maximal vorsichtig“ ablegen konnte. Aber auch so was gehört scheinbar zu meinen Touren: in 2009 habe ich am zweiten Tag mein Helm-Visier auch bei so einer blöden Situation genau im Sichtfeld ordentlich verkratzt und weil es ein „Pro Biker“ war, habe ich im Ösi-Land bei normalen Motorrad-Händlern keinen Ersatz bekommen.
Was ist das für ein Tag ………
Mit dem Anlassen hat sich dann mein Schätzchen ganz schön Zeit gelassen. Panik kam sofort wieder hoch: doch ein Schaden? Aber scheinbar war nur der Sprit aus den Vergasern ausgelaufen, denn nach wenigen Versuchen: Brammm, brammm, pöttel, pöttel, pöttel – ja: sie läuft wieder.
Nach kurzer Verschnaufpause bin ich weiter zur Abfahrt gefahren. Und das hat mich dann wieder „in meine Tour“ zurückgebracht. Es war traumhaft auf dieser Strecke.
Tremola-Abfahrt – ein Traum in Kopf-Stein
Und am Ende der Abfahrt der aus vielen Tourenberichten bekannte Blick auf die Straßenführung in Airolo:
Das Ende der Tremola-Abfahrt
Vom St. Gotthard aus ging es dann unverzüglich weiter in Richtung Nufenenpass, dem höchsten Pass innerhalb der Schweiz. Die Auffahrt fand ich von der Straße her nicht „allzu berauschend“, trotz der teilweise 13% Steigung. Es gab doch einige – und auch längere Streckenabschnitte mit „Beton-Panzerplatten“, deren Befahrung nicht wirklich angenehm ist.
Die Auffahrt zum Nufenen
Aber die Ausblicke über der Baumgrenze haben dann wieder für vieles entschädigt.
Auf dem Weg zum Nufenen
Und am Pass entschädigte dann auch wieder einmal mehr der “Pass-See“ ….
Pass-See am Nufenen
... und die Anwesenheit von weiteren Bikern und dann natürlich auch mit Benzingesprächen.
Benzingespräche am Pass
Was mich auf der Auffahrt wirklich irritierte: Die Fugen zwischen den Panzerplatten werden von „genau am Mittelstrich auf den Geraden“ in den Kurven auf die Mitte der Fahrbahn gezogen – also genau in die „Ideallinie“ für Kradfahrer.
Am Pass ist mir einmal mehr ein Postbus aufgefallen: es gibt unzählige Postbushaltestellen an den Pässen und in den Dörfern und Städten, wo Wanderer bei ihren Touren in den Bus einsteigen und zu neuen Zielen, oder ins Tal fahren können. M.E. eine Super-Sache.
Postbus
Oft hupen die Postbusse vor Kurven, mit einem Hupenklang, wie von einem alten Horn.
Im Rhonetal von Ulrichen nach Brig war es dann wieder sehr schnell sehr warm und ich war froh, dass es ab Brig in Richtung Simplonpass – und somit in die kühlen Berge – ging. Unterwegs hat das Dorf Ulrichen tolle und scheinbar ganz alte Walliser Blockhäuser zu bieten.
Blockhaus
Auf dem Simplonpass, der 1801 von Napoleon gebaut wurde, ist seit ca. 60 Jahren der ca. 8 Mtr. groß Steinadler – als Symbol der Wachsamkeit – finanziert durch ein Tagessold-Verzicht der Gebirgsbrigade 11 zu sehen. Er ist zur Erinnerung an ihre Wache am Simplon zwischen 1939 und 1945 gebaut worden.
Adler am Simplonpass
Auf der Abfahrt vom Simplon bin ich mal wieder durch wunderschöne Landschaften gekommen – tolle Ausblicke bei tollem Wetter.
Tolle Ausblicke hinter dem Simplon
Und auch ein Ort „Gabi“ mit dem Hotel „Gabi“ lag auf dem Weg. Natürlich musste ich das für die SR-Gabi aus Hamburg fotografieren – von ihr hatte ich für meine Jule (meine SR 500) den Gepäckträger für die 2009-er Tour gekauft.
Das Hotel Gabi in Gabi
Die Weiterfahrt führte mich durch die Gondoschlucht nach Italien. Die typischen italienischen Ortsdurchfahrten sind gekennzeichnet von schmalen oder fehlenden Bürgersteigen, von z.T. wilden, freiliegenden Telefonverteilungen – aber auch von einem sehr eigenständigen Charme. Italien halt – mit Straßen-Kneipen und so was allem.
Ortsdurchfahrt in Italien
Was mir schon im Laufe des Nachmittags immer wieder aufgefallen war: es gab wenige „Zimmer“ Schilder und so bin ich in St. Maria Maggiore in einem 3*-Hotel eingekehrt. Immerhin konnte man hier für den Mopp’s eine Garage mieten.
Mit 3*-Hotels in Italien habe ich bei meiner letzten Tour schon so meine Erfahrungen gemacht. Mein Eindruck: mehr sein wollen, als sein können (oder auch: mit den großen Hunden zum Pinkeln wollen aber das Beinchen nicht heben können) … - zumindest trifft das für mich für die zugehörigen Restaurants zu. Und so habe ich kurzerhand beschlossen, einen kleinen Abendspaziergang zu. machen und in eine der typischen Pizzerien im Ort einzukehren. Bevor ich losgezogen bin, habe ich noch ein älteres Ehepaar aus Rosenheim kennengelernt, die mit ihrem Enkel unterwegs waren und die mich fragten, ob ich denn auch zum Abendessen in das Hotelrestaurant gehen würde. Ich verneinte, wir haben noch ein bisschen geplauscht und dann bin ich los.
Ich habe eine Pizzeria mit tollem Gastgarten gefunden und konnte den ganzen Abend im Freien sitzen.
Im Pizzeria-Gastgarten
Die Pizza-Preise sehen erst mal billiger aus, als bei uns in Deutschland. Aber wenn man dann die Sitz- und Besteck“gebühren“ berücksichtigt, kommt man auf ein vergleichbares Preisniveau: 4,00 € für eine Margarita zzgl. 1,50 € für Sitzplatz und Besteck.
Meine Pizza-Calzone schmeckte übrigens wirklich große klasse.
Calzone
Das Hotelzimmer war sehr schön, das Bad sehr sauber. Nur leider hatte ich ein Zimmer zur Straße – und da war die ganze Nacht Auto- und Mopp’s-Verkehr. Das ist für jemand wie mich, der aus der absoluten Provinz kommt, immer schlimm.
Der Tag heute: mal wieder Kaiserwetter, Kurven zum schwindelig fahren, tolle Landschaften, Städte und Dörfer. Wenn nur das mit dem Umkippen der W am San Gottardo nicht passiert wäre ….
In den letzten Tagen haben sich ab und an mal die Armaturen mit Uhr und Tageskilometerzähler initialisiert – ein Problem der Batteriepole? Nach dem Umkippen ist das heute nicht mehr passiert. Ich werde das dennoch mal kontrollieren müssen. Das Wetter am Abend lässt auf einen weiteren sehr schönen nächsten Tag schließen.
Was mir heute aufgefallen ist: es gibt in dieser Region sehr viele Häuser, die nicht mit Ziegeln, sondern mit Granit-Platten gedeckt sind. So auch das Haus, das ich direkt von meinem Hotel-Balkon aus sehen konnte und an das neue Dachrinnen montiert wurden.
Granit-Dach
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Und auch heute möchte ich es versuchen - hier die Doku von Tag 4:
Mittwoch, 14.09.2011
Wegen des Verkehrs und des Zimmers zur Straße, war ich letzte Nacht öfter wach und war auch, bis es um 08:00 endlich Frühstück gab, mit den meisten Vorbereitungen für den Tag schon fertig.
Beim Frühstück habe ich das Ehepaar aus Rosenheim mit ihrem Enkel wieder getroffen. Sie haben mich für die Entscheidung nicht im Hotel zu essen und lieber in die „billige“ Pizzeria zu gehen beglückwünscht. Wir haben dann noch ein wenig geplauscht und ich habe erfahren, dass sie mit einem Austin Healey und ebenfalls auf Pässe-Räuberei unterwegs waren. Wir haben über Schotten und den Oldtimer Grand-Prix geredet, was den beiden ein Begriff war und ich habe erzählt, dass mein Geburtsort der Ort ist, wo Friedel Münch seine ersten Mammuts gebaut hat. Auch Friedel war ihnen natürlich ein Begriff. Sie haben erzählt, dass sie mit dem Austin auch schön öfter auf der Mille Miglia waren.
Irgendwann bin ich dann auf mein Zimmer und habe die Klamotten angezogen und ausgecheckt. Als ich die W aus der Garage geholt hatte, haben die beiden den Austin unter seiner Plane befreit – ein schönes Teil in grün/beige. Was mich besonders faszinierte, war die Beschriftung für die Bedienung der Zentralverschlüsse auf den Kotflügeln: open/close mit den entsprechenden Pfeilen.
Zentralverschlussbedienungsanleitung
Der Enkel war mit einem chipgetunten 500-er Abarth-Fiat unterwegs: ca. 180 PS !!!!! und der Großvater schwärmte von der Wendigkeit und vom Spaß, den man mit so einem geilen Teil haben kann. Was für ein Großvater …
Von einem Forumsmitglied hatte ich im Vorfeld die Empfehlung bekommen, durch die Berge nach Locarno am Lago Maggiore zu fahren und nicht die Küstenstraße zu benutzen. Das hatte ich auch in meinen Unterlagen auch so notiert, wollte dann aber doch am See entlang fahren. Irgendwie habe ich die Abfahrt in Malesco aber verpasst und bis ich das dann geschnallt hatte, war ich so weit in den Bergen und die Strecke und die Landschaft war so faszinierend, dass ich nicht mehr umgekehrt bin. Und die Strecke wurde sogar noch viel schöner. Zwar an manchen Stellen mit einer sehr schmalen Straße – aber sonst einfach herrlich. Es war einfach ein Glück, dass ich mich verfahren hatte.
Durch die Berge nach Locarno
Schön, dass ich mich verfahren hatte: die Brücken, die Schluchten, die in den Fels gesprengte Strecke: einfach wahnsinnig. In Vilette habe ich ein tolles (altes?) Haus gesehen, dass verkauft werden sollte und dass mir irgendwie gefallen hat. Mit einer großen Palme auf dem Grundstück – leider lag es direkt an der Straße.
In Vilette
Der Straßenbelag auf dieser Strecke ist an einigen Stellen „stark strapaziert“, an anderen Stellen gerade in Reparatur. Aber das alles konnte den Eindruck von dieser Strecke nicht mindern. Danke Serpel …..
Dann der erste Blick in Locarno zum Lago Maggiore: Berge, Wasser, strahlend blauer Himmel und Temperaturen so um die 27 Grad. Und das um 10:30. Das ist Urlaubsstimmung pur.
Am Lago Maggiore
Die Temperaturen haben mich dann aber sehr schnell aus Locarno vertrieben. In den Mopp’s-Klamotten ist das einfach nur noch ungemütlich. Ich habe mir vorgenommen, nie ohne die Schutzkleidung zu fahren. Und auch nicht ohne Handschuhe – das habe ich in Locarno bei vielen Motorradfahrern gesehen – auch wenn das Anziehen der Handschuhe mit geschwitzten Händen schon fast eine Strafe ist und manchmal schon fast gar nicht mehr geht. Ich musste ein Stück zurück und dann bin ich ins Maggia-Tal gefahren. Parallel zur Straße läuft der Fluss Maggia – im Flussbett liegen Felsbrocken teilweise von der Größe einer Fertiggarage. Aber alle (oder fast alle) sind rund geschliffen. Was hier wohl für Kräfte und über welchen Zeitraum gewirkt haben müssen?
Im Maggia-Tal
Am Anfang gibt es im Tal eine gut ausgebaute, große Straße. Die wird auch benötigt, weil es unzählige Steinbrüche für Granit und Marmor gibt. Je weiter man jedoch in das Tal fährt und damit höher in die Berge kommt, desto kleiner werden die Straßen – desto schöner werden aber auch die An- und Aussichten. In Cevio geht das Maggia-Tal über in das Tal Lavizzara. Und fast am Talende wurde in Mogno eine sehr moderne Kirche aufgebaut – die alte Kirche ist am 25.04.1986, um 07:15 von einer (Schlamm?)-Lawine verschüttet worden und das Einzige, was von dieser alten Kirche wiederverwendet werden konnte, waren die Glocken von 1748. Die neue Kirche ist ausschließlich aus Materialien des Maggia-Tals – also aus dunklem Granit (Gneis) und hellem Marmor aufgebaut worden. Und weil sie sehr modern ist, hat sie auch viele Gegner, die sie mit u.a. mit einer angeschnittenen Wurst bei einem Metzger vergleichen. Die Auffahrt im Tal bestand aus unzähligen total engen Kehren mit zum Teil sehr schlechten Asphalt mit Schlaglöchern und mindestens genau so vielen unzähligen Ziegen und Schafen auf der Strecke. Diese Strecke ist echt nicht einfach zu fahren und toppt zum Teil sogar die hohen Pässe der Vortage.
Die Kirche in Mogno - Außen
Im Innenraum der Kirche faszinierte mich besonders die Größe - oder besser gesagt: die Kleine 2 Winkelbänke, 2 normale Bänke und der Altar. Und auch innen ist alles aus dem Stein der Region gebaut.
Die Kirche in Mogno - Innen
In diesem Tal gibt es weiterhin viele tolle alte Häuser und auch Häuser, die scheinbar aus alten Heu-Stadeln gebaut worden sind. Was allen gleich ist: die Dächer sind mit Granit-Platten gedeckt.
Häuser im Lavizzara-Tal
Die Heu-Stadel werden sehr interessant ausgebaut: die Holz- bzw. die Trockenmauern-Außenwände bleiben genauso bestehen, wie die Granitgedeckten Dächer – ehemalige Lüftungsöffnungen werden von innen verglast. So bleibt die Optik absolut erhalten und die Häuser werden dennoch bewohnbar. Was ich toll fand: auch scheinbar eingestürzte Heu-Stadel werden wieder aufgebaut …
Heu-Stadel
Auf dem Rückweg bin ich in diesem Tal in die Grotto Pozzasc in Peccia eingekehrt – ein Restaurant-Tipp aus einem Reisebericht in einer Motorrad-Reisezeitschrift. Hier soll noch richtig in einer Höhle unter Granit gekocht und auf Granitstein das Fleisch gebacken / gegrillt werden. Früher wurden in diesen Höhlen Salami und Wein reifen gelassen. Vom Begriff Grotto darf man sich in dieser Region nicht in die Irre führen lassen, da annähernd alle Kneipen „Grotto“ heißen.
Alleine das Auffinden der Grotto Pozzasc war schon abenteuerlich. Durch einen in Betrieb befindlichen Steinbruch muss man, dann über unbefestigte Straßen und durch ein Lärchen-Wäldchen. Und dann:
Dieser Ort mit diesem Anblick:
Grotto
Ein Idyll …..mit „Coca-Cola-Sonnenschirmen“.
Aber trotz dieses Zivilisationsgeschwürs, ein wunder-, wunderschöner Platz. Eigentlich sollte es hier noch einen ursprünglichen Brei aus Mais geben, zu dem Käse, Fleisch, Wild oder Gemüse gereicht wird – wenn ich die Speisekarte richtig gedeutet habe, hat es am Tag meines Besuchs den Maisbrei leider nur in großen Portionen für mindestens zwei Personen gegeben. Deshalb habe ich mich für eine Minestrone entschieden: mit ganz frischem Bauernbrot und Parmesan-Käse. Eine für mich ungewöhnliche Kombination.
Minestrone auf Granit
Auffallend: die W war das einzige Fahrzeug mit auswertigem Kennzeichen.
Die Umgebung in der Grotto war so schön, dass ich am liebsten einfach sitzen geblieben wäre. Aber irgendwie waren so viele Gäste da, dass viele auf meinen schönen Platz unter dem Bäumen gegiert haben. Ich habe nachgegeben und bin einfach weiter.
Im Grotto-Garten
Meinen Plan auch noch die weiteren Seitentäler des Maggia-Tals und das Verzasca-Tal zu besuchen, habe ich hitzebedingt dann doch aufgegeben und bin über Bellinzona und Roveredo wieder in die Berge geflohen.
Auf dem Weg in die Berge
Auf dem Weg dorthin habe ich vor dem „Verwaltungsgebäude“ eines Steinbruches einen 1200-er Käfer in Flip-Flop-Lackierung gesehen und im Hinterhof stand ein Split-Window-Bus mit Hochdach (die Kombination aus geteilter Frontscheibe und Hochdach habe ich bisher bewusst noch nie gesehen). Leider waren die Hunde im Hof so wild, dass ich nur den zum Verkauf stehenden Käfer fotografieren konnte.
Flip-Flop-Käfer
Das typisch italienische Flair konnte man auch hier (in der Schweiz) auf dem Weg zum San Bernardino spüren.
Italo-Flair in der Schweiz
In den Bergen wurden die Temperaturen dann sofort wieder erträglicher – kein Wunder: In Bellinzona zeigte das Digital-Thermometer an einer Bank stolze 31 Grad.
Die Strecke zum San Bernandino sind wir mit der Familie auf dem Rückweg aus einem Italien-Familienurlaub schon mal gefahren. Die Kinder waren damals noch recht klein und unser Hund freute sich, als er mal wieder richtiges Gras schnuppern konnte und dort sein Geschäft auch viel besser erledigen konnte, als in dem trockenen Gestrüpp in Italien. Damals waren wir mit dem Automatik-Familien-Kombi mit Dachbox unterwegs. Das ist natürlich kein Vergleich zu der Fahrt mit einem Mopp‘s. Die Strecke ist toll, fast ausnahmelos perfekter Asphalt und auch hier mit sehr schönen Aussichten. Viele Teilstrecken gehen durch Waldgebiete und machen die Fahrt auch bei den aktuellen Temperaturen erträglich. An einer Tanke kamen zwei dänische „Chrom&Flammen“-Autos – mit reichlich Patina (Rusty-Style-Rod‘s), aber auch mit reichlich gutem Sound .
Lowrider-I
Beide hatten hinten ein Air-Ride-Fahrwerk und haben, sehr zur Freude aller Leute an der Tanke, ihre Kisten vor dem Tanken mal schnell „auf die Blöcke“ gesetzt – rummms - Applaus und Standing Ovation.
Lowrider-II
Die Auffahrt zum Bernandino war dann wieder ein Kurventraum mit Ausblicks-Wahn.
Bernandino-Anfahrt
Am Pass selbst war dann eigentlich nichts mehr los und wenn ich einen Moment gewartet hätte, hätte ich die W ohne weitere Möpp’se vor dem Hospiz ablichten können.
Am Bernandino
Der Wirt vom Hospiz hat schon mal alle Sonnenschirme eingepackt – er meinte, dass der Sommer und somit die Saison so ziemlich beendet sei. Das Ganze begründete er mit den aufziehenden Wolken. Aber – und das zeigte die Weiterfahrt: mit dieser Annahme lag er völlig verkehrt.
Die Abfahrt konnte dann wieder mit sehr schönen An- und Aussichten überzeugen und ich schaffte es an diesem Tag bis in den Ort Splügen.
Abfahrt vom Bernandino
In Splügen suchte ich bereits ab ca. 16:30 nach Übernachtungsmöglichkeiten, weil ich in den vergangenen Tagen ja wenig Glück bei der Suche hatte und weil mir heute die Hüfte mehr w-eh tat, als in den vergangenen Tagen. Aber auch diese Suche erwies sich als schwierig: wenig Angebote und die dann angeblich meistens belegt. Ich bin noch einmal in ein Hotel ausgewichen, das m.E. das Preis-Leistungsverhältnis nicht erfüllt und deutlich über meinen geplanten Budgets liegt.
Das Abendbrot habe ich mit Käse und Brot der Region (aus einem Supermarkt mit Käseladen) im Zimmer zu mir genommen, um einen Teil der überzogenen Hotelkosten wieder einzusparen. Eine freie Privat-Pension habe ich leider in dieser Region nicht gefunden.
Der abendliche Blick aus dem Fenster zeigte tief hängende Wolken Mal sehen, was in der Nacht so alles abgeht und wie das Wetter morgen wohl aussehen mag. Frühstück gibt es morgen schon ab 07:00 – und das werde ich nutzen.
Abendlicher Blick aus dem Fenster in Splügen
Bisher konnte ich jeweils frühestens ab 08:00 frühstücken.
In den Hotelfluren waren einige „Motorrad-Reklame-Blechschilder“ aufgehangen und ich musste an Vandas Fred im W-Forum denken. Der Versuch diese Bilder zu fotografieren „scheiterte“ am eingebauten Blitz der Kamera – aber eines möchte ich dennoch in den Bericht aufnehmen:
„the best motorcycle in the world“:
…the best motorcycle in the world?
Auf dem Bild war zwar ein Twin, aber keine W … ?
So. Das war der Tag 4. Aber es ist nicht das Ende aller Tage - es geht weiter, keine Frage ....
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Zum frühen Frühstück traf ich einen Schweizer-Kradisten. Ihm musste wohl die BMW gehören, zu der ich am Vorabend die W parkte. So ein „Raumgleiter“ mit Verkleidung und Koffern und Top-Case. Und ich habe mir nur denken können: wie die wohl nach so einem Umfaller an der Tremola ausgesehen hätte?
Der Fahrer war (dennoch) sehr nett und er erzählte mir, dass er vor seiner Pensionierung als „Fern-Busfahrer“ innerhalb der Schweiz tätig war und hat mir von tollen Strecken und Abenteuern berichten können. Leider hatten wir zum Frühstück beide keine Karten dabei und merken konnte ich mir so gut wie gar nichts. Im Nachhinein gesagt ehrlich schade. Aber ich kann ja nicht immer ein Diktiergerät dabei haben. Und auch so moderne Dingen wie Internet-Handy o.ä. liegen mir nicht – auch wenn ich damit die Infos vielleicht hätte archievieren können. So bleibt mir nur die Erinnerung …
Schweitzer Raumgleiter
Eigentlich wollten wir ein Stück der Strecke und besonders über den Splügen gemeinsam fahren. Leider ist daraus nichts geworden: er hatte für den Mittag eine Verabredung und somit wenig Zeit – und bei meiner W stellte bei sich beim Morgen-Check der einzige Tourmangel heraus: das Biest hatte sich doch glatt das Rücklichtbirnchen kaputt vibriert (ich glaube, das muss ich beim Vorbesitzer reklamieren).
Also habe ich mich bei nebligem Wetter mit der Reparatur des Rücklichtes auseinander gesetzt – der Schweitzer ist bereits aufgebrochen.
Nebel? Ja. Da konnte ich mal ausnahmsweise schon um 07:00 frühstücken und hätte die Fahrt am Morgen um eine ganze Stunde verlängern können. Und dann: Rücklichtdefekt und Nebel. Wäre ich mal lieber im Bett geblieben …
Nach der Rücklichtreparatur ging es dann los. Der Nebel hielt sich tapfer bis zur Passhöhe des Splügen. Und das gestaltete die Auffahrt abenteuerlich. Nicht dass die Nordrampe der Splügen besonders schwer zu befahren wäre (was viele Tourenberichte so beschreiben) – nein: aber die Kombination aus Längsrillen, Nebel und besonders den Kuhfladen auf den Straßen – eine echt schmierige Angelegenheit.
Splügen: für Anfänger wenig geeignet? Ja. Nebel und Kuhfladen
Direkt ab der Passhöhe zeigten sich dann aber immer mehr „blaue Flecken“ am Himmel und deuteten auf einen weiteren Tag mit mindestens gutem Wetter hin.
Besseres Wetter in Sicht
Die Abfahrt in südlicher Richtung präsentierte alles das, was ich in vielen, vielen Tourenberichten gelesen hatte und wo ich während der Auffahrt schon dachte, dass ich mir falsche Notizen gemacht haben könnte: viele enge Kehren, und superenge Haarnadelkurven und zusätzlich teilweise unbeleuchtete und nicht einsehbare Tunnel.
Die Ortschaften der Abfahrt und der Lago di Monte Spluga haben auf mich fast gewirkt, wie der Lake Distrikt in Schottland, wo ich als Kind mit meinen Eltern und meinem Onkel geurlaubt habe (was vielleicht auch einfach an dem nebeligen Wetter gelegen haben mag) - dennoch: es war …. einfach sehr schön.
Obwohl … eigentlich hatten die Dorfbilder auch wieder was Italienisches an sich. Ich war gebannt von diesen An- und Aussichten.
Italienisches „Loch Ness“
Auf der Abfahrt musste man sich nicht nur auf seine eigene Fahrerei konzentrieren: fast während der gesamten Abfahrt sind mir Muttis mit Kleinwagen, italienischem Kennzeichen und Kindersitzen entgegengekommen – und zwar meistens in den unbeleuchteten Tunneln in den Kurven und fast immer auf meiner Seite. Und dann waren da noch die Kleintransporter, die gerade Mensch und Material zu irgendwelchen Baustellen gebracht haben … mehrfach blieb mir nur der beherzte Tritt und Griff auf bzw. in die Bremse. Das war echt ätzend – und von der Häufigkeit echt auffallend.
Über Chiavenna sollte es dann zum nächsten Pass gehen. Der Maloja-Paß wartete. Unterwegs fand ich in einem Ort ein Bild, dass ich für die „Roller-Freunde“ in unserem W-Forum fotografieren wollte und wofür ich sogar extra noch mal umgekehrt bin:
Auf der angehobenen Gabel eines Gabelstaplers stand auf einer Euro-Palette ein Roller und Monteure schraubten am offengelegten Antrieb / Motor. Und ich dachte nur: vom Stapler über die Klippe …(sorry: nur W-Forums-Insider können das verstehen). Aber was ich dann in dieser Werkstatt erlebte war noch viel besser und ich habe doch glatt vergessen, das Stilleben aus Stapler, Europalette und Roller zu fotografieren: Da stand eine Falcone in gutem Zustand mit ehrlicher Patina. Und während des Gespräches mit den Leuten in der Werkstatt stellte sich heraus, dass der eine der Landarzt war und er mit seiner Falcone auf Patientenbesuchstour ist und kurz bei seiner Werkstatt angehalten hatte.
Guzzi bis der Arzt kommt: Falcone
In der Tasche auf dem Gepäckträger sollen seine Arzt-Instrumente gewesen sein. Ich war mehr als fasziniert und fühlte mich um Jahrzehnte zurück in meine Jugend versetzt. Nicht, dass unser Arzt mit einem Mopp’s auf Tour gegangen wäre. Aber diese Tasche … Überhaupt habe ich heute auffallend viele Guzzis gesehen und wie ich bereits aus Gesprächen mit Guzzi-Fahrern in den vergangenen Tagen erfahren hatte, waren die alle unterwegs zur 90-Jahre-Party bei Guzzi im Werk.
Auch die Anfahrt zum Maloja kann sowohl landschaftlich, als auch streckentechnisch so allerhand bieten.
Landschaft auf dem Weg zum Maloja
Aber es war wirklich nicht nur die Landschaft:
Jaaaaaa – go for it
Auch die Anfahrt und das Wetter auf der Passhöhe – es bleiben nur schöne Erinnerungen.
Die Passhöhe
Und direkt nach der Passhöhe dann ein ***************(mind. 17) Sterne-Wellness- und Wohlfühlhotel.
Aber das braucht man als Mopp’s-Fahrer bei so einer Tour nicht – die Landschaft toppte m.E. diese ganze Ambiente.
Wellness
Direkt vom Maloja-Paß ging es dann bei bestem Kaiserwetter zum Julierpaß. An den Seen entlang des Weges war es ein wenig frischer. Aber das hat nach den Temperaturen der vergangenen Tage und besonders rund um den Lago Maggiore teils richtig gut getan.
Julierpass
Die in den Tourenberichten beschriebenen Römer-Säulen am Julier habe ich leider nicht gefunden.
Auch während der Abfahrt vom Julier bin ich an einigen Seen entlang gekommen, die ebenfalls eine „beachtliche Frische“ abgestrahlt haben.
Lai de Mamorera
In Tiefencastel stand ich dann vor der Entscheidung: • nach links und die Via Mala anschauen, oder • nach rechts und weiter zum Pässe räubern???
Ich habe mich für das Räubern entschieden - und das auch nicht bereut .
Es ging also in Richtung Albulapass mit seiner mehrfach beschriebenen Mondlandschaft. Unterwegs habe ich Rückhaltebecken gesehen, deren Wasser sicherlich für die Erzeugung von Kunstschnee im Winter (o.ä.???) benötigt werden.
Rückhaltebecken
Und natürlich habe ich unterwegs mehrfach die bekannte Rhätische Bahn gesehen. Mit sehr imposanten Brücken und den auffälligen roten Zügen. Auf einer Lokomotive stand was von „Unesco Weltkulturerbe“ – das würde sich auf meiner roten W bestimmt auch gut machen ….
Rhätische Bahn
Die Streckenführung der Eisenbahn hat mich absolut fasziniert. Eben noch ist sie links von einem in einen Tunnel gefahren und man denkt, dass sie jetzt wohl irgendwo ganz weit weg in gerader Linie und etwa auf gleicher Höhe aus diesem Tunnel wieder herauskommen müsse – und da ist sie auf einmal wieder: von links kommend und locker 2 Haushöhen über einem. Echt faszinierend.
Auf dem Weg zum Albula dann die bereits „alt-bekannte Aussage“: alles was über der Baumgrenze liegt, hat für mich die allermeiste Faszination.
Über der Baumgrenze auf dem Weg zum Albulapass
Wobei natürlich auch die Passhöhe an sich sehr anziehend wirkt: das mit der Mondlandschaft kann ich bestätigen und das wird m.E. durch scheinbar unendliche „Geröllfelder“ unterstützt.
Die Passhöhe des Albulapass
Am Albulapass habe ich dann die nächsten Guzzi-Fahrer getroffen, die auf dem Weg ins Werk waren und ich glaube, dass ich u.a. auch hier gefragt wurde, wann so ungefähr um 1960 denn mein Mopp’s wohl gebaut worden sei. Ich denke, dass die Guzzi-Isten unseres W-Forums in den Guzzi-Foren mal für Aufklärungsarbeiten sorgen sollten und dabei dann auch gleich klarstellen könnten, was das mit „Original“ und „Triumph-Plagiat“ so auf sich hat.
Guzzis auf dem Weg ins Werk
Die Abfahrt vom Albula belohnte erneut mit „Wahnsinnsausblicken, mit einer Mondlandschaft, aber auch mit zum Teil engen Kurven und schlechtem Asphalt. An den Bahnschienen empfiehlt es sich langsam zu machen, damit die Felgen nicht malträtiert werden und die Federn nicht auf den Block gehen. Außerdem empfiehlt es auf Murmeltiere zu achten, die angeblich rücksichtslos die Straße queren. Gesehen habe ich keine – aber ihr Fiepsen habe ich bei Fotostopps mehrfach gehört.
Abfahrt vom Albulapass
Vom Albulapass geht es automatsch weiter zum Bernina-Pass.
Auf dem Weg dorthin kann man den Morteratschgletscher sehr gut sehen und ich habe mir diesen Anblick mit einer Busreisegruppe aus Schwaben geteilt und kann danach bestätigen: die Schwaben sind ein echt sparsames Volk – selbst beim Gletscher-Anblick wollten nicht alle aus dem Bus und haben diesen wirklich schönen Anblick erst nach expliziter Aufforderung der Reiseleitung genossen.
Gletscherblick
Leider kann die kleine Kamera Bilder in solch schwierigem Lichtumfeld nicht vernünftig aufnehmen. Am Bernina-Hospiz war entgegen aller Berichte, die ich im Vorfeld gelesen hatte, nichts los und ich habe den Pass sehr schnell hinter mir gelassen.
Berninapass
Auch die Abfahrt vom Bernina ist wieder was für Kurven-Junkies…
Abfahrt vom Berninapass
…. und geht sehr schnell über in die Anfahrt zum Livignopass. Und – auch wenn es sich immer und immer und immer wieder wiederholt:
Auch diese Anfahrt mit An- und Ausblicken und Streckenführung ist einfach nur grandios. Sicher spielt hier auch das Kaiserwetter eine nicht zu vernachlässigende Rolle und im Regen, unter Wolken oder im Nebel ist das ganz anders. Aber unter den aktuellen Bedingungen … träum.
Am Livigno
Nach der Abfahrt vom Livigno kommt man nach Fornace und diese Region ist zollfrei. Das hat Napoleon mal irgendwann um 1800 zur wirtschaftlichen Stärkung der Region eingeführt und dieser Status wurde 1910 von Italien und irgendwann so um 1960 von der EU bestätigt.
Zollfreier Ausblick
Also was macht man zollfrei?
Einkaufen? Nur, wenn man genügend Staufläche hat.
Tanken? Yeppp Zündstoff kann man immer gebrauchen und ein neues Birnchen für das Rücklicht musste ich ja sowieso auch wieder kaufen – also ab an die nächste Tanke. Große Freude: der Sprit kostet 1,08 €. Und dann große Enttäuschung: mehr als 4 Liter konnte ich nicht tanken. Aber egal. Ich will ja fahren, die Landschaft sehen und mich entspannen. Und bin nicht auf Tour gegangen, um zu sparen.
Direkt nach Fornace ging es ja schon wieder bergauf und der nächste Pass war der Passo d‘Eira.
Zollfreier Pass
Die Anfahrt war geprägt von Hinweisschildern auf den zollfreien Einkauf von Parfüm, Alkohol, Zigaretten, …. und all‘ den Dingen, die ich auf der Tour überhaupt nicht gebrauchen kann. Aber einen Kaffee so am frühen Nachmittag – hmmm, den könnte ich mir dann vielleicht schon mal gönnen. Und was durfte ich feststellen – auch der war scheinbar zollfrei. Latte Macciatto für 1,70 €.
1,70 € - der Kaffee! Unbezahlbar - der Schlüssel zum Glück!
Ich denke, dass wir Hessen vom W-Forum bei der EU beantragen sollten, dass auch unser Vogelsberg wirtschaftlich gestärkt werden sollte – strukturschwach und deswegen zollfrei für den Kreis VB. Das wär’s! Der Sprit in Hartmannshain wäre dann dauerhaft billig und den Kaffee würde es bei Matze im OTC für weniger als einen Euro geben.
Bei der Ausfahrt aus der zollfreien Region wurden dann aber relativ strenge Zollkontrollen durchgeführt. Ich bin verschont geblieben, habe aber bei Autos gesehen, dass die Kofferräume kontrolliert wurden und der Tankinhalt eines LKW ist mit einem „Messstab“ kontrolliert worden. Ob es für Sprit auch Max-Ausfuhrmengen gibt und wie das wohl kontrolliert werden soll – keine Ahnung.
Über Trepalle ging es dann weiter zum Passo di Foscagno.
Passo Foscagno
Die Abfahrt hatte neben den üblichen schönen Ausblicken auch noch ein Gefälle von 10% und einen wunderschönen See zu bieten. Leider kann die kleine Kamera das Türkis des Wassers nicht auffangen – und so bleibt mir auch hier nur die Erinnerung.
See am Passo Foscagno
Weiter ging es durch wunderschöne Gebiete auf schönen Strecken zum Highlight des Tages und nach den Berichten, die ich im Vorfeld zu meiner Tour gelesen habe, wohl zu dem Höhepunkt meiner 2011-er Tour. Höhepunkt auch im wahrsten Sinne des Wortes:
Das Stilfser Joch.
Mit 2.758 Meter über Normal-Null
Die Anfahrt zum Stilfser Joch
Und je höher man kam, desto schöner und vielfältiger wurden die Kurven. Die Krönung der Anfahrt war das folgende Schild:
… ich freue mich
14 Kehren. Und ich dachte nur: Ja – gib mir mehr davon …
Und es kamen mehr.
Die Anfahrt hat gefühlte 500 Kurven – und was die Abfahrt zu bieten hat: davon nachher mehr.
Kurvenvielfalt
Am Stilfser Joch selbst war ich dann erst mal erstaunt: da kamen mir doch glatt vollausgerüstete Skifahrer mit Skischuhen und Skiern und Stöcken in den Händen entgegen. Und als ich mich dann umgeschaut habe, wurde mir klar, dass die aus einer Gondel gekommen sind und scheinbar gerade auf dem Gletscher zum Skifahren gewesen sein müssen. Bei diesem Wetter bestimmt auch nicht schlecht.
Der höchste Punkt meiner Tour
Und auch erstaunt war ich über den Tourismus-Rummel mit Buden und Wurstständen und ähnlichem. Mit einer Wurstbude hatte ich zumindest gerechnet: der von Richard. Von ihm hatte ich gelesen, dass er seit mehreren Jahrzehnten hier am Pass steht und Bratwürste verkauft. Das musste ich natürlich testen und kann im Nachgang sagen:
Eine wirklich sehr interessante Kombination aus Vinschgau-Brötchen, Sauerkraut, Senf und Bratwurst. Und in einer Menge, dass es mir als vorzeitiges Abendbrot genügte. Im Gespräch mit Richard hat er mir dann erzählt, dass er dieses Geschäft hier am Stilfser Joch seit über 45 Jahren betreibt. Alle Achtung.
Bei und mit Richard
Als Gegenleistung für das gemeinsame Bild (mit Würsten) hat mir Richard abgerungen, dass ich ihn im Forum wohlwollend beurteile (s.o.) – dem habe ich gerne zugestimmt.
Gut gelaunt und gesättigt ging ich dann auf der Nordseite an die Abfahrt. In meinem Tourenbuch hatte ich mir im Rahmen der Vorbereitungen notiert:
„Eine der schwersten Passstraßen“.
Und ich kann nur sagen:
Es war eine der anstrengendsten Passstraßen, die ich befahren habe – aber es war auch wirklich eine der Schönsten.
Auf der Nordrampe des Stilfser Joch
Nach gefühlten 700 Kurven bei der Abfahrt habe ich direkt an der Straße vom Stilfser Joch eine kleine Privat-Pension gefunden, die neben Kleinigkeiten zum Abendbrot auch eine Bar hatte – und vor dem Haus eine Reihe Tische und Bänke. Und hier lies ich den Abend ausklingen. Bei einigen leckeren Radler-Bieren, mit dem Schreiben des Berichtes für den Tag und natürlich mit der Beobachtung der Biker, die bis ca. 20:00 noch vom Pass herunter gekommen sind.