ich habe eine Frage, bei der mich eure persönlichen Erfahrungen interessieren. Es geht um das Spannungsfeld Kinder vs. Motorradfahren.
Würde gern wissen, wie ihr selber da früher oder heute handhabt: einerseits ist das Motorradfahren ein schönes Hobby, andererseits ist es gefährlich. Einerseits kann man defensiv fahren, andererseits gibt es auch andere Verkehrsteilnehmer, deren Verhalten man nicht in der Hand hat. Man kann Frau und Kinder zwar finanziell absicher, so dass sie im Falle eines tödlichen Unfalls des Familienvaters "über die Runden kommen". Der emotionale Verlust bleibt aber.
Manche verkaufen das Motorrad, wenn sie Eltern werden. Teilweise bereuen sie es und steigen irgendwann doch wieder ein. Wieder andere behalten es und fahren einfach bedachter. Es gibt sicher zig Möglichkeiten, damit umzugehen.
Was mich aber interessiert: manche von euch werden schon Kinder großgezogen und ihre eigenen Erfahrungen damit haben. Wie seid ihr selber mit der Verantwortung umgegangen? Wie haben Partner und Familie reagiert?
Natürlich muss jeder eigene Erfahrungen machen und so Sachen wie Verantwortungsgefühl und Risikobereitschaft sind bei jedem individuell anders ausgeprägt. Wie ist es aber euch damit ergangen und war das gut oder würdet ihr es heute anders machen?
Es gibt Momente wo man seine Kinder loslassen muss. Und um autentisch zu bleiben kann man nicht Weihwasser predigen und selbst Wein saufen. Mein Sohn kommt bald in das Alter wo er Moped fahren darf. Für meine Frau ein Horror. Ich bin der Meinung, das es der nächste Schritt in die Unabhängigkeit zu den Eltern ist und ein weiteres Stück Lebenserfahrung. Natürlich macht man sich weiter Sorgen, aber diese Welt hat mehr Gefahren als das man sich den ganzen Tag drum kümmern könnte! Schenk deinen Kindern ein Stück Vertrauen!
Das ist eigendlich kein Thema.Motorradfahren kann gefährlich sein, da wissen wir alle, tun es aber trotzdem. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen das 50% des Risikos zu verunfallen, von der eigenen Fahrweise abhängen. Die anderen 50% sind dann Schicksal, das nicht beeinflußbar ist.
Ich behaupte auch das es viel von dem Mopped und deiner Einstellung dazu abhängig ist, einen Crash zu bauen. Mit einer GSXR oder ZXR ist das Risiko bestimmt größer.
Ich bin in einem Weiberhaushalt groß geworden. Motorrad war immer das Tabu. Nur so mit 13-14 Jahren reift so langsam die eigene Persönlichkeit herran. Dann irgendwann (Ende 70er, Anfang 80er)hatte ich mein "comming out". Ich habe da wirklich restlos alles gegeben und mir "meine" KS50WCTT gegönnt.
In meinem sozialen Umfeld wurde mit 18 der Autofüherschein gemacht (sponsored by Daddy). Ich bin da leer ausgegangen, weil ich ein "unverbesserlicher" war "mit dem es mal ein schlimmes Ende nehmen wird". Na ja, es gab für mich halt nur Motorradfahrer und den bemitleidenswerten Rest. Ich habe da Sachen erlebt das würde hier den Rahmen sprengen um alles zu listen.
Heute sieht man das ein wenig toleranter.
Meine Frau fährt auch Mopped. So haben wir uns kennengelernt. Etwas anderes wäre auch nicht in Frage gekommen. Meine Kinder (10 + 12)wachsen mit einer Selbstverständlichkeit auf, das Moppeds dazu gehören. Beide finden es ganz toll mit zu fahren. Meine Tochter hat mir mal gesagt, Papa wenn du mich von der Schule abholst ist das supercool. Die Papas von meinen Freundinnen sind alle so langweilig. Das geht natürlich runter wie Öl! Das bestärkt einen natürlich in der These nicht so falsch zu liegen.
Meinem Sohn habe ich eine XS400 geschenkt. Die hatte ich noch so stehen mit jede Menge gesammelten Teilen. Die restaurieren wir Stück für Stück zusammen. Der kennt sich mit Moppeds schon ganz gut aus für sein Alter.
Versicherungstechnisch ist alles so geregelt das im Falle X keiner hungern muß oder sein Heim verliert.
Moppedfahren ist mehr als nur ein 2-rädriges Fahrzeug im Straßenverkehr von A nach B zu bewegen. Es ist eine Lebensbegleitende Sucht. Andere rauchen, saufen, verkloppen seine Alte, lassen auf Schützenfeste den Lokalpatrioten raushängen und buckeln vor ihrem Chef. Nun ja, muß letztendlich jeder selbst wissen wie spannend er sein Leben lebt.
Letztendlich, wer Angst hat, verliert! Und das nicht nur in Bezug auf Motorräder.
Familienvater zu sein, bedeutet immer, ein Risiko zu tragen und dieses auch seinen Familienmitgliedern aufzuladen. Das Risiko eines Motorradunfalls und dessen Folgen (Tod, Invalidität, finanzielle Belastung) ist nur eines von vielen. Statistisch gesehen ist ein Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung wohl ebenso wahrscheinlich wie ein Verkehrsunfall. Ich habe das Motorradfahren nicht an den Nagel gehängt, als wir Kinder bekamen. Ich habe auch mein Verhalten im Straßenverkehr bei dieser Gelegenheit nicht geändert, da ich vorher auch schon "feige" und defensiv gefahren bin. Wenn man die Verantwortung für die Familie ernst nimmt, sollte man allerdings nicht nur nach den spektakulären Risikofaktoren wie Motorrad schielen, sondern seine Lebensweise mal rundum nach vermeidbaren oder minimierbaren Risiken abklopfen.
Dass Motorrad fahren extrem "unvernünftig" ist, wissen wir alle und in der einen oder anderen Diskussion hier im Forum hat man schon gelesen, dass mitunter ganz schöne Klimmzüge unternommen werden, um das Motorrad fahren zu rechtfertigen.
Vor allem bei der heutigen Verkehrsdicht und stetig zunehmender Deppenfrequenz auf der Straße ist das Risiko, unverschuldet zu veunfallen, m.M. nach sehr hoch, das eigene Risiko stufe ich nicht so hoch ein, das liegt am Motorradmodell, das wir fahren.
Ich habe mein erstes Motorrad gekauft als meine Kinder 18 bzw. 16 Jahre alt waren und beide fanden es toll, mal mitzufahren, von daher ergaben sich bei mir keine Bedenken (obwohl, wenn an es genauer bedenkt...).
Aber mal abgesehen von dem versicherungstechnischen Aspekt muss man davon ausgehen, dass speziell kleine Kinder sehr grosse Verlustängste haben und der Tod oder schwere Unfallfolgen kaum abschätzbare seelische Folgen für die Kinder haben.
Ich habe meinen Vater durch Krankheit mit 10 Jahren verloren und glaube mir, das hängt einem ewig nach, auch wenn man es nicht wahr haben will.
Meine Kinder haben es mir selbst gesagt als sie klein waren, mein Sohn hat als kleiner Bub mal meine Zigaretten weggeworfen, als er gehört hat, dass man vom Rauchen krank werden kann.
Immer wieder wurde es zum Thema, als ich mich von meiner Frau getrennt habe, denn ich war, obwohl nur am Wochenende vefügbar, die Bezugsperson für die Kids und sie haben mehr als einmal gesagt, ich solle auf mich aufpassen.
Fazit: Das muss jeder mit sich selbst ausmachen, Motorrad fahren gehört zu den vermeidbaren Risiken und wie furchtbar das alles enden kann, weiss man erst, wenn es zu spät ist...
Gruß Hans-Peter
Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen. Karl Valentin
Zitat Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen das 50% des Risikos zu verunfallen, von der eigenen Fahrweise abhängen. Die anderen 50% sind dann Schicksal, das nicht beeinflußbar ist.
Ich glaube, dass mehr als 50% von der eigenen Fahrweise u.a. selbst beeinflussbaren Faktoren abhängen. Aber das Restrisiko ist, wie CR schon schreibt, groß genug.
Als ich ab 1989 Vater von 3 Kindern wurde, habe ich hauptsächlich aus 2 Gründen rund 10 Jahre aufs Moppedfahren verzichtet: wegen besagten Risikos und um neben der Arbeit Zeit für die Familie zu haben, den Kindern ein Vater zu sein und die Frau zu entlasten. In diesen Jahren waren mit holprigem Studienabschluss, mehreren Jobwechseln, Hausbau und anderen (bzgl. Entwicklung der Kinder oft spannenden) Familienbelangen auch so viel los, dass ich selten Zeit hatte, das Motorradfahren zu vermissen. Als mein Schwager, Vater einer Tochter, im Jahr 2000 zum Wiedereinsteiger wurde und mich zu selbigem motivieren wollte, meinte seine Schwester/meine Frau (selber Motorradfahrerin): Mach mal ruhig, ab und zu würde ich auch gerne. Die W gefiel ihr und sie konnte sie auch ohne Übung gut fahren, kam aber selten dazu. 1x im Jahr machten mein Schwager und ich eine Woche Moppedurlaub, den Ausgleich gönnten uns unsere Frauen. War immer super, ich vermisse das sehr (wer´s nicht weiß: mein Schwager ist vor 1 Jahr an Krebs gestorben). Irgendwann gab es kurz hintereinander 2 Motorradunfälle im Bekanntenkreis mit Todes- bzw. Schwerstverletzungsfolgen, bei einem Unfall waren beide Eltern betroffen. Da hat meine Frau gesagt, sie fährt nicht mehr, zumindest bis die Kinder groß sind. War auch hier mal Thema, ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang.
Ich fand´s gut so. Natürlich gibt es auch andere Risiken und jeder muss für sich selbst abwägen, aber ich musste nicht überzeugt werden. Umso mehr Spaß macht der Wiedereinstieg. Mein Sohn ist 45km/h-Mopped gefahren und wollte mehr draus machen, kam aber nicht dazu. Jetzt ist er so eingespannt, dass ich in nächster Zeit nicht mehr damit rechne. Aber wenn er will, soll er ruhig. Den "richtigen" Geschmack hat er jedenfalls.
.......................................................... Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel. (E.K.)
Als meine Frau in 1988 schwanger war hatte ich einen Beinahe-Unfall, der zum Glück harmlos ausgegangen ist. Dennoch hat mein Verstand mir gesagt es wäre besser eine Zeit lang mit dem Motorradfahren aufzuhören. Es folgten 14 Jahre motorradfrei Zeit, die mit dem Kauf, Restaurierung und einer schönen Zeit mit einen Triumph Spitfire überbrückt wurden. Dann hab ich mir 2002 wieder eine SR 500 angeschafft und der Spitfire stand fast nur noch in der Garage und wurde schliesslich mit einer Träne im Auge verkauft...
In der Zwischenzeit wurde das Haus abgezahlt und ein bischen Geld angespart, sodass im Falle eines Falles meine Familie einigermassen absichert ist....
Ich fahre bewusst auf Sicherheit und fordere das Schicksal nicht heraus und mit dem Restrisiko muss ich leben....
Spannende Diskussion, die du da eröffnest - wenn auch nicht neu.
Ich hab mit 32 meinen Mopped-Führerschein gemacht, da war meine Tochter 12 und einen Versorger im klassischen Sinn gabs bei uns nicht.
Wenn ich also nicht mehr da gewesen wäre, wäre das für sie sicher ganz schrecklich gewesen, aber wenn ich immer nur versucht hätte unser Leben so risikoarm wie möglich zu halten, wäre sie heute auch nicht der Mensch der sie ist.
Ich denke es kommt sehr darauf an, welchen Stellenwert das Motorrad fahren für einen hat. Wenns ein nettes Hobby ist, auf das man aber auch verzichten könnte, dann kann man sich auch was familienfreundlicheres suchen. Wenns einem aber jedes mal in der rechten Hand zuckt sobald die ersten Sonnenstrahlen am Himmel auftauchen, dann hat man einfach dieses "Mopped-Gen" - das ist ne Lebenseinstellung und ohne ist man eben nicht komplett - nicht authentisch! Das merken Kinder dann auch. Ich denke Eltern, die sie selber bleiben, sind für Kinder 1000mal mehr wert, als die, die immer nur auf Sicherheit und Konventionen achten. Wir können weder unsere Kinder noch uns selbst in den Glaskasten setzen, ein Risiko gibt es immer - wenn es auch mit dem Mopped etwas höher ist.
Was nun wirklich das Richtige ist, weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es für uns so richtig war.
Nordlichtgrüsse
Caro
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt! (Einstein)
Ich hab meinen Führerschein mit 18 gemacht. Grund: Meine Eltern hatten mal wieder mehr Geld für meine Schwester ausgegeben als für mich, sie hatte 12 Stunden auf dem Auto gebraucht und ich bloß 6. Also hab ich mich heimlich für den Moppedführerschein mit angemeldet und das so gemanaged, dass beide Prüfungen auf einen Tag fielen. Hat geklappt. Das Mopped-Gen hatte ich früh entdeckt: Meine Mutter hatte in einem Verlagsbüro gearbeitet, von dort hat sie immer die mo mitgebracht. Die hab ich verschlungen und davon geträumt Mopped zu fahren. Moto Morini 3 1/2 oder Kawa Z1000. Gefahren bin ich nie. erst mit 37 hab ich eine Beförderung bekommen und mir gesagt: Jetzt geht's Dir gut. Jetzt gönnst Du Dir was. Wie ihr alle wißt, wurd's ne W. Sonst wär ich nicht dabei. Ich hatte Familie, 3 Kinder. Den Gedanken, was wohl wäre, wenn was passiert hab ich sehr häufig durchgedacht. Was passiert, wenn ich mir mit ner Kreissäge die Hand abschneide? Was passiert, wenn ich beim Schwimmen absaufe? Was passiert, wenn mich ein Schlaganfall trifft? Moppedfahren ist sicher etwas höher riskant, aber passieren kann es überall.
Im Gegenzug: Hätte ich auf's Schreinern verzichten sollen? Dann wären einige meiner Werke, auf die ich stolz bin, nie entstanden. ...
Und im Gegenzug: Wäre ich kein Mopped gefahren, hätte ich die schönen Stunden der Freude, die vielen netten Gespräche nicht gehabt, einige Freunde nie kennen gelernt, vielleicht nicht den Beistand während meiner Trennung gehabt.
Die letzten 11 Jahre wäre alles anders verlaufen. Besser? Hmmm...
Gönnen wir das doch auch unseren Kindern - oder???
Gruß Buffalo-Bernd ... der dann, wenn das Wetter passt, in den nächsten Tagen mit seinem Sohn (11) als Sozius eine Tagestour machen wird. Wir freuen uns beide sehr darauf!
Ich fahre seit meinem fünfzehnten Lebensjahr Zweirad. In den ersten 10 Jahren sicher auch aus finanziellen Gründen. Da stellte man sich die Frage nach dem Risiko eher nicht. Später fuhr auch meine Frau gerne mit. Zu Beginn ihrer ersten Schwangerschaft hat sie für sich aber entschieden, nicht mehr mit zu fahren und so dachte auch ich darüber nach, endlich ein vernünftiger, verantwortungsvoller Zeitgenosse zu werden. Ich verkaufte unsere gerade frisch restaurierte Cali II.
Im laufe der nächsten sechs Wochen wurde ich anscheinend ein so unausstehlicher Mensch, das meine Frau beschloss, ich müsse mir unbedingt wieder ein Motorrad zulegen.
Die nächsten 10 Jahre fuhr ich dann recht wenig und auch zurückhaltender als früher.
Erst als ich die W Gemeinde kennenlernte, begann die alte Leidenschaft neu zu erwachen und die letzten Jahre bin ich mehr gefahren als je zuvor.
Verantwortung heißt auch Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen.
In meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere Beispiele dazu wie es ausgehen kann, wenn man, aus welchen Gründen auch immer nur noch an die Familie denkt. Zum Glücklichsein braucht man auch Freiräume, in denen man immer mal wieder ohne Frau und Kinder eintauchen kann. In einer guten Partnerschaft ist das auch kein Problem. Natürlich muß das für beide Partner gelten.
Ich tue mich aber immer noch schwer, meine Kinder auf dem Motorrad mitzunehmen. Auch bei kurzen Bummelfahrten mit dem Kind im Gespann habe ich da immer noch zwiespältige Gefühle. Ich werde das von meiner Seite aus auch nicht weiter forcieren. Wenn der Wunsch von meiner Tochter selbst kommt, ist das etwas anderes.
Zitat Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen das 50% des Risikos zu verunfallen, von der eigenen Fahrweise abhängen. Die anderen 50% sind dann Schicksal, das nicht beeinflußbar ist.
Moin,
mit solch fatalistischer Einstellung würde ich das Rad nie besteigen - gleich, welches.
Ich nehm mal als Beispiel die berühmte Ölspur, von der der herrannahende Motorradfahrer nichts weiß und die er nicht verursacht hat, die aber - nur für unser Beispiel - fatale Folgen haben wird.
Gemäß Paragraphen (ich weiß nicht wos steht, haben wir aber beim Führerschein so gelernt) hat jeder seine Fahrweise so einzustellen, daß er innerhalb Sichtweite anhalten kann. Außerdem hat er seine Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anzupassen. Ist es also gleichzeitig auch noch naß, dann eben noch langsamer.
Konzept 1:
Der Paragraphentreue fährt also um die Kurve, sieht die Ölspur und bremst. Seine Schräglage hat dies zugelassen. Er bleibt stehen und trifft Maßnahmen (Feuerwehr, Warnschilder, etc.)
Jetzt weiß ich, daß einige schon grinsen .
Konzept 2:
Der geübte braust um die Kurve, sieht die Ölspur, checkt die Lage, und fährt drumrum. Ölspur zu breit, Pech, verdammtes Pech, jetzt gehts nicht mehr anders, der Geübte macht n Abgang, findet sich am Straßenrand wieder und flucht über die Beschädigung an der Maschine (und reibt sich vielleicht noch den Knöchel).
Konzept 3:
Der Einfachnurschnelle rast um die Kurve, sieht die Ölspur viel zu spät, donnert drüber, macht n Highsider, kann sich später an nix mehr erinnern. Das Motorrad ist Schrott, der geil getunte Motor wird unter Kumpel weitergereicht. Mit viel Reha kann er nach einiger Zeit wieder laufen und probiert, wie er auf ein Motorrad aufsteigen kann.
Konzepte 4 bis 6 könnt Ihr Euch selbst denken.
Konzept Rennen:
1976 verliert ein Motorrad auf dem Nürburgring Öl in der Klostertalkurve . Die Ölspur ist vielleicht zwanzig Zentimeter vom Kurveninnenrand entfernt und so "passend gelegt", daß schon Unmut aufkam, da hätte jemand mit Absicht . . . .
Giacomo Agostini kommt mit der MV das Kesselchen hochgedröhnt. Der Flaggenmann schwenkt die gelbe Fahne, daß er sich fast den Arm ausreißt. Agostini schiebt beim Bremsen den Kopf eeeetwas höher als sonst. Er scheint sich leicht aus dem Sitz zu erheben, um besser zu sehen, vielleicht auch, um auf einen Abgang vorbereitet zu sein ??
Er sieht die Ölspur und entscheidet, zwischen Fahrbahnrand und Ölspur durchzufahren. Sicher, souverän, wie mit dem Zirkel gemalt. ALLE anderen sind außen vorbeigefahren und entsprechen langsamer. Gestürzt ist wegen der Ölspur keiner.
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Mein Vater ist schon Motorrad gefahren, als ich noch Dampflokführer werden wollte. Für mich war das was normales. Meine Mutter hat manchmal gezankt, aber nicht wegen des Risikos, sondern weil er Spaß hatte, und sie nicht . .
Meinen Vater würde ich mal so bei Konzept 2 einordnen. Ich habe ihn selbst schon stürzen sehen, wo ich noch dachte "warum schaltet er jetzt runter? Einmal auf die Bremse noch und er liegt!" Und so kams. Ich fuhr mit der RD hinter ihm her, half ihm, das Motorrad aufzustellen. Er fluchte, drehte den kaputten rechten Rückspiegel heraus und warf ihn zornig hinter einen Busch (österreichische Alpen, müßte noch da sein)
Kommentar: "Mußte nur der Mama nix erzählen!"
Mein Bruder ist leider bei Konzept 6 einzuordnen - inzwischen lange her.
Nun kommen die Sätze "aber man kann ja alles richtig machen, aber gegen die Doofheit der anderen ist man nicht gefeit"
Wirklich nicht? Warum fahren manche unfallfrei und anderen passierts. Warum hatten in den 70er Jahren die VESPA-Roller die beste Unfallstatistik?
Es gibt ganz klar ein Restrisiko. Dazu möchte ich aber keine Prozentangaben machen müssen. 50% erscheint mir viel zu hoch. Angesichts der anderen lebensbedrohlichen Risiken, die man im Leben so hat, würde ich das Motorradfahren bei angepaßter Fahrweise in die gleiche Kategorie packen.
Unverständlich ist mir, daß Leute unterscheiden zwischen Familienvater und solo. Ich lebe auch allein sehr gerne und fahre deshalb nicht anders.
Meine GPZ habe ich verkauft, kurz nachdem ich Vater wurde. Das lag am Geld und an der Zeit. Die Kiste stand nur noch rum. Aber Gedanken, daß ich das jetzt aus Sicherheitsgründen nicht mehr tun dürfe, waren mir völlig fern.
Zitat Ich denke Eltern, die sie selber bleiben, sind für Kinder 1000mal mehr wert, als die, die immer nur auf Sicherheit und Konventionen achten.
Da ist auf jeden Fall was dran, nur passt das m.E. nicht zum Thema bzw. zur bisherigen Diskussion. Ich find´s okay weiterzufahren, ich find´s okay aufzuhören bzw. eine Pause zu machen, für beides gibt es nachvollziehbare Motive in mal ähnlichen, mal unterschiedlichen Lebens- und Familiensituationen. Bzgl. Authentizität vs. Sicherheit+Konvention würde ich keine Schubladen aufmachen, weil sie nach meiner Erfahrung keinem gerecht werden.
.......................................................... Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel. (E.K.)
Zitat von WännäUnverständlich ist mir, daß Leute unterscheiden zwischen Familienvater und solo. Ich lebe auch allein sehr gerne und fahre deshalb nicht anders.
genau so sehe ich das auch... frühzeitig infiziert, nie davon weggekommen... und auch trotz meiner teilweise heftigen abflüge ist mir bisher nur einmal ganz kurz der gedanke ans aufhören gekommen, als ich nach der milzentfernung auf der intensiv lag... ist aber sehr schnell wieder vergangen 19 jahre ist rein garnix passiert, dann mehrfach... schiksal? man weis es nicht... ich denke die entscheidende frage ist weshalb... bei fremdverschulden ist es sicher schwerer wieder aufzusteigen, als bei wildunfall oder eigenverschulden... habe ich im freundeskreis erlebt...
sollte ich wirklich irgendwann auf der straße bleiben, oder anderweitig abtreten, ich habe gelebt und nicht so sehr viel versäumt, jederzeit wieder... meine erfahrungen und erinnerungen, an touren und reisen, in sonne, regen und schnee, alles so lange im hirn eingebrannt bis das große vergessen kommt... wie oft hat man damals am straßen- rand gestanden und geschraubt, geflucht und gezetert, bis der vogel wieder lief... toll war es...