Zunächst müsste man klären, um welches Problem es geht. Dies dürfte nämlich keine Einzelmeinung sein, obwohl ich sie aus mehreren Gründen nicht verstehe:
Zitat Ich sehe das Problem in der Tatsache, dass diejenigen, die in diesem Fall die Leistung empfangen wollen (bzw. müssen), nie für deren Kosten aufgekommen sind. Man hat, aus welchen Gründen auch immer, nicht genügend Nachwuchs produziert, der die jetzt anfallenden Kosten im Umlageverfahren trägt.
Die WELT, bekanntermaßen kein linkes Weltverbessererblatt, kommentiert das Thema so: "Zweifelsohne ist ein Heimplatz besser als das Martyrium, das manches Kind in der Familie erleidet. Doch die Inobhutnahme ist fast immer eine Bankrotterklärung des Staates. Warum wird erst jetzt, aber dafür so schwerwiegend, eingegriffen?"
Ja, warum? Unter anderem weil früheres Eingreifen der hartnäckig verteidigten Maxime "Privat vor Staat" zuwiderlaufen würde, obwohl sie sich in vielfältiger Weise, nicht nur durch die Finanzkrise, überholt hat.
Deutschlands Geburtenrate ist zu niedrig. Diejenigen, die eine gute Versorgung & Förderung sicherstellen könnten, wollen oft nicht - und ein erheblicher Teil von denen, die noch viele Kinder bekommen, sollten eher nicht. Erstere können nicht verpflichtet, letztere nicht zwangssterilisiert werden. Muss aber auch nicht. Kinder werden nicht als arbeitsverweigernde Hartz-IV-Empfänger geboren, sondern mit wenigen Ausnahmen (wie ich tagtäglich erleben kann) als wissbegierige, begeisterungsfähige, anerkennungsbedürftige, leistungswillige Kinder mit (herkunftsbezogen) oft erstaunlichem Entwicklungspotential. Deutschland braucht Kinder, Deutschland braucht Ausbildungsfähige mit ordentlichem Schulabschluss, Deutschland braucht in diversen Bereichen qualifizierte Fachkräfte, Deutschland braucht... vielleicht mehr Investition in Fördermaßnahmen als in Kriseninterventionen ?
Oder brauchen wir einfach nur mehr möblierte Zimmer ?
Meiner Meinung nach müßte man schon sehr früh bei den Eltern ansetzen.
Nein halt. Schon vorher bei den Jugendlichen. Pro Familia und ähnlichen Einrichtungen werden gerade überall die Mittel gekürzt. Hier wäre der erste Ansatz um etwas zu verbessern. Ordentliche, praxisorientierte Aufklärung ist lange noch nichtt überall selbstverständlich. Auch die Schulen müßten sich dem Thema ausgiebiger widmen.
Weitergehend wird es natürlich schwierig. Oft kann man Problemfälle ja nicht so ohne weiteres von außen erkennen. Wenn es in Familien Probleme gibt, dauert es ja meist lange, bis jemand der Betroffenen bereit ist, Hilfe von außen zu suchen. Schließlich bedeutet das oft das Eingeständniss des eigenen Versagens.
Kann man da mit mehr Mitteln wirklich mehr erreichen?
Welche Möglichkeiten haben eigentlich die Behörden?
Hier in Gütersloh liest man nach jedem Fall von Vernachlässigung in der Presse das wir hier ein erstklassiges Pilotprojekt haben, mit der so etwas nicht möglich ist.
Gibt es so etwas überhaubt?
Gruß Norbert
------------------------------------------------- Für 2 Räder zu blöd, für 4 zu arm ----------------------------------------------
Zitat Oft kann man Problemfälle ja nicht so ohne weiteres von außen erkennen. Wenn es in Familien Probleme gibt, dauert es ja meist lange, bis jemand der Betroffenen bereit ist, Hilfe von außen zu suchen. Schließlich bedeutet das oft das Eingeständniss des eigenen Versagens.
Dazu kommt dass viele Eltern es tatsächlich nicht selbst erkennen, alle Warnzeichen außerhalb der Familie ignoriert werden und erst wenn es zu spät ist und das Kind bereits traumatisiert ist eingegriffen wird. Vielen Eltern ist nicht bewusst ws sie ihren Kindern antun oder sie haben dann zu große Angst um Hilfe zu bitten denn dann kommt nicht nur Hilfe sondern oft auch eine Art Entmündigung. Denn Geld für demenstprechendes Fachpersonal ist nicht mehr vorhanden, also darf die überarbeitete Sozialarbeiterin eine Arbeit übernehmen für die eine besonders geschulte und spezialisierte Sozialpädagogin vonnöten wäre. Und schon rauchts im karton denn keine Mutter oder Vater hört gerne dass sie ihr Kind ruinieren und mißhandeln.
Diese U-Pflicht ist zwar nett gemeint, aber vollkommen daneben. Denn bei einer kurzen Untersuchung wird kaum etwas tatsächlich gefunden außer die Mißhandlungen sind so offensichtlich. Dann gibt es aber schon andere Warnzeichen.
Übrigens, die Dunkelziffer der Mißhandelten Kinder aus "gutem Hause" ist erstaunlich hoch. Denn dort wird eher seelische gewalt ausgeübt, was kein Stück weniger grausam ist. Die einen produzieren Sozialversager, die anderen Fälle für Psychologen und Selbstmörder.
Die Behörden haben alle Mittel und auch keine. Es besteht zwar die Möglichkein ein Kind aus der familie herauszunehmen, aber viele gerichte entscheiden viel zu oft im Sinne der Eltern und das kind muß zurück. Die Gesetze sind da, sie werden nur merkwürdig eingesetzt.
Ein Heimplatz ist übrigens meistens die Entstation und ich weiß nicht was besser ist: Im heim oder bei der Familie unterzugehen....
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Zitat Kann man da mit mehr Mitteln wirklich mehr erreichen?
Es geht mir nicht um mehr Mittel, sondern um andere Mittel und andere "Verteiler". "Schule" ist ein wichtiges Stichwort - da könnten viele Kinder und Jugendliche und Eltern besser und vorbeugender erreicht werden als (eher reaktiv) über einzelne schlecht vermittelte Projekte hier und einzelne schlecht angenommene dort. Dafür könnten Schul- und Projektetats teilweise auch mit Jugendhilfeetats verbunden werden. Aber das ist bestimmt zu einfach und unbürokratisch gedacht...
Naja, die kriegen in vielen Fällen ja nichtmal ihren Lernstoff vermittelt ... gut ist da zumindest schonmal die Ganztagsform, die jetzt immer mehr aufkommt, glaube ich. Ansonsten können die in den Schulen auch nicht die Defizite der Elternhäuser ausbügeln. Soweit ich mich erinnere, sind zum Elternsprechtag immer nur die Eltern gekommen, die eigentlich garnicht hätten kommen brauchen - die anderen sah man da fast nie . Es wäre schon viel erreicht, wenn Familien mehr gemeinsam positive Dinge erleben (Fahrradtour, Ausflüge ins Grüne, Schwimmbadbesuch, Kasperletheater oder weiß der Geier), das muß garnicht teuer sein, aber stärkt den emotionalen Zusammenhalt und die Sicherheit enorm. Vielleicht haben wir auch in den heutigen Zeiten zuviele Frusterlebnisse bei den Leuten, weil sie täglich in der Glotze sehen, das es anderen anscheinend viel besser geht: Job, Anerkennung, Geld, Wohnung, Auto, Urlaub - wenn ich so die meisten "Familienfilme" sehe, muß das ja wohl völlig normal und Grundstandart sein (von den verfilmten Illustriertenthemen der Privatfernsehsender mal ganz zu schweigen ). Wer das nicht hat, muß sich als Versager vorkommen ...
____________________________________________________________________________ Es gibt sicher eine mentale Hypothek der DDR. Die besteht darin, dass die Menschen soziale Sicherheit höher gewichten als individuelle Freiheit. (W. B.) Ich glaube, die DDR kehrt zurück!
____________________________________________________________________________ Es gibt sicher eine mentale Hypothek der DDR. Die besteht darin, dass die Menschen soziale Sicherheit höher gewichten als individuelle Freiheit. (W. B.) Ich glaube, die DDR kehrt zurück!
Zitat von BlaublutMich täte an dieser Stelle K.s Einschätzung aus Sicht eines erfolgreichen Unternehmers interessieren. Ich mein, Kinder hat er ja irgendwie auch...
Moin Blaublut ich hab mir ja vorgenommen, mich aus dieser Sache rauszuhalten
Sach mal, tickst du noch ganz sauber? Was soll das?
Ach lass ihn doch. Solang´s nur ihn interessiert...
Aber das (und das meiste andere aus Magicfire´s Beitrag) ist wirklich sehr treffend:
Zitat Die Behörden haben alle Mittel und auch keine. Es besteht zwar die Möglichkein ein Kind aus der familie herauszunehmen, aber viele gerichte entscheiden viel zu oft im Sinne der Eltern und das kind muß zurück. Die Gesetze sind da, sie werden nur merkwürdig eingesetzt.
Der Kommentar zu Heim vs. Familie bedient dagegen überholte Vorurteile. Ausnahmen bestätigen die Standards aktueller Heimerziehung.
Nun bin ich an dem Thema nicht so hautnah (und mit den kurzfristigen Auswirkungen) dran wie der gute Stephan, aber die Dunkelziffer, die wohl erst viel später zählbar, an den 'zeitnahen' Symptomen nicht unmittelbar erkennbar und später nur vage rekonstruierbar sein dürfte, scheint mir im Statement von mf plausibel:
Zitat Übrigens, die Dunkelziffer der Mißhandelten Kinder aus "gutem Hause" ist erstaunlich hoch. Denn dort wird eher seelische gewalt ausgeübt, was kein Stück weniger grausam ist. Die einen produzieren Sozialversager, die anderen Fälle für Psychologen und Selbstmörder.
Der Artikel aus der 'Welt' selbst strotzt nur so vor zusammenhangslosen Zahlen, Statistiken und allgemeinen Feststellungen, sodass ich ihn eigentlich nur zur Kenntnis nehmen kann, ohne einen echten roten Faden darin zu erkennen, den man aufnehmen könnte.
Zu denken gibt mir aber aus der schellen Erinnerung mindestens zweierlei:
– Die erhöhte Aufdeckungsquote mit den folgenden "übertriebenen" Maßnahmen.
– Vielleicht sollte man die 10% der Armen, deren Kinder nicht misshandelt werden, genauer unter die Lupe nehmen, was bei denen zuhause anders läuft? Zufall? Oder gibts da was Entscheidendes?
.......................................................................................................................................... Ein Paradies ist immer dann, wenn einer da ist, der wo aufpasst, dass keiner reinkommt. ..........................................................................................................................................
Ach lass ihn doch. Solang´s nur ihn interessiert...
Moin Steve
du hast ja recht.
Zum Thema Diese ganze Problematik hätten wir in einem viel geringeren Umfang, wenn die ökonomischen Randbedingungen stimmen würden. Noch in den Achtzigern war es kein Problem, auch als Ungelernter einen harten, aber ordentlich bezahlten Job zu kriegen. Wenn du arbeiten wolltest, konntest du eine Familie ernähren, eine Wohnung und ein Auto bezahlen und auch mal in den Urlaub fahren. Heute können sich diese Leute bestenfalls für ein paar lächerliche Euros den Arsch aufreissen, werden wie der letzte Arsch behandelt und müssen noch zur Bagis gehen, um die Miete bezahlen zu könnnen. Es ist u.a. Guido Westerwelles Job, dafür zu sorgen, daß jeder, der arbeiten möchte, eine Chance bekommt, davon leben zu können. Stattdessen stellt der Versager sich auch noch hin und beschimpft die Leute. Kein Wunder, daß immer mehr aus der Gesellschaft aussteigen und ihre Kinder da mit reinziehen. Aber an dem Mist, den wir uns die letzten 30 Jahre eingebrockt haben, werden wir noch so oder so lange zu knabbern haben.
____________________________________________________________________________ Es gibt sicher eine mentale Hypothek der DDR. Die besteht darin, dass die Menschen soziale Sicherheit höher gewichten als individuelle Freiheit. (W. B.) Ich glaube, die DDR kehrt zurück!