Entschuldigung, wenn ich störe - ich komme jetzt zum Schlusswort, ja?
Zitat von uli estrella
Die Kurve zurück zum Threadthema schafft die steigende Spannung ...
Und hier ist sie schon, die Kurve:
Katzenkopfgroße Felsbrocken auf losem Untergrund, die der Fahrdynamik schlagartig eine neue Qualität verleihen. Eigentlich wollte ich hier gar keine Fotos knipsen, aber nachdem ich bereits auf den ersten Metern herunter vom Col des Seigneurs von dieser Gerümpelpiste hier
überrascht worden bin, muss ich erstmal tief Luft holen. Wenn das mal nicht so weitergeht.
Auf groben Schotter folgt weicher Sand, was für einen Moment hoffen lässt:
Aber stattdessen kommt es noch schlimmer: Am Colle Malaberghe geht es nicht nur über groben Schotter, sondern auch über kleinere Felstreppen und ausgewaschenen Fels kräftig bergauf:
Völlig überrumpelt und im Moment überfordert von dieser neuen Situation suche ich nach einer Möglichkeit anzuhalten, um mir die Sache gründlich zu überlegen, ehe ich dumme Sachen mache:
Ein Gedanke drängt sich dabei in den Vordergrund: notfalls könnte ich jetzt noch umkehren, später geht´s vielleicht nicht mehr. Also, was tun?
Ja, was wohl: Weiterfahren! Noch schlimmer wird´s nicht werden, sonst wäre mir das von hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/LGKS in Erinnerung geblieben. (In der Tat hatte ich den Schwierigkeitsgrad 4-5 überlesen, und der bedeutet nichts Gutes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Denzel-Alpenstraßen-Skala)
Wie schon eingangs erwähnt, hilft jetzt nur noch der Nachbrenner: Ich lass mich doch nicht von den paar Steinen zum Narren machen, dir zeig ich´s, du Sau! Also aufsatteln, Fahrzeug in Mittellage bringen und ohne groß zu überlegen Gas auf und Kupplung kommen lassen. Es ist erstaunlich, was in einem solchen Fahrzeug doch alles drinsteckt, wenn man es so richtig an den Hörnern packt. Ist zwar jetzt kein locker entspanntes Dahingleiten mehr, aber dafür geht es genau dahin, wo
ich will!
Das schwierigste Stück liegt hinter mir, ich atme auf, kriege prompt den Radius nicht und lande im Schotterbett. Macht nix - dafür gibt´s wieder mal ein Foto:
Nachdem sich die Wegverhältnisse auf dem Weg zum Boaïre einigermaßen stabilisiert haben, kann mich diese kleine Verschüttung hier auch nicht mehr wirklich beeindrucken:
Fürs Drüberschieben reicht die Kraft zwar bestimmt nicht aus, aber Fahren ist ohnehin viel einfacher, wie ich inzwischen weiß. (Ich nehme die zweite Spur von rechts.)
So - im Wesentlichen war´s das. Mit Schneefeldern
und Schranken
so kurz vor dem Ziel habe ich zwar eigentlich nicht mehr gerechnet, aber so lange man sie einfach umfahren kann, gibt es damit kein Problem.
Schließlich erreiche ich die legendäre Kehre am Col de la Boaïre, wo sich die Wegverhältnisse weiter bessern:
Und schließlich eine weitere Schranke, die dank hohem Lenker links umfahren werden kann:
Vom Colle di Perla geht´s zunächst runter
und anschließend rüber
zum bekannten Fort Central auf dem Col de Tende (beim oberen Bild ungefähr in der Mitte):
Viel Zeit bleibt hier oben nicht, denn es liegt noch ein ganzes Stück vor mir. Eine weitere Übernachtung kommt nicht in Frage, denn für den nächsten Tag sind kräftige Gewitter angesagt. Bereits am frühen Morgen.
Auf dem Nachhauseweg gibt´s noch die wohlverdiente Brause für das Maschinchen, und so machen die restlichen 450 Kilometer dann auch noch Spaß:
Ob ich die LGKS nochmals fahren würde?
Mit einer kleinen Sportenduro jederzeit und in jeder Richtung, mit dem Scrambler eher nicht. Und wenn, dann nur in der anderen Richtung mit Wegzehrung.
Gruß
Serpel