Trotzdem stimme ich dem Jain von Wännä zu. Betrachtest du den Weg vom Erkennen eines Gegenstandes über das Einleiten des Ausweichens bis zum Vorbeifahren, dann braucht ein Motorrad in der Fahrtrichtung mehr Platz, also einen längeren Weg. Es hat aber den Vorteil, dadurch dass es schmaler ist ggf. nicht so weit ausweichen zu müssen. Ich denke daher, es ist sehr situationsbedingt. Grundsätzlich kann man aber eben nicht einfach ein Lenkrad "herumreißen" und schnell ausweichen - außer mit dem Gespann Da ist das Auto bei absolut gleichen Bedingungen schon im Vorteil.
Aber natürlich sind wir Motorradfahrer viel reaktionsschneller!
Zitat von WännäEs gibt ein uraltes Experiment mit einem Fahrrad, an dem ein rückwärts drehendes zweites Vorderrad befestigt wurde, welches den Boden nicht berührte, aber exakt das Massenträgheitsmoment hatte. Ich glaube, das war in England, aber egal. Es sind beim Fahren keine signifikanten Unterschiede zum normalen Velo aufgetreten. Freihändig fahren war sehr wohl und auch sicher möglich.
So - dieses "uralte" Experiment von 1970 (das ich nicht kannte) hat mir keine Ruhe gelassen. Hier die (sehr lesenswerte) Originalschrift: The Stability of the Bicycle. In: Physics Today 23 (April 1970) S. 34–40 (http://de.wikipedia.org/wiki/David_E._H._Jones).
Freihändigfahren ist darin nicht zentrales Thema, vielmehr wird erläutert, wie und warum das Fahrrad auch ohne gyroskopische Effekte gesteuert werden kann. Dazu befestigt der Autor David "Daedalus" Jones (u. a.) tatsächlich ein schwebendes, gegenläufiges drittes Laufrad an der Gabel eines herkömmlichen Velos und führt verschiedene Versuche durch, indem er es zuvor in gleich- bzw. gegensinnige Rotation versetzt.
Die entscheidende Stelle, wo zur freihändigen Steuerung eines Rads Bezug genommen wird, lautet übersetzt etwa so: "Bei gegenläufiger Rotation war es nahezu unmöglich und verursachte fortwährend größte Probleme, aber es war gerade eben noch fahrbar." (Und hätte er auch hinten noch ein gegensinnig rotierendes Rad montiert, so wäre er wahrscheinlich umgekippt ... )
Das klingt für mich schon ganz anders, geht es Jones doch nur um den Nachweis weiterer stabilisierender Kräfte, und nicht darum, die Notwendigkeit der Kreiselkräfte fürs sichere Freihändigfahren in Abrede zu stellen. Im Gegenteil: ich halte gerade das für die Bestätigung der zentralen Rolle, die die Kreiselkräfte speziell beim freihändigen Fahren spielen.
Sehr interessant finde ich übrigens auch die Analyse, wie (und warum) sich der Nachlauf auf die Stabilisierung des Zweirads (positiv) auswirkt - wie schon gesagt: sehr unterhaltsam geschrieben und lesenswert!
das Experiment, was ich meine, ist um die Jahrhundertwende 1900 gemacht worden. Es gab auch kein Foto, sondern nur eine Skizze. Das gegenläufige Rad wurde richtig durch ein kleines Kegelradgetriebe angetrieben. Aber was solls, England ist England, gell?
Die Kreiselkräfte spielen eine Rolle, das ist nicht die Frage. Die stabilisierende Fahrwerksdynamik ist aber durch den Nachlauf und den Steuerkopfwinkel bestimmt und darüber auch beeinflußbar.
Es gibt auch Räder, die ohne zweites Vorderrad kaum freihändig fahrbar sind. Wozu auch?
In Antwort auf:(Und hätte er auch hinten noch ein gegensinnig rotierendes Rad montiert, so wäre er wahrscheinlich umgekippt ... )
Das glaube ich nicht. Die Momente, die durch das Kippen des hinteren Kreisels entstehen, werden durch einen sehr langen Hebelarm abgestützt. Es ist schon so, daß durch ein Moment um die Hochachse, welches von hinten induziert wird, auch das Vorderrad eingeschlagen wird, aber eben nur über den Nachlauf. Die auftretenden Kräfte sind aber so gering, daß sie sich "von hinten gesteuert" praktisch nicht auswirken.
Ich schlage einen Versuchsaufbau vor, mit dem das Massenträgheitsmoment eines Rades befriedigend genau bestimmt werden kann. Anschließend wird dann eine Berechnung der auftretenden Momente unter verschiedenen Lastannahmen durchgeführt und die Ergebnisse kritisch betrachtet.
Alternativ zum Versuchsaufbau könnte man auch ein Rad im PC konstruieren bzw. Abbilden und dann den Rechner die Massenmomente ermitteln lassen. Zumindest näherungsweise müßte das schon mal etwas liefern.
Lieber Wännä, es stehen nun zwei widersprüchliche Aussagen im Raum:
Zitat von WännäEs sind beim Fahren keine signifikanten Unterschiede zum normalen Velo aufgetreten. Freihändig fahren war sehr wohl und auch sicher möglich.
Zitat von SerpelBei gegenläufiger Rotation war es nahezu unmöglich und verursachte fortwährend größte Probleme, aber es war gerade eben noch fahrbar.
Beide beziehen sich auf den prinzipiell genau gleichen Versuch, wenn ich Dich richtig verstanden habe! Der Unterschied ist nur: ich habe den Nachweis für die zweite Aussage angetreten, glaube ich (und das war mühsam genug! ). Der Beleg für die erste Aussage steht hingegen immer noch aus ...
. Ist zwar jetzt kein Motorrad, meine Herren, aber die Schräglage ist doch wirklich beeindruckend, oder ?! ..............................................
... und a bissl gerade sitzen kann man auch in der Kurve:
Man kann aber auch beides bleiben lassen:
.......................................................................................................................................... Ich habe eine Diät gemacht, Rauchen, feistem Essen und Alkohol abgeschworen - in zwei Wochen verlor ich 14 Tage. ..........................................................................................................................................
Zitat von vanda... und frage mich tatsächlich, ob diese Schräglage "echt" ist oder es sich um eine Fotomontage handelt?
Das ist echt "beeindruckende Schräglage", Vanda!
Ich glaube nicht, dass das eine Fotomontage ist, die Frage ist eher, ob er den Töff nicht doch abgelegt hat!? Ohne das ausgestellte Bein hätte er in dieser Situation natürlich nicht den Hauch einer Chance
Als ich mir diese Videos angesehen habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass die Rennfahrer die Situation noch meistern werden. Na Gott sei Dank!