Und während ihre strahlenden Gesichter ........
Sonntag der 29.Juni 2025, nachmittags 14.20 h, KORNSAND/Südhessen
...durch die Runde der anwesenden Old- und Young-Timer schweiften, spürte man im Rücken den deutlichen Luftzug des vorbeirauschenden TRANSRAPIDS, der auf der Strecke von Köln nach Basel sonntags regelmäßig kurz oberhalb des Kornsands Halt machte. Seitdem, im Jahre 2023, bei Geinsheim der monumentale Freizeitpark FUTURELAND eröffnet hatte, wurde der Zwischenstopp bei Nierstein als fester Bestandteil in den Fahrplan aufgenommen. Die Trasse für diesen, mit bis zu 628 km/h dahingleitenden Schnellzug führt in ca. 8 Metern Höhe direkt über und
entlang des Rheins und ist eine gigantische, trapezförmige Metallstützen-Konstruktion eines japanischen Brückenbau-Konzerns, der sich
unter Anderem (aber nur noch ganz am Rande) auch mit dem Bau von Motorrädern beschäftigte. Und während die Menschenmassen etwas oberhalb
der ehemaligen Fähranlegestelle, die längst verwaist ist, da der Rhein nur noch eine Wassertiefe von ca. 88 cm aufweist, zu Hunderten auf
der dort beginnenden 3 km lange Rolltrasse zum Freizeitpark transferieren ließen, florierte weiterhin das rege Treiben unter der riesigen Platane, die mittlerweile durch eine 56 Meter hohe Glas-Ummantelung vor jeglichen Umwelteinflüssen geschützt worden war.
Die einzige Zäsur bahnte sich gegen halb 3 Uhr an, als plötzlich, nahezu lautlos, ein Gefährt vorfuhr, das selbst Marks Monster-Triumph
bei Weitem in den Schatten stellen sollte. Eine dreirädrige Maschine mit der Aufschrift W 2500 und dem schon bekannten 480-Liter Topcase
hielt direkt vor dem staunenden Publikum. Der am Heck angeflanschte Behälter war aber noch lange nicht das Besondere an dieser Mischung aus Future-Mobil und Marketender-Zug, denn auch Aksell fuhr ein solches Trike. Vielmehr erst der daran angekoppelte, ca. 5,88 Meter lange 2-Achs-Anhänger war es, mit seinen aufklappbaren Seitenpaneelen, den so Mancher der Kornsand-Veteranen noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Seine, auf Hochglanz polierte Aluminium-Außenhaut, die seinerzeit bei der in Hannover ansässigen Spezial-Firma M. HUEBNER-POLISH hergestellt wurde, glänzte in der über die Vorderpfalz-Hügel scheinenden Sonne und reflektierte perfekt das gesamte Szenario.
Das Staunen der Anwesenden war grenzenlos ! -----
Auf den beiden Längsseiten des Anhängers war in großen, goldumrandeten Lettern auf blauem Grund > TORTOMOBIL < zu lesen, was sich später als gottgesandter Segen offenbaren sollte, weil die früher hier ansässige Kneipe mit angeschlossenem Kiosk nämlich seit fast 3 Jahren schon
nicht mehr existierte und lediglich durch einen sporadisch auftauchenden Würstchen-Verkäufer ersetzt wurde und sich somit ein eklatanter Versorgungsmangel für alle Besucher ergab. Diese Lücke, die es seit langer Zeit zu schließen galt, hatte Einer durchaus folgerichtig erkannt: Theodore Begga.
Der mittlerweile 81-jährige Ur-Ur-Enkel eines oberitalienischen Backwaren-Herstellers, den manche, ob seines äußerst fundierten Fachwissens
um die Problematik von Zahnimplantaten auch "Dottore" zu nennen pflegten, war ein kleiner, aber durchaus sehr drahtiger Geselle mit immer noch dichtem Haar, trotz seines hohen Alters.
Er war sehr lange nicht mehr hier gewesen, weil er mit 63 Jahren nach der Beendigung seines ersten Arbeitslebens für mehrere Jahre ins Ausland gegangen war, um seine Fachkenntnisse in einem Spezial-Gebiet, und zwar dem der Herstellung von Kreativ-Torten, weiter zu vertiefen.
2010 bis 2013, während des Iran-Kriegs der Amerikaner unter der damaligen Regierung von GEORGE F. BUSH, dem ältesten, unehelichen Sohn eines früheren US-Präsidenten der auch gleichzeitig Vorstands-Mitgied der damaligen "VOICE-COUNT-Association" ist, war Theodore in Japan und Indo-China nicht nur auf vielen Tagungen und Kongressen der SACHER-Kommision als Gastreferendar und Redner tätig gewesen, sondern er besuchte auch mannigfache Weiterbildungskurse zum Thema Tortenherstellung in Österreich und der Schweiz. Die namhaftesten Konditoren der Welt bescheinigten ihm Mal für Mal ein profundes Fachwissen in diesem doch sehr komplexen und weitreichenden Spezialgebiet. Derart gut vorbereitet trat er dann 2015 die Rückkehr in sein Heimatland an, wo er fortan vor Allem wegen seiner Liebe zum Motorrad auch als der "TORTENRACER von Ober-Olm" tituliert wurde. Und als MAINZ 05 im Jahre 2016 zum siebten Mal in Folge Deutscher Fußballmeister geworden war, eröffnete er in der Rheinlad-Pfälzischen Metropole sein erstes eigenes Cafehaus. Mittlerweile ist daraus ein Firmen-Imperium entstanden, das sich über das komplette Rhein-Main-Gebiet erstreckt und selbst solch alteingesessene Liegenschaften wie das Cafe Hügel in Grasellenbach, das er 2023 zu einem 5-stöckigen Luxus-Erholungstempel mit einer 5860m² großen Sonnen-Terrasse und einem solar-beheizten Swimming-Pool umgebaut hatte, sind längst unter seiner Ägide. So gesehen war es nur noch ein kleiner, aber logischer Schritt der dazu führte, dass er, der längst nicht mehr arbeiten musste, seinen Beruf wieder zum Hobby werden ließ. Und genau dies manifestierte sich in der Erfindung dieses TORTOMOBILS, das nun raumfüllend vor der andächtigen Menge stand.
Mit der Gelassenheit eines John Wayne gleitet Theodore aus dem Sattel seiner Maschine, nachdem er denselben elektro-hydraulisch auf äußerst angenehme 48,5 cm abgesenkt hatte, wohlwissend, dass sein Erstauftritt mit diesem Equipment an diesem geschichtsträchtigen Motorrad-Treffpunkt einen gewissen, nicht zu unterschätzenden Show-Down-Effekt haben würde. Mit kurzen, aber festen Schritten geht er auf Paolo und Mark zu, um sogleich den älteren der Beiden sehr herzlich zu umarmen. Und nachdem er Mark die Hand geschüttelt hatte, fragt dieser: "Ihr kennt Euch wohl schon etwas länger ?" -- "Na ja, so etwa 20 Jahre werden es schon sein" bemerkt Paolo. "Damals war alles noch sehr lauschig hier, da fuhren noch Schiffe vorbei, da gab’s auch noch was zu Essen am Kiosk und man traf halt auch noch’n paar Ältere. Heute zählt man selbst zu dieser Spezies" fährt er schmunzelnd fort. "Heute ist das alles eben nur noch der reine Kommerz, hier. Siehst’ ja welche Menschenmassen in den Freizeitpark schlürfen. Und das nur, um noch mal echte Natur zu sehen, auch wenn’s halt unter ’ner riesigen Glaskuppel ist." –- "Ja, ist schon traurig, das. Früher bin ich von Heidschnuckenbach bis hierher noch überwiegend durch dichten Wald gefahren, wo heute kaum noch Bäume stehen" entgegnet Mark. "Und der zukünftige Verkehrsminister, dieser Gisbert Uhse, hat auch schon angedroht alle Bundesstrassen 4-spurig auszubauen."—"Des hod aach seu Guudes" wand Theodore ein. "Habbich doch dodorsch aach ersd de nöödische Beweschungsschbielraum fer meun Torrde-Schlebber", grienst er vor sich hin. "Awwer, dass die Reschierungs-Bosse die ganse viele Feierdääsch wie Oosdern, Pinggsde un Weunaachde abgeschaffd hawwe, is naddierlisch aach ned grad geschäffds-ferdernd. Do bleiwe eum nur noch die Sonndäsch iwwerisch, um middem Ekwibbmend unnerwegs zu seun un noch e bisje was an dene Mobbed-Dreffpungde zu verkaafe. Na ja, annererseids kann isch misch jo ned beklaache, weil mei annern Lieschenschaffde jo ganz guud laafe", ergänzt er zufrieden. "Jeddsd willisch Eusch awwer mol zeische, was isch so alles in meum Sorrdimend hab!"
Und mit der Aufforderung ihm zu folgen stampft Theodore in Richtung seines Spezial-Anhängers, während er per Knopfdruck an seiner BRAIN-SWATCH den Mechanismus auslöst, der elektrohydraulisch und mit einem leisen Zischen die ferngesteuerte Heckklappe und die beiden Seiten-Paneele an demselben majestätisch nach oben aufschwingen lässt.
Ein wahres Eldorado an Gebäck und Torten aller Art tritt zum Vorschein. Alles hinter Glas, wohlsortiert, bestens gekühlt sauber nebeneinander aufgereiht, und ein jedes mit einem kunstvoll per Hand geschriebenen Preisschild versehen strahlt Paolo und Mark entgegen. Sogar eine kleine Ecke mit Eisspezialitäten, in der unter Anderem besonders die Sorte "ICY CARBURETTOR" auffällt, ist zu erkennen.
Ihr Blick schweift über so manche ungewohnte Kreation, wie zum Beispiel den "SHIT-WING", einem gebogenen Mürbteig-Stück mit liebevoll auf der konkaven Innenfläche aufgetragener, rostbrauner Schokoladen-Schicht und über ein "RESET" genanntes, mit allerlei farbigen Details geschmücktes Gebäckstück im Tachometer-Format, bis hin zu einem wahrhaft monströs zu nennenden, zylindrischen Gebilde, das von einer Unzahl säulenförmiger Elemente getragen wird. Einer Krone gleich, ragt dieses 1,58 m hohe Teil erhaben aus der Unmenge von zucker-glasierten Stückchen und Kuchen empor. Den äußeren Rand ziert eine, mit äußerster Akribie in das Crème-Bett hineinziselierte, rundum laufende Verzahnung, die an Aufwand sicher kaum mehr zu überbieten ist. Auch die, mit einer ganz speziellen metallic-farbigen Glasur beschichtete Außenfläche der Torte und die vielen kleinen schrauben-gleichen Applikationen erinnern bewusst an Theodores heimliche Liebe zum motorisierten Zweirad.
Paolo, der gerade fassungslos dieses Konditor-Kunstwerk bestaunt und alsbald den Mund öffnet, um zu fragen was das denn sei, kommt der Künstler jedoch schon zuvor: "Un des isses, meu abbsoluudes Meisder-Werg !! Des is die "KÖNISCHSWELLE – Torrd". Dodefer habbisch zwää Monadd gebrauchd !" erzählt er mit stolz geschwellter Brust. Leise applaudieren Mark und Paolo anerkennend in seine Richtung. Ein derart professionellen Start mit diesem völlig neuen Outfit, das hätte man ihm auf Anhieb so gar nicht zugetraut. Aber nach all' dem was über ihn bekannt wurde, war es eben halt auch nur ein logischer Schritt in genau diese Richtung.
Und während sich der Mob langsam auf den skurrilen Verkaufsstand, an dessen Stirnwand im Innenraum ein riesiges 48-Zoll Display die Preise der Waren anzeigt hinzubewegt, wird auf demselben plötzlich, durch einen leisen Piepton begleitet die Nachricht eingeblendet, dass
ein externer Anrufer um Gehör bittet. "Momend, isch mussemol korz ans Tellefoon" unterbricht Theodore die schon reihenweise eingehenden Bestellungen seiner Kunden.
"TORTOMOBIL, Begga", meldet er sich selbstbewusst in Richtung der Mikrofonöffnung seiner BRAIN-SWATCH sprechend, die auf ihrem Display einen Anrufer aus dem Badischen signalisiert.......
---------------------------------------
Ich bin der Bruder vom Zwillings-Bruder
---------------------------------------