Nähe Lüneburg, vor uns ein modernes Auto, Gegenverkehr. Von links das stürmische Reh, schafft es eben noch vor dem Gegenverkehr vor das vorfahrende Auto. Meine Reifen wimmern, dann der Schlag, das Tier fliegt im Bogen auf den Acker. Die Unglücksfahrerin vor mir stoppt. Warnblinker an, das Mädchen, keine 20, ist außer sich und wimmert. Auf der Wiese der kleine Bock. Er kreischt, was ich bei einem Reh noch nie gehört habe, versucht auf die Beine zu kommen, aber ab Hüfte geht nichts mehr.
Warndreieck, Polizei und Jagdpächter informieren, wir arbeiten gut organisiert. Dann unseren etwas geschockten zwölfjährigen Jungen außer Sichtweite bringen, der immer wieder fassungslos das Reh anstarrt. Ich beruhige die Fahrerin, bis die Polizei da ist, da trifft auch der Jäger ein. Zum Glück können wir nun fahren und ersparen dem Jungen die Hinrichtung des Tieres.
Was ich mich hinterher frage, wie geht eigentlich ein Jäger da vor. Erschießt er das fluchtunfähige Tier oder nutzt er ein Messer? Ich hätte es nicht sehen mögen, aber vielleicht weiß es jemand?
Solche schwerstverletzten Tiere werden im allgemeinen mit einem Kopfschuss von ihren Qualen erlöst. Das machen Revierförster, Jagdpächter und mitunter auch die Polizei.
Ganz brutal ist es jedoch, wenn Leute Wild anfahren und es einfach liegen lassen, weil es für sie bequemer ist.
Nach einer Kollision mit einem einjährigen Wildschwein - es tauchte aus der Dunkelheit auf, trotz Vollbremsung habe ich es leider noch mit Radlertempo erwischt - das Tier überschlug sich und verschwand in der Dunkel- heit. Daraufhin habe ich den Jagdpächter informiert.
Dieser hat noch in der Nacht nachgesucht, am nächsten Morgen noch einmal mit Hund - ohne Erfolg. Es gab auch keine Blutspuren, weder am Auto noch im Gras. In diesem Fall kam der Schwarzkittel wohl mit dem Schrecken davon. Aber eine Nachsuche sollte in solch einem Fall immer durchgeführt werden.
Je nach Wildart und Verletzung kann ein engagierter Tierarzt ein Tier möglicherweise auch wieder ,zusammenflicken'.
Ja, die lieben Mitmenschen. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens, an dem das Tier eben noch vorbei ist, ist auch weiter, ohne zumindest mal zu stoppen.
ich habe mal einen Fuchs angefahren. Der gerufene Jäger oder Förster oder wer immer es war, hat das Tier im Gebüsch gefunden und - mir auf Nachfrage berichtet - "abgenickt". Obwohl der Begriff ja oft in der Politik verwendet wird, bedeutet er in der Jägersprache, das Tier mit dem Messer irgendwie zu erledigen. Es gibt ja auch die Kategorie Jagdmesser, die "Nicker" genannt werden. Wäre bei einem wehrlosen, da gelähmten Reh bestimmt möglich, aber ich glaube nicht, daß es in dem Fall so gemacht wurde. Grüße
Ich kenne aber auch noch Begriffe wie "Hirschfänger", der ein Messer zur Tötung angeschossener Tiere bezeichnet.
In der geschilderten Situation hatte ich plötzlich die diffuse Angst, der Jäger werde ein Messer nutzen, am besten noch vor den Augen des Jungen. Das wollte ich auf keinen Fall !!! Aus Sicht des Jägers hätte das sogar Sinn machen können, denn ein Schuß oder gar ein Kopfschuß hätten dem Jäger ja Nachteile eingebracht. Z.B. durch munitionsbelastetes Fleisch oder einen zertrümmerten Schädel (die sieht man ja immer samt Geweih in div. Jagdtrophäensammlungen hängen...).
Von daher erschien mir der Einsatz eines Messers nicht unwahrscheinlich, ohne das aber zu wissen.
Ich hatte auch mal einen Wildunfall. Gott sei dank war das Reh sofort tot. Die informierte Polizei traf nach ungefähr einer Stunde sehr missmutig ein. Was wäre gewesen wenn das Tier noch schwerverletzt mit Schmerzen so lange gelebt hätte. Nach diesem Erlebnis und der Vorstellung mit einem vor Schmerzen schreienden Tier alleine dazustehen, habe ich immer einen Klappspaten im Kofferraum.
Ich war so ca. 12 oder 13 Jahre alt und zu einem Trainingslager im Allgäu auf einer Berghütte auf ca. 1.300 m.
An einem Morgen wurden wir von Kuhglocken wach. Almauftrieb. Eine Kuh nach der anderen ging an der Hütte vorbei und wir begleiteten das Spektakel natürlich ein wenig. Der Weg am linken Berghang machte eine kleine Kurve nach links und dann einen weiten Bogen wieder nach rechts zurück. Dazwischen ein schottriger Abhang rechts runter. Ein blöde Kuh dachte wohl an eine Abkürzung und verließ den Weg, kam auf dem Schotter ins Straucheln, stürzte und purzelte ein paar Meter, direkt vor unseren Augen. Ein mit-almauftreibender Junge, der auf jeden Fall jünger war als ich, vielleicht 10 oder 11, schaute sich das Schicksal an und man konnte der Kuh anhören, dass es ihr nicht gut ging... Eine Tierarzt wäre wohl eh zu spät gekommen... Auf jeden Fall nimmt der Knabe nach kurzer Überlegungsphase ein zugegebenermaßen etwas größeres Taschenmesser und erlöst die Kuh vor unseren Augen.
Das habt mein Bild von der schönen Ländlichkeit nachhaltig beeinflusst.
(Montis Anmerkung hat mich ein paar Jahre jünger werden lassen.)