ZitatScheint aber kaum jemanden wirklich zu jucken
Es ist ja auch extrem anstrengend und auch schwierig herauszubekommen wo die Produkte überhaupt herkommen, dann kommt hinzu, daß man von der Lebensmittelindustrie und den Discountern auch immer noch gehörig verarscht wird, Stichwort "Regionale Produkte".
Ich wünsche mir nicht die Hygienestandards der 70er, aber wenn mir der Metzger meines Vertrauens erzählt, daß sie ihr Schlachthaus mit ordentlich Geld umgebaut haben und kurze Zeit später kommt wieder eine neue Verordnung und sie hätten wieder umbauen müssen. Da fragt man sich doch ob's vielleicht nicht auch manchmal einfach nur Langeweile von Sesselpupern ist, sich irgendwas auszudenken. Ich kenne das aus meiner Apothekenzeit auch und wahrscheinlich jeder Selbstständige.
Um noch mal zum Metzger zurückzukommen, der hat jetzt mit vier anderen Betrieben eine Art Kooperation für die Schlachtungen gebildet, daher weiß ich da zumindest, das das Fleisch nicht vom Tünnes kommt.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Kann mir mal jemand erläutern, wie sich die Hygienestandards der 70 er von den heutigen unterscheiden? Und welche Risiken von den alten Standards heute ausgehen würden?
Zitat von woolf im Beitrag #77Kann mir mal jemand erläutern, wie sich die Hygienestandards der 70 er von den heutigen unterscheiden? Und welche Risiken von den alten Standards heute ausgehen würden?
Ich habe als Kind und Jugendlicher Jahr für Jahr Hausschlachtungen erlebt (Schweine). Im Grunde waren die Standarts so hoch (oder niedrig), wie Metzger und Tierhalter es für richtig hielten. Zwar kam irgendwann am Tag der Schlachtung (oder am nächsten Tag) der Veterinär zur Fleischbeschau. Das dauerte aber nicht lange. Der hat sein schönes, damals schon altes Mikroskop ausgepackt und ein paar Fleischstücke druntergelegt.Dann kam irgendwann der Stempel auf die Schinken. Und im übrigen fand meiner Erinnerung nach keine Kontrolle statt. Geschlachtet wurde im Hof. Die komplette Weiterverarbeitung fand dann in der "Waschküche" statt. Das war zwar urig, aber sicher nicht im heutigen Sinne hygienisch. Passiert ist meines Wissens nie was. Es wurden aber auch nur kleine Einheiten geschlachtet (3 - 4 Säue), einesteils zum Eigenverbrauch, ein Teil wurde an Verwandschaft oder Bekannte in der Regel im Dorf weitergegeben. Hat halt auch keinen geschert damals. Ich weiss natürlich auch nicht, wie genau die Standarts damals waren und heute sind.
So richtig Hygienestandarts gab es wohl erst ab den 90ern oder so. Aber das hat mit den heutigen zeiten nicht mehr viel zu tun. Oft sind es schlicht Standarts, die hauptsächlich in der Industrie funktionieren. und auf ständige erneuerung setzen. Das fängt damit an, dass die Maschinen, auch wenn sie vollkommen in Ordnung sind, erneuert werden müssen, geht weiter bei bei neuen Bauvorschriften, die sofort umgesetzt werden müssen, Zusatzanlagen, die in einer kleinen Schlachterei kaum einen Sinn machen und hört bei der Einfahrt in die Schlachterei auf.
Bei dem Schlachter hier wurde der gesamte Schlacht- und Verarbeitungsraum renoviert und neu gefliest. War halt schon älter, war auch so geplant gewesen. Dann kam eine neue Verordnung, nach der keine Fugen mehr im Raum sein durften, wegen hygiene. Kurz nachdem alles abgenommen worden war. Bei einer Routineüberprüfung. Also alles mit Platten verkleidet und versiegelt. Dann kam eine neue Vorschrift, mach der nur noch diese Fliesen vom Typ XY genehmigt werden. Dann wurden die Maschinen bemängelt. Nicht die Hygiene, sondern das Alter. Es ging in vielen Fällen gar nicht um die Hygiene oder um Sicherheit, sondern um Vorschriften, die umgesetzt werden müssen, ob sie Sinn machen, oder nicht. Und den Metzger dazu zwingt, ununterbrochen neues Zeug zu kaufen und umzubauen. Die haben in den letzten Jahren, bevor sie zugemacht haben, jedes Jahr eine neue Ladentheke anschaffen müssen, weil irgendwas anders sein musste. Als dann der Kühlraum wegen der Größe abwechselnd als zu klein und zu groß bemängelt wurde, da wars dann auch gut. (Hab den sohn vorhin getroffen, hab einfach mal gefragt.)
Die Kleinen geben auf oder sind pleite und die Großen reißen sich nach und nach den größten Teil der Fleischproduktion unter den Nagel. Und ganz zum Schluß fragen sich alle, wie es zu derartigen Zuständen kommen konnte.
Zitat von woolf im Beitrag #77Kann mir mal jemand erläutern, wie sich die Hygienestandards der 70 er von den heutigen unterscheiden? Und welche Risiken von den alten Standards heute ausgehen würden?
... Passiert ist meines Wissens nie was ...
Die Erinnerung verklärt vieles ... Die, die an Trichinen, Bandwurm, Salmonellen etc. erkrankt bzw. verstorben sind, sehen das sicherlich anders oder gar nicht mehr. Mett durfte man früher nicht essen, Fleisch musste grundsätzlich durchgebraten sein, usw. Warum wohl essen viele Menschen heute immer noch kein medium, geschweige denn blutig.
Und an Monti: toll, wenn die Tomaten in freier Natur wachsen dürfen, schön bespritzt mit irgendwelchen "Pestiziden", da freut sich doch der Konsument über den tollen Geschmack. Ach, dass seinerzeit Paprikachips zurückgerufen wurden, weil die Paprikas von infizierten Vögeln vollgeschissen waren, tja, das sind halt geschmackliche Kollateralschäden.
Nee, früher war wirklich nicht alles besser. Es ist halt nicht so ganz einfach, das Gesamtsystem auf "vernünftige" Beine zu stellen.
ach, das hab ich noch vergessen: Ihr habt schon mitbekommen, dass wir das jahr 2020 schreiben? Es gab zwischendrin durchaus eine wesentliche Verbesserung des Hygienestandard. Warum dann mit den 70ern gekommen wird, das ist mir ein Rätsel. Und diese verbesserungen haben ja auch für alle erst mal ne ganze Zeit funktioniert. Und dann musste jede kleine Schlachterei auf einmal mit nem Industriebetrieb mit 300 Mann mithalten können. Zumindest theoretisch Das ist übrigens auch oft der untergang von kleinen Firmen, wenn dann die oft auch unnötigen Standards von Großbetrieben eins zu eins in der Kleinen Klitsche mit 3-5 Leuten erwartet wird. Wie hat mir einer gesagt, da hab ich für meine 4 Leute für Teuer Geld Duschen einbauen müssen, die auch immer überprüft werden, und die noch nie einer benutzt hat. Aber das Geld ist erst mal futsch.
Ja Axel, da hast du sicher Recht. Ich meine auch, daß generell Lebensmittelvergiftungen und dergleichen früher öfter Thema waren als heute. Da helfen höhere Standarts schon weiter. Wenn ich allein dran denke, daß die ausgenommenen Schweine stundenlang (ich glaub manchmal sogar über Nacht) draußen an der Hauswand an Leitern hingen (wohl zum entgültigen ausbluten, weiß das nicht mehr so genau). Als Grundschüler hat es mich geschüttelt, wenn ich früh an denen vorbei auf den Schulweg musste.
Zitat von Axel J im Beitrag #81 Und an Monti: toll, wenn die Tomaten in freier Natur wachsen dürfen, schön bespritzt mit irgendwelchen "Pestiziden", da freut sich doch der Konsument über den tollen Geschmack. Ach, dass seinerzeit Paprikachips zurückgerufen wurden, weil die Paprikas von infizierten Vögeln vollgeschissen waren, tja, das sind halt geschmackliche Kollateralschäden.
Nee, früher war wirklich nicht alles besser. Es ist halt nicht so ganz einfach, das Gesamtsystem auf "vernünftige" Beine zu stellen.
Axel
Kann, muß aber nicht! Zumindest die Tomaten von der ollen Petranka waren unbehandelt und wirklich "Bio", die hat mir ihren wunderbaren Garten gezeigt mit dem was sie dort anbaut. Meine Hochachtung hat diese alte Frau in ihrem hohen Alter (und aus der "Not" heraus, wobei ich da vorsichtig in der Bewertung sein will) so etwas zu stemmen. Das Schöne daran, daß sie nichts wegschmeisst und alles verarbeitet (Konserven) oder an andere im Dorf abgibt oder bei Früchten brennt sie Hochprozentiges.
Mit den 70ern komme ich deshalb, weil bei uns im Ort (auf dem Land wohlgemerkt) in den 80ern Schluss war mit Hausschlachtungen. Es gab, nachdem meine Eltern die Nebenerwerbslandwirtschaft aufgegeben hatten (so 82,83) ohnehin niemanden mehr, der noch Nutztiere zur Schlachtung hielt. Es gab auch keinen Metzger/keine Metzgerei mehr). Am Rande: Traktoren gibt es im Dorf heute übrigens mehr als damals. Und obwohl die alle alt sind, sehen die (bis auf unseren alten Deutz, der wird immer noch genutzt) fast alle, wie aus dem Ei gepellt aus.
Heutzutage hat man doch gerade in der Massentierhaltung bei uns ein Problem mit Erkrankungen. Warum sonst werden Antibiotika en masse eingesetzt, welches dann dazu führt, daß man selbst im Grundwasser Antibiotika vorfindet. Dies trägt u.a. dazu bei, daß Krankheitserreger resistent gegen Antibiotika sind und immer mehr Antibiotika unwirksam. Kann Maggi bestimmt mehr zu sagen.
Meine Frau hat im Krankenhaus bspw. mit solchen resistenten Erregern zu tun, nennt sich MSSA. Nicht schön und durch die teils unsinnige "präventive" Anwendung hervorgerufen.
Kann sich noch jemand an die Gründe für den Ausbruch von BSE, den "Rinderwahn", erinnern? Massentierhaltung mit der Verfütterung von "aufbereiteten" Schlachtabfällen an Kühe.
Spricht eigentlich ziemlich viel gegen solche Art "Fleischerzeugung" und "Fleischverwertung".
Zitat von Axel J im Beitrag #81 Und an Monti: Ach, dass seinerzeit Paprikachips zurückgerufen wurden, weil die Paprikas von infizierten Vögeln vollgeschissen waren, tja, das sind halt geschmackliche Kollateralschäden.
Nee, früher war wirklich nicht alles besser. Es ist halt nicht so ganz einfach, das Gesamtsystem auf "vernünftige" Beine zu stellen.
Axel
Ähh, Axel.... Ich versteh' nicht ganz worauf du mit dem Beispiel des industriell hergestellten Massenprodukts Paprikachips hinaus willst, denn genau dein Beispiel spricht doch eigentlich für mein Begehren. Anders ausgedrückt, wenn diese infizierten Chips von den Massen gefressen werden, dann breitet sich eben genau was in Massen aus? Krankheiten! Was du mir damit und meiner Affinität des "natürlichen" Anbaus von bestens schmeckenden Tomaten aus Bulgarien von einer alten Bauersfrau sagen magst, dies wird mir wohl ein Geheimnis bleiben. Wenn ich die Wahl habe zwischen holländischen Turbowachstumstomaten im von mir geschilderten industriellen Monoanbau unter unnatürlichsten Bedingungen eines riesigen Food-Konzerns, welcher wohl wirklich nur auf Gewinnmaximierung aus ist oder den im Garten unter der Sonne Bulgariens gereiften, reif geernteten und wohlschmeckendsten Tomaten einer alten Frau, die ihr "Herzblut" u.a. in diese Tomaten steckt...Für was entscheide ich mich wohl? Welches ist die bessere Wahl? Das muß man eigentlich gar nicht ausdiskutieren, oder?
Beide wollen nur mein BESTES, der seelenlose Food-Konzern mein Geld, die olle herzliche Bulgarin mein Wohlergehen! Kleiner aber feiner Unterschied!
Der Vergleich mit der Situation in den 70ern hinkt natürlich. @ Ducky: Danke für den Hinweis mit dem Kantinenessen.
Diese ganzen gesetzlichen Vorschriften und Bestimmungen müssen am Ende des Tages von irgendwem bezahlt werden. Da beisst sich die Katze doch in den Schwanz.