Ich hatte mal ein "nettes" Erlebnis mit einem Motorrad aus Chemnitz. Es war zwar keine Wanderer, sondern eine Zündapp KK 200. Ich wollte sie in Braunschweig zulassen, das war so um 1980, und kam bei der Zulassungsstelle an eine recht junge Frau. Das Motorrad hatte Papiere, die in Chemnitz ausgestellt waren und war seit 1948 abgemeldet gewesen. Chemnitz kannte die junge Frau nicht. Ich meinte dann, dass sei heute Karl-Marx-Stadt. Das kannte sie. Daraufhin meinte sie aber, dass sie dann keine neuen Papiere ausstellen könne, denn Karl-Marx-Stadt liegt ja in der DDR und sie brächte dann eine Ausfuhrbescheinigung und die Zollpapiere. Meine Erklärung, dass Karl-Marx-Stadt früher Chemnitz war und zu Deutschland gehört hat, hat sie nicht akzeptiert. Selbst der herbeigerufene Vorgesetzte hatte so seine Probleme, denn man wisse ja nicht, wann das Motorrad in den Westen gekommen sei. Erst der Vorbesitzer konnte Licht in die Sache bringen, indem er bestätigte, dass er mit dem Motorrad aus der Sowjetischen Besatzungszone in die Englische Zone umgezogen sei.
Nun ja - was will man von 7 PS auch großartig erwarten.
Vor vielen Jahren hatte ich einmal die Möglichkeit, einige Kilometer mit einer Dürkopp MD 150, einem dieser typischen Nachkriegsmotorräder zu fahren.
Mit sieben PS kam sie nach Tacho auf gute 80 km/h, die sinnvolle Marschgeschwindigkeit lag bei knapp 70 km/h im dritten und höchsten Gang.
Gewundert hat mich nur dieser kräftige Antritt aus besseren Standgasdrehzahlen.
Bemerkenswert finde ich bei der Zündapp KK 200 den Kardanantrieb.
Solche alten Schätzchen konnte man schon vor Jahr- zehnten nur noch als rollende Zeitdokumente betrach- ten. Schließlich reichten die Fahrleistungen für die damaligen Straßen auch aus - wie ich nach der Grenz- öffnung auf den Straßen der Ehemaligen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren durfte.
"Geschüttelt - nicht gerührt!"
Die Konis meiner SR waren nach etwa 2.000 DDR-Kilo- metern hinüber.
So eine Dürkopp hatte ich auch mal. Und ich besitze derzeit noch eine 150er Adler mit 6,5 PS. So eine Adler war auch mal mein erstes Motorrad und ich fühlte mich damals gar nicht so schlecht motorisiert. Heute sieht das schon etwas anders aus. Die Nostalgie verklärt doch einiges.
Ein wahres Höllengerät auf dem kleinen Foto, aber sehr schön restauriert.
Nur passe ich mit meiner Länge auf diese Schätzchen von einst einfach nicht drauf. Mit einer EMW 350/3 hatte ich einmal geliebäugelt - es ging einfach nicht!
Das "Höllengerät" wurde mangels Führerschein auf Feldwegen und einem nahegelegenen Grasbahn-Rundkurs gefahren. Grasbahn-Renner hatten keine Bremse. Und so kamen wir Jungspunde auf die Idee, auch die Bremsen außer Betrieb zu setzen, quasi eine Vorläufer zu "wer weniger bremst ist länger schnell". Der Lerneffekt war dabei, dass Zweitakter im Gegensatz zu hochverdichteten Viertaktern keine Motorbremswirkung aufweisen können. Ohne Bremse war so eine Kurve auf einmal viel enger, ja, zu eng ... Ging aber ohne ernste Blessuren ab.