Da hier ja doch ein paar Leute mit schon ein paar Jahren mehr Motorrad Erfahrung versammelt sind, wollte ich mal fragen, ob jemand persönliche Erfahrungen mit Motorrädern der wilden Zweitaktära gesammelt hat? Im Nachhinein werden solche Fahrzeuge ja immer gerne verklärt dargestellt und für die Preise, die für solche Teile aufgerufen werden, kann man schon die ein oder andere W oder auch HD bekommen... Also mich würde interessieren:
- Ist der Fun Faktor auf diesen Bikes wirklich hoch oder isses eher nervig weil überzüchtet? - Wie "brutal" sind die Dinger wirklich? Geistern ja immer Begriffe wie "Witwenmacher" durch die entsprechenden Zeitschriften... ist das für den "durchschnittlichen" Fahrer beherrschbar? Andererseits gibt es auch Stimmen, die behaupten, dass diese Maschinen auf Grund des niedrigen Gewichts recht "spielerisch" zu fahren wären. - Wie ist der Wartungsaufwand im normalen Betrieb? Habe öfter gelesen, dass Kolben / Zylinder und - wo vorhanden - Auslassteuerung sehr anfällig seien. Rennstrecke oder extreme Belastung käme bei mir aber eher nicht vor.
Habe schon viel Schraubererfahrung an kleinen Zweitaktern gesammelt (Mofa, Mokick, Vespa, Leichtkraftrad), und finde die Technik grundsätzlich geil. Daher überlege ich mir so ein Teil sozusagen als "Zweitakt - Endstufe" in die Garage zu stellen. Will mir jetzt aber auch kein Geldgrab oder Dauerbaustelle anschaffen, sondern würde schon gern FAHRspaß damit haben.
Könnt ihr - am besten aufgrund von ErFAHRungen - das ein oder andere Modell empfehlen bzw. gröbere Schwachpunkte aufzeigen?
Im höheren Alter bin ich froh um eine tiefere, entspannte Tonlage und Kraft von unten... Natürlich würde mich ein Ritt auf z.B. einer RD400 reizen, gewissermaßen als Reminiszenz an meine wilde Jugend.
Bei näheren Erwerbsabsichten hilft die Ersatzteillage bei der Klärung, welches Modell in Frage kommt.
ich glaube, die grundsätzliche Frage ist die, die sich aus dem völlig anderen Fahrverhalten eines solchen Zweitaktrennerles ergibt: die Dinger machen - anders als eine W - nur Spaß, wenn sie im Winkelwerk kurviger Landstraßen oder auf der Rennstrecke artgerecht bewegt werden. Willst du wirklich von der passiven Fahrweise, die eine W zwangsläufig fordert, umsteigen auf aktives Fahren, bei dem das Motorrad unter dir kaum zu spüren ist und nur die Reifenhaftung und das Standvermögen der Bremsen zählt? Denn nur dann macht so ein Möpi Sinn ...
Zu Details (die bisweilen erschreckend sind, wie das Thema Spritverbrauch) kann man sich hervorragend im Netz informieren, wie zum Beispiel hier ...
Gruß Serpel
"DA SIND WIR LETZTES MAL AUCH GESESSEN MIT BLICK AUF DAS MURMELTIER!"
- Wie "brutal" sind die Dinger wirklich? Geistern ja immer Begriffe wie "Witwenmacher" durch die entsprechenden Zeitschriften... ist das für den "durchschnittlichen" Fahrer beherrschbar? Andererseits gibt es auch Stimmen, die behaupten, dass diese Maschinen auf Grund des niedrigen Gewichts recht "spielerisch" zu fahren wären.
Mit meinem ersten Moped, Hercules Wankel 2000, habe ich damals die 250 RD inne Stadt immer versägt
Der Wankelmotor geht noch ne Schüppe besser ab, trotz seinen nur 25 PS
Gruß Jochen
Es gibt nie eine zweite Chance, den ersten Eindruck zu hinterlassen
Hattest Du die kastriert? Meine besaß sagenhafte 2 PS mehr und zog selbst mit 2 Mann besetzt unermüdlich. Genauso soff sie auch. Heute würde ich den Turbinenstaubsauger gern wieder fahren. Auf die Vergaservereisung, auf die ich liebend gern verzichten könnte, wusste Hercules keine Antwort. Immerhin starteten sie den Versuch einer Antwort. Ich bastelte eine Form der Vergaserverkleidung und gab anschließend auf.
Bei den Zweitaktern gibt es genauso eine Bandbreite wie bei den Viertaktern: Von gemächlich mit gutem Durchzug und vollständiger Alltagstauglichkeit bis zu bissig, leistungsstark und begrenztem Einsatzbereich. Grundsätzlich sind aber so gut wie alle Zweitakter inzwischen Oldtimer, also mehr oder weniger nicht mehr stand der Technik und oftmals problematisch in der Ersatzteilversorgung. Technisch aufwändige Zweitakter der letzten Generation z.B. von Suzuki oder Yamaha sind zwar leicht, aber dennoch nicht so spielerisch zu fahren, wie aktuelle gute Motorräder. Technisch komplizierter als Viertakter sind sie zudem auch noch. Da muss man schon großer Fan sein. Ältere Zweitakter, wie eine Yamaha RD, eine Drezylinder-Kawa oder -Suzi, sind zwar technisch einfacher, aber nicht wirklich leicht und die Fahrwerke genügen heutigen Ansprüchen keinesfalls mehr, was auch für Verarbeitung und Zuverlässigkeit gilt.
ZitatWie "brutal" sind die Dinger wirklich?
Relativ. Damals vielleicht, heute erntet eine 750er Drezylinder-Kawa eher ein müdes Gähnen
Zitat von Falcone im Beitrag #6 Ältere Zweitakter, wie eine Yamaha RD, eine Drezylinder-Kawa oder -Suzi, sind zwar technisch einfacher, aber nicht wirklich leicht und die Fahrwerke genügen heutigen Ansprüchen keinesfalls mehr, was auch für Verarbeitung und Zuverlässigkeit gilt.
Dafür sind diese Drillinge optisch zum Niederknien. Das wiegt sämtliches Ungemach, das da kommen könnte, auf.
Die Art der explosiven Leistungsentfaltung der größeren Kawas dürfte bei einem Fahrer ab gewissen Drehzahlen eher Begeisterung, wahlweise blankes Entsetzen, denn Gähnen hervorrufen in Verbindung mit dem Fahrwerk als Gesamtkunstwerk. Sie haben einen hohen, ungehobelten, kaum vergleichbaren Unterhaltungswert. So schreiben es zumindest heutige Tester.
Die 750er modernisiert, falls das ginge, im heutigen Kawaportfolio dürfte viele Freunde haben. Meinen Zuspruch hätte sie, dann aber bitte nicht so verhunzt wie die 2018 erscheinende Z900 RS.
ZitatDie Art der explosiven Leistungsentfaltung der größeren Kawas dürfte bei einem Fahrer ab gewissen Drehzahlen eher Begeisterung, wahlweise blankes Entsetzen, denn Gähnen hervorrufen in Verbindung mit dem Fahrwerk
Wo soll die Explosion denn herkommen? vor 50 Jahren (!) empfand man das so, aber heute? Ich hatte diesen Sommer ja mal seit langen wieder die Gelegenheit, eine Mach III zu fahren. Während des Wartens auf die Explosion war eine W schon auf und davon, und als dann endlich die "Explosion" kam, war das doch eher ein Chinakracher. Gewackelt und gescheppert hat sie allerdings mächtig und die Füße konnte man kaum noch auf den Rasten halten. Entsetzen hat allenfalls die Bremswirkung hervorgerufen. Alles Verklärung.
Ja, stimmt, da fällt die Explosion völlig weg. Das ist eher so wie bei einem Gummiband.
Aber es ist wirklich so: Wenn man Oldtimer so richtig lieb haben will, sollte man auf keinen Fall den Vergleich zu modernen Motorrädern haben. Trotzdem machen sie Spaß.
Kommt mir so vor wie mit alten Musikern oder der Aufnahmetechnik zu deren Zeit. Heutige Musiker benutzen deren Ideen und Konzepte, feilen sie glatt, polieren sie, steigern, wenn's geht, die Leistung, beispielsweise die Anschläge/Töne pro Sekunde oder die Genauigkeit der rhythmischen Präzision und Intonation, und verlieren sich in einer schlechtestenfalls innovationslosen Seelenlosigkeit bar jeder verzaubernden Mystik, die die Vorbilder im historischen Kontext besaßen und die Ohren, die hören können und wollen, nicht verborgen bleibt. Ohren für das Perfekte im Imperfekten. Gilt in gleicherweise für den Sound. Nicht alles muss digital penetrierend offengelegt werden, das zwischen dem Gehörten, der Phantasie Überlassenen, weil nicht nur Up Front geboostet, erzeugt den Hörgenuß.
Nun gut, Motorräder sind keine Musiker, Vergleiche hinken, selbst wenn ihr Sound recht musikalisch sein kann.
Zitat von Serpel im Beitrag #11Aber hallo! Bis man mit ner aktuellen 1000er zum Beispiel mit dieser Aprilia da mithalten kann, brauchts viel Übung:
Relativiert die Vergangenheit mal nicht zu stark!
Gruß Serpel
Genau solche Videos haben in mir die Idee reifen lassen, mir vielleicht doch mal sowas zuzulegen... Die Agilität muss schon einzigartig sein... und manch ein PS-Poser dürfte in kurvigem Geläuf an sowas verzweifeln Hab ich dieses Jahr schon mal live erleben dürfen... Allerdings ist natürlich die Frage, ob man als Otto Feierabendfahrer diese Performance aus dem Hocker rausholen kann, oder ob man da dann doch eher als Verkehrshinderniss umherjuckelt.
Ich glaube es hilft nur eins: Man muss mal irgendwann bei Gelegenheit so ein Ding fahren...
Zwar wiegen die "neuen Viertakter" (teilweise) mehr allerdings gleicht das überlegene Fahrwerk + Bremsen das Übergewicht ganz sicher mehr als wett. AUsserdem ist die Versorgungslage mit den letzteren drei Modellen wohl recht unkritisch .
Wenn es also wirklich der Fahrspass treibende Kraft ist solltest du wirklich auf etwas neues "zurückgreifen".
Wenns die Lust an veralteter Technik ist kann man Dir wahrscheinlich kaum helfen und Du wirst Dir ohnehin so eine Möhre zulegen, egal was man Dir rät .
PS: Mir macht meine Honda mit ihren (angeblichen) 15PS auf 127kg auch Spass...