Theo, deine Prüfmethode ist in den meisten Fällen ok, denke ich. Sie kann funktionieren.
Aber ansonsten solltest du Serpels Ausführungen noch mal lesen, am Grundsatz ändert deine Methode nämlich nichts.
ZitatIch kann euch versichern, daß ich ein minimal krummes Standrohr - nach meiner Methode vermessen - auf Anhieb so einbaue, daß der Lenker gerade steht (vorausgesetzt er ist nicht verbogen)
Das ist keine Kunst, eine nur leicht krumme Gabel so zusammen zu bauen, dass der Lenker gerade steht. Deswegen bleibt es aber immer noch eine krumme Gabel.
Zitat ... das Motorrad geradeaus fährt, ohne auch nur im geringsten nach einer Seite zu ziehen, weder beim freihändig fahren, noch bei langsamer Fahrt mit großem Lenkeinschlag.
Das wiederum würde ich doch glatt bestreiten. Ist ein Standrohr der Gabel erst mal krumm, war´s das mit dem geradeaus fahren.
Hallo Falcone. Ich habe Serpels Ausführungen gelesen und verstanden. Ich bin Fachmann, Theorie und Praxis. Die Lenkung am Motorrad ist nichts mystisches und auch nichts heintückisches. Deshalb widerspreche ich Serpel: es gibt keinen Zustand der Lenkung, die einen Fahrer urplötzlich vom Motorrad haut. Kommt es zum Sturz, so ist die Ursache immer bei der oberen hälfte des Motorrades zu suchen. Vergleiche mit dem Teewageneffekt sind in einem Technik-Forum übrigens unangebracht, (die Leser sind ja techn. nicht unbeleckt) weil die Lenkachse beim Teewagen senkrecht steht und nicht schräg, wie beim Motorrad. Nur so ist freihändiges fahren überhaupt erst möglich.
ZitatVergleiche mit dem Teewageneffekt sind in einem Technik-Forum übrigens unangebracht
Was ist denn daran verwerfliches? Serpel beschreibt die Richtkraft. Und dafür gilt der Teewageneffekt als anschauliches Beispiel. Auch unter Technikern.
Zitates gibt keinen Zustand der Lenkung, die einen Fahrer urplötzlich vom Motorrad haut.
Ich denke, das hat Serpel auch nur etwas drastisch ausdrücken wollen. Er schreibt ja auch: Wenn man nicht "blitzartig" wieder an den Lenker greift.
ZitatKommt es zum Sturz, so ist die Ursache immer bei der oberen hälfte des Motorrades zu suchen.
Ein sehr hartes Statement. Wenn auch die Fehlerquelle Mensch sicher in den meisten Fällen Schuld trägt, so klammerst du damit doch technische Fehler aus. Natürlich kann man immer sagen: Du warst zu schnell - wärest du langsamer gewesen, wäre das nicht passiert. Aber das wäre jetzt doch ziemlich banal. Phänomene wie ein Kickback oder ein schnelles Aufschaukeln können einem schon mal sozusagen die Zügel aus der Hand nehmen. Und letzteres ist bei einer W ja nun nicht mal ungwöhnlich.
ZitatKommt es zum Sturz, so ist die Ursache immer bei der oberen hälfte des Motorrades zu suchen.
Ein sehr hartes Statement. Wenn auch die Fehlerquelle Mensch sicher in den meisten Fällen Schuld trägt, so klammerst du damit doch technische Fehler aus.
Genau. Gerade im Zusammenhang mit technischen Defekten (was eine verzogene Gabel ja ist), muss man das Pferd von der anderen Seite her aufzäumen und fragen, wie lange ein Motorrad ohne unterstützende Hand des Fahrers überhaupt auf der Fahrbahn bleibt, bis es den Graben runter purzelt. So gesehen die falsche Fragestellung.
Und der Teewageneffekt tritt selbstverständlich auch bei geneigter Lenkachse in Kraft. Die Vorderradabsenkung spielt im Bereich der üblichen Lenkausschläge eine untergeordnete Rolle.
Es gibt viele Effekte, die bei der Fahrphysik des Zweirads berücksichtigt werden müssen, die Vorderradabsenkung ist eine davon. Sie arbeitet dem Teewageneffekt entgegen und versucht, das Vorderrad bei Geradeausfahrt nach rechts oder links einzudrehen (weil damit der Schwerpunkt tiefer kommt) - und sorgt dadurch für Instabilität. Gut bei Schobbern und Bobbern mit extrem flacher Gabel zu beobachten.
Hallo. Gerade bin ich heimgekommen; tropfnaß. Heute früh war strahlender Sonnenschein hier in Mittelfranken. Also schnell das nagelneue Gespann (Bj. 1983) herausgezogen und im hügeligen Frankenland ausgetobt. Aprilwetter?!
Zum Thema: Ich hab 30, 40 oder mehr Standrohre auf der Presse gerichtet und dann so eingebaut, daß beim fahren ein ziehen nach einer Seite nicht zu spüren war und daß freihändig fahren bis ans Lebensende möglich gewesen wäre. Das waren nicht nur Gabeln von 80er oder 125er, sondern Enduros bis zur DR Big und auch richtige Straßenmotorräder. Es könnte sein, daß diese noch aus der Zeit der freiwilligen Selbstbeschränkung, der Hersteller, auf 100 PS stammten. Bei diesem Richtvorgang wurden die Rohre nie so gerade wie Neuteile. Um einem Aufschrei in der Gemeinde vorzubeugen sei gesagt, daß ich Standrohre nicht mehr gerichtet habe, wenn mit der Schiebelehre an der Knickstelle eine Ovalität gemessen werden konnte. Und natürlich habe ich den Fahrer darauf hingewiesen, daß ein Rohr das schon verbogen war leichter wieder Krumm wird als ein Neuteil. Ich denke, daß in der Praxis die Grenzen sehr viel weiter gesteckt sind als in der Theorie. Nicht nur bei der Lenkung.
Doch nun zur "Radabsenkung". Eine sehr irreführende Namensgebung, weil ja tatsächlich nicht das Rad, sondern der Steuerkopf mit der gesamten ungefederten Masse tiefer sinkt. Am besten spürbar im Stand und wenn man auch noch darauf sitzt. Diesen Umstand habe ich bisher "gedankenlos" einfach als Tatsache akzeptiert. Und plötzlich ist mir auch klar, warum es für das freihändig Fahren eine Mindestgeschwindigkeit gibt. Ich habs gewußt, verdammt noch mal, ich habs gewußt, aber eben unbewußt. Ich hätte es nicht aufs Tablett bringen können. Danke Anke; äh äh Serpel!
Gerade diese "Radabsenkung" hatt mich beim Auto immer begeistert. Das Zusammenspiel und die gegenseitigen Beeinflußungen der Lenkkräfte von linkem und rechtem Vorderrad. Wohl am besten zu beobachten bei Fahrzeugen (zB.bei der Ente von Citroen) mit negativem Lenkrollradius.
Jetzt frage ich mich natürlich wieso man einige Motorräder bis herab auf 25/30 km/h freihändig fahren kann, bei Anderen muß man schon, wenn die Geschwindigkei auf 40/45 km/h gesunken ist, zum Lenker greifen? Die Lenkwinkel sind ja so unterschiedlich nicht. Kann man mit Gußrädern (größere Masse) langsamer freihändig fahren als mit Speichenrädern? Mit 17 Zoll langsamer als mit 21 Zoll? Und ganz am Rande taucht dann die Frage auf: warum starten Geschwindigkeits-Rekordmaschinen auf dem Salzsee oft mit seitlichen Stützrädern? Der Fahrer hat (so wird behauptet) bis ca 60 km/h keine Chance das Fz in der Balance zu halten.