Heute muß ich Euch mal etwas über 22 intensive Stunden in unserem Leben erzählen:
Am Freitag Vormittag waren meine Liebste und ich mit dem Auto und den Hunden unterwegs. Als es zurück nach Hause ging, haben wir beschlossen, daß ich kurz vor Zuhause mit den Caniden schon mal aussteige, und gemütlich mit denen die große Mittagshunderunde mache - das Wetter war herrlich sonnig, und die Vegetation war malerisch mit Rauhreif überzogen. Ein wunderschöner Wintertag!
Alles Bestens, wir haben zuerst die alte Sandgrube untersucht, die wir immer schonmal inspizieren wollten. Fanden die Hunde gut, muß wohl auch gut gerochen haben, jedenfalls waren sie sehr interessiert ob der neuen Geruchseindrücke. Es waren auch Rehe unterwegs, aber das haben wir eigentlich im Griff - wenn ich aufpasse, hören die Hunde im Prinzip ganz gut und bleiben bei mir in der Nähe. Ich habe sie dann aber doch lieber an die Leine genommen, weil ich mir keinen Streß machen wollte, bei dem schönen Wetter.
Nach einer Weile Spazierengehen durch den Wald geht es dann übers Feld, an einem einsam gelegenen Schweinestall und einem kleinen Waldstück vorbei in Richtung nach Hause, und da habe ich sie wieder frei laufen lassen. Als wir an dem Waldstück waren, sind meine Hunde so etwa fünfzig Meter vor mir dann ganz gemächlich nach rechts ins Wäldchen abgebogen, um dort etwas 'rumzuschnüffeln. Ich hab' gepfiffen, und der "kleine" Schädling (Yaki ist inzwischen genauso groß wie Travis) kam auch schwanzwedelnd zu mir - aber kein Travis tauchte auf .
Hmm, eigenartig - normalerweise bleiben die immer zusammen. Ich hab' dann mal lauter gerufen und nochmal gepfiffen, aber mein Hund war weg.
Sollte er doch unerkannt durchgestartet sein, um irgendetwas zu verfolgen? Das kenn' ich von früher von ihm, das war ein langer, mühsamer weg, ihm das Jagen abzugewöhnen , aber da war er noch jung (mittlerweiel ist er ja schon bald acht!) Und der Zweithund hätte bestimmt versucht, mitzuhalten - hat er aber nicht.
Seltsam. Ich hab' dann eine Weile vor Ort abgewartet: normalerweise kommt der Hund spätestens zehn Minuten später zurück zu der Stelle, wo der Kontakt abgerissen ist, da kann man sich drauf verlassen. Er kam aber nicht ...
Wir sind dann mal 'ne Runde um das Wäldchen gegangen (das ist so'n Waldstück von vielleicht 200 m im Quadrat), um nach Spuren im Schnee zu gucken, aber ich hab' nix Sinngebendes erkenenn können (O.K., ich bin auch kein Indianer/Pfadfinder etc.). Langsam wurde ich unruhig - war er doch unerkannt quer durch, in Richtung Straße und Autobahn gerannt? Hmm - ich erinnerte mich, daß er früher nach seinen Eskapaden immer zurück zum Auto gekommen ist . Also zurück zu der Stelle, wo wir angehalten, und losgegangen waren - aber auch da war kein Hund zu sehen. Die ganze Runde nochmal, durch die Sandgrube, den Wald, übers Feld - nix .
Langsam wechselte Wut und Ärger über das blöde Vieh in Sorge ... vielleicht war er nach Hause gelaufen? Wir waren ja nur noch etwa 'n halben Km von da weg. Also ab nach Hause, aber kein Hund wartete vor der Tür .
Irgendwann kam dann Anja von der Arbeit und wunderte sich, das wir immer noch auf Hunderunde waren. Ich war mittlerweile etwas durchgefroren, und da bin ich erstmal zum Auftauen dageblieben, und Anja hat nochmal alles abgesucht - ohne Erfolg. Mittlerweile war Travis seit drei Stunden verschwunden, so lange war er noch nie weg, auch früher nicht, zu seinen Raubaukenzeiten.
Wir haben dann mal die Polizei kontaktiert (im Radio konnte ich passend zum Problem eine Meldung von einem Unfall auf der A1 ganz bei uns in der Nähe hören ... ), aber die wußten von keinem herrenlosen Hund. Dann bei TASSOangerufen (der Hund ist gechipt), und bei den umliegenden Tierärzten und Tierheimen - nix .
Es wurde irgendwann dunkel, außerdem hatten wir am Freitag Minusgrade. Anja ist nochmal stundenlang die Gegend mit dem Auto abgefahren, hat alle Spaziergänger und Hundehalter angesprochen - niemand hatte einen Hund frei faufend allein irgendwo gesehen. Die Sorge wandelt sich in Angst .
So'n Hund ist ein Familienmitglied, da kommt man ins Nachdenken - was ist dem passiert? Hat er was angestellt? Ist jemand zu Schaden gekommen? Scheiße, das macht keinen Spaß! Die Abendhunderunde mit nur einem Hund ergab keine neuen Erkenntnisse, trotz Rufen und Pfeiffen überall, vor allem an der Stelle, wo er verschwunden ist. Jetzt bleibt immer jemand zu Hause am Telefon, wenn der andere unterwegs ist, die Handys immer voll geladen in der Tasche. Bei jedem Klingeln geht der Puls hoch, aber es sind immer keine relevanten Anrufe ...
es wird Nacht, wir haben -5 °, aber es wird wärmer und fängt an zu regnen - Eisregen, genau genommen. Der emotionale Zustand befindet sich an einem bedenklichen Tiefpunkt. Ich muß daran denken, daß es Menschen gibt, denen ein Kind abhanden gekommen ist - kein Vergleich zu meinem vermissten Hund, aber ich kann mir vorstellen, wie sowas sein muß! Was ist passiert? Wenn der nicht auftaucht, dann kann er nicht - normalerweise findet der den kurzen Weg zurück locker - auch, wenn wir noch nicht so lange hier leben! Ist er tot? Hat ihn ein Jäger erwischt, oder ein Auto? Ist er so weit weggelaufen, daß er nicht zurück findet - unwahrscheinlich. Ist er verletzt, und liegt irgendwo im Graben? Hat er sich irgendwo verkrochen, wo er nicht mehr weg kommt? Hat ihn jemand gefunden, der kein Internet hat? Er hat ein Halsband mit Steuermarke und Tassonummer dran, da muß man nur anrufen! Hat er das Halsband verloren, und niemand hat ein Lesegerät für den Chip in seiner Schulter? Hängt er mit dem Halsband irgendwo fest? Die Nacht wird traurig und lang - so'n leeres Hundekörbchen neben dem Bett ist sehr, sehr leer ...
am nächsten Morgen ein neuer Versuch, ohne Erfolg. Wir wollen Suchplakate ausdrucken, und fahren zur Dackelin ins Nachbarkaff, denn die hat einen Farbdrucker. Der Furchendackel muß mit seinem Hund 'raus, und meint, er wolle auch noch mal nachgucken, ob er was 'rausfindet. Ich sage ihm, das ist sinnlos, wir haben schon mehrfach gesucht, er soll bei dem Wetter (die Straßen sind spiegelglatt durch den Eisregen) lieber zu Hause bleiben und seine Lucierunde zu Fuß in der Nähe machen, aber er will etwas tun und läßt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen.
Anja und ich sitzen traurig bei Caro am Küchentisch und versuchen, die Suchplakate auszudrucken (Tasso hat gleich ein Suchplakat als .pdf oder .jpeg gemailt). Der Furchendackel ruft an und meint:
"Ich hab' ihn!"
Ungläubiges Stauen - wie, was, wo [rolling_eye? Lebt er?
"Ja - er muß nur noch zu Ende pinkeln, dauernt noch."
Ich kann es nicht glauben und bin noch ein bischen paralysiert (der verarscht uns doch nicht, bei so 'nem Thema ?) ... Thomas kommt 'ne Viertelstunde später mit seinem und unserem Hund nach Hause. Travis ist pitschenaß, aber anscheinend ansonsten völlig in Ordnung! Was war jetzt passiert?
Thomas hate sich überlegt, was hätte sein können, und er hatte einen ganz anderen Ansatz - nämlich: wir ticken eigentlich unsere Freunde, die Waidlöcher? Er hat Travis in einer Lebendfalle gefunden, keine zehn Meter vom Feldweg weg, von der Stelle, wo er verschwunden war!
Travis in der Falle 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Travis in der Falle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da hab' ich einfach nicht dran gedacht/nicht mit gerechnet! Und wieso hat der blöde Hund keinen Mucks gemacht, als wir mindestens fünf mal genau neben dran nach ihm gerufen/gepfiffen haben ?
Egal - langer Beitrag, kurze Erkenntnis: Sachen gibt's ... sowas ist mir mir in den letzten vierzig Jahren mit insgesamt vier eigenen, und diversen Gasthunden nicht passiert! Liebe Hunde/Katzenhalter, denkt bei Gelegenheit bitte an diese Geschichte, wenn Ihr Euer Tier mal suchen solltet!
Liebe Waidlöcher, erklärt mir bitte mal, was das für 'ne Falle ist, bzw. was damit gefangen werden soll, und wie oft/selten Ihr da mal nach guckt, und warum da keine Warnschilder hängen (Waschbären/Füchse etc. sollen ja sehr schlau sein - aber lesen könne die ja nun doch noch nicht, oder?) ...
Manno, Bernd, da kann ich mitfühlen. Schön, dass es gut ausgegangen ist. Ich könnte eine ebensolche Leidensgeschichte erzählen, als Herr Krause mich nachts in Göttingen - ich war auf einem Klassentreffen mit'm Womo-Bus - überredete, ihn rauszulassen. Ich war im Halbschlaf, wunderte mich aber irgendwann, warum er nicht wiederkam. 16 Stunden später hatte ich ihn wieder. Seine Eskapade kann ich inzwischen nachvollziehen. Der musste gar nicht raus, hatte mich reingelegt. Es war die Nacht, bevor die gelben Säcke gesammelt wurden. Das hatte er bei der Gassirunde spitzgekriegt. Und Herr Krause war Selbstversorger, bevor wir ihn adoptierten. Seine Spur ließ sich am Tage dann nachverfolgen. Zum Glück hatte ich ein Rad dabei. Herr Krause hatte sehr viele gute Eigenschaften. Orientierung gehörte nicht dazu. In einem Dorf 7 Kilometer südöstlich von Göttingen wurde er aufgegriffen und ins Tierheim in Göttingen gebracht. Da Sonntag war hatte das Heim geschlossen, mein Versuch, dort nachzufragen, scheiterte also. Abends erfuhr ich dann von meiner Mutter, die ich mit eingeschaltet hatte, dass ich HK dort abholen könne. Ich hatte ihn schon fast abgeschrieben, bei den vielen Schnellstraßen um meinen Standplatz rum.
Es waren keine schönen Stunden ... Aber als ich ihn wieder hatte wars umso schöner.
Oh Mann, da kann ich mir lebhaft vorstellen was bei Euch vorgegangen ist, unsere Töle ist vor drei Wochen hinter einem Reh her, weil wir eine Sekunde nicht aufgepasst haben und war für 2,5 Stunden verschwunden, das hat uns schon gereicht. 22 Stunden ist schon heftig. Das werden viele Nichttierbesitzer wahrscheinlich nicht verstehen, ist doch nur ein Köter, was regen die sich auf aber so ein Tier ist, wie der Pele schon schrieb, ein Familienmitglied mit dem man oft sehr viel Zeit verbringt.
Aber das Travis in der Falle nix von sich gegeben hat finde ich ja komisch, der gibt doch sonst bei jeder Gelegenheit Geräusche von sich, besonders wenn er bei Dir im Beiwagenkäfig sitzt.
Ich würde mir mal das passende Rechtsgut (die Jagd ist in jedem Bundesland anders geregelt) greifen. Falls Lebendfallen so dicht am Weg überhaupt in der Größe zulässig sind, ist deren Verwendung an ziemlich umfangreiche Auflagen geknüpft.
Ja und den Jagdpächter hast du ja schnell rausgefunden. Aber schön, dass es dem Köter gut geht.
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************
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Menno, die arme Fledermaus! Ich fühl mit Euch - da ist man ja kurz vorm Herzinfarkt. Unsere war in jugendlichem Alter auch mal hinter nem Reh her, ist aber schnell wieder zurück gewesen (allerdings hatte der Förster sie gesehen und war "not amused"). Passt bloß gut auf die beiden auf, wenn Ihr in so einer fiesen Gegend wohnt!☺
[quote]Warum hat er nicht gebellt, als er in der Falle war, und Herrchen nach ihm gerufen und gepfiffen hat? Da soll mal einer die Hunde verstehen...[/quote