Wie wir uns ja alle einig sind, war früher alles besser und vor allem billiger, die Dinge hatten Qualität und den Leuten ging es gut.
Ich habe dieser Tage eine alte Rechnung von 1957 ausgegraben. Es ist die zweite Seite einer Abschlussrechnung für die komplette Installation eines kleinen Einfamilienhauses:
Es ergeben sich interessante Relationen: Schukosteckdose 11,50 DM Glühlampe 6o Watt 1,20 DM Lehrlingsstunde 1,00 DM Gesellenstunde 3,60 DM (wohlgemerkt das, was die Firma in Rechnung stellte!) Kühlschrank 713 DM
Ich vermute mal, dass der Geselle nicht mehr als 2 Mark pro Stunde in die Tasche bekam. Er musste also 356,5 Stunden für einen Kühlschrank arbeiten, also etwa neun Wochen.
Und wenn der Lehrling sich eine Schukosteckdose leisten wollte, musste er auch erst mal drei Tage Kabelschlitze in die Wände kloppen.
Der Kühlschrank war allerdings Qualitätsware. Er funktioniert immer noch.
Interessanter Gedanke. damals musste man lange für bestimmte Produkte arbeiten, diese hielten aber auch viel länger. Wenn man jetzt mal betrachtet, dass ein heutiger Külschrank irgendwas zwischen 5 und 10 Jahre im Einsatz ist, dann wäre der rechnerische Arbeitsaufwand für ca. 60 Jahre Kühlschrankleistung vielleicht wieder ungefähr da, wo er früher war. Außer, dass wir zusätzlich mit dem den Müll der Kühlschrankreste umgehen müssen. Dagegen braucht ein heutiger nur einen Bruchteil Strom für die Kühlleistung. Und dann beschleicht mich das Gefühl, dass damals die Bereitschaft für Lohn zu zahlen größer war als heute. Oder?
Ich habe den alten Papierkram von meinem Vater vor ein paar Wochen entsorgt. Seinen Gesellenbrief von 1957 habe ich behalten. Die erste Lohnabrechnung als Schreinergeselle habe ich leider entsorgt. Sonst hätte ich die auch mal hochgeladen...
Zitat von Nisiboy im Beitrag #4diese hielten aber auch viel länger.
Das halte ich auch für so ein gerne kolportiertes Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Moderne Motorradmotoren halten locker mal 200'000 km - ja, eigentlich das ganze Motorrad hält so lange. BMW Motorräder halten sogar noch viel länger ...
Soo lange ist das auch wieder nicht - wenn man die Mühle ständig auf Anschlag fährt, und, sagen wir mal, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 km/h durch die Landschaft prügelt, hat man die in knapp acht Wochen runter. Reine Fahrzeit. Bei acht Stunden Moppedfahren täglich ist das noch nicht mal ein halbes Jahr.
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Früher hat man ein Haus gebaut und wenn etwas daran kaputt gegangen ist, hat man es repariert: Lichtschalter, Türgriffe, Fensterscheiben, ... Alles war so lange am Platz, bis es defekt oder kaputt war und wurde dann ersetzt. Weil die guten alten Drehlichtschalter wurden über Jahrzehnte gefertigt und es störte auch keinen, wenn drei weisse und ein schwarzer verbaut waren. Das ist heute undenkbar. Vor einiger Zeit waren wir bei Freunden eingeladen, die bei der Gelegenheit angekündigt haben, im kommenden Jahr "alles wieder mal rauszureissen". Ich habe mich umgeschaut und konnte nur ein "AHA" herausbringen. Der Laminat ist keine zehn Jahre alt und Sofa, Essecke und Schrank vielleicht 15 Jahre. Wir haben dann lange über Sinn und Unsinn diskutiert und Jutta und ich haben die Lösung gefunden: Wir haben in unserem Häuschen einen wunderschönen Dielenboden. Die Bretter sind laut unserem Schreiner aus einem amerikanischen Nadelholz, bis zu 6 Meter lang und: ASTFREI! das gibt's heute nicht mehr. Das reisst man nicht raus. Dann haben wir noch zwei 150 Jahre alte Eichenschränke von Juttas Urgrosseltern und einen Bücherschrank von ihrem Grossvater. Die stehen da wie festgemauert. Das waren Anschaffungen für's Leben und wie man sieht nicht nur für ein Leben!
Soo lange ist das auch wieder nicht - wenn man die Mühle ständig auf Anschlag fährt, und, sagen wir mal, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 km/h durch die Landschaft prügelt, hat man die in knapp acht Wochen runter. Reine Fahrzeit. Bei acht Stunden Moppedfahren täglich ist das noch nicht mal ein halbes Jahr.
So eine Steckdose kostete 11,50 DM(ein Lichtschalter 12,50 DM, auch schon Kippschalter, keine Drehschalter), eine Gesellenstunde 3,60 DM. Ein Arbeiter in einer Fabrik für Lichtschalter hat also vermutlich so an die 2 Mark brutto verdient. Was verdient ein fabrikarbeiter heute? 1500 Euro netto? Und was kostet eine Standardsteckdose heute? Etwa 1,50 Euro.
Und die Steckdosen damals und heute dürften wohl die gleiche Lebensdauer haben.