Ums gleich vorweg zu sagen: Hier wird nicht polemisiert, und persönliche Anfeindungen/Beleidigungen sind tabu. Sonst gibt's eins auf den Latz!
Wo sind die Wirtschaftsspezialisten/Finanzgenies im Forum?
Folgendes verstehe ich nicht: Luckes (AfD-Chef) Argument für den Ausstieg der Südländer aus dem Euroraum ist ostinat ja, dass diese nicht abwerten könnten, um wieder wettbewerbsfähig zu werden, so lange sie keine eigene Währung haben. Es ist ja aber nun einer der grundlegendsten Mechanismen der Wirtschaft überhaupt, dass sich das Preis-/Lohnniveau automatisch den äußeren Einflüssen anpasst - so hatte ich das bisher jedenfalls immer verstanden.
Beispielsweise ist das Preis-/Lohnniveau in München, Frankfurt, Hamburg, … teilweise deutlich höher als auf dem umgebenden Land. Und trotzdem (oder gerade deswegen) funktioniert es mit einer gemeinsamen Währung. Warum also nicht innerhalb der EU mit dem Euro? Gibt es irgendwelche Zwänge, die Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, … daran hindern, ihren Export so weit zu verbilligen, damit diese Länder wieder wettbewerbsfähig werden? Anscheinend, ja! Was sind das für Zwänge?
Natürlich würden durch das Senken des Preisniveaus auch die Löhne in diesen Ländern sinken, aber die Waren, Dienstleistungen, … würden im selben Maße billiger werden und die Wirtschaft würde wieder in Schwung kommen. De facto käme das der Wiedereinführung einer eigenen Währung gleich, so wie es vor dem Euro ja auch schon war und nachweislich über Jahrzehnte mehr oder weniger gut funktioniert hat.
Wo ist der Fehler, was stimmt in dieser Gedankenkette nicht? Warum funktioniert das mit der "de facto"-Abwertung des Euro in den Südländern nicht? Mit der Lira, dem Peso, der Drachme, … hat das ja auch geklappt.
Zitat Beispielsweise ist das Preis-/Lohnniveau in München, Frankfurt, Hamburg, … teilweise deutlich höher als auf dem umgebenden Land. Und trotzdem (oder gerade deswegen) funktioniert es mit einer gemeinsamen Währung.
Du hast es doch schon gesagt. Wir haben hier einen Finanzausgleich, der macht das möglich. Wenn die Produktivität (Wirtschaftsleistung) in einem Land niedriger ist, ist der "Berwertungsfaktor" Geld eben auch weniger wert, was lokal keinen Unterschied macht da die Verhältnisse ja dort gleich bleiben. Der Euro in dieser Form erfordert dementsprechend eine Transferunion, die will aber keiner. Wenn D mehr exportiert als importiert wäre die Währung mehr Wert, dadurch verteuern sich die Exporte, die Leute kaufen dort weniger und die Lage neutralisiert sich wieder. Das ist ne Art Puffer. In unserem Fall sind das die Target 2 Salden. Momentan scheints mir so, als wenn der Exportüberschuss eigentlich durch den deutschen Steuerzahler ausgeglichen wird, die anderen bekommen den Überschuss eben geschenkt. Den Ausgleich durch Währungsdifferenzen gibts ja nicht mehr. Daher nochmal die Frage, wie werden die Salden wirklich ausgeglichen? ( Oder etwa doch nicht?) Ist eben wie mit dem Zoll und dem Meter, da wird auch umgerechnet. Würden mans gleichsetzen, wären die Gebäude, Autos, .... gleich teuer, nur in manchen Gegenden dann eben "etwas" kleiner.
Werner
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Wenn ich dich recht verstanden habe, Turtle, hast du "mein" Problem lediglich mit anderen Worten erklärt, aber keinerlei Ansatz zur Erklärung/Lösung gebracht.
Nun, wenn die "realtiv" autark wären, dann würde das evtl. klappen. Sie kaufen aber eben im Norden mehr als wir im Süden, weil sie die Produkte eben brauchen. Wir brauchen aber keine 10 Flaschen Olivenöl am Tag. Fordere die Deutschen auf mehr Produkte aus GR zu kaufen, würde die Handelsbilanz ausgleichen und wir hätten jede Menge Metaxa im Schrank. Oder aber wir machen sie, die Transferunion, gleichen die Strukturunterschiede mit Geld aus. Oder aber, wir führen wieder Wechselkurse ein, was eigene Währungen fordert. Das wäre für die Griechen sogar hilfreich.
Um eine Waage zu verstehen muss man kein Experte sein.
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Zitat von Serpel im Beitrag #3Wenn ich dich recht verstanden habe, Turtle, hast du "mein" Problem lediglich mit anderen Worten erklärt, aber keinerlei Ansatz zur Erklärung/Lösung gebracht.
Gruß Serpel
Also wirklich Turtle, das gibt wieder keine guten Noten !!
Zitat von Turtle im Beitrag #5Um eine Waage zu verstehen muss man kein Experte sein.
Du drehst den Spieß um. Die Frage lautet gerade, warum die Waage im Fall des Euro zwischen Nord und Süd nicht funktioniert.
Offenbar sind die Südländer nicht bereit, ihre Waren günstiger auf den Markt zu bringen. Anscheinend bleiben sie lieber darauf sitzen als der Nachfrage entsprechend günstiger anzubieten.
Zitat von Turtle im Beitrag #5... Oder aber, wir führen wieder Wechselkurse ein, was eigene Währungen fordert. Das wäre für die Griechen sogar hilfreich.
funzt aber nur, wenn die Griechen ihre Schulden erlassen bekommen.
Zitat von Serpel im Beitrag #8... Offenbar sind die Südländer nicht bereit, ihre Waren günstiger auf den Markt zu bringen. Anscheinend bleiben sie lieber darauf sitzen als der Nachfrage entsprechend günstiger anzubieten.
wenn es mal so einfach wäre, denn 1. gibt es in jedem dieser Länder Politiker, die wiedergewählt werden wollen, 2. würde es die Menschen extrem hart treffen, 3. bekämen wir einen Wettbewerb der Löhne/Preise nach unten (wollen wir das?).
Hab ich die Frage nicht konkret/verständlich genug gestellt?
Ich möchte nur wissen, warum der Euro in den Südländern nicht funktioniert. Warum ist z. B. Lucke der Meinung, dass nur unabhängige Landeswährungen den Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Wirtschaftsleistungen vollbringen? Warum funktioniert das nicht durch unterschiedliche Preis-/Lohnniveaus? Die sich nach gängiger Lehrmeinung ja sogar selbständig anpassen, also ohne Steuerungsmechanismus von außen.
Zitat warum die Waage im Fall des Euro zwischen Nord und Süd nicht funktioniert.
Na, weil die Einen mehr bei den Anderen kaufen als die Anderen bei den Einen. Die Bilanz ist nicht ausgeglichen. Also mehr für D interessante Produkte in GR produzieren, dann klappt der Handel auch, oder - eben weniger Maschinen/Autos in D kaufen und die Sachen selber machen oder drauf verzichten. Oder aber den Puffer Währung mit den Unterschieden wieder einführen. HAb ichs jetzt wieder falsch erklärt? Die Kaufen eben (im Ausland) mehr ein als sie verdienen, wie im kleinen - wenn du mehr kaufst als du Geld hast, dann machst du Schulden. Die werden im Handel dadurch ausgeglichen, das der Warentransfer auch umgekehrt sein muß. GR könnte Z.B Gas oder Öl liefern, da soll doch im Meer jede Menge liegen und die "Schürfrechte" der USA sind doch so um 2004 ausgelaufen. Das wäre doch ein Handelsgut.
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Turtle, du erklärst nicht, warum es nicht funktioniert, sondern beschreibst zum einen, dass es nicht funktioniert ("Na, weil die Einen mehr bei den Anderen kaufen als die Anderen bei den Einen.") und zum andern, was man tun müsste, um das bestehende System am Leben zu erhalten ("Also mehr für D interessante Produkte in GR produzieren, dann klappt der Handel auch, oder - eben weniger Maschinen/Autos in D kaufen und die Sachen selber machen oder drauf verzichten. Oder aber den Puffer Währung mit den Unterschieden wieder einführen.")
Das hab ich aber auch schon gemacht. Meine Frage war/ist, warum sich das Lohn-/Preisniveau nicht selbständig an die Gegebenheiten anpasst. Offenbar gibt es Gründe, die das verhindern, so dass an der Wiedereinführung der nationalen Währungen tatsächlich kein Weg vorbei führt.