Vielmehr denke ich, dass der Begriff "Union" in der EU nicht allzu hoch bewertet wird. Auf dieser Welt gibt es ja ein ähnliches System: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort funktioniert seit ewigen Zeiten das System Dollar. Warum?
Hat jemand mal was von der Außenhandelsbilanz von Montana gehört? Oder von den Rüstungsausgaben von Texas? Nein, hier wird immer nur von der USA gesprochen. Das interessiert die Leute. Und hier in der alten Welt? Die EU hat... STOP! Interessiert keinen! Was hat Frankreich, Deutschland, Spanien... etc. Die Individualstaaten spielen eine viel größere Rolle als die Gemeinschaft.
Ich denke, die Währungsunion in Europa ist zu früh gekommen. Vielleicht hätte man noch etwas warten sollen, damit die EU besser zusammen wachsen kann. Solange viele noch "Deutschland" oder so und nicht "Europa" denken, kann das nix werden!
Hier hab ich eine mögliche Erklärung. Drastische Lohnkürzung "würde zu Bürgerkrieg in Griechenland führen".
Weniger drastisch formuliert: die Leute bleiben tatsächlich lieber auf ihren Waren sitzen und nehmen Betriebsschließungen und Verlust des Arbeitsplatzes in Kauf, als Lohnkürzungen hinzunehmen.
Eine Wiedereinführung von nationalen Währungen käme de facto aber einer Lohnkürzung gleich.
Gruß Serpel
Zephyr
(
gelöscht
)
Beiträge:
27.01.2015 10:17
#18 RE: Warum funktioniert der Euro in den Südländern nicht?
Als ausgewiesener Nichtwirtschaftsexperte sehe ich das so:
Funktionieren kann der Euro nur, wenn alle Länder wirtschaftlich etwa gleich stark sind.
Denn für einen Euro sollte man überall innerhalb der EU zumindest ähnliche Leistungen bekommen. Also z.B. eine Mahlzeit für x Euro in Belgien wie in Griechenland. Dazu müssen aber die Löhne ähnlich sein, sonst können es Preise auch nicht, vor allem bei Exportgütern der reichen Nationen. Die Löhne wiederum basieren auf dem, was eine Volkswirtschaft anbieten kann. Hier beginnt die Ungleichheit: Bekommt der Grieche einen VW Golf aus D, muß D dafür den Gegenwert bekommen. Aber in was nur? Olivenöl?
Kann nun diese Wirtschaft wenig bieten, kann sie auch nur wenig konsumieren und geringe Löhne zahlen.
Das aber will das Volk nun gar nicht, weil ja die Mahlzeit in Belgien x Euro kostet, und der VW auch.
Nun kommt die Zeit der Kredite, man lebt auf Pump und wähnt sich auf Augenhöhe mit den starken Staaten. Was ja dem einzelnen Beschäftigten auch logisch ist, arbeitet er doch ähnlich wie ein Europäer in anderen Staaten. Nur daß das Ergebnis seiner Arbeit leider weniger Wert ist. Das ist nicht zu ändern.
Eigentlich müßte man nun den Lebensstandard allgemein auf das Niveau des Wertes der Wirtschaft absenken. Dann würde der Grieche vielleicht nur noch 3 statt 10 Euro pro Stunde bekommen (oder was auch immer). Aus wäre es mit Golf und Futter in Belgien, mit Renten und Beamten und und und.
Dann gibt´s Ärger und Unruhe.
Also erstmal Kredite und Ausgleiche durch die reichen Staaten. Bis die Kredite fällig werden. Aber dann regiert längst der Übernächste, was soll´s, also her mit den Krediten.
So denke ich, es nützt alles nichts: Entweder, Arbeitnehmer in reichen Staaten arbeiten für die Griechen mit, oder man läßt Griechenland Griechenland sein und tauscht wieder Euro gegen Drachme.
Ein einiges Europa gibt es nicht, in dem einer immer für andere zahlen muß. Oder wollen wir vielleicht Afrika in die EU aufnehmen , mit 10 Euro Mindestlohn natürlich? Ach nee, jetzt werde ich gerade polemisch.
Zitat Dort funktioniert seit ewigen Zeiten das System Dollar. Warum?
Das ist nicht vergleichbar, als "Weltwährung" funktioniert der Dollar etwas anders. Besser gesagt bekommen die Amerikaner durch den Handel mit Dollar eh auf der Welt vieles eigentlich umsonst. Aber das hat Piko ja schon gesagt.
Zitat Eine Wiedereinführung von nationalen Währungen käme de facto aber einer Lohnkürzung gleich.
Klar, aber man merkt es nicht. Ist wie mit der Inflation, man könnte sie auch eine geplante Obsoleszenz des Geldes nennen, da wird man auch immer ärmer, aber der Kontostand bleibt auch gleich.
Zitat die Leute bleiben tatsächlich lieber auf ihren Waren sitzen
Das muss der Preis nicht allein regulieren können, du würdest ja auch nicht die dreifache Menge an Brot je Tag essen, nur weils 1/3 kostet. Wenn der Markt gesättigt ist, dann braucht du an dem Knopf nicht zu drehen.
Das "Geschäftsmodell" Griechenland funktioniert eben nicht, Reformwille ist nicht da, wozu auch, sie lebten immer gut und merkten gar nicht direkt, daß es nur auf Pump war. So gesehen ist ne neue Partei gut, die alten haben die Suppe ja eingebrockt. Aber ob das Modell der neuen Parteien jetzt die Lösung bringt möchte ich bezweifeln.
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Zitat von Turtle im Beitrag #21Das muss der Preis nicht allein regulieren können, du würdest ja auch nicht die dreifache Menge an Brot je Tag essen, nur weils 1/3 kostet. Wenn der Markt gesättigt ist, dann braucht du an dem Knopf nicht zu drehen.
Gesättigt? Die kaufen ja noch nicht mal ihre eigenen Agrarprodukte!
Zitat Entweder, Arbeitnehmer in reichen Staaten arbeiten für die Griechen mit, oder man läßt Griechenland Griechenland sein und tauscht wieder Euro gegen Drachme.
Das geht auch nicht, dann ist GR leer weil alle hier sind. Hat gleich zwei Vorteile, erstens brauchen sie durch Flucht nicht für ihre Altschulden mitmalochen und zweitens bekommen sie ja dann hier 10€ anstatt nur 3€ in GR.
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Zitat Warum funktioniert der Euro in den Südländern nicht?
Funktioniert das tatsächlich mit "den Südländern" nicht? Billiglöhne gibt es doch schon längst (auch in D), die Arbeitslosenquote ist extrem hoch, das Bruttoinlandsprodukt Finlands oder Dänemarks liegt nur knapp über dem der Griechen, Irland und selbst Luxemburg liegt sogar noch weit darunter.Warum sind die denn nicht Pleite? Was sagen all diese Zahlen denn eigentlich aus? Wer hat denn die Schulden in Griechenland und wohin sind die vielen Milliarden aus dem Rettungfond geflossen? Und ist das tatsächlich von der Währung abhängig?
Zitat Dänemarks liegt nur knapp über dem der Griechen,
Du hast vergessen das pro Kopf zu sehen, da ist Dänemark mehr als doppelt so hoch wie Griechenland ( 58849 zu 25630). Finnland kanst du selber ausrechnen. Und dann noch, was leistet man sich mit diesem Geld dann wirklich. Wenn Lettland weniger hat als GR, die haben schön im eigenen Land konsumieren, dann ist das doch kein Problem. Nur wenn man über seine Verhältnisse lebt dann schon. Reich wird man nur von dem Geld, das man nicht ausgibt. Und genau dann macht man im Schuldgeldsystem einen Anderen arm.
Der Sozialismus scheitert, wenn dem Staat das Geld ausgeht…das Geld der anderen.
Zitat von Serpel im Beitrag #14... Meine Frage war/ist, warum sich das Lohn-/Preisniveau nicht selbständig an die Gegebenheiten anpasst. Offenbar gibt es Gründe, die das verhindern, so dass an der Wiedereinführung der nationalen Währungen tatsächlich kein Weg vorbei führt...
Zitat von Serpel im Beitrag #8... Offenbar sind die Südländer nicht bereit, ihre Waren günstiger auf den Markt zu bringen. Anscheinend bleiben sie lieber darauf sitzen als der Nachfrage entsprechend günstiger anzubieten.
wenn es mal so einfach wäre, denn 1. gibt es in jedem dieser Länder Politiker, die wiedergewählt werden wollen, 2. würde es die Menschen extrem hart treffen, 3. bekämen wir einen Wettbewerb der Löhne/Preise nach unten (wollen wir das?).
Axel
Zu dem oben zitierten kommt noch hinzu, dass speziell Griechenland eine sehr kleine Volkswirtschaft ist und hauptsächlich Agrargüter und Tourismus produziert, Industrie gibt es meines Wissens nach so gut wie keine, d.h., dass alle Industriegüter mehr oder weniger importiert werden müssen (was mit einem schwachen "Süd"euro bzw. einer Drachme zusätzlich extrem teuer wird), der Export der landwirtschaftlichen Produkte ist zudem stark durch Brüssel reglementiert.
Das Dilemma hat damit angefangen, dass nach der Umstellung Drachme, Lire, etc. - Euro die Kredite sehr, sehr günstig waren (für die Südländer) und sie damit Geld ausgeben konnten, was sie sonst nie bekommen hätten. Das ist aber jetzt futsch und sie (wir) sitzen auf den Schulden. Grundsätzlich hilft da nur ein Ende mit Schrecken (Schuldenerlass, Rückkehr zur Drachme), für die dortigen Menschen (und damit auch für die Politiker) ein Horrorszenario, daher bauen sie wohl darauf, dass die Schulden ohne Rückkehr zur Drachme erlassen werden (oder auf ewig verlängert, was letztendlich dasselbe ist).
Dass dort kein Arbeitnehmer, Rentner, etc. freiwillig verarmt liegt auf der Hand (wie würden wir wohl wählen, wenn es um unsere Existenz ginge?)