Zitat von Fondue im Beitrag #4
Das mit den Motorrädern mag ja gut sein, ...
Fondue
Gschpässle - oder wie?
Das mit den Motorrädern - den realen Wert der
MZ-Motorräder haben die meisten nie zu schätzen
gewusst. Es waren durch und durch vernünftig
konstruierte Nutz- und Gebrauchsmotorräder, die
auch eine Menge Fahrspaß boten. Außerdem hat man
bei MZ schon richtige und grundsolide Fahrwerke
zu konstruieren und zu bauen verstanden, als die
Japaner das Wort noch gar nicht buchstabieren
konnten. Nur den ,Zweedaggder', den hätte man
doch frühzeitig gegen einen selbst konstruierten
Viertaktmotor tauschen sollen. Aber das Zweitakt-
Prinzip gehörte wohl in der DDR zur Staatsraison -
siehe PKW-Bau. Gewisse Unzulänglichkeiten wie die
zu harten Reifen und Antriebsketten, deren Rollen
abplatzten, lagen in der Mangelwirtschaft des
Staates begründet.
Von der TS 250/1 bin ich damals auf auf die kleine
BMW umgestiegen. Vom Fahrwerk her, aber auch von
der Handschrift des Maschinenbaues fanden sich ver-
blüffende Parallelen.
Entsetzt umgefallen bin ich nach dem Kauf einer SR
500. Das war kein Fahrwerk, sondern Müll. Erst mit
KONIS und WIRTH wurde die Maschine fahrbar. Und
selbst heute noch mutet KAWASAKI mit der W den
Kunden ein Fahrwerk zu, das 30 Jahre zuvor schon
von dem der MZ ETZ 250 in der Fahrstabilität klar
übertroffen wurde. Auch ein Grund, dass ich bei
meiner fast 40 Jahre alten BMW geblieben bin und
die W 800 abgelehnt habe.
Derartige Relationen wollen viele natürlich nicht
wahrhaben. Es soll sogar Leute geben, die dieses
indifferente Fahrverhalten der W gar nicht bemerken.
Zum Thema DDR-Motorräder ist allerdings anzumerken,
dass die Leute verständlicherweise auch etwas anderes
haben wollten als nur den
Einheits
Typ
Zschopau.
Zitat von Fondue im Beitrag #4
... aber den Köder des Umtausches der DDR-Mark hättet ihr ablehnen sollen. Somit seid ihr am 1. 7. 1990 durch ein Lockvogelangebot in die Arme des Kapitalismus gesegelt. Etwas mehr Überlegegungen wie man vom Kommunismus zu etwas Neuem hätte kommen können, wäre interessant gewesen. Aber das wollte Kohl sicher nicht, deswegen hat er mit DM gewunken. Fondue
... hättet ihr ablehnen sollen.Das kann auch nur jemand schreiben, der sich in die
Auswirkungen der DDR-Mangelwirtschaft nicht einmal
ansatzweise hineinzuversetzen vermag.
Die Leute hatten die Schnauze voll, und zwar restlos
gestrichen. Man sah die vermeintlich heile Westwelt
nur im Fernsehen und musste noch aufpassen, dass
die Kinder bei der Frage der Lehrerin zur Uhr in
der Nachrichtensendung, die die Eltern sahen, die
richtige Antwort gaben. Die Frage lautete: "Hat die
Uhr Striche oder Ziffern?"
Sollten die Leute jetzt noch ein Experiment mit einem
wirklich demokratischen Sozialismus und offenen
Grenzen wagen? Das war in Anbetracht der Tatsache,
dass die DDR in jeder Hinsicht am Ende war, wohl etwas
zu viel verlangt.
"Kommt die D-Mark, bleiben wir hier, kommt sie nicht,
geh'n wir zur ihr!"
Kein anderer Satz beschrieb die Situation besser.
Ein enormer Strom von gelernten DDR-Bürgern in
Richtung Westen setzte ein, und zwar wieder einmal
von den jungen und hochqualifizierten Leuten. Der
Osten drohte ein weiteres Mal auszubluten - nur dass
man diesmal keine Mauer mehr hochziehen konnte und
wollte.
Also blieb doch nur, den Osten Deutschlands quasi zu
übernehmen und dort die Leute mit der D-Mark zu
beglücken. Das ist zwar auch von Kohl, aber vielmehr
noch vom nachvollziehbaren Verhalten vieler Leute
aus dem Osten bewirkt worden.
Allerdings wäre es nicht nur als hypothetisches
Gedankenspiel, sondern auch als realer Versuch
interessant gewesen, einen zweiten deutschen
freiheitlichen Staat quasi als Konkurrenzmodell zur
Bundesrepublik zu haben, einfach um zu schauen,
was man durchaus hätte besser machen können als
im Westen - unabhängig von jeglicher Ideologie.
Eine schöne Theorie, die praktisch nicht umsetzbar
war.