Nachdem die Fahrt am Freitag nach Dienstende ab 17.40 Uhr über stockfinstere Bahnen hoch zu Falcone in den Vogelsberg nur kurzfristig und ausnahmsweise mal 230 zugelassen hatte (ist erstaunlich viel Brummiverkehr nachts ) und die A5 und A6 auf der Rückfahrt weitgehend verstopft gewesen waren, blieb nur noch die A7 ab Ulm für Hochgeschwindigkeitsexperimente. Speziell ab dem Memminger Kreuz, wo die Straße dann weitgehend leer war.
Machen sollte man so was eigentlich gar nicht, und wenn schon, dann nur mit entsprechender Fahrpraxis und dem Vertrauen in die eigene Bereitschaft, auch bei solchen Geschwindigkeiten notfalls ohne zu zögern voll in die Eisen zu gehen, falls was ist. Außerdem sollte man dafür keinesfalls zwei Fahrstreifen benötigen, sondern in der Lage sein, den linken Fahrstreifen auch in den weit gezogenen Kurven zuverlässig mittig zu befahren.
Die Hauptschwierigkeit für mich war - wie bereits des öfteren erwähnt - die Flatterneigung der BMW Club Lederjacke ab etwa 230-250, je nach Windverhältnissen. Abhilfe schaffte dicke Unterpolsterung durch eine zusätzliche Softshelljacke und ein gewöhnliches Handtuch im Schulterbereich, wodurch der Oberkörper mit einem Mal sehr viel ruhiger und stabiler im Luftstrom lag und dadurch gezielte Lenkmanöver ermöglichte.
Einzig dem Helm war das Wackeln nicht ganz abzugewöhnen, weshalb ich das GPS abbaute, um Platz für den Kopf im toten Bereich hinter dem Schild zu schaffen. And that really did the trick! Schafft zwar ein wenig Playstation-Atmosphäre auf dem Motorrad und entfremdet von der Realität, aber der Ernst der Lage bleibt auch so im Bewusstsein. Solche Vorkehrungen sind trotzdem Voraussetzung, um einen dauerhaft fokussierten Blick nach vorn zu ermöglichen, ohne dass das Ziel ständig vor Augen wackelt und verschwimmt. Und damit schafft man dann auch längere Strecken mit 250-300 statt nur mal kurz die 299 zu kitzeln, um es mal "gemacht zu haben".
Und - wie gesagt, braucht’s dafür eine möglichst leere Autobahn ohne Beschränkungen und Baustellen über viele Kilometer. Die A7 zwischen Memminger Kreuz und Füssen eignet sich nahezu optimal - bis auf die vielen Kurven. Aber man kann nicht alles haben.
Das Fahren selbst verlief dann relativ unspektakulär. Vereinzelt ein paar Wagen auf der rechten Fahrspur, und ab und zu sogar mal einer links, der vermutlich vergessen hatte, dass rechts auch noch ein Fahrstreifen ist. Erstaunlich aber, wie rasch und frühzeitig die asymmetrisch aufgeblendeten Scheinwerfer im Rückspiegel erkannt werden. Wie die Flöhe hüpfen die Säumer auf die rechte Seite, weil sie ja nicht wissen, wie schnell so ein Geschoß bei dem Tempo wieder langsam ist. Kurzes Aufrichten und Antippen des Bremshebels in bemerkenswert kurzer Distanz würde reichen, um mit 200 in ihrem Windschatten gefahrlos dahin zu schleichen.
Seltsamerweise regt sich niemand auf. Im Grunde aber auch nicht nötig, weil alle Regeln beachtet werden, kein Sicherheitsabstand unterschritten und auch sonst niemand in Bedrängnis gebracht wird. Erstaunlich - ja, eigentlich nahezu unglaublich - wie stabil die Maschine selbst bei 299 ihre Bahn zieht. Da haben sich ein paar Ingenieure mächtig angestrengt.
Zitat von Serpel im Beitrag #1 eigentlich nahezu unglaublich
Darauf hab ich schon den ganzen Vormittag gewartet, dass sich endlich mal jemand traut und den ersten Aprilscherz bringt.
Und wir raffiniert das formuliert ist mit dem Hinweis, dass das Navi abgebaut wurde - jeder andere hätte es natürlich zum Beweis dran gelassen! Hut ab!
@Duck: Guck dir mal das an - das wackelt wie ein Lämmerschwanz. Und bei dem Tempo werden selbst weit gezogene Autobahnkurven zur ernsthaften Herausforderung.
Am besten hat mir ja der A8-Fahrer in seiner dunkelschwarzen Nobelkarosse gefallen, der während vieler Kilometer die linke Spur blockierte, weil ihm die zahlreichen 100-Meter Lücken auf der rechten Seite für seinen dicken Wagen nicht groß genug erschienen. Da hab ich dann schnell mal in den Dritten runter gesteppt und eine dieser Lücken selbst genutzt. Bei 150 reicht eine knappe Sekunde für ein Überholmanöver. Selbst, wenn der rechts rüberzieht, um mich abzuschießen, kommt er zu spät.
Das war aber kurz zuvor - auf der Strecke zwischen Ulm und Memmingen.