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Dieses Thema hat 56 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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Serpel Online




Beiträge: 48.439

30.12.2013 16:41
#16 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Die heutige Etappe geht von Voss nach Skjolden, an den Ort, wo der Sognefjord endet. Gemeint ist nicht sein östliches Ende, sondern der Punkt, der vom offenen Meer übers Wasser gemessen die größte Distanz hat. Beim Sognefjord sind das immerhin gut 200 Kilometer, womit er der längste Fjord Europas ist. Er ist sogar der tiefste der ganzen Erde, aber das und noch mehr liest man besser selbst. (Interessant finde ich die Begründung des milden Klimas in dieser Region.)


Beim Verlassen des Campingplatzes Flatlandsmo

Bis ich den Fjord erreiche, geht's aber erstmal über Berg und Tal, und ich berste schon in gespannter Erwartung des 100'000ers, der für heute ansteht! Eigentlich hatte ich ja damit schon gestern gerechnet, aber ...
Aber eine BMW lässt sich ja bekanntlich durch nichts aufhalten, und im Myrkdalen war es dann bereits so weit.


100'000 km

Der Standort war dabei relativ unspektakulär, aber das kam halt wie's kam.



Ein Kilometer später hatte sich die Kulisse auch nicht dramatisch geändert



aber nach der nächsten Biegung im Holedalen sah's dann schon etwas interessanter aus:



Der Ablauf ist dabei immer etwa der gleiche: zuerst am Fjord entlang, dann ins Tal, das Tal wird enger, am Ende wartet ein (harmloser) Pass, und dann geht's über den Fjell. Auf der anderen Seite das Ganze einfach rückwärts.

Hier war ich gerade beim Pass angekommen, der sich in wenigen Serpentinen nach oben zum Vikafjell (Fjell) hinauf schraubt:



Der stürzende Bach links im Bild sieht oben nach der letzten Kehre so aus und macht durstig:



Daneben gab es einen Souvenirladen, der einen wahrhaftig europäischen und wenig verkitschten Eindruck machte:



Zwischen Fluss und Kiosk führt die Straße 13 hindurch, welche in ihrem weiteren Verlauf über den Vikafjell so mach hübschen Ausblick gestattet, etwa auf den Skjelingavatnet (dem Anschein nach ein Stausee)



an dessen Ende bauliche Maßnahmen für den reibungslosen Ablauf des modernen Touristenverkehrs aufwarten



und der in Richtung Sognefjord entwässert.



Das Bild ist am Nordportal des 1044 Meter langen (kurzen) Storehaugtunnels entstanden, wo man bereits die südlichen Ausläufer des Jostedalsbreen, des größten europäischen Festlandgletschers, am Horizont (jenseits des Sognefjordes) erahnen kann.

Beim Abstieg vom Fjell gibt's einen hübschen Rastplatz (Storesvingen)



wo man auf sonniger Terrasse



den Blick hinab nach Vik am großen Fjord genießen kann:



Ich hab das aber nicht gemacht, weil ich kurz zuvor auf dem Fjell bereits die Aussicht genossen hatte und setzte den Weg schnurstracksement durch Vik mit seiner wundervoll schlicht und zeitlos gestalteten Kirche (in der Gegend hats noch zwei andere, weit bedeutendere Kirchen, die ich aber nicht gesehen habe) in Richtung Vangsnes fort, wo ich mit der Fähre nach Hella übersetzen wollte.



Beim Knipsen nach vorn



und zur Seite



hatte ich das einmalige Pech, im Fokus zweier sich begegnender Autos zu stehen.

Also schnell weiter und schnell aufs Schiff:





Blick zurück mit 24 km/h:



An dieser Stelle muss man sich übrigens messerscharf überlegen, ob man nach Dragsvik oder Hella übersetzen will. Auf Grund der zerklüfteten Geographie des Landes hat das nämlich weitreichende Konsequenzen für den weiteren Verlauf der Reise.

Bei mir war die Bootsfahrt wie gesagt bereits in Hella zu Ende, wo es zunächst ein gutes Stück in östlicher Richtung am Nordufer des Sognefjordes auf der 13/55 weiterging. Bei diesem Bild hab ich erst- und einmalig eine neue Technik angewandt. Deswegen ist es ein wenig schief geraten:



Wie auch immer, vom fahrenden Töff aus ist es auch bei wenig Verkehr kaum zu bewerkstelligen ...

Nach meinen Recherchen müsste das hier Sogndal sein



und das hier der Hafslovatnet



wo die 13/55 vorübergehend ins Landesinnere abzweigt. Wenig später stößt man auf den Gaupnefjord, einen Seitenarm des Lustrafjords, der selbst aber wieder ein Seitenarm des Sognefjords ist (vom Mutterfjord kommt man so schnell nicht los!). Hier der Blick auf Marifjöra



und vom Gaupnefjord hinaus auf den Lustrafjord



wo man mit guter Sicht aufs andere Ufer den Feigumfossen entdeckt. Auch hier natürlich wieder ein Beinahe-Superlativ: dieser ist mit einer Fallhöhe von 218 Metern einer der höchsten Wasserfälle Norwegens.



Für heute war's genug, und ich hatte keine Ahnung, dass mich am nächsten Tag der eindrücklichste Teil der Fahrt erwarten würde.

Serpel Online




Beiträge: 48.439

30.12.2013 23:29
#17 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Das Wetter hätte tatsächlich kaum besser sein können. Hier geht der Dank an meinen Bruder, der mir ja Schottland erfolgreich ausgeredet hatte ("was willsch denn do, do schiffts doch bloß - gang liabr noch Norwäge, wenn schees Wättr hong wettsch").





So schön der Campingplatz am Lustrafjord (gegenüber des Wasserfalls) auch gelegen war, drei Dinge haben mir die Übernachtung gründlich verdorben: Kaum hatte ich in wunderschöner Alleinlage das Zelt aufgestellt, kam ein Golf mit schwedischem Kennzeichen angehumpelt und parkierte keine zwei Meter neben mir. Er hätte in jeder Richtung mindestens fünfzig Meter Platz gehabt, weil außer uns nur ungefähr drei Autos auf dem geräumigen Platz verteilt standen. Heraus hüpfte eine vierköpfige japanisch anmutende Familie, und sie waren sehr bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Das war nicht misszuverstehen, obwohl ich kein Wort verstand. Am liebsten hätte ich die Heringe gezogen und das Zelt in die hinterste Ecke gestellt ...

Und das hätte ich auch tun sollen, denn kaum war mir beim Einschlafen das Buch zum ersten Mal auf die Nase gefallen, kam ein weiterer Golf angerumpelt und parkierte direkt neben meinem Kopf (dem Klang nach). Es muss ein jüngeres schwedisches Paar gewesen sein, und sie stellten ihr Zelt offenbar zum ersten Mal auf. Denn die Stangen klapperten bis tief in die Nacht hinein - auch der gereizte Unterton in der Stimme der jungen Dame trug dazu bei, dass ich nicht einschlafen konnte.

Mit dem Schlimmsten hatte ich aber noch nicht gerechnet: Als in der Nachbarschaft dann endlich Ruhe einkehrte, dröhnte sich zuerst leise, dann immer penetranter der Ventilator eines Nebengebäudes an mein Ohr. Himmelherrgottsakrament! Das darf doch nicht wahr sein! Da war's ja tagsüber mit Ohrstöpsels auf dem Töff noch ruhiger als mit diesem Affenzirkus hier! Nimmt das denn kein Ende?! Na ja, vielleicht war ich vom vielen Fahren und dem Kaffee unterwegs auch nur etwas gereizt, denn bisher war mir der Ventilator noch gar nicht aufgefallen. Die Ohrstöpsel waren jedenfalls in einem Schächtelchen verpackt, das in der Innentasche der Motorrad-Jacke verwahrt lag, welche sorgfältig zusammengerollt im rechten Seitenkoffer der BMW verstaut war, dessen Schlüssel im linken Hosensack der Motorrad-Hose war, die schön gefaltet in der Apsis draußen lag, deren Reißverschluss zu öffnen ich nicht mehr bereit war.

Kurz - in dieser Nacht hab ich nicht gut geschlafen, und am nächsten Morgen kam mir der junge Schwede auch noch in der Dusche zuvor. Ich dachte nur "" und hab dann resigniert aufgegeben. Das Zelt war in neuer Rekordzeit abgebaut, und kaum kitzelten die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel der gegenüberliegenden Berge, hatte ich bereits alles verstaut und machte mich auf den Weg zur Königsetappe der Fahrt - hinauf zum Sognefjell.

Da vorn am flachen Hang irgendwo stand das Zelt. Von hier aus sind es (übers Wasser) ungefähr 200 Kilometer bis zur offenen See:



In solchen Momenten empfinde ich so was wie Dankbarkeit. Fürs Motorrad, fürs Wetter, für die Möglichkeit so etwas tun zu können. Alles, was man zum Leben braucht, zusammengefasst in einem Motorrad, das einen mit kleinen Bewegungen am Gasgriff mühelos über den halben Globus trägt. Das Bild ist aufgenommen in Skjolden, dem "letzten" Ort am Sognefjord:



Da die Reise wie gesagt nicht groß geplant war, hatte ich trotz GPS (oder gerade wegen) keine Ahnung, dass die Kurven und Kehren, die ich nun unter die Räder nahm, zur höchstgelegenen Passstraße Nordeuropas gehörten, sonst hätte ich zwischendurch vielleicht mal angehalten und ein paar Bilder gemacht. Aber es lief gerade so schön, und bevor ich mich versah, war ich schon oben. Das erste Bild, zu dem ich mich überwinden konnte, ist dieses hier:



Man erkennt deutlich, dass ich eigentlich nur den tollen Straßenverlauf einfangen wollte und keine Ahnung davon hatte, dass die paar Winzberge rechts etwas ganz Besonderes sind. Sie gehören zum Jotunheimen, dem "Heim der Riesen", dem höchsten Gebirge Norwegens und sogar ganz Skandinaviens. Die mehrere Meter hohen Schneestangen sind für Alpenbewohner ein alltäglicher Anblick und zeigen, dass auch hier im Winter der Schnee sehr hoch liegt.

Irgendwie drängen sich die bekannten Motive wie von selbst auf, aber ich glaube nicht, dass ich hier bereits die höchsten Gipfel Skandinaviens (Galdhöpiggen und Glittertind) aufs Bild bekommen habe. Die sind vermutlich erst in zweiter Reihe dahinter versteckt:



Sie sind es tatsächlich nicht. Es handelt sich um Smörstabbtindan ("Butterstapfzinne" - immerhin an 51. Stelle der Liste der höchsten Erhebungen Norwegens ) und Gravdalstind (an 106. Stelle) ...

Auch der Blick zurück war nicht zu verachten. Da geht's nämlich zum Jostedalsbreen, dem größten europäischen Festlandsgletscher. Aber auch hier kann ich nicht sagen, ob auf dem Bild bereits erste Ausläufer davon zu sehen sind, oder nur einer der beiden davon unabhängigen Winzgletscher Spörteggbreen und Harbardsbreen:



Hier hab ich den falschen aufgenommen, den großen Steindalsnosi (an 163. Stelle). Der weitaus bekanntere Fannaraaken (an 129. Stelle) wäre links schräg dahinter gewesen:



Aber darum geht's ja schließlich auch gar nicht. Viel wichtiger sind Stimmung und Genuss. Der Zipfelberg hier im Hintergrund z. B. ist vermutlich die Mjölkedalstind (an 96. Stelle):



Hier wiederum hatte ich Glück. Dieses Motiv scheint der Sognefjell/Jotunheimen-Internet-Renner schlechthin zu sein. Nur - in aller Bescheidenheit - so schön wie mein Bild sind die alle nicht:



Das war wirklich so schön zu fahren, wie es auf dem Bild aussieht!

Schließlich rundet der Blick hinüber zum Smörstabbreen ("Butterstapfgletscher")



- etwas näher gezoomt:



den Eindruck dieser sehenswerten Landschaft ab.

Serpel Online




Beiträge: 48.439

31.12.2013 00:03
#18 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Die letzte Etappe Richtung Norden führte mich vom Sognefjell zur bekannten E6, wo ich auf halbem Weg nach Trondheim auf dem Dovrefjell kehrt machte, um einem aufziehenden Gewitter auszuweichen. Aber der Reihe nach:

Beim Abstieg vom Sognefjell war die 34 Meter hohe Sagensäule beim Elveseter-Hof im Böverdalen nicht zu übersehen, welche die Geschichte Norwegens ausgehend vom ersten Harald-König bis zur Reichsversammlung im Jahre 1814 darstellt. Interessant dabei, dass die Säule erst 1992 aufgestellt wurde, obwohl sie bereits 1925 geplant worden war. Unglücklicherweise sympathisierte ihr Schöpfer, der Bildhauer Wilhelm Rasmussen mit den Nazis, weshalb das Projekt nach dem Krieg nicht weiter verfolgt wurde. Erst 1992 wurde auf privates Betreiben hin ein Platz gefunden - und zwar eben hier am Ende der Welt -, wo die Säule endlich errichtet werden konnte. Ursprünglich sollte sie einen Ehrenplatz vor dem norwegischen Parlament in Oslo bekommen ...


vom Nazi-Stil beeinflusste Sagasöyla "in the middle of nowhere"


Josef Thorak lässt grüßen ...


Elvesaeter-Hof mit Blick ins Böverdalen

In Lom angekommen, war ich spontan eingenommen von der wunderschönen Stabkirche dort. Auf die Idee, dass hier die einmalige Chance bestanden hätte, nach Nordwesten in Richtung des famosen Geirangerfjord abzuzweigen, kam ich leider nicht. Das ist der Nachteil der neumodischen GPS-Geräte. Man verliert den Überblick.

Stattdessen vernaschte ich erstmal auf einem Bänklein den letzten der sechs abgezählten original Nürnberger Lebkuchen (die ich von zu Hause mitgebracht hatte) und gewährte einer Heerschar von dekadenten Bus-Touristen gelassen den Vortritt:



Als es dann ruhiger wurde, machte ich mich auf den Weg. Im Hintergrund erkennt der erfahrene Meteorologe bereits die ersten Schlechtwetterboten, die mich im Moment aber noch nicht weiter kümmerten:



Bei den skandinavischen Gräbern fällt mit immer wieder die geschmackvolle Schlichtheit auf, wo jeweils nur ein blumengeschmückter, grobbearbeiteter Stein an die Verstorbenen erinnert:



So dicke (Holz-)Schindeln hatte ich noch nie gesehen:



Im Gegenlicht kommt die Mischung aus christlichen und heidnischen Gestaltungselementen besonders gut zur Geltung:



Über diese Kirche schreibt Wikipedia:

Die Stabkirche Lom liegt etwa sechzig Kilometer westlich von Otta in einem Seitental des Gudbrandsdals in der Kommune Lom in der Provinz Oppland. Sie ist Maria, Johannes dem Täufer und dem heiligen Olav geweiht. Sie wurde erstmals schriftlich 1270 erwähnt, man nimmt aber an, dass sie um 1200 entstand.
Die Stabkirche gehört zum Typ B; sie war früher von einem Svalgang umgeben, der heute nicht mehr existiert. Die Kirche ist eine Langkirche, Schiff und Chor weisen einen erhöhten Mittelraum auf. Sie gehört zu den größten Stabkirchen, die erhalten sind.
(Quelle)

Auch hier hatte also der Zufall geholfen. Die weitere Planung übernahm an diesem Tag zunächst mal mein treuer Begleiter TomTom, der irgendwann zwischen Lom und Otta (nicht zu verwechseln mit Odda) signalisierte: "Bitte umgehend umdrehen!" Hatte ich etwa eine Abzweigung übersehen? Hier? Wo es nur eine Hauptverkehrsstraße und sonst nur Feldwege gab? Na gut - wenn er meint, dreh ich halt um und schau mal, welche Kreuzung ich übersehen habe.

Es war wie vermutet eine kleine Naturstraße, aber das kann ja auch mal interessant sein:



Wenn mich TomTom schon bei der "schnellsten Route" auf eine solche Straße schickt, wird er seine Gründe haben. Und in der Tat war diese "Umfahrung" von Otta eine enorme Abkürzung, wie ich später festgestellt habe. Allerdings auf Kosten des Fahrkomforts, da der erste Teil dieser Strecke durchwegs naturbelassen war und immer, wenn es bergauf ging, sehr an ein Waschbrett erinnerte. War das cool, mit der luftkissengleich gefederten BMW an all den vorsichtig dahinhumpelnden Autos vorbeizuziehen.

Hier war es dann schließlich so weit: Der Reifen ließ keinen Zweifel aufkommen. Entweder jetzt oder bald umkehren, oder ein Reifenwechsel würde sich nicht vermeiden lassen:



Ich entschied mich für "erstmal vorsichtig weiterfahren" - ohne klare Vorstellung davon, was ich eigentlich wollte.

Falcone Online




Beiträge: 113.815

02.01.2014 10:57
#19 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Und wie geht´s nun weiter?

Grüße
Falcone

Serpel Online




Beiträge: 48.439

02.01.2014 11:02
#20 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Mit Regen, Schnee und Graupelschauern ...

... ich versuch trotzdem, einen kleinen Abriss der Rückreise zusammenzustellen - auch wenn es schon über fünf Jahre her ist!

Gruß
Serpel

Brundi Offline



Beiträge: 33.312

02.01.2014 11:27
#21 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Kann man Anreize schaffen damit du weiter machst, z.B. in Form von Marzipan, gescanten Artikel aus der neuesten MOTORRAD oder ähnlichem?

Grüße
Monika

Serpel Online




Beiträge: 48.439

02.01.2014 11:51
#22 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Bin ja schon am Tun, menno ...

Gruß
Serpel

thomasH Offline




Beiträge: 5.874

02.01.2014 15:07
#23 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Schöner Bericht!
Aber weiter könnt's trotzdem gehen...

Gruß
Thomas

Dinge rund um's Moped, die ich nicht mehr missen möchte:

- Schuberth J1
- Rukka sturmhaube windstopper
- BMW Winterhandschuhe
- Daytona Trans open GTX
- Hupe Stebel Nautilus
- HKS Kettenfett
- Saito Batterieladegerät
- das total beknackte W-Forum
...

Serpel Online




Beiträge: 48.439

02.01.2014 21:56
#24 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Ich weiß nur noch, dass ich irgendwie versuchte, nach Trondheim zu kommen. Aber auf dem Dovrefjell zog es zu und begann zu tröpfeln. Das war das Signal, auf das ich im Grunde gewartet hatte. Obwohl sich abzeichnete, dass das allenfalls ein gewittriger Schauer werden würde, machte ich dort oben kehrt und nahm auf dem Rückweg den Abzweig Richtung Lillehammer.


Dovrefjell mit Snøhetta


in dem Nationalpark gibt es Moschusochsen


Richtung Trondheim zieht es zu

Auf dem Rückweg fuhr ich nur wenige Kilometer "doppelt", da schon nach kurzer Wegstrecke die 29 Richtung Folldal abzweigte. Mein Entschluss stand fest, mit den Reifen bis zum bitteren Ende durch zu fahren. Dafür musste ich nun den kürzesten Weg nach Hause nehmen.

Zwischendurch die übliche Mahlzeit; die Himbeeren sahen verdammt gut aus, schmeckten aber kagge - richtig kagge. Daran erinnere ich mich noch genau.


Iskaffe für die Konzentration und Rosengewächse für die Gesundheit

Der nächste Halt war am Sohlbergplatz, einer Aussichtskanzel mit schönem Blick hinüber in die Rondane-Berge. Der nach dem Maler Sohlberg benannte Platz ist so außergewöhnlich, dass er eine eigene, vom Architekten Carl-Viggo Hølmebakk entworfene Aussichtskanzel bekommen hat.


Wald in Beton gegossen


Informationstafel


die Rondane-Berge, die der Künstler malte


die Namen der Berge

Der Front war ich nach Südosten ausgewichen, aber sie verfolgte mich beständig. Die Sicht war trüb und ganz weit oben zogen immer mehr Cirruswölkchen auf.

Warum ich nach relativ kurzer Wegstrecke die 27 nach Osten verließ, um über die 219 den Weg Richtung Atna einzuschlagen, kann ich nicht mehr rekonstruieren - vermutlich einfach deswegen, weil es mir als die (noch) einsamere Gegend mit (noch) weniger Verkehr erschien. Sicher ist jedoch, dass ich deswegen den halben Nachmittag damit verbrachte, die folgenden Bilder zuzuordnen, weil ich zuerst an der falschen Strecke gesucht hatte.

Bei Stai überquerte ich die Glåma, und die Landschaft war viel früher als erwartet einer monotonen Hügellandschaft mit endlosen Streichholzstangen-Wäldern gewichen. Das Fahren machte mit einem Mal keinen großen Spaß mehr und die Einsamkeit war mir zum ersten Mal unangenehm.


norwegisches Einheitsbrückenmodell bei Stai


die Glåma - der längste (600 km) und breiteste (bis 1.5 km) Fluss Norwegens

Wenig später erreichte ich die Evenstad Kirche, die wegen ihrer alleinstehenden Lage auffällt. Auch hier wieder ein aufgeräumt wirkender Futterplatz für dem Karnismus frönende Erdbewohner - die rechteckigen Befüllungsschächte fehlen auf sympathische Art.


Evenstad Kirke


Futterplatz für Aasfresser


typischer Straßenverlauf im Landesinneren


die norwegischen Streichhölzer sind etwas länger und dicker als die schwedischen

Für dieses Bild hab ich mindestens zwei Stunden gebraucht, aber jetzt weiß ich, wo es ist. Erinnert ein wenig an die Stelzenspeicher im Wallis.

ca. 5 km südlich von Elverum, das kurzzeitig mal Hauptstadt von Norwegen war

Gezeltet hab ich hier, in Kirkenær. Weiß nur noch, dass ich mir nach dem anstrengenden Tag und dem Zeltaufbau ein Bier gegönnt habe. Das war erstens sau teuer und durfte zweitens nicht überall getrunken werden; weiß aber nicht mehr genau, wo schon und wo nicht. Ich glaube, ich hab’s im Zelt zum "Boot" genossen und hatte anfangs ein schlechtes Gewissen dabei (das hieße, im Zelt war’s verboten). Die Skandinavier und Alkohol - weil die sofort die Selbstkontrolle verlieren, wenn sie nur eine Flasche sehen, gibt es die verrücktesten Restriktionen mit diesem Getränk. Da ich in der Nacht zuvor schlecht und wenig geschlafen hatte, wurde ich rasch müde und knipste die Taschenlampe aus. Das Bier tat den Rest.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie neugeboren, denn der Platz war ruhig gelegen und auch sonst störte niemand. Der strahlende Sonnenschein versprach zwar eine blendende Weiterfahrt nach Schweden, aber gleichzeitig begannen die ersten Zweifel zu nagen, ob ich nicht doch besser Richtung Norden weiter gefahren wäre. Ich war bis heute nie am Nordkap.


während ich unter der Dusche bin, trocknen die feuchten Sachen in der Morgensonne


erstaunlich, was in den drei Koffern Platz hat

Wie auch immer - die Entscheidung konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, und Südschweden bei diesem Wetter mit Baden und Schwimmen in der Ostsee würde eventuell auch ganz prima werden. Mal sehen!

Falcone Online




Beiträge: 113.815

03.01.2014 10:28
#25 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Interessante künstlerische Interpretation der Berge von diesem Sohlberg.
Ich stelle mir da oft die Frage: Können sie nicht oder wollen sie nicht? Oder wollen sie, dass sie nicht können?

Schade, dass es keine Routenaufzeichnung gibt. Ich hätte gerne mal mit unserer Route verglichen. Die müssen sich ja öfters mal berührt haben.

Dass man in Norwegen Alkohol nicht in der Öffentlichkeit trinken darf, ist mir nicht bekannt.
Woher hast du das?

Grüße
Falcone

Serpel Online




Beiträge: 48.439

03.01.2014 11:41
#26 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Zitat von Falcone im Beitrag #25
Interessante künstlerische Interpretation der Berge von diesem Sohlberg.
Ich stelle mir da oft die Frage: Können sie nicht oder wollen sie nicht? Oder wollen sie, dass sie nicht können?

Ich finde schon, dass der was konnte. Sein Selbstbildnis hat was von Freddy.

Zitat von Falcone im Beitrag #25
Schade, dass es keine Routenaufzeichnung gibt. Ich hätte gerne mal mit unserer Route verglichen. Die müssen sich ja öfters mal berührt haben.

Eigentlich wollte ich die Route erst am Schluss einstellen, aber mittlerweile hab ich sie annähernd wieder auf dem Schirm. Lediglich die Rückfahrt durch Deutschland ist mir komplett entfallen - das muss also ein schwarzes Loch bleiben.


Zitat von Falcone im Beitrag #25
Dass man in Norwegen Alkohol nicht in der Öffentlichkeit trinken darf, ist mir nicht bekannt.
Woher hast du das?

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ist ja schon über fünf Jahre her. Ich weiß nur noch - oder bilde mir ein zu wissen - dass die Campingplatz Bewirtschaftung das Bier "to go" nur ungern heraus rückte. Vermutlich bezog sie sich hierauf:

Zitat
Theoretisch ist es nicht gestattet, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken. Das zugehörige Gesetz untersagt es sogar, Alkohol auf der eigenen Gartenterrasse zu trinken, da man von anderen Leuten gesehen werden könnte. In der Praxis kommt dieses Gesetz kaum zur Anwendung und viele Norweger nehmen sogar in öffentlichen Parkanlagen ein Bier zur Hand.


Irgendwas war da jedenfalls.

Gruß
Serpel

Falcone Online




Beiträge: 113.815

03.01.2014 12:36
#27 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Das es auf Campingplätzen untersagt ist, habe ich auch gesehen. Ich habe das halt für eine "durchaus verständliche" Hausordnung gehalten und mich trotzdem nicht dran gehalten. Wenn es schon sonst keine kulinarischen Genüsse gegeben hat, dann wenigstens ein Flötepudding mit Dünnbier abends auf der Hytta-Veranda.

Danke für die Karte.
Wie ich schon vermutete: Vieles sehr nahe an unserer Route, aber kaum was wirklich deckungsgleich.

Grüße
Falcone

Brundi Offline



Beiträge: 33.312

03.01.2014 12:55
#28 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Zitat von Serpel im Beitrag #24

die Rondane-Berge, die der Künstler malte


Mächtig kitschig die "Winter night in the Mountain"
Und dafür hat der Künstler 14 Jahre gebraucht????

Zitat von Serpel im Beitrag #24
Futterplatz für dem Karnismus frönende Erdbewohner - die rechteckigen Befüllungsschächte fehlen auf sympathische Art.

Was für Befüllungsschächte (ich hab beim ersten Lesen auch noch Belüftungsschächte gelesen )

Grüße
Monika

Brundi Offline



Beiträge: 33.312

03.01.2014 13:15
#29 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Zitat von Serpel im Beitrag #24

erstaunlich, was in den drei Koffern Platz hat


Federbett und Kopfkissen? Und ihhhh, was ist das unaufgeräumt!

Grüße
Monika

Serpel Online




Beiträge: 48.439

03.01.2014 15:57
#30 RE: Skandinavien (restaurierter Bericht) Antworten

Zitat von Brundi im Beitrag #28
Mächtig kitschig die "Winter night in the Mountain"
Und dafür hat der Künstler 14 Jahre gebraucht????

Wie, was - kitschig?!

Du hast ja keine Ahnung, Monika, das Bild ist wunderschön!

(Das mit den 14 Jahren geht aus dem Text nicht eindeutig hervor. Ob er nun mehrere Bilder von verschiedenen Standorten aus gemalt hat oder nur eines, bleibt für mich im Dunkeln. Aber die Einstellung von dem Mann, sein ganzes Lebenswerk auf dieses eine Bild zu reduzieren, imponiert mir.)

Zitat von Brundi im Beitrag #28
Was für Befüllungsschächte (ich hab beim ersten Lesen auch noch Belüftungsschächte gelesen )

Ja, halt das Loch, wo die Särge runter gelassen werden.

Gruß
Serpel

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