Zitat von Wännä im Beitrag #28...luftfahrtgeprüft...
Ich weiß nicht mehr, wie die Beteiligten heißen, aber die Geschichte ist in groben Zügen etwa wie folgt: Ein kleiner deutscher Unternehmer wollte einen Dieselflugmotor zugelassen bekommen, und da bekam er einen Auflagenkatalog von der zuständigen Aufsichtsbehörde. Eine der Auflagen war eine Begehung der Fertigungsanlagen, und bei dieser wurden so Sachen wie ein öliger Putzlappen auf einer Werkbank als Begründung für die Verweigerung der Zertifizierung herangezogen, obwohl ansonsten weitgehende Zulassungsfähigkeit des Motors und des Unternehmens bescheinigt wurde.
Der Hersteller bekam keine Zulassung für Europa, aber weil er die Weltmarktsituation kannte, bemühte er sich um Zulassungen für Australien und Südostasien, die er auch bekam, und es fliegen dort mittlerweile viele alte Pipers und Cessnas herum, die an Stelle der original eingebauten Benzinmotoren einen solchen Diesel haben.
Die Sache ist bestimmt schon 20 Jahre her, aber man kann sich da seine Gedanken machen.
Eine ähnliche Sache ist mir noch zu Ohren gekommen, nämlich daß ein Dieselflugmotorenbastler nach erfolglosen Bemühungen um Zulassung sich scheinheilig bei Daimler-Benz alle möglichen Garantien und schriftlich bestätigte Zusicherungen für die Zuverlässigkeit eines Daimler-Stationärmotors geben ließ, diesen Stationärmotor alsdann aller Zusatzaggregate entkleidete, diese durch luftfahrttaugliche Teile ersetzte, und dann eine Zulassung als Flugmotor beantragte. Nun hatte er sich listigerweise gerade diejenigen Eigenschaften des fraglichen Motors vom Hersteller bescheinigen lassen, die für die Luftfahrttauglichkeit entscheidend waren... Den zunächst postwendend erteilten Ablehnungsbescheid konnte er dann an Daimler-Benz weiterleiten, und dieser Laden läßt sich sein Zeug natürlich nicht so einfach madig machen, und damit hatte der kleine Motorenschmied die Hebelwirkung des heimtückisch eingespannten großen Bruders...
Ob er damit letzten Endes Erfolg hatte, weiß ich jetzt nicht mehr, aber es könnt' schon sein
Dieter (die zwei Legenden hat mir ein hobbyfliegender Maschinenbauer und Motorradfahrer erzählt - Se non è vero, è ben trovato)
Zitat von decet im Beitrag #31Eine ähnliche Sache ist mir noch zu Ohren gekommen, nämlich daß ein Dieselflugmotorenbastler
Thielert AG?
Ich weiß nicht mehr, wer's war. Thielert ist ja mittlerweile gut im Geschäft, mir schwirrt aber irgendwas Einsilbiges im Kopf herum, Pflug oder Huf - vielleicht hat mir der Erzähler auch gar keinen Namen genannt.
Zitat Ein kleiner deutscher Unternehmer wollte einen Dieselflugmotor zugelassen bekommen, und da bekam er einen Auflagenkatalog von der zuständigen Aufsichtsbehörde. Eine der Auflagen war eine Begehung der Fertigungsanlagen, und bei dieser wurden so Sachen wie ein öliger Putzlappen auf einer Werkbank als Begründung für die Verweigerung der Zertifizierung herangezogen, obwohl ansonsten weitgehende Zulassungsfähigkeit des Motors und des Unternehmens bescheinigt wurde.
Der Hersteller bekam keine Zulassung für Europa, aber weil er die Weltmarktsituation kannte, bemühte er sich um Zulassungen für Australien und Südostasien, die er auch bekam, und es fliegen dort mittlerweile viele alte Pipers und Cessnas herum, die an Stelle der original eingebauten Benzinmotoren einen solchen Diesel haben.
Die Sache ist bestimmt schon 20 Jahre her, aber man kann sich da seine Gedanken machen.
Moin Dieter,
ich fürchte, da vermischen sich so einige Geschichte. In Australien fliegen keine Dieselmaschinen und trotzdem stimmt fast alles von den Sachen, nur im anderen Zusammenhang.
Die Sache mit dem öligen Putzlappen (in Kombination mit einem nicht korrekt aufgestellten Feuerlöscher allerdings) ist bei keinem geringeren, als Porsche passiert. Porsche hatte damals den PFM 3200 (Porsche-Flugmotor) gebaut und mit sehr viel Mühe versucht, durch die Zulassung zu kriegen. Ich bin überzeugt, sie hätten auch weiter gemacht, wenn ihre Marktvorstellung in Erfüllung gegangen wäre, aber so war die Story mit der schief gegangenen Prüffeldabnahme gerade richtig.
Übrigens hat sich nicht nur Porsche darüber aufgeregt. Der Ex-Kunstflugweltmeister Walter Extra hat nach einigen Versuchen, seine Extra zuzulassen, es irgendwann dran gegeben und das Ding rein als sog. "Experimental" verkauft. Der Erwerber darf dann keine Fluggäste gewerblich mitnehmen und hat auch noch andere Auflagen zu beachten.
Auf der ILA wollten sie im irgendwann das Zertifikat überreichen, weil die Behörde meinte, nun seis doch erwiesen, daß das Dingen fliegt. Er hat das Zertifikat genommen und statt einer Dankesrede vor der Weltpresse erläutert, was in Germany eigentlich los ist luftfahrtbehördenmäßig. Da sind anschließend aber Köpfe gerollt. Trotzdem hat sich nicht wirklich viel geändert. Wir Amateurbauer, wir haben inzwischen Erleichterungen und dürfen das ein oder andere, was früher nicht ging.
Thielert ist leider nur über die Insolvenz gut ins Geschäft gekommen. Wir haben ein Forumsmitglied (ich glaube Pupsi wars), der bei diesem Herrn schon angestellt war und (ich sach jetzt mal nicht, was er über ihn gesagt hat).
Der Insolvenzverwalter der Thielert AG mußte leider den Kunden offenbaren, daß sie eben nicht - wie von Thielert versprochen - nach Ablauf der Stundenlaufzeit einen neuen Motor bekommen zum Preis der normalen Überholung, sondern daß sie eine neue Maschine mit Neupreis zu kaufen hätten Für einen Verein, der sein ganzes Geld zusammengelegt hat für die Umrüstung einer Maschine ist das gleichbedeutend mit dem Aus ! Aber es gibt kein Zurück, man muß dann zahlen, wenn man fliegen will. So konnte der Laden gerettet werden.
Thielert hatte zunächst die Motoren des Baby-Benz umgerüstet und auch versucht, mit Mercedes zusammenzuarbeiten. Man hat sich teilweise auch drauf eingelassen und es inzwischen bereut. Es klappt nun mal nicht so einfach. Schwungscheibe ab, Propeller dran und wir fliegen ist die Basis des Traums, aber real hatten die Daimler-Motoren Kurbelwellenbrüche und Schlimmeres. Sie sind einfach nicht für diesen Service gebaut. Inzwischen ist der Thielert-Motor 98% eigene Konstruktion und erinnert nur noch optisch an den Mercedes.
Thielert hat aber auch noch andere Sachen hingekriegt, wie z.B. das Land Sachsen um einige Milliönchen erleichtert für Dinge, die nachher nicht funktionierten. Die Zeit der Wende war ideal dafür.
Na, vielen Dank, Du weißt ja da erheblich mehr als mein Gerüchtelieferant , aber man kann es drehen und wenden, wie man will, mit diesem Zertifizierungswahn wird hier wie da Mißbrauch getrieben. Wenn die diversen Zulassungsverfahren wirklich für funktionierende Qualitätskontrolle sorgten, dürfte es eigentlich in der Luftfahrt nie wieder zu technisch bedingten Störfällen (sic) kommen. Mir entsteht da ein unguter Eindruck, daß das ganze System auch für Konkurrenzkontrolle genutzt wird.
das ist absolut wahr. Man betritt heilige Hallen bei sowas und dort wird keiner so einfach reingelassen.
Es gibt in U-Tube eine Dokumetation über den Triebwerksbau bei Rolls-Royce. Der ist in mehreren Teilen und lang, wie ein Fernsehbeitrag. Am Anfang etwas nervig, aber dann später superinteressant. Da kriegt man aber mit, wie jeder einzelne Mitarbeiter nach absolut fest gefügten Prozeduren arbeiten muß.
Aber trotzdem hätte es beim Airbus 380 fast die Katastrophe gegeben. Ein so komplexes Ding wie ein Verkehrsflugzeug ist einfach wahnsinnig schwer sicherheitstechnisch in den Griff zu bekommen. Alles andere kannst Du abstellen und erstmal Päuschen machen und überlegen, beim Flieger darfst Du das erst nach dem erfolgreichen Abbremsen nach der Landung.
Ich hab' da ja nicht die geringste Ahnung von, und es ist sicherlich grundsätzlich richtig, daß irgendwer mit Ahnung den Leuten, die irgendwas bauen/vermarkten/unter die Leute bringen auf die Finger guckt, damit da nicht richtig Mist passiert - aber irgendwann regulieren wir uns noch so oder so zu Tode ...
Dieses Forum ist hellwach, und hat alle fünf Sinne beisammen: Unsinn, Schwachsinn, Frohsinn, Blödsinn, Wahnsinn ...
Zitat von Caferacer59 im Beitrag #42Wännä, ich hoffe die können dich gebrauchen und du kannst sie davon überzeugen.
Gruß Andy
Nee,
ich sehs nicht. Ich war rel. schnell wieder draußen. Für die Arbeiten, die gemacht werden müssen, brauche ich anderer Papiere und den Entwicklungskram mit Nachdenken etc. macht der Chef selber. Der kann das - und mit Sicherheit nicht schlechter, als ich.
Ich muß darüber hinwegkommen. Das wird nicht einfach. Seit ich mich für das Studium der Verfahrenstechnik entschieden habe und nicht für Flugtriebwerkebau (wie ursprünglich geplant) bereue ich diesen Weg und versuche, irgendwie doch noch aufs Gleis zu kommen.
Aber mit 54 muß man auch mal realistisch werden können. Es ist gleichzeitig die Erfüllung eines Traumes, in solch einer Firma sein zu dürfen und gleichzeitig die nicht so ganz unerwartete Zerstörung des Traumes, weil es eben nicht geht.